Ich war am Freitag Nachmittag in Wien im Store "Klangfarbe" bzw. dort im Custom Shop. Sie sind auch die einzigen welche offiziell Gibson Gitarren in Wien bzw. eigentlich auch Ostösterreich vertreiben. Dennoch ist das Sortiment im Vergleich zu den großen deutschen Händlern überschaubar. Aber die Jungs dort geben sich in den letzten Jahren ziemlich Mühe und haben nun auch immer wieder die div. Collectors Choice und ähnlich hochwertige Custom Shop Les Pauls im Sortiment.
Höhepunkt der Bemühungen ist nun ein kleiner aber feiner Special Run an Custom Order Gitarren. Im Grunde 58er Historics mit einem 59er Hals, mit den gewünschten Farben, mit einer meist subtilen aber nicht uninteressanten Deckenmaserung und in Aged Ausführung. Custom Bucker sind wie bei allen neuen Historics dabei. Preis 5.490 Euro. Finde ich absolut in Ordnung für das was man bekommt bzw. auch im Vergleich mit zB einer regulären R9. Bei den Farben hat man sich punktuell auch getraut vom klassischen Burst (auch wenn sie schöne in diesen Farben auch haben/hatten) wegzugehen was ich offen gesagt auch sehr erfrischend finde. Mir gefällt zB eine der beiden welche sie in ebony machen haben lassen ganz gut. Ich glaube es gibt sonst auch keine Historics - Achtung nicht Customs - in ebony und das auch noch aged. Wirklich cool bzw. optisch als auch punkto Sound (und Gewicht mit 3,8 kg) sehr ansprechend fand ich auch jene in wine red welche ein Bekannter von mir gleich gekauft hat. Foto siehe unten. Gut das er es gemacht hat weil die hat mich auch sehr angelacht und das obwohl ich eigentlich zu meinen bestehenden Historic bzw. Vintage Les Pauls keine Historic mehr dazukaufen will. Aber auch eine der beiden in ebony würde mir zusagen. Einige dieser Les Pauls wurden schon verkauft bevor man sie auf der Website listen konnte. Dzt. sind noch 5 davon online und ich glaube verstanden zu haben das sie noch auf 2-3 warten.
Zur Präsentation der Gitarren bzw. auch für eine generelle Custom Shop Info bzw. auch Fragen & Antworten Runde war der International Custom Shop Sales Director Thom Fowle für ca. 2 Stunden vor Ort.
Natürlich konnte ich mir u.a. die kritische Frage nicht verkneifen warum den so viele CC's hintereinander gelauncht wurden und man es nicht auf viel weniger pro Jahr begrenzt hat damit es interessant bleibt und nicht so eine Überflutung letztlich den Wert trübt. Die Frage war ihm sichtlich unangenehm weil er diese Business Entscheidung anscheinend auch nicht so ganz versteht. Bei einem Management Meeting kürzlich wurde aber anscheinend beschlossen das Release Tempo zu drosseln. Die Gesamtanzahl an CC's (dzt. glaub ich 28) bleibt aber offen solange sie interessante Bursts finden wo sie auch mit dem Besitzer einig werden eine CC daraus zu machen. Abgesehen von "Donna" der geplanten CC 5 wo sie schlichtweg bis dato erst 5 annähernd passende Deckenhölzer auftreiben konnten ist wohl einer der Hauptgründe für zB das überspringen von CC Nummern die rechtliche Klärung etc. mit dem Besitzer. Deswegen kommt zB eine CC 28 früher als eine CC 14 oder zumind. ähnlich schnell trotz höherer Nummer. Jedenfalls wurde genauer erklärt das man wirklich versucht jedes Detail - nicht nur die auf den ersten Blick sichtbaren (Carving, Cavity..)- vom Original zu übernehmen. Offensichtlich gab es da auch kleine Streuungen damals. Das erklärt für mich schon auch warum man für diese extra Aufwände abgesehen von der Limitierung etwas mehr zahlt.
Auf die Frage warum Aged Les Pauls tendenziell den Tick besser (im Sinne von offener und feiner) klingen als (speziell bei Signature Serien vergleichbare) VOS Modelle konnte er auch keine Begründung angeben. Da steht jedenfalls keine Absicht bzw. keine besondere Technik / Zubehör Auswahl dahinter aber die div. Spieler und Sammler haben das über die Jahre so festgestellt. Natürlich bekommen diese High End Serien grundsätzlich die etwas "besseren" Hölzer aber zwischen VOS und Aged gibt es keinen geplanten Unterschied. Bleibt wohl für alle die Theorie das es an dem künstlich gealterten Lack im Vergleich zu VOS liegen dürfte. Etwas komisch fand ich das er die Frage ob den die Custom Bucker nun alle ungewachst oder gewachst sind nicht ordentlich beantworten konnte. Jedenfalls gibt es diese dzt. noch nicht als After Market PUs zu kaufen. Man wollte diese PUs vorerst exklusiv für die von Gibson verkauften Historics behalten. Ausschließen konnte er aber nicht das sich diese Entscheidung zeitnah aus zB wirtschaftlichen Gründen ändert. Nebeninfo war das es auch irgendwann mit Mahagoni schwierig werden könnte das es angeblich nach Brazilian Rosewood die Nr. 2 der gefährdeten Holzarten (also speziell in Bezug auf Gitarrenbau) sein soll. Zumind. ist das ein Mitgrund warum bei den USA Modellen zB nicht mehr nur einteilige Body's verbaut werden.
Thom hat dann auch einige der Klangfarbe (KLF) Custom Order Gitarren im Vergleich mit ähnlichen Licks gespielt. War auch interessant die feinen Unterschiede zu hören. Danach gab es für alle Anwesenden auch die Möglichkeit diese Gitarren oder natürlich eine andere aus dem Custom Shop selbst anzuspielen. Ich bin jedenfalls froh das ich mir die Mühe gemacht habe hinzufahren da man trotz gewisser Vorkenntnisse rund um Les Pauls immer wieder die eine oder andere zusätzliche Information mitnehmen kann bzw. habe ich auch andere sehr nette Gitarren Aficionados dort kennengelernt.