Seid gegrüßt, hier nun die Geschichte meiner zwei liebsten Gitarren.
Die Firebird an sich ist eine Geschichte, die mich schon seit Jahren beschäftigt und sie bedingt auch gleichzeitig der Geschichte, wie ich Gitarre spielen angefangen und zeitweise aufgegeben habe.
Ich fing mit 13 Gitarre an, jedoch ohne Lehrer und ein Lagerfeuerklampfer zeigte mir die Grundakkorde. Eine E-Gitarre wurde mir nicht gleich zugestanden, stattdessen solle man erst Konzertgitarre anfangen, sonst ginge E-Gitarre ja nicht. Ich ließ mich drauf ein, nicht wissend, dass das eigentlich ein nicht für die E-Gitarre zielführender Bullsh*t sein sollte, wenngleich ich es keineswegs bereute, auch die Konzertgitarre kennengelernt zu haben.
Zurück zu den beiden Feuervögeln:
Mit 15/16 wollte ich endlich E-Gitarre lernen, doch es stand unter einem schlechten Stern. Zwar bekam ich eine E-Gitarre, aber nicht wirklich die Möglichkeit, zu testen, einen Lehrer hatte ich keinen. Meine erste E-Gitarre war eine Stratocaster-Nachbildung von Cort. Nicht schlecht, grundsolide, aber es war halt nicht "meine" Gitarre, obwohl ich Strats grundsätzlich mag. Ich mag Tremolos nicht und das Feeling ist halt für mich ein mehr so "auch", nicht ein "Auf dem Ding will ich Jahrzehnte spielen".
Meine Gitarre, die mich gepackt hat, war und ist die Firebird und wird es auch immer sein, allerdings muss es für mich grundlegend genau der Typ Firebird sein, der hier zu sehen ist, also "Reverse" und mit einem "geflügelten" Korpus, der Mittelteil ist höher und hebt sich vom Rest der Gitarre beidseitig ab, die Gitarre ist hierdurch vorne und hinten klar definiert. Tremolo möchte ich keins, Non-Reverse ist auch nicht meins, zwei Humbuker sind mir absolut genug.
Schon, als ich diese Gitarre das erste Mal sah, war ich direkt schockverliebt in die Form. Ich kam also irgendwann dazu, die Gitarre zu testen und war überwältigt. Ich wusste: Das ist die Gitarre, die ich so unbedingt will.
Leider unerreichbar seinerzeit, denn Tokai kannte ich nicht und man findet sie auch nicht immer vor, Epiphone baute zwar billigere Versionen, aber die, die da im Angebot waren, waren leider nicht so meins, die, die mir als Kompromiss getaugt hätte (ihr fehlte lediglich die definierte Mitte und das Pickguard war anders), war vergriffen... und Gibson hat nun einmal Mondpreise. Ich verstand sogar bis zu einem gewissen Grad, warum mir diese nicht zugestanden wurde.
Das Argument jedoch, dass sie ohnehin nicht einsteigerfreundlich sei, verstand ich dagegen nicht, denn ja, es mag sein, dass viele Einsteiger eher zu Strat, Tele, SG oder LP greifen und für ihre recht normalen Haltungen und Formen schätzen, aber das gab mir einfach nichts... Tele und LP sind sogar so überhaupt nicht mein Geschmack.
Es mag auch sein, dass die Gitarre vielleicht etwas exotisch ist, jedoch liebte und liebe ich schlicht und ergreifend ALLES an der Firebird. Die Haptik, den Klang, die Form, das Gewicht, das Aussehen, das Gefühl am Körper... und ja, da mögen einige jetzt vielleicht auch einwenden, dass das Ding zu sperrig sei, aber das stört mich nicht. Ganz im Gegenteil liebe ich es, diese Gitarre zu fühlen. Ich liebe, dass sie groß und wuchtig und präsent ist und voraussetzt, dass man sie voll und ganz auch fühlen will.
Kein Mist, ich entspanne bereits, wenn ich die Gitarre einfach nur halte und spüre. Keine andere Gitarre macht mir schon beim bloßen Halten eine derartige Gänsehaut. Keine.
Jedenfalls versuchte ich, da die Firebird damals nicht erreichbar war und meine Einwände nicht verstanden wurden, weiter eine Gitarre zu finden, die mich zufriedener machen würde, doch es scheiterte. Zum einen hat mich dazu mein gutes Gehör in den Wahnsinn getrieben, das ich mangels technischer Möglichkeiten nicht effektiv ausspielen konnte, zum anderen stagnierte ich ohne Lehrer und ich fing ohnehin zusehends an, mich nicht mehr wohlzufühlen.
