Aber jetzt kommts:
Ich fühl mich musikalisch ausgenudelt.
Mir fehlt oft die Motivation zum Üben egal ob Bass oder Gitarre oder Gesang, ich bilde mir ein, dass ich keine Zeit hätte Songs zu schreiben.
Ok. ich habe vier Kinder und ne Frau und ein Eigenheim.
Aber ich weiß, ich müsste üben, für meine Leidenschaft Musik, ich will endlich als Gitarrist ernstgenommen werden und keinen Komplex mehr vor mir her schieben.
Ich will (noch) bessere Songs schreiben. Mehr über Harmonielehre lernen.
Ich will auch noch andere Musiker kennen lernen, jammen, Magie spüren.
Gemeinsam Spaß haben ohne Egozentrische Poser, die dir ständig beweisen wollen, dass sie besser sind. (davon hatte ich echt genug)
Kurzum mir fehlt die Kraft. Wie finde ich wieder mehr Freude an der Musik?
Neben meiner Familie ist sie die zentrale Größe in meinem Leben.
Oder mache ich mir was vor?
Vielleicht habt ihr ne Idee für mich, ein bisschen Seelenmassage für mein Luxusproblem.
Vielleicht sagt ihr auch: heul doch. Und dann ist das auch ne Antwort.
Wenn ich etwas wirklich an diesem Forum schätze: Ist es diese aufrichtige Offenheit unter uns.
Grüße
willy
Hallo Willy!
Jo, hinter jeder Geschichte steckt ein ganz individuelles Einzelschicksal. Jeder Erzähler ist anders, hat einen anderen Background, kommt aus anderen Verhältnissen, hat andere Überzeugungen, Erlebnisse und Empfindungen und die jeweilige Geschichte ist der Spiegel dessen. Immerwieder werden neue Ecken "des Ganzen" von individuellen Erlebnissen beleuchtet, geben diesem Thema immer mehr Farbe und neue Facetten!
Dieser Thread lebt davon. Er wird immer reicher und wertvoller dadurch. Er lebt von den Reflexionen, die einen selbst veranlassen hier zu schreiben und was man schreibt (so offen und ehrlich, wie jeder das zulassen mag) und den Reflexionen derer, die die Geschichten lesen, die Paralellen sehen, berührt werden - mancher auch nicht! - sich auch als Antwortende einbringen und sich investieren. Gedanken machen ......
Ich finde es immerwieder höchst interessant und spannend und auch überraschend, hier einen Einblick in einen Teil Eurer History zu bekommen und nachempfinden zu dürfen. Da ist nix, wofür wir uns schämen bräuchten und nix, was uns hindert offen zu sein - außer wir sind so "gebacken", also, bis zu einem gewissen fixen Punkt, wo wir per eigener Entscheidung bewusst, oder unbewusst eine Grenze ziehen, was wir anderen mitteilen wollen und was nicht! Auch okay!
Das ist schon soviel mehr, als was so sonstige rein sachliche Threads zu irgendeiner sachlichen Thematik hier hergeben können. Hier hat die Gefühlsebene, wie auch im wirklichen Leben, ihre Daseinsberechtigung und es ist gut und hilfreich hier nix leugnen zu müssen, sondern authentisch sein zu dürfen, ja zu wollen!
Einer fing an und immer mehr trauen sich mit der Zeit. Ich weiß nicht welcher Zauber dem zu Grunde liegt - ich denke, es ist einfach Ehrlichkeit, die rüberkommt, zu sehen, dass man nicht alleine ist, Antworten und Meinung zu seiner Geschichte bekommt, dass niemand sich lustig macht, ob das nicht zu banal sein könnte, ect. ...... und etwas, was ich mir nicht zu erklären vermag: man kann noch so dizipliniert an das Niederschreiben seiner Geschichte rangehen und versuchen völlig sachlich zu bleiben, aber die eigene Schreibe verselbständigt sich.
So habe ich den ersten Teil Deiner Geschichte gelesen und auch mich darin z. T. wiedergefunden, logo, weil uns was verbindet! Die Musik!! Völlig egal, dass dieser Thread jetzt in der Gitarristenecke entstand - das Instrument spielt nur eine sekundäre Rolle. Aber leider findet man den Thread nunmal nur hier, dann verschwindet er wieder in der Versenkung, aber taucht auch immer wieder auf.
Zum zweiten Teil Deiner Geschichte: da ist nix, was irgendeine Teesocke von Dr.Dr.Dipl.Soz.Päd. groß analysieren müßte, was Du nicht selber könntest.
Deine Blockade zur Zeit kann auch mit Deinem spezifische Alter zusammenhängen, das manchmal wirklich ein Scheiß-Blues sein kann und RICHTIG zwiebelt!
Soll mir keiner erzählen, Männer hätten keine "Wechseljahre" (nicht wie die Frauen, is klar! Anders eben!
) in der sie eine Zesur ziehen, zurückblicken, unzufrieden sind - warum auch immer -, sich nach Veränderung sehnen und gleichzeitig fürchten und sich z. T. auch in den Verantwortungen des täglichen Lebens vermeintlich gefangen fühlen. Normal! Die Reaktionen darauf sind wichtig: sich ergeben bis aufzugeben, oder was verändern!
Die große Sinnfrage .....?
