Ich mache mir seit ein paar Tagen Gedanken zur Polyphonie des RP-X.
Angegeben ist sie mit 72 (warum so "krumm"?), verglichen mit aktuellen DPs, die 128 haben, ist es wieder nur etwa die Hälfte.
Leut, ich versteh diese Diskussion langsam nich mehr. Aber überhaupt nicht.
Ich kann noch verstehen, dass man sich bei nem Gerät wie dem Kurzweil K2600 Gedanken über die 48 Stimmen Polyphonie macht, wenn man Streicher, Bläser, Klavier und ein paar Effekte von dem Gerät spielen mag, und das stellenweise nicht ganz hinhaut.
Aber wir reden von einem reinen Klavier für den Live-Einsatz. Wie viele Stellen habt ihr live schon gehabt, wo euch ein Digipiano mit 32stimmiger Polyphonie rein für Klavier auf der Bühne nicht mehr gelangt hat? Selbst Glissandi über's ganze Klavier klingen damit noch ganz ordentlich. 32-stimmige Polyphonie heißt immerhin, wenn ich mal ein Arpeggio mit 5 Tönen spiele (z.B. Dur mit 9 und 13), dass ich über 6 Oktaven (!) immer noch alle Töne höre, und noch zwei Bastöne dazu spielen kann. Wieviel Matsch braucht ein Instrument? Einem Klavierschüler würd man in den meisten solchen Situationen empfehlen "Mensch, nimm endlich den Fuß vom Pedal".
Dass die Stimmen verdoppelt wurden auf 64, als plötzlich alle Digipianos Stereo-Sounds bekommen haben, kann ich ja noch verstehen. Denn an der absoluten Zahl der gleichzeitig klingenden Töne hat sich dadurch gar nix geändert. Wenn man irgend was zum Klavier dazulayert, kann man in den meisten Fällen ohnehin das Pedal nicht mehr liegen lassen, weil man ansonsten sich auch gleich mit beiden Armen flach auf die Tastatur lehnen könnte, um in etwa den gleichen Klang zu erzeugen.
Aber dieser "Veraltet"-Reflex, wenn ein Digipiano keine 128 Stimmen hat, den versteh ich ganz und gar nicht. Entweder ich hab zu wenig Hände, zu wenig Finger, oder ich bin ganz generell von nem falschen Planeten als die ganzen Polyphonie-Spezialisten.
Die Situationen, bei denen's darauf wirklich ankommen würde, da ist ein Digitalpiano m.E. ohnehin völlig unangebracht. Wobei sich mich diese Stellen nicht erschließen. Mich würd echt mal interessieren, was die komplizwickten Stellen sind, die man mit 32 gleichzeitig klingenden Tönen nicht mehr hinbekommt oder wo das Problem ist, wenn ein Algrithmus anfängt, aus dem auf dem Pedal gehaltenen Tonmatsch die ersten Töne irgendwann langsam wieder wegzunehmen wenn neue gespielt werden. Ich könnt mir das ja noch vorstellen, dass es was ausmacht, wenn grade auf dem Sostenuto-Pedal gehaltene Töne aufhören zu klingen. denke aber nicht, dass Simulationen so vorgehen. Das wär zumindest mal etwas, das ich greifen könnte.
Alles andere halte ich für reine Panikmache. Hier sind Pianos unterwegs mit mehr Polyphonie wie Keyboards, aus denen andere Musiker ganze Bands und Orchester draus abspielen. Ich halte diese Polyphonie-Panik für marketinggeboren. Eine Kamera mit 6 Megapixeln kann auch bald keiner mehr verkaufen, ohne auch vom allerahnungslosesten Anfänger wegen "mangelhafter Qualität" abgestraft zu werden, obwohl die Menschen zu Hause die erhöhte Qualität meist weder am Drucker noch am Bildschirm mehr sehen können. Aber es ist dann gut für die Hersteller von Speichermedien, wenn sich wie ein Geschenk vom Himmel der Speicherplatzbedarf -- ohne ersichtlichen praktischen Grund -- plözlich verdoppelt und alle doppelt so viel kaufen.
Kopfschüttelnde Grüße
Dana