Huch, habe ich den Thread jetzt verstopft ?
Das habe ich nicht gewollt!
Ich erzähl mal weiter.
Ein Schlüsselerlebnis ist mir stark in Erinnerung geblieben:
Wir hatten ein Probenwochenende auf dem Land und dort in irgendeinem Kaff am Ammersee trat eine Amateur-Bigband auf.
Die Bigband war ganz ok, aber keine besonderen Spieler. Wir waren auf unseren Instrumenten garantiert besser und spielten auch besser zusammen.
Aber der Sound.
Wenn sich ein paar Bläser zusammensetzen, dann gibt es eben den entsprechenden kraftvollen Sound
und wir im Vergleich mit unseren fiepsigen Akkordeons
Nach diesem Konzert diskutierten wir, wie wir unseren Sound kraftvoller, perkussiver, also eben Bläser-ähnlicher gestalten konnten, aber zu einer befriedigenden Lösung kamen wir nicht.
Tonabnehmer an die Akkordeons dranbauen und verstärken wäre eine Möglichkeit gewesen, aber verstärkte Akkordeons klingen nicht wirklich toll. Und 6 Akkordeons verstärken? Das wäre massiver finanzieller und organisatorischer Aufwand gewesen.
Also gestanden wir uns (wieder mal) zähneknirschend unseren Akkordeon-Sound ein.
Eine Spielerin begann bald darauf mit Saxophon-Unterricht.
Ein weiteres Problem war, dass wir älter wurden. Nicht, dass wir zu klapprig zum Spielen wurde, es war das Zeitproblem. Wir beschäftigten uns immer mehr mit unserem Familienleben und das Üben kam zu kurz. Das gefiel unseren Leitern nicht, die wollten, dass wir uns musikalisch weiterentwickelten. Ihre Arrangements wurden immer komplexer und schwieriger und die Proben wurden immer unbefriedigender. Einen Rückschritt auf leichtere Stücke wollten sie nicht tun.
Dann zog die Spielerin, die Saxophon gelernt hatte, aus München weg. Das konnten wir durch eine Umschichtung der Parts noch kompensieren.
Aber dann kam der Hauptschlag: Unser Bassist war Zahntechniker gewesen, hatte sich aber auf ein Zahnmedizin-Studium gestürzt. Jetzt war er damit fertig und machte eine Praxis auf. Das bedeutete viel Zeitaufwand, und im Orchester, wo er ja auch spielte, wollte er nicht aufhören.
Also stieg er bei uns aus.
Mehre von Euch haben sicher schon die Erfahrung gemacht, dass es für eine Band schwer ist, einen guten E-Bassisten zu finden.
Könnt Ihr Euch vorstellen, wie schwer es ist, ÜBERHAUPT einen E-Bassisten für eine Akkordeon-Jazz-Combo zu finden???
Ich konnte nicht wieder auf Akkordeonbass umsteigen, da wir ja schon die andere Spielerin verloren hatten und die Stimmen sowieso schon ganz dünn besetzt waren. Also suchten wir eine Weile und als Einzigen fanden wir einen sehr jungen Bassisten, der erst ein paar Jahre Unterricht nahm. Er war mit den Bass-Parts, die ja auf einen sehr fortgeschrittenen Spieler ausgelegt waren, heillos überfordert. Vom Kontrabass konnten wir uns sowieso verabschieden.
Wir übten eher frustriert und verzweifelt weiter und hatten einen Auftritt bei der Hochzeit einer unser Spielerinnen.
Der war aber ernüchternd, es war im Vergleich zu eher grausig.
Es war unser letzter Auftritt.
Denn dann kündigte der Drummer an, dass er im Zuge seines Lebensmittel-Techniker-Studiums für mindestens ein Jahr nach Kanada ging.
Daraufhin ließen wir es sein.
Wir machten ein Abschiedstreffen in einem indischen Restaurant in sehr melancholischer Stimmung. Die Schnuckel-Spielerin, in die ich mal verknallt gewesen war, hatte unsere besten Konzertaufnahmen auf CDs gebrannt und verteilte sie.
Das war vor 8 oder 9 Jahren. Seitdem habe ich nur noch die Leiter noch einmal kurz im Biergarten getroffen, die anderen nicht mehr.
Mein Vorbildspieler erzählte mir bei der Gelegenheit, dass er sein Akkordeon nicht mehr in die Hand genommen hatte.
Das hatte ich auch nicht. Nur bei ihm erschien es mir noch viel heftiger, denn er war von meinen Anfangszeiten an mein Vorbild gewesen (Säbeltanz, you remember?). Und er war soviel BESSER als ich und konnte auch improvisieren und alles
Wie konnte er nur nicht mehr spielen?!?!?
Ich bekam dann irgendwann eine Karte, dass unser Leiterpärchen geheiratet hatte, aber ich habe mich nicht gemeldet, um zu gratulieren. Weiß der Geier, warum!
Aus dem Verein bin ich natürlich auch ausgetreten.
Und als meine Tochter Klavier lernen wollte, habe ich NICHT unsere ehemalige Leiterin kontaktiert, die ja auch Klavierlehrerin ist.
Neulich fiel mir dann beim Aufräumen die CD mit unseren Aufnahmen in die Hände. Ich habe sie mir angehört und wurde SEHR sentimental.
Daraufhin habe ich mich entschlossen, hier zu posten.
To be continued