Wow, ist ja ganz schön ruhig geworden hier.
Wie letztes Mal berichtet, hatten wir im Ensemble nun unsere Optimalbesetzung und wir legten richtig los.
Hier mal ein kleiner Auszug aus unserem Programm (zusätzlich zu den bereits erwähnten):
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Take the "A" Train
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Night in Tunisia
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Take Five
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Macavity aus Cats
- Ein Latin Jazz-Arrangement von Barry Manilows
Copacabana
- Und das Arrangement unseres Orchesterleiters für
Sunny Side Of the Street. Das würde noch zu einem Problem für mich werden, aber dazu später.
- usw.
Wir legten uns auch das entsprechende Erscheinungsbild zu. Die Mädels bestellten sich einheitliche Hosenanzüge bei einem Versand und wir Jungs legten uns Lederwesten zu.
Das Ensemble 2 waren wir ja nicht mehr, nur noch das Ensemble, aber wir suchten noch einen spezielleren Namen. Deshalb nahmen wir die ersten beiden Buchstaben der Vornamen unserer Leiter und Jazz und bauten daraus Madizz.
In unseren Arrangements ließen wir nun genug Raum für entsprechende Akkordeon-, Klavier-, Bass- und Schlagzeugsoli. Vor allem die Schlagzeugsoli kamen sehr gut, da unser Drummer wie gesagt sehr fähig und auch hyperaktiv war. Der Renner war, als er aufstand und auf alles auf der Bühne eindrosch (inklusive Boden).
Bei Konzerten bestritten wir meistens die zweite Hälfte, denn wenn das Publikum erst einmal uns gehört hatte, wollte es den anderen Akkordeonsenf nicht mehr hören. :kotz:
Deshalb wurde das Verhältnis zu den anderen Spielern im Verein auch ein leichtes Problem.
Ich hatte begonnen, mich im Verein nicht nur musikalisch zu engagieren. Ich war mit im Vereinsvorstand und organisierte so mit, was eben als gemeinnütziger Verein alles zu organisieren ist.
Ich war bekannt für meine Meinung über bestimmte Bereiche der Akkordeonmusik und hatte mich einmal schon unbeliebt gemacht: Der Verein hatte ein Partnerorchester in einem kleinen Kaff in Baden. Dieses Orchester dort war der ganze Stolz des Kaffs, hatte dort die Gemeindehalle zur Verfügung, wie das halt bei Vereinen in so Nestern ist. Der Kontakt bestand durch einen unserer Orchesterspieler, der von dort stammte. Naja, den konnte ich sowieso nicht leiden, den spießig war gar kein Ausdruck für das was der war (und politisch in der CSU engagiert :screwy::screwy
und dieses Orchester aus dem Kaff konnte man nur als musikalische Katastrophe bezeichnen: Typisches Akkordeongedudel auf unterstem Niveau.
Es hatte sich schon eingebürgert, dass wir uns alle paar Jahre gegenseitig besuchten. Seit ich im Vorstand war, stimmte ich jedoch gegen diese Besuche, denn ich fand die Auftritte des Partnerorchesters bei unseren Konzerten nur peinlich. So richtig Freunde machte ich mir dann, als ich bei einer Mitgliederversammlung mich öffentlich gegen den Kontakt aussprach und mich weigerte, an einem weiteren Gegenbesuch teilzunehmen.
Uff! Das Orchester fuhr natürlich trotzdem, aber die von mir gewünschte Geste hatte ich gemacht.
Ja, und dann wieder mal das musikalische Problem für mich im Orchester selbst. Die Moldau war großartig gewesen, aber wie gesagt, standen viele Orchesterspieler auf den orginalkomponierten Mist und hatten sportliche Ambitionen, bei allen möglichen Wettbewerben teilzunehmen.
Und dann wollte das Orchester zur Abwechslung auch mal wieder Jazz spielen. Also wurde ein Big-Band-ähnliches Arrangement von
See You Later Alligator und Sunny Side ausgegraben.
Tja.
Wir Ensemble-Spieler hatten mit Rhythmus-Patterns geübt und hatten das Feeling.
Die Orchesterspieler nicht.
Besonders mein spezieller Freund (CSU), der in der 4. Stimme spielte, konnte nichts anderes als Humpftata-Rhythmus.
Also gabs Stress bei den Proben, da wir es nicht schafften zusammenzuspielen und die Orchesterspieler waren nicht in der Lage (und wollten auch nicht) sich mit den Rhythmus-Patterns rumzuschlagen. Also mussten wir Ensemble-Spieler in den sauren Apfel beißen und nach unserem Empfinden schlechter spielen, damit das Zusammenspiel gewährleistet war. Davon war ich total frustriert.
Ich fühlte mich deshalb und wegen der sportlichen Wettbewerbspläne im Orchester nicht mehr wohl und trat aus. Aus dem Vereinsvorstand wurde ich rausgewählt, da hatte ich mir zu viele Freunde gemacht.
Andere Ensemblespieler waren von Haus aus nicht im Orchester und andere traten auch aus (meistens aus Zeitgründen). So war bald der einzige Spieler, der in beiden Gruppierungen war der Bassist.
Das gab natürlich auch wieder Diskussionen, denn so gingen Spitzenspieler dem Orchester verloren. Es wurde über eine mögliche Regelung diskutiert, dass alle Spieler im Orchester spielen MÜSSEN, bevor sie in einer anderen Gruppierung spielen dürfen. :screwy:
Wenn das passiert wäre, wären wir geschlossen aus dem Verein ausgetreten.
Aber glücklicherweise wurde dieser Schwachsinn nicht beschlossen.
Wir wurden im Ensemble eine richtige verschworene Gemeinschaft, ein sehr enger Freundeskreis, da wir ja sehr viel Zeit miteinander verbrachten, auch ganze Übungswochenenden und wir klinkten alle so richtig ein. Dies kam auch durch die musikalische Gemeinschaft, denn wir verstanden uns beim Spielen inzwischen auch ohne Worte, die oft zitierte Empathie war da.
Unsere Leiter hatten auch noch enger zusammengefunden: Nach der Scheidung der Akkordeon-/Klavierlehrein waren sie ein Pärchen geworden.
Im Verein waren wir wegen der oben beschriebenen Entwicklung eher ein bisschen isoliert. Das hatten wir uns auch selbst zuzuschreiben, aber viel kam meines Erachtens auch vom Neid der anderen Spieler, besonders der ehemaligen Ensemble 1 Spieler.
Kann sein, dass das alles etwas hochnäsig daherkommt, aber
so habe ich es empfunden und so empfinde ich es immer noch.
To be continued