Wie sieht es denn mit jemandem wie mir aus, der seit 1974 eine Fender Strat hatte, sie letztlich weggegeben hat,um sich kurze Zeit später eine ProTone Strat zu kaufen, weil sie schlicht und ergreifend besser war?
Die 74er Strat war u.U. wirklich nicht gut, weil zu der Zeit ja die immensen Einsparungen schon begonnen hatten. Zu der Zeit gab es ja auch keinen Stahlblock mehr am
Tremolo, flache Polepieces bei den Pickups, schlecht eingepasste Hälse uvm....
Die Strats, die ich meine, sind die neueren Datums, also aus der Zeit nach 1983, wo der ganz große Knick kam.
Aus den 70ern und frühen 80ern gibt es echt einige miese Fender Gitarren.
Und was sind denn "zweckmässige" Materialien und was unterscheidet diese von "erlesenen"? Ist es nicht zumindest theoretisch möglich, dass beides zusammen realisierbar ist?
Schnellgetrocknete Hölzer sind für mich z.B. zweckmäßig. Sie verziehen sich nicht, da die Feuchtigkeit raus ist, aber dafür ist das Schwingverhalten anders, da langsam getrocknete
Hölzer eine andere Struktur haben und anders innerlich "zusammenfallen", wie es mir mal ein Schreiner erklärte.
Kleine Gussblöcke am Tremolo sind auch zweckmäßig - sie halten die Saiten in Position, aber sind nicht sehr klangförderlich.
Das sind nur zwei Beispiele von vielen.
Ob beides zusammen realisierbar ist, ist fraglich, aber wie gesagt: Es gibt ja ganz viele Abstufungen.
Wieso wurde die Produktion der ProTones eingestellt, weil Fender bemerkte, dass sie einfach zu gut und damit eine Konkurrenz zu einer "echten" Fender wurden
(wenn man den Kolportagen glauben darf....)?
Soweit ich mich erinnere, waren die ProTones Fenders Reaktion auf die Bedrohung durch die damals neue Yamaha Pacifica, Mitte der 90er Jahre.
Ich habe noch nie eine ProTone angespielt, kann dazu also nicht viel sagen.
Fender und Yamaha haben sich damals einen richtigen Werbe-Battle geliefert und sich in ihren Werbekampagnen zu den jeweiligen Instrumenten regelrecht verhöhnt.
Musst mal Google dazu anwerfen.
Jetzt kann man natürlich sagen, dass eine 74er Strat nicht gerade den Höhepunkt in der Fender Geschichte darstelle (was ohne Zweifel richtig ist, auch wenn einige nicht unbekannte Gitarristen wie z.B. Malmsteen oder Walter Trout Strats aus dieser Zeit spielen bzw. spielten), aber wenn ich die letzten Beiträge lese, muss ich doch auch zu dem Schluss kommen, dass es manchmal gerade die Unzulänglichkeiten einer Gitarre sind, die eine "emotionale" Verbindung entstehen lassen. Oder anders Mojo.
(wobei ich mich zugegegebenermassen mit solche Ausdrücken bei Werkzeugen wie Gitarren immer etwas schwer tue!).
Ich mag die 70er Strats optisch eigentlich sehr gerne, trotz der qualitativen Abstriche.
Man darf nicht vergessen, dass damals eine ganz andere Marktsituation vorlag als heute. Im Grunde haben wir es den Japanern zu verdanken,
die ab den 70ern das Feld ordentlich aufräumten und Fender zwangen, besser zu werden bzw. Fujigen ins Boot zu holen.
Zu Deinem letzten Satz: auch wenn ich mich damit als Ignorant oute: ich lechze z.B. nicht nach einer CS, auch wenn ich es mir - man glaubt es kaum - leisten könnte! Aber das man genügend Geld hat, muss ja nicht gleichzeitig bedeuten, dass man es - für mich sinnlos - verprassen muss!
Genauso geht es mir auch. Mir haben schon öfters Leute gesagt, dass ich doch meine Gitarren verkaufen solle und mir dann DIE EINE CS Fender oder CC Gibson kaufen sollte.
Das reizt mich aber überhaupt nicht. Ich habe lieber mehrere gute Gitarren, an denen ich Spaß habe, als nur eine einzige teure CS oder CC.
Ich sehe es so: Hendrix & Co. haben auch aus "Stangenware" ihren Sound rausgekitzelt, weil es damals noch keine Custom Shop Instrumente o.ä. gab. Was gut genug für sie war, ist auch gut genug für mich.
Außerdem brauche ich für meine Aufnahmen verschiedene Sounds, die eine Gitarre nicht liefern könnte, egal wie gut sie ist.
Die Fähigkeit, Mojo fühlen zu können oder auch die Bereichtschaft, sich eine teure Gitarre auszusuchen und bezahlen zu können, sind in meinen Augen, vorsichtig ausgedrückt, keine Werte an sich!
Zumal das ja wie mit dem Esel ist, dem man ständig eine Mohrrübe vor die Nase hält während man auf ihm reitet - der Esel läuft dann immer und immer weiter, in der Hoffnung die Mohrrübe zu erreichen, was aber nie geschehen wird.
Genauso ist es mit Gitarren. Du kannst Dir kaufen was Du willst, ein Ende ist fast nie in Sicht. Es geht immer noch exklusiver und besser - bis Du irgendwann bei einem echten Vintage-Instrument bist, das so viel wie eine Limousine kostet.