Fortsetzung von Nr.: #227, 231, 234
4. Teil
Ich lebte mit 11 Personen meiner Bezugsgruppe weiterhin in der WG. Innerhalb eines Jahres schrumpfte sie auf 4 Personen zusammen. Mit meinem Musikus und einem Pärchen zogen wir in ein kleineres Haus auf dem Lande. Mein Musikus fing ausgerechnet ein "Tächtelmächtel" mit der einzigen Frau unsrer Mini-WG an, die in festen Händen und Mutter süßer Zwillinge war. Das Haus hatte sich somit erledigt. Mein Musikus bekam ein neues Arbeitsfeld und ich machte einen Neustart mit dem Zwillingspärchen. Das war auch von kurzer Dauer, weil die Zwillingsmama wieder auf Männerfang ging und ihr Mann ausflippte. Er griff zur Flasche und wollte den Liebhaber eines Nachts angreifen, wo ich dazwischen ging. Das war dann auch das Ende vom Lied. Ich war übrig geblieben.
Ich zog wieder in eine WG und lernte meine Frau dort kennen. Eine ehemals drogenabhängige und eine begnadete Flötistin mit der ich, solange es zwischen uns stimmte, gute Musik machen konnte. Es ergab sich, dass ich meinen Arbeitsplatz wechseln konnte, um in Norddeutschland eine Therapieeinrichtung mit aufzubauen. Den Leiter der Einrichtung kannte aus meiner Nachsorgezeit. Er war dort als studentische Hilfskraft eingesetzt. Nach seinem Studium ging er in den Norden. Mit unguten Gefühl nahm ich meine Freundin mit ihren kleinen Sohn mit in den Norden. Wir heirateten und haben einen gemeinsamen Sohn. Ich arbeitete in der Drogentherapie, sie machte ihr Abitur und ich bestand die Nichtabiturientenpüfung (NAP). Die NAP ermöglichte mir eine berufsbegleitende Erzieherausbildung erfolgreich abzuschließen. Nach vier Jahren Katastrophenehe trennten sich dann unsre Wege und die Ehe wurde geschieden. Ich brauchte einige Jahre um die zerbrochene Ehe zu verdauen, obwohl ich die Trennung forciert hatte. Was mir blieb waren die beiden Jungs und sie verschwand in die esoterische Psychoszene. Auf meiner Arbeit entstanden Leitungskämpfe, die mir nicht in den Kram passten.
Mit zwei Balgen am Hals und einer unzufriedenen Arbeit entschied ich mich für ein Psychologiestudium. Dort lernte ich einen Kommilitonen kennen, mit dem ich mich auf Anhieb gut verstand. Wir fanden ein Haus und zogen zusammen. Er brachte seine Freundin und ihren gemeinsamen Sohn mit. Ich meine beiden Balgen. Er war ein Musikliebhaber und spielte sogar ein wenig Gitarre. Unsre Mini-WG bestand solange wie wir gemeinsam studierten. Immerhin 4 Jahre. Dann verschlug es mich in die esoterische Psycho-Szene. Ich entdeckte esoterische Musik zu spielen. Das gelang mir vorzüglich mit einem Pianisten. Außerdem hatte ich meine brutale Drogentherapie aufzuarbeiten. Das kostete Geld.
Für ca. 5 Monate zog ich mit meinen Kindern in eine esoterische 12 er WG. Meine Exfrau zog mit, das war auch gut so. Ich konnte mit ihr klären, dass sie die Verantwortung für ihren großen Sohn übernimmt und ich die, wie gehabt, für unseren gemeinsamen Sohn. Danach kümmerte ich mich um eine Arbeitsstelle, die ich wieder in Süddeutschland fand. Ich übernahm in einer Drogentherapieeinrichtung eine Urlaubsvertretung aus der eine Vollzeitstelle wurden. Den Leiter der Einrichtung kannte ich aus meiner Nachsorgezeit. Ich zog mit meinem Sohn dahin. Seit vier Jahren mal wieder anständiges Geld verdienen und Schuldenfrei zu werden, war ein geiles Gefühl.
