Hi,
selbst mit der Anpassung moderner Wraparounds bleibt die Oktavreinheit immer ein Kompromiss. Genau genommen ja sogar bei einstellbaren Einzelreitern, deshalb gibts ja überhaupt die Buzz Feiten- und True Temperament-Ansätze.
Erster Ansatz ist übrigens auch mMn der Sattel. Nicht wegen Verstimmungen, denn die sind nach Deiner Aussage nicht das Problem. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass die Sattelkerbe einen anderen Fehler hat, nämlich, dass der höchste Punkt der Kerbe bei der g-Saite nicht am Ausgang Richtung Griffbrett liegt. Prüf das mal mit der Lupe nach, oder mit einer feinen Messerklinge, die Du in der Kerbe hin und her kippst. Dann solltest Du spüren, wo sie aufliegt. Bei einer Les Paul muss der Kanal zu den Mechaniken hin abfallen. Ist das nicht der Fall, liegt die Leersaite in der Mitte oder sogar am anderen Ende der Kerbe auf und hat den einen oder anderen Millimeter zu viel Platz zum Schwingen - dann aber kann die Oktavreinheit nie mit der Lage der Bünde zusammenpassen.
Wenn das geklärt ist: Du hast ja auf jeden Fall zwei Schrauben zur Intonationseinstellung, mit deren Hilfe Du das ganze etwas anders als bisher versuchen kannst. Entscheidend ist in erster Linie nicht, eine möglichst hohe Anzahl genau stimmender Saiten zu erreichen.
Für die Wahrnehmung der Akkorde empfinde ich persönlich immer die D- und g-Saiten sehr wichtig, weil ich oft Powerchords von A bis E spiele, oder klassische Rock- und Metal-Riffs mit der A-Saite als Pedalton und wechselnden Zweiklängen auf D- und g-Saite. Spielst Du viel mit offenen Akkorden, kann es natürlich sein, dass bei Dir das Zusammenspiel mit der h- und hohen e-Saite wichtiger ist. Meistens machen ein paar Cent daneben auf den Bassaiten meist weniger aus als auf den oberen. Ich habe auch einige Gitarren mit herkömmlichen Bridges, die insgesamt harmonischer klingen, wenn ich die D- und die g-Saite auf gleicher Höhe einstelle, also sozusagen bewusst "falsch". Stimmgeräte sind schön und gut, aber in erster Linie müssen einem die Ohren sagen, wann es am Besten klingt.
Prinzipbedingt ist es - bei korrekter Bundierung, die ich jetzt mal voraussetze - mit einer Wraparound immer möglich, mindestens zwei Saiten exakt oktavrein zu bekommen. Der Kompromiss sieht also bei Dir vielleicht besser so aus, die G- und D- oder die G- und hohe e-Saite exakt einzustellen. Dazu müsstest Du erst mal die Bridge so einstellen, dass die G-Saite oktavrein ist. Dann drehst Du geometrisch gesehen praktisch die Achse der Bridge um den Auflagepunkt der G-Saite als Zentrum, und zwar durch gleichzeitiges Reindrehen der einen und Rausdrehen der anderen Schraube, So änderst Du den Winkel zu den Saiten, bis der Auflagepunkt einer zweiten Saite ebenfalls oktavrein ist. Dann hast Du zwar nur noch zwei oktavreine Saiten und vier, die nicht theoretisch exakt stimmen, aber das heißt nicht, dass das Resultat schlechter klingt. Aller Wahrscheinlichkeit tauschst Du so fünf "richtig" und eine grottenfalsch klingende gegen nur noch zwei korrekte, aber auch vier nur leicht verstimmte Saiten ein - was viel weniger stört, da unser Ohr an besagte kleine Unreinheiten eh gewöhnt ist. Wenn Du g-und e-Saite als Maßstab nimmst, sollte die h-Saite auch nicht allzu falsch klingen, und das ist bei Akkorden schon viel wert.
Ich hab übrigens mal einen TT-bundierten Hals probehalber gespielt und konnte mich damit gar nicht anfreunden. Klang tatsächlich super rein und harmonisch, aber irgendwie fehlte mir was...
Gruß, bagotrix