Wie das zu messen ist und welche Pegelgrenze denn nun wirklich kommt, darüber machen sich einige Kollegen Gedanken, denen ich durchaus zutraue, eine halbwegs sinnvolle Regelung zu finden.
Genau so sehe ich das auch! Ich würde "aus dem Bauch raus" sagen: Mittlerer Durchschnittspegel am lautesten Ort max. ca. 95 dB. Und der Musiker/Mischer/DJ kann auch leicht folgenden Test machen: Wenn man sich nicht mehr "normal" unterhalten kann und sich anschreien muss, ist das Gehör gefährdet.
Dass sich mittlerweile immer mehr Leute über extreme Lautstärken aufregen, ist hier schon in mehreren Threads zu lesen, z. B. hier:
Warum sind Konzerte immer so laut?[/img]
Den hier finde ich auch noch sehr interessant:
[url]https://www.musiker-board.de/vb/plauderecke/196951-laermpegel-hoch-auf-partys-discos-bei-konzerten.html]Lärmpegel zu hoch?
Wie ich schon mal geschrieben habe: Es gibt ja auch ein paar Bands, die es schaffen, auch bei unschädlichen Pegeln ordentliche Rocksongs zu spielen, und einige DJ's bekommen das auch hin. Warum geht das dann nicht überall?
Am besten wäre m. E. ein Gesetz, das den Veranstalter verpflichtet, anzugeben, ob schädliche Pegel gefahren werden oder nicht. Dann kann ich mich im Vorfeld entscheiden, wo ich hingehe. Das wäre sicher für alle ein optimaler Kompromiss, denn wer sich unbedingt zudröhnen will, könnte das dann weiterhin problemlos tun; er braucht dann ja nur auf die entsprechende Veranstaltung zu gehen. Ganz wie es anderswo auch ist: Auf der Zigarettenschachtel steht auch drauf, Rauchen kann tödlich sein. Wer trotzdem rauchen will, bitte, soll er es machen. Aber bei einer Konzertveranstaltung muss man nicht generell von abartigen Lärmpegeln ausgehen. Letztes Jahr war ich in Sylt in Urlaub, und befindet sich an der Strandpromenade in Westerland eine "Konzertmuschel". Dort habe ich eine Oldie-Band gesehen, die haben - man mag es kaum glauben - komplett auf Monitoring und FOH verzichtet, den PA-Sound komplett von der Bühne selber geregelt, damit mühelos an die 1000 Leute beschallt hat, ohne dass da irgend ein Anzeichen von übersteuerten oder schädlichen Lautstärkepegeln zu erkennen war. Gespielt haben die zwar nur Oldies, aber durchaus auch "rockigeres" Zeug von Bill Haley oder Elvis Presley, und alles mit 1A Sound. Noch dazu hat die Band selber vor dem Riesen-Publikum gesagt, dass sie das alles nur "als Hobby in ihrer Freizeit" machen, also keine spezielle Ausbildung in diesem Bereich haben! Hier übrigens ein Bild von dieser Bühne und der dort verwendeten PA:
So eine Box wie da links im Bild ist, stand noch rechts auf der Bühne, ansonsten waren keine weiteren Lautsprecher installiert, und die haben damit ohne Probleme ca. 1000 Leute beschallt, open air wohlgemerkt! Die Drums waren übrigens nicht mal mikrofoniert, es war tatsächlich überhaupt nicht erforderlich. Die Besetzung unterschied sich dabei in keinster Weise von einer "normalen": E-Gitarrre, E-Bass, Keys, Drums, Trompete ... alles da.
Es hat wirklich ausschließlich mit Disziplin zu tun. Wenn ein Instrument nicht laut genug ist, einfach mal zuerst versuchen, die anderen leiser zu drehen. OK, bei Drums geht das schlecht, aber wie mein Beispiel zeigt, schaffen es durchaus Bands, mit einem nicht abgenommenen Drumset vor hunderten Leuten zu spielen. Und auch bei einem abgenommenen Set muss man nicht dermaßen übertreiben. Schwierig wird die Sache tatsächlich in ganz kleinen Clubs, die kaum größer als ein Proberaum sind. Hier stellt sich für mich die Frage, ob das dann wirklich die richtige Location für eine Rockband ist oder ob hier nicht Chanson- oder Folklore-Musiker besser aufgehoben wären.
Wenn eine Band übrigens meint, sich selber zudröhnen zu müssen, dann kann sie das im Proberaum tun. Da kann es ja tatsächlich mal ganz witzig sein, "just for fun" einfach mal "richtig aufzudrehen" und Lärm zu machen. Nur auf Live-Konzerten erwarte ich eigentlich eine strenge Disziplin, ansonsten kommt da einfach nix Gutes bei raus.
Übrigens: Hier im Forum war schon öftes mal zu lesen, dass das Gehör im Laufe eines Abends "abstumpft" und man dann kein Gefühl mehr für den Pegel hat. Das passiert aber nur dann, wenn man den Fehler macht und die Lautstärke nicht unter Kontrolle hat. Ihr könnt nämlich auch längere Zeit staubsaugen, Rasen mähen, im Zug oder im Flugzeug sitzen, ohne dass ihr dann das Gefühl habt, schlechter zu hören. Und zwar einfach deshalb, weil diese Dinge nur ca. 80-85 dB erreichen und damit keine Gefahr für das Gehör darstellen. Ein lauterer Presslufthammer oder eine Bohrmaschine hingegen schadet dem Gehör bereits nach kurzer Zeit, und dann tritt eben dieses Phänomen auf.
Wir haben die psychologische Besonderheit, dass die empfundene Empfindlichkeit nachlässt, wenn uns der Lärm in eine positive Stimmung versetzt, z. B. bei einer guten Band. Da liegt aber die Gefahr drin, denn das Ohr registriert schlichtweg nur "Tonhöhe mal Schalldruck mal Zeit".
DJ Nameless