Innerhalb kurzer Zeit zog ich mit einer Frau zusammen, die mich sehr liebte, ich sie aber nicht. Und trotzdem haben wir zwei Kinder zusammen, die allerdings bei ihr leben. Das zu zerlegen geht völlig am Thema vorbei, ich stehe zu meinen Kindern, habe auch einen sehr guten Kontakt zu ihnen und das trumherrum ist eine Verrücktheit mehr in meinem Leben. Wir mieteten ein großes Haus, aus dem ein Esoterik-Tempel entstehen sollte. In dieser Zeit entdeckte ich den Tanz, Tanz ist eine Markenzeichen der Esoterik-Szene. Ich machte eine berufsbegleitende Tanzausbildung und fühlte mich als einzigster Mann sehr wohl dabei. Es ging auch um die Psyche. Mit zu bekommen, dass ich eine positive Ausstrahlung habe, tat meiner Männerseele sehr gut. Bei aller Verrücktheit, half mir der Tanz, mein bisheriges Frauenbild zu verändern. Als nächstes beteiligte ich mich an einer Tantra-Jahresgruppe. Dort wurde ich auch gefeiert, aber in meinem tiefsten Innern blieb ich unglücklich. I
Inzwischen hatte ich mich von meiner Arbeit in der Drogenhilfe verabschiedet, weil sie mir mit Kindern einfach zu viel wurde. Ich brauchte eine Teilzeitstelle, die fand ich in der Behindertenhilfe. Zu Guter Letzt wurde mir meine gesamte Lebens- und Wohnsituation zu viel. Das Hin und Her rennen zwischen Beruf und Kindern, mit deren Mutter ich in einem Haus getrennt lebte, brachte mich an meine Grenzen. Ich wollte so nicht weiter leben und machte wieder einmal Nägel mit Köpfen. Meine Krankenkasse finanzierte mir eine 9-monatige stationäre Psychotherapie, die ich wirklich sinnvoll für mich nutzen konnte. Es war eine Therapie, wo Musik und Tanz eine große Bedeutung hatten. Was neu für mich war, dass über das Geschehene gesprochen wurde. Es war insgesamt eine sehr gründliche Angelegenheit, die ich da durch machte. Meine Esoterik-Psychotherapie Erfahrung war im Grunde genommen kontraproduktiv für mich. Ich beteiligte mich an Musik- und Tanzimprovisationen, die vom feinsten waren. Meine Gitarre war ein Instrument unter vielen. Ich lernte mit simplen Klopfrhythmen am, auf und unter dem Klavier, auf dem Boden, an der Gitarre, eigentlich alles was einen Ton von sich gab, ein Konzert zu entfachen, woran sich bis zu 30 Personen als Akteure erfreuen konnten. Insgesamt bekam ich Klarheit in meine Verrücktheit. Ich trennte mich räumlich von meinen Kindern, löste meinen Haushalt komplett auf und fing bei Null ein neues Leben in Norddeutschland an. In der Behindertenhilfe fand ich einen anspruchsvollen Arbeitsplatz, den ich bis heute noch zufriedenstellend ausübe.
Ich habe erneut eine ukrainische Staatsbürgerin geheiratet, mit der ich seit über einem Jahrzehnt glücklich verheiratet bin. Sie ist eine bezaubernde Tänzerin. Wir haben eine gemeinsame Tochter, die ich vor Jahren adoptiert habe. Sie ist inzwischen verheiratet und ich bin Opa! Dem Enkel gefällt meine Musik. Meine Frau hat mir im vergangenen Jahr einen Akustik Marshall Verstärker geschenkt, nach dem ich mir eine neue Gitarre mit Tonabnehmer gönnte.
Musik mit behinderten Menschen zu machen ist meine Spezialität, die sehr viel Spaß macht und aus traurigen Minen, lachende Gesichter macht.
Ich hoffe es wurde deutlich, was für einen Stellenwert meine Gitarre für mich hat. Sie ermöglichte mir ein 2. Leben und ist seit dem mein ständiger Begleiter bis heute geblieben!
Entschuldigt, dass Ihr soviel lesen müsst. Für mich hat sich das Schreiben jedenfalls gelohnt. In dieser Sichtweise habe ich mein Leben noch nie durchleuchtet. Die Gitarre spielt in meinem Leben nun mal eine große Rolle, obwohl ich keine professionelle Musik mache. Sowas gibt es auch!!!!
E N D E