Zweimal bekam ich von zwei anderen Hobby-Gitarristen nochmal was gezeigt, aber meine Motivation war schon stark angeschlagen und mein Frust hoch. Letztlich erreichte ich irgendwann den Punkt, an welchem ich eine lange Pause vom Gitarrespielen nehmen sollte, denn meine Motivation wich einem Gefühl der Sinnlosigkeit.
Durch Zufall entdeckte ich die Tokai (die weiße) Gitarre und war überrascht von dem Preis, denn sie war tatsächlich bezahlbar UND entsprach dem Typ Firebird, der mir zusagt. Ich habe mir da nicht so viel gedacht - wenn sie schlecht wäre, hätte ich ohnehin nichts, was es noch verschlimmern würde, wenn sie gut wäre, würde sie vielleicht meine Motivation wiederbeleben. Ich kaufte sie spontan, doch meine Motivation war schon zu zerbrochen.
Trotzdem und zum Glück konnte ich es nie übers Herz bringen, sie zu verkaufen, hätte ich es getan, wäre mein Wunsch, Gitarre zu spielen, wohl wirklich wahrhaft gestorben und nicht nur eingeschlafen. Sie stand über sechs lange Jahre unbenutzt herum und wurde davor nur sporadisch angespielt.
Vor kurzem fing ich an, Piano zu probieren und das lief ein wenig, jedoch nicht, wie geplant. Denn während ich dieses Instrument spielte, bekam ich Sehnsucht. Erst nach "besser werden" und einem anderen Lernkonzept, dann jedoch immer mehr nach der Gitarre, die nicht nur genau dieses andere Lernkonzept hat, ich fühlte mich bei der Gitarre "zuhause" und nicht woanders... und ich vermisste es.
Die Tokai ging direkt zum Gitarrenbauer, um eingestellt zu werden und ich entschloss, auf die konventionellen Meinungen zu sch****** und habe mir in den Kopf gesetzt, wieder anzufangen. Diesmal aber nicht mit dem, was "zum Einstieg üblich ist", sondern mit der Gitarre, die mir so sehr gefällt. Ich will also unbedingt mit und auf der Firebird das Gitarrespielen lernen. Ich wollte es damals, ich will es jetzt mit 29 Jahren nach wie vor genau so sehr, wie ich es am ersten Tag wollte, als ich mit dieser Form in Berührung kam... und das ist auch endlich meine Chance.
Ein weiterer Zufall jagte den nächsten. Ich wollte primär für die Tokai einen Koffer besorgen, doch ich fand stattdessen heraus, dass Epiphone mittlerweile eine Firebird hat, die nicht nur so aussieht und gebaut ist, wie die von Gibson, nein, es ist ein exaktes Replik von genau der Firebird, in die ich mich auf den ersten Blick verliebt hatte, zwar hatte die auch ihren Preis, aber trotzdem geradezu günstig im Vergleich zum Gibson-Gegenstück.
13 verdammte Jahre habe ich mir diese Gitarre gewünscht und nicht einmal darauf zu hoffen gewagt, sie jemals in Händen halten zu dürfen. Noch weniger habe ich damit gerechnet, dass dieser Wunsch durch Epiphone in Erfüllung geht. Dieser Gelegenheit war einfach nicht zu widerstehen. Ich musste sie ergreifen und bestellte, ohne groß nachzudenken. Ich zählte die Tage, wie ein Kind vor Weihnachten.
Was soll ich sagen? Epiphone hat ganze Arbeit geleistet. Ich wollte nur mal "kurz antesten", saß drei Stunden später immer noch an der Gitarre, habe die Zeit vollkommen vergessen und bin förmlich im Feeling versunken, obwohl ich noch gar nicht viel für E-Gitarre spielen kann. Es war mir vollkommen egal, denn es war einfach ein längst überfälliges Wow-Erlebnis. Ich mache immer noch innerlich Freudensprünge.
Ansonsten gibt's eigentlich nur noch zu erwähnen, dass sie beide ihren ganz eigenen Charakter haben, beide abwechselnd angespielt werden und ich mich mit beiden sehr, sehr wohl fühle. Die Tokai klingt etwas dünner und "kreischt" mehr in den Höhen, klingt aber keineswegs schlechter, nur eben anders. Die Epiphone empfinde ich dagegen als wärmer und wohliger im Clean, verzerrt hat sie eine schöne Fülle, die durchaus an das Original herankommt. Streckenweise mag ich ihren Klang in gewissen Nuancen sogar noch mehr.
Ich glaube, es ist alles gesagt, was es zu sagen gibt, eine Firebird in dieser Ausführung ist einfach für mich die schönste Gitarre, die sich je einer erdacht hat und ich hoffe, sie wird irgendwann häufiger und vor allem mehr Zugang in andere Marken und auch für Anfängerbudgets bekommen.