Ich mal Dir mal ein "Bild" - Malerei ist ja, wie alles Kreative, ebenfalls von großen Ausdruck:
Arbeit, immer dergleiche Ritt und Trott, heute mal wieder Stress mit XY, wie jede Woche ..... ahh, völlig verpeilt: heute ist Studiotermin, Feierabend, schnell nach Hause, duschen, umziehen, schon völlig auf eine andere Welt eingestimmt, schon auf dem Sprung, schnell noch den lästigen Papierkram kurz durchgucken, hängenbleiben, ärgern, ihn erledigen, lochen, heften, zur Uhr gucken: Scheiße!, sich aufregen über die Post, den Nachbarn, die Spritpreise, die andere verzapfen und Dir auf's Auge drücken, dann noch ein Ticket in der Post, wegen zu schnell Fahrens, wo Du dachtest, das Thema wäre längst durch und die hätten Dich wohl nicht erwischt, "ich muß los", Tochter nach Tochter tanzt an, weil heute Taschengeldtag ist + Sonderwünsche, die Dir nicht so einfach vergönnt sind, weil Deine Steuerklärung keinen netten Geldsegen brachte, sondern eine unerhörte Nachzahlung
, morgen hat die mittlere Geburtstag ........... so, Scheiß drauf, Du willst los und Deine Frau fragt, ob Du auf dem Hinweg noch schnell beim Supermarkt vorbei könntest, nochmal aufregen und zur Antwort bekommen: wem koche ich denn morgen Euer aller Lieblingsgericht?
Du bist hart im Nehmen, Du machst, Du tust, Du glättest die Wellen, schnappst Dir die Klampfe, das Sax, den Bass, was auch immer und bist schon fast über die Zeit, rennst zum Auto, fummelst in der Tasche und findest den Schlüssel nicht. Nach 15 Minuten vergeblichen Suchens unter der Couch bis hinter'm Kühlschrank, merkst Du: das Scheißteil war doch in Deiner Tasche .... und eigentlich haste eh kein Bock mehr, weil Du Dich an Begebenheiten von Probeterminen davor erinnerst, diese Hackfressen, ich kann sie alle nicht mehr sehen! Musik verbindet? Haha, Musik ist mein Problem (unter Verkennung der Tatsachen, nicht was Deine Band angeht, sondern generell) ..................... das Meeting morgen im Geschäft liegt Dir heute schon im Magen ......der blöde Rasen wäre heute auch spätestens drangewesen, seit 2 Wochen schon! ............ Luxusprobleme?, weil es Euch nicht schlecht geht und Du alles Wichtige zu haben scheinst? Mitnichten!
Du schleppst Dich einigermaßen lustlos zum Studiotermin, kommst auf den Weg dorthin etwas zur Ruhe, erinnerst dich an den internen Stress dort, bist eine halbe Stunde zu spät und so wirst Du auch empfangen ......... und tausend mal berührt, tausendmal ist nix passiert. Heute platzt Dir vielleicht der Kragen, oder Morgen, oder Übermorgen, oder nie!
Was soll den das Posen im Studio? Dieser Vollidiot! Innerlich bist Du auf 180, äußerlich gelassen lächelnd.
Ob das Bild so oder anders ist, oder gänzlich nicht stimmt, ist völlig egal!
Du bist ausgeluscht, hast keinen Bock mehr und das was Du Deine zentrale Größen nennst in Deinem Leben, Deine Famile und die Musik, werden zur Belastung, die Dir ohne böse Absicht so vielleicht mehr Kraft nehmen, als sie Dir geben!
Wenn Du nur könnest, wie Du wolltest, würdest Du sicherlich lieber ein Jahr Auszeit nehmen, Dich auf die Harley schwingen und 1 Jahr alleine von Alska nach Feuerland und zurück jetten, kann ich mir (übertriebenerweise) sehr gut vorstellen.
(Bring mir einen Schrumpfkopf aus dem Dschungel von Gujana mit, wenn Du in die Ecke kommst.
)
Nee, geht doch nicht!! Aber was geht, ist ein paar Gänge zunächst mal dauerhaft runterzuschalten, zur Ruhe kommen, Prioritäten neu zu definieren und zu handeln, wenn Du wieder eigenverantwortlich handeln willst, statt nur zu funktionieren!
Was Dir bleibt, ist Deine Familie und die Musik! Macht's Euch gemütlich, mach Urlaub (vielleicht gerade von Deiner Band, dass wird sich zeigen), nimm, wenn Du kannst und willst eine andere Arbeitstelle an, zieh um, veränder Dein Leben ..... schmeiss unnötigen Ballast von Board und vielleicht falsche Freunde aus Deinem Leben! Triff wieder vollständig eigene Entscheidungen und laß Dich nicht fremdbestimmen. Du bist in erster Linie für Dich verantwortlich.
Und irgendwann erinnerst Du Dich ans Songwriting, an das Singen, an die Akustische im Koffer - lange nicht gespielt - und fängst für Dich an, wenn die Zeit reif ist, wieder zu klimpern an und die positiven Energien wieder zu spüren und fliessen zu lassen.
Ziemlich überzogen, nimm's mir nicht übel, ich mein ja nur!
Nimm halt aus dem Mördertext, was Dich anspricht und handele für Dich als wichtigste Person, alles andere kommt von selbst.
Wenn Du Dich hinsetzt mit Deiner Klampfe und einfach spielst und der Funken springt dauerhaft nicht mehr über z. Z. (Du hättest aber Bock drauf), dann ist es Zeit darüber nachzudenken, wie Du Deine "Burn-Out-Blockade" wieder auflösen könntest.
Als hochsensibler, stimmungsabhängiger Kunstschaffender wirst Du das konstruktive Ventil, durch das Deine Vibes energisch fliessen sollten, irgendwann wiederfinden, wenn Du Dir die Zeit läßt und wieder pure Energie tanken! Dazu brauchste letztendlich noch nicht einmal eine Band!
Vielleicht auch alles Quatsch, jedenfalls liebe Grüße.
Axel