Ich weiß nicht, ob in diesem Thread überhaupt erwünscht ist, was ich im folgenden schreibe, da es wohl mehr mit meiner Gedankenwelt im weitesten Sinne als mit Musik zu tun hat. Und trotz (oder auch gerade wegen) der gewissen Anonymität, die das Board, trotz der Gemeinschaft die es ist, immernoch bietet, möchte ich euch daran teilhaben lassen. Es gibt keinen rationalen Grund dafür, aber ich habe einfach das Bedürfnis es in diesem Thread niederzuschreiben. Ich bitte um Verständnis!
Ich habe ja schon ein paar mal hier in diesem Thread etwas geschrieben und zumindest beim letzten Mal muss es euch vorgekommen sein, wie ein Leben, das sich viele Musiker wünschen.
Dies ist zwar auch das Leben, dass ich mir erhofft hatte, als ich angefangen habe Musik zu machen - trotzalledem trägt es im Moment kein bisschen zur Erfüllung meiner Selbst bzw meiner Befriedigung teil...
Fakt ist, ich bin süchtig (wonach, darauf möchte ich hier nur ungern genauer eingehen und ich bitte euch auch, nicht weiter in diese Richtung zu fragen).
Und diese Sucht sorgt dafür, dass mein Leben, so toll es nach Außen hin auch seien mag, praktisch an mir vorbeizieht, wie die Landschaft, wenn man in einem Zug sitzt. Ich bin zwar Teil dieses Lebens, nehme aber nicht wirklich daran Teil, sondern sehe es nur als trüben Schleier vorüberziehen
Ich habe (noch) keine Geldnöte oder körperliche Beschwerden (die Abhängigkeit mal außen vor gelassen), doch ist es so, dass psychische Schmerzen doch meistens die schlimmsten sind. Die Sucht könnte mein Leben zum erliegen bringen und meine Zukunft gefährden - sowohl privat als auch beruflich/existenziell.
Im Moment habe ich, was ich mir vor schon einiger Zeit erarbeitet habe, es geht aber nicht weiter vorran - mein Leben stagniert. Ich kriege nichts gebacken und lebe nur für den Tag (im negativen Sinne!), wenn nicht sogar nur "für die Stunde". Ich habe Angst, dass, sollte einmal ein tiefgreifender Einschnitt in mein (berufliches) Leben kommen, ich nicht fähig bin, mit diesem umzugehen und somit alles verliere, was ich mir vorher aufgebaut hatte.
Auch mein Privatleben steht auf der Kippe. Meine Freundin ist im Grunde die einzige, die von meinem Problem weiß und auch sie wird sehr dadurch belastet. Nach mehreren Versuchen stellte sie mir nun gestern ein Ultimatum. Sie meinte, sie hätte nicht mehr die Kraft, mir bei meinem Problem zu helfen, vorallem da sie zur Zeit selbst, eine sehr sehr stressige Zeit in ihrer Karriere durchläuft. Ich habe nun also einen Monat Zeit, selbst meiner Sucht herr zu werden bzw sie wenigstens einzudämmen und auf den richtigen Weg zu kommen. Und ich habe Angst, dass ich das nicht schaffen werde - vorallem da ich auch eine gewisse Emotionslosigkeit gegenüber "Horrorszenarien" bzw Vorstellungen meiner Zukunft, entwickeln zu scheine.
Auch ist es dieser Murmeltier-Alltag der mich zu vVerzweiflung treibt. An einem Abend wenn ich im Bett liege bin ich zuversichtlich, ja beinahe schon euphorisch, dass "ab morgen" alles besser wird und stelle mir vor, wie toll mein Leben sein könnte. Doch wache ich am nächsten morgen auf, läuft alles noch vll 3 Stunden gut - dann schleichen sich erste Gedanken wie "ein allerletztes mal noch?" oder "von 100 auf 0 geht sowieso nicht..." in meinen Kopf - das Ganze endet schließlich damit, dass ich doch wieder Befriedigung für meine Sucht suche und mir dann, wenn es passiert ist, sage, dass der heutige Tag eh schon verloren ist, ich also nochmal auf den Putz hauen kann und dann "ab morgen" mich am Riemen reiße... Und so fort.
