"Immer mit Herz" zu spielen - was soll das bedeuten? Konzentriert? mit Ausdruck?
Ich ergänze noch den vielzitierten Spruch "Wenn Du den Balg nicht begriffen hast, kannst Du es total vergessen".
Ziemlich populistisch und eine irgendwie abwertende Formulierung.
Viel besser wäre doch:
"Balg ist Luft und Luft birgt Leben und Seele..."
Das sagt eigentlich auch nichts, klingt aber viel positiver.
@maxito, das kann ich alles nur bestätigen.
Es hängt vom grad der "Einlassung" auf das Instrument ab. Wenn man wie ein Verrückter die Macken und Vorzüge eines Instruments nutzt, geht es zunehmend nicht mehr auf einem anderen Instrument.
Ich hatte letztes Jahr so einen Fall in der Hochschule. Ein Komponist schrieb ein Stück für ein zerfallendes Akkordeon und Live Elektronik. Das wurde in Karlsruhe bei einem internationalen Kompositionsfestival aufgeführt. Das Akkordeon hatte starke Schäden - wie eine ganz persönliche Mischung verschiedener Krankheiten bei einem Menschen, was ihn unverwechselbar macht. Es war so desolat, dass sogar von Aufführung zu Aufführung extreme Änderungen in der "Komposition" gemacht werden mussten. (Ja es war alles notiert!)
Du nennst die Wechselwirkungen, die das Instrument auf den Spieler gibt und dessen Feedback zurück aufs Instument. Wenn dieses Verhältnis innig und monogam ist, formen sich beide und das ist ziemlich spannend. Hat aber auch die von mir erwähnten Nachteile.
Dein letzter Absatz stimmt auch perfekt.
Du glaubst garnicht wie offensichtlich mir die Prägung des Komponisten oder Arrangeurs entgegenschlägt, wenn ich neue Noten bekomme.
Nicht nur Tasten/Knopf Schreibweise, sogar B Griff/C Griff Herkunft ist oft klar erkennbar.
Und noch klarer wie
@klangtaucher sagt, extrem wenn auf dem Klavier oder Gitarre komponiert wurde.
Allein die Stimmenverteilung ... da sehe ich 3 Stimmen in der linken Hand, wovon die obere im wesentlichen rhythmisch an die rechte Hand gekoppelt ist.
Das ist links (so wie da steht) nur schwer spielbar. Hat man aber kapiert, dass es beim Klavier keine Rolle spielt, in welcher Hand man es greift, schiebt man schnell mal eine Stimme aus der linken Hand in die rechte und schon macht alles Sinn und klingt auch besser.
Aber es ist offensichtlich, dass der Komponist oder Arrangeur nicht selbst Akkordeon spielt, ein Akkordeonspieler würde nie auf die Idee kommen, so zu notieren!
Spiele ich "gegen das Instrument", wenn ich einen Klavierband aufschlage, z.B. Mendelssohns Lieder ohne Worte, und versuche, prima vista was zu adaptieren?
Genau. Man muss sich annähern. Prima vista wird das erst einmal nicht so gut gelingen - je nachdem.
Aber wenn man es alles verstanden hat, findet man Lösungen, die fürs Akkordeon und für sich persönlich passen. Der Annäherungsprozess.
Ich weiß, das Beispiel wird Euch weniger gefallen, aber man kann auf dem Digitalakkordeon durchaus so ein Klavierstück mit anschlagdynamischen Klaviersound, Sustainpedal und Melodiebass probieren.
Das tut dem Stück plötzlich überhaupt keinen Abbruch mehr. Alles ist wie am Klavier.
Man braucht nicht einmal das Instrument wechseln, sondern nur den Sound auf Akkordeon zurück stellen, auf Standardbass runterschalten und auf das Sustainpedal verzichten. Dann hast Du plötzlich eine Menge Arbeit und weißt auch sofort, was zu tun ist ;-)