Hallo Gedankenthread,
Ich denke, dass ich mir künftige Besuche dieses "Musiker-Stammtisches" sparen kann.
Hi Cosmo,
traurig ist das, wenn man bedenkt, wieviel Erfahrung und Potential durch diese alte-Männer-Ängstlichkeit verschenkt wird.
Allerdings habe ich diese Einstellung auch schon bei deutlich jüngeren Gitarristen angetroffen und umgekehrt mit Gitarristen in der Senior-Liga (vom Alter) gespielt, die total offen für alles waren und locker mit ihren spieltechnischen Grenzen umgegangen sind.
Ich glaube, der Druck, der auf Gitarristen lastet, ist immens.
Kein Instrumentalist bekommt soviel Aufmerksamkeit , wie der (Solo-) Gitarrist.
Wobei der Gitarrist oft Gitarrist wurde und ist, um genau das zu erreichen.
Fast alle Gitarristen wissen: "Die anderen kochen auch nur mit Wasser"
Aber der Großteil der Eierschneider-Bediener mit denen ich zu tun hatte, litt unter der Tatsache sich, bezogen auf dei Spielweise nur noch selbst zu reproduzieren.
Mit steigendem Lebensalter sind es dann nicht nur biologisch bedingte Begrenzugen die eine Weiterentwicklung hemmen oder unmöglich machen.
Der Rückzug in den Alt-Rocker-Elfenbeinturm ist unumgänglich und geht einher mit einer für die Jüngeren fühlbaren Arroganz, die mMn aber viel mit Angst und Unsicherheit zu tun hat.
Mein Vater will auch die Bedienungsanleitung seines DVD- Recorders nicht lesen und verstehen. (Filme aufnehmen, würde er aber gerne.)
Ich kenne einen hervorragenden Gitarristen, (Mitte 40) der seit 25 Jahren fast ausschließlich verschiedene Cover-Projekte macht und sich darüber hinaus nicht traut, mit Musikern seiner Liga mal was Neues anzufangen.
Er spielt absichtlich unter seinem Niveau- warum nur?
Weil er sich festgefressen hat, und nicht damit konfrontiert werden will, etwas Erforderliches nicht spielen zu können, oder üben zu müssen.
Schade.
Gitarristen sind die (neben den Sängern) Frontmänner (sorry Mädels) der Rockmusik.
Das ist eine Rolle, die so manchem zu exponiert ist- Der Reiz, das große Rad zu drehen ist aber riesig- oder?
Sänger haben den Vorteil, ein einzigartiges Instrument zu bedienen.
Die stimmlichen Eigenarten und die mehr oder minder vorhandene (lyrische) Qualität der vorgetragenen Texte machen das Geschäft des Sängers und der Sängerin deutlich exklusiver.
Der Gitarrist hat immer ein Stück Holz mit ein paar Drähten drauf. Was er rausholt, ist seiner finanziellen Potenz
, seinem Fleiß und auch seinem Talent geschuldet.
Wie viele Altrocker (und nicht nur die) fürchten, als Dilettant entlarvt zu werden?
Wer guckt dem Gitarristen auf die Finger?- die Gitarristen!
In meiner Wahrnehmung ist hier bezogen auf Rockmusik der Konkurrenzdruck am stärksten.
Und das ist echt nicht nötig- das macht vieles kaputt.
Ist es schlimm, wenn ein Gitarrist nicht weiß, was eine Pentatonik ist, wenn er diesen "Mangel" mit den Ohren und den Fingern ausgleicht?
Muß er kalte Füße kriegen, wenn von Harmonielehre die Rede ist?
Cosmo: vielleicht ist es den Aufwand nicht wert, es erfordert auch 'ne Menge Mut aber die alten Herren sollte man nicht aufs Altenteil abschieben.
Die haben ganz schön viel zu geben. Damit müssen sie unbedingt konfrontiert werden, bevor sie den Löffel abgeben.
Das Generationsübergreifendes Musikmachen und über- Musik- philosophieren sehr erbaulich ist, beweist dieser Thread. Deshalb auch mein Dank an die außergewöhnlichen Vertrauensbeweise von Lynn und Rob. (Nicht nur) die beiden stärken meinen Glauben an die kreative Kraft der Jugendlichkeit (sprach der Rock-Opa
)
Ich bin sehr dafür Egomanie bloßzustellen und Ehrlichkeit und Vertraulichkeit unter Musikern zu fördern.
Viele Bands würden geiler grooven, wenn die Angst vor Peinlichkeit und Unzulänglichkeit abgebaut werden könnte.
Außerdem hätten viele Mukker dann kein Alkoholproblem. (OK- nur ne Vermutung)
Jetzt nehmen sich alle Gitarristen an der Hand und feiern ein großartiges Instrument....
Grüße
der willy