Jetzt weiter mit meiner Story.
Ich merke, dass dadurch, dass ich mir Gedanken mache, wie ich Euch alles erzählen soll, ohne Euch anzuöden oder zu weit vom Gitarrenthema abzuschweifen, Einiges aufgewühlt wird.
Ich habe das Thema wohl doch noch nicht so gut emotional aufgearbeitet, wie ich mir eingeredet habe. Prima, dann ist ja jetzt Therapie kostenlos auch noch mit dabei.
Nun mal als Exkurs zu meiner Musikgeschmack-Entwicklung als Teenie:
Wie ihr vielleicht schon herauslesen konntet, war ich eher uncool. Mit 12/13 als Lieblingsinterpret Reinhard Mey? Hallo, gehts noch???
Ein wenig hipper wurde ich dann, als ich mir eine Boney M Best-Of-Kassette kaufte, die ich den ganzen Tag rauf und runter hörte.
Die coolen Typen aus höheren Klassen in der Schule hatten hinten auf ihre Parkas so komische Bilder mit seltsamen Begriffen wie "Rainbow", "Jethro Tull" und "AC/DC" gemalt, bei denen ich mich fragte, was das wohl bedeuten sollte
.
Der Umschwung begann in der 7. Klasse im Schilager. Abends gabs im Gruppenraum der Jugendherberge, wo wir untergebracht waren Disco, die die cooleren Leute organisiert hatten. Hier wurde ich das erste mal mit AC/DC konfrontiert: Es gab pausenlos T.N.T. und Touch Too Much und ich fands GEIL!
Nur leider habe ich diese Schiene nie besonders weiterverfolgt, war zu brav. Es gab dann auch mehrere peinliche Momente, wo ich anderen gegenüber behauptete, AC/DC-Fan zu sein, aber außer den beiden Songs nicht den geringsten Peil hatte. Einige dieser Momente haben mich emotional noch Jahre verfolgt, so peinlich habe ich sie als Teenie empfunden.
Aber immerhin hatte ich 1982 irgendwann mal genug vom Out-Sein und begann mich systematisch in die Charts reinzuhören. Jeden Freitag Abend lag ich mit meiner Kassette auf der Lauer und nahm in Bayern 3 die "Schlager der Woche" auf. Damals fand ich dann natürlich alles kritiklos toll, als ich mich erst mal eingehört hatte. Peter Alexander und Reinhard Mey wurden endgültig verbuddelt und angesagt waren Asia, Steve Miller Band, Chicago, Supertramp und natürlich die Neue Deutsche Welle.
Die Platte, die ich als mein erstes "richtiges" Album ansehe, war dann die hier:
http://en.wikipedia.org/wiki/I_Love_Rock_%27n%27_Roll_(album)
Ich schwamm also schön auf dem Mainstream mit, aber wenigstens war ich nicht mehr total uncool. Mit 16 begann ich dann sogar einen fast eigenen Geschmack zu entwickeln: Ein Schulfreund brachte mich dazu, mich in die Stones einzuhören. Ich brauchte eine Weile, bis ich mich in Micks Gequäke und den eigenen Gitarrensound eingehört hatte, aber dann war ich gefangen.
Somit waren wir sogar so etwas wie Exoten, die sich vom Mainstream abhoben, denn die Stones waren damals nicht besonders hip.
Zurück zu meiner Akkordeonkarriere im nächsten Post.