Die Potis sind in der Tat gut und die bleiben auch drin. Ich werde dennoch alles per Schablone neu verdrahten (dann klappt das nämlich auch spielend mit dem Gefummel!) und habe auch in der Gruschdelkiste inzwischen die beiden alten RFT-Kondensatoren mit ihren .022 uF gefunden, die ich vorher verkramt hatte.
Na jedenfalls habe ich das alles erst einmal in die Ecke geschmissen und nach einer guten Pause die Elektrik wieder reingefummelt bekommen, so dass die Gitarre gestern zum Test gegen die Gibson antreten konnte, so dass ich heute vom Vergleich Gibson ES-335 vs. Epiphone ES-335 berichten kann.
Wobei Vergleich... Ich berichte, aber "Vergleich" ist eigentlich nicht zutreffend, denn um es vorweg zu nehmen - es sind einfach zwei verschiedene Gitarren, wahllos aus der Masse der produzierten ES-335 vorliegend. Sie sehen sich zwar ähnlich, aber das war es auch dann schon.
"Vergleich" ist auch in sofern nicht passend, weil die Gitarren auch schon jeweils verschiedene Saiten aufgezogen haben, die wiederum sind auch noch auf dem Stop Tailpiece unterschiedlich gelegt. Ich habe meine
DAddario EXL 110 von hinten nach vorn durch das STP gefädelt. Bei der Gibson sind die
Gibson B.B. King Signature Strings von vorn nach hinten gefädelt und dann über das STP nach vorn zur Tuneomatic gelegt. Hier herrscht somit ein geringerer Auflagedruck auf die Tuneomatic, da die Saiten flacher liegen. Das STP der Gibson ist voll runtergedreht.
Während meine Epiphone einen Slim Taper Neck hat, wartet die Gibson mit einem knüppeldicken "Männerhals" auf, von unterschiedlicher Beschaltung der Gitarren und ihrer Pickups gar nicht zu reden...
Beide Gitarren sind sauber justiert, ohne zu klirren oder zu scheppern.
Wie klingt's?
Schon trocken, also ohne Amp gespielt, offerieren beide Probandinnen einen unterschiedlichen Ton, sowohl bei Akkorden als auch bei Einzelnoten.
Gibson: fett, satt, sonor, holzig, nasal - langes und gleichmässig abklingendes Sustain.
Epiphone: dünn, klirrig, blechern, metallisch - langes und gleichmässig abklingendes Sustain.
Am Amp wird clean der eher metallisch-dünne, trocken fast wie eine Dobro klingende Sound der Epiphone wieder relativiert. Die Gitarren klingen ähnlich, die Gibson hat ihren satten Ton vorn.
Ich vermute sehr stark, dass dies dem knüppeldicken Hals geschuldet ist und der dickeren Gibson-Saiten. Das Sonore der trocken gespielten Gibson kann die Epiphone etwas aufholen, ich vermute, dass es hier ihre relativ dumpf klingenden Pickups sind, die diesen Ton bringen. Das Potential, was diese Epiphone hat, nämlich ihr eher stringenter Ton, reizen die Pickups nicht aus. Herstellerbedingt gewollt?
Gezerrt gehen beide Gitarren ab, die nehmen sich nichts! Und hier spielt der Epiphone-Stegpickup die Gibson fast schon abhängend gegen die Wand. Klar bei diesem hohen DC-Widerstand! Man muss das differenziert sehen: Da kommt ein richtig sattes Rockbrett, dass es eine wahre Freude ist. Die Gibson liegt hier im Ton etwas zurück, ihr Ton ist feiner, will sagen: Hey, ich liefere nicht dieses wüste Brett, sondern ich liefere einen aussagestarken Ton und eigentlich, also so richtig bei Lichte betrachtet, ist das auch gar nicht mein Metier.
Wenn man überhaupt von Vor- oder Nachteilen angesichts dieser beiden Gitarren sprechen will, so kann man sagen, dass die Gibson ihren Vorzug eindeutig im satten, sonoren und ausdrucksstarken cleanen Ton hat, während die Epiphone ihre Stärken bei einem zerrenden Rockbrett ausspielt. Clean ist ihr Ton etwas dünner und stringenter, ihre Pickups reizen das aber nicht aus.
Die Anschlagdynamik der Gibson ist feiner, ausdrucksstärker. Sie reagiert sensibler auf das Plektrum. M.E. ist das eindeutig den Pickups geschuldet. Die Epiphone kann das zwar auch, ist aber hier zurückhaltender, träger und man muss beherzter zulangen.
Ich fand es interessant, diese beiden unterschiedlichen Gitarren zu testen.