Dann gibt es aber auch immer wieder Momente, in denen ich der völlig klaren Selbsreflektion fähig bin und einfach nur entsetzt bin, was aus dem willenstarken, disziplinierten und begabten (ja, auch meine Fähigkeiten an den Instrumenten beginnen unter meiner Sucht zu leiden, nachdem sie Anfangs sogar ein gewisses Hoch erlebt haben...) Menschen geworden ist, der ich einmal war.
Zu professioneller Hilfe konnte ich mich bis jetzt ebenfalls nicht aufraffen. Es ist schwer zu erklären, aber trotz meiner unzähligen, kläglich gescheiterten Versuche, bin ich doch immerwieder der Meinung, dies alleine bewältigen zu müssen.
Ich hoffe, ich bin euch mit dieser Ausschüttung meiner Gefühle/Gedanken nicht zu nahe getreten, aber das musste einfach sein...
Ich hoffe ihr entschludigt mein kaum langes
rolleyes
Zitat, aber ich muss mich jetzt hier einfach wieder zu Wort melden.
Vor gut 2 Monaten habe ich obigen Post hier abgesetzt, habe euch Einblicke gewährt in meine zu diesem Zeitpunkt furchtbare Lebenssituation. Ich war deprimiert, gefangen im häufig beschriebenen Kreislauf der Sucht (von dem man erst wirklich weiß wie hilflos man in dieser Situation ist, wenn man sie selbst erlebt hat...), am Ende meiner Kräfte und hatte das Aus des Lebens, dass ich mir zuvor aufgebaut hatte schon im Blick.
Doch kurz darauf, hatte ich ja nochmal gepostet, dass ich es nach obigem Post geschafft hatte und wirklich einige Tage absolut clean geblieben bin. Im Grunde kein Grund zur vorzeitigen Freude bzw kein großer Erfolg. Doch wie sich herrausstellen sollte, war es sehr wohl ein Erfolg. Denn dieser Lichtblick half mir, zu mir selbst zu finden, mir ein für alle mal zu schwören diesem Teufelskreis ein Ende zu setzen.
Und nun, sitze ich hier und kann mit Fug und Recht behaupten, seit eben jenen Post oben nie mehr in Kontakt mit "meiner" Droge gekommen zu sein. Auch verspühre ich keinerlei Verlangen mehr und kann sogar problemlos daran denken bzw damalige Gefphle in Erinnerung rufen, ohne irgendeine Regung im "Glückszentrum" meines Hirns zu verspüren.
Auch kann das Zeug auf dem Tisch vor mir liegen, und es juckt mich nicht! Und dieser Umstand macht mich im Moment glücklicher, als ich es jemals zuvor war! (Trotzalledem gehe ich derartige Wagnisse natürlich nicht ohne Aufsicht ein, denn eine Sucht besiegt man im seltensten Falle in 2 Monaten... Dennoch, meine Zuversicht ist ungetrübt!)
Und nicht nur das, seit ich aus dieser Falle draußen bin, ist meine Lebenseinstellung und meine Zuversicht allgemein, nicht nur wieder auf dem Niveau von vor der Abhängigkeit; nein, sie ist positiver und größer! Wo ich früher hart arbeitend und mit viel Stress zu meinem Erfolg gekommen bin, habe ich heute das Gefühl, völlig unbeschwert leben zu können, ohne mir groß Gedanken über evtl finanzielle Gefahren machen zu müssen.
Auch ist der alte Erfolg schon wieder am Horizont zu erkennen, ich kann wieder wie früher mein Geld ausschließlich mit Musik verdienen und die Situation wird laufend besser.
Zusätzlich habe ich mich entschlossen, jetzt doch noch parallel ein Studium zu Beginnen, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein.
Auch privat kann ich beim besten Willen nicht klagen, meine Freundin, mein Freundeskreis, meine Familie, alle haben zu mir gehalten und mich unterstützt, niemand der sich abgewendet oder distanziert hat.
Kurzum, im Moment kann ich mir nicht vorstellen, wie es hätte besser laufen können, ich blicke voll Zuversicht und absolut glücklich in die Zukunft, bereit mich selbst und meine träume zu verwirklichen und jede weitere Aufgabe zu meistern, die mir das Leben stellen wird!
Auch euch Danke ich auf ganzem Heren für eure zahlreichen Antworten und eure Akzeptanz. Sollte ich in der Zukunft wieder fähig sein, völlig offen über die genaueren Aspekte meiner Sucht zu sprechen, werde ich euch auch gerne daran teilhabenlassen, um diese, meine, Geschichte zu vervollständigen.
Liebe Grüße
Moor