Hihi. Nö, eigentlich umgekehrt. Wobei man momentan einfach sagen muss, dass es "anders" klingt. Wir sind die gesampelten Sounds heute einfach schon gewöhnt. Wenn gesampelterSound(NextGeneration) "besser" klingt als gesampelterSound(PreviousGeneration), dann finden wir das toll, und einen Fortschritt.
Aber was ist besser? "Authentischer"? "Besser den Gedanken des Originals in moderne Aufnahme- und Hörgewohnheiten übertragen?" Ich kann's dir wirklich nicht sagen. Wenn ich auf meine xk3 greif denk ich "ja, das klingt gut". Wenn ich sie in manchen modernen Rock-Situationen hab, muss ich bei der Registerierung manchmal ein paar unüblichere Sachen machen, damit's nicht zu "retro" klingt. Wenn ich ne Originale spiel dann denk ich "Immer noch himmelweiter Unterschied." Wenn ich mir zig verschiedene Orgeln anhöre dann hör ich irgendwann so einen Brei in meinem Kopf, dass ich gar nicht mehr weiß, was gut klingen soll und was nicht.
Wozu soll das E-Piano eingesetzt werden? Klingen wie bei The Doors? Eher Stevie Wonder? Oder doch lieber Jazz? Auch hinter die "echten" sind doch die vielfältigsten Effekte und Amps gelegt worden, und jeder klingt anders.
Was mir an vielen ROMplern nicht behagt ist, dass manche Sounds für mich einfach "irgendwie" klingen. Nicht schlecht, aber auch nicht so richtig gut. So irgendwie halt. Da ist eine ganz ordentliche Grundsubstanz da, und jeder Effekt, der drübergelegt wird, raubt dem Klang noch ein bisschen mehr, und wenn man das reingedreht hat, was man denkt, dass eigentlich rein müsste, muss man entweder die PA auf irrsinnige Lautstärken aufdrehen oder man denkt "hrmn, doch *irgendwie* mager".
Diese Effekte sind bei ROMplern aber notwendig, da mit grade mal drei oder vier gesampelten Lautstärken lassen sich eben nicht mannigfaltige lautstärkeabhängige Effekte erzeugen. Wenn die Samples velocityabhängig überlagert werden, dann vielleicht noch einigermaßen.
Wenn ein Gerät virtuell modelliert, dann hat jeder Velocity-Wert seinen eigenen Charakter, die Übergänge sind graduell, und meist klingt der Sound "roh" mit Abstand am besten, eben am wenigsten durch Effekte verfälscht. Da ist eben einfach die Vielfalt schon in der Substanz des Klangs vorhanden. Und er darf auch klingen solange er will, weil man kann den Algorithmus beständig weiterrechnen.
Dann braucht man auch weniger Effekte. Ich komm meist neben etwas Chorus (wenn überhaupt) und Hall auch bei Retro-Piano-Sounds mit einem einzigen Effekt aus. Man muss eben genau auswählen, was man haben möchte, und diesen Effekt dann entsprechend konfigurieren. Lächeln muss ich, wenn in E-Pianos für Retro-Sounds Tremolo oder gar Vibrato eingebaut wird. Vielleicht sollte man sich einige alte Bilder ansehen, was für Geräte zum Einsatz kamen, aber das führt nu zu weit.
Ich glaube, mein Punkt ist rübergekommen. Wenn ein ROMpler 127 Samples pro Taste hat, für jeden Velocity-Wert einen, dann ist das in etwa die "Grundsubstanz", die man mit einem aufwändigen Virtual Modelling für die "Basis" hinebkommen kann, was den Variationsreichtum anbetrifft. Alles andere sind leider nu erst mal Abstriche, die hinterher künstlich "ausgeglichen" werden müssen.
Ich vergleich das mal einfach so: Wenn ich ein Foto aufnehme mit 1600x1200 dann sieht das auf meinem Monitor einfach anders aus als wenn ich eins aufnehme mit 400x300, das vergrößere, dann weichzeichne, damit's nicht so pixelig ist, dann wieder etwas schärfe, damit die Konturen besser zum Vorschein kommen, dann den Farbkontrast etwas anhebe, und zuguterletzt das Bild nochmal normalisiere. Aber wahrscheinlich ist das Ergebnis in den meisten Fällen doch, wenn ewig dran rumgebastelt wurde, "irgendwie gut", und wenn es viele Bilder gibt, die in ähnlichem Stil unterwegs sind, gewöhnt man sich dran. Ganz Fortgeschritten kombinieren dann das "Sampling" mit "virtuellen Verfahren" und rechnen über das Bild nochmal eine Beleuchtung drüber, die wieder ein bisserl mehr Realismus entstehen lässt, so dass die Unzulänglichkeiten in den Hintergrund rücken. Oder irgendwelche Glanzeffekte. Und man kann stundenlang drüber diskutieren, wer die besten Techniken und Effekte hat, um 400x300-Aufnahmen auf 1600x1200 "hochzurechnen". Ganze Industrien könnten dann davon leben. Aber selbst die einfachste Vektorgrafik, die bei 1600x1200 gezeichnet ist, und wenn's ein Strichmännchen ist, wird immer "schärfer" und "konturierter" rüberkommen als ein vergrößertes und nachbehandeltes 400x300-Bild. Nun stell man sich aber mal ein "einfaches" Mandelbrot-Set vor, das bei einer Auflösung von 1600x1200 ganz scharf berechnet wurde, und was für ein Variationsreichtum drinne vorkommen kann. Winzige Nuancen, die rumsäuseln und das Ganze lebendig machen.
Aber wie wir eben sind. Irgendwann werden wir die Glanz- und Lichteffekte auf Aqua-Style-Buttons einfach "geiler" finden als die unperfekten Spiegelungen auf einer bewegten Wasseroberfläche.
Liebe Grüße
Dana