gegen das Instrument spielen geht sowas? was ist sinnvoll?

maxito
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https://www.musiker-board.de/threads/welches-akkordeon-spielt-ihr.205752/page-11#post-8186230
Da sich hier eine interessante Diskussion entspannte habe ich mir erlaubt, dieses in ein eigenes Thema auszulagern um der Diskussion mehr Raum zu geben.
-maxito



III/ Spiel NIE „gegen das Instrument“ !!! (…d.h. gegen technischen Möglichkeiten des Instruments)…

Da hast du eine sehr wichtige Aussage so nebenbei formuliert! Kann man, finde ich, gar nicht kräftig genug hervorheben!

Viel Spaß mit deinen Delicias!
 
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Ja - das ist eine witzige & richtige Aussage - speziell für das Akko
 
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dazu nur noch ein Wort:
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das Akko ist im weitesten Sinne ein Blasinstrument
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und auch das Akkospielen kommt mir ähnlich vor wie
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Wellenreiten-Surfen-Skifahren-Snowboarden
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Natürlich Technik-Abfahrt-Schnee-Welle zu beachten
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aber eben auch einfühlen was dein Board im Moment tut - dieses Wechselspiel fühlen
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Das wiederum geht bei mir am besten wenn ich was auswendig kann.
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P.S.:
Natürlich kann ein Guter immer mehr wie ein Anfänger,
aber das klanglich ästheitische, der "Eigengenuss", hängt sehr davon ab,
dass man nicht gegen das Instriument spielt,
wie man auch nur mit Krampf &Kraft gegen das Board gleiten kann,
sondern dass man dieses "kraftlose" Ausbalancieren erfühlt.
 
Hallo @Akkordeonengel
Schön dass Du zu uns gefunden hast.

I/ Spiel immer mit Herz!
II/ Spiel Musik, nicht Instrument!
III/ Spiel NIE „gegen das Instrument“ !!! (…d.h. gegen technischen Möglichkeiten des Instruments)…

Stehen die Punkte 2 und 3 nicht in krassem Widerspruch zueinander?

Wenn ich nicht "gegen" sondern "mit" dem Instrument spiele, dann stelle ich mich doch darauf ein und spiele Instrument, womit gegen Punkt 2 verstoßen wird :eek:
Ist es nicht eher so, dass beides in Einklang gebracht werden muss? ... Ein Annäherungsprozess, eine Kompromissfindung?

Wenn man einfach nur musikalische Gedanken umsetzen möchte, dürften die Eigenheiten des Instruments erst einmal überhaupt nicht interessieren, man geht dann von unbegrenzten Möglichkeiten aus. Das Instrument müsste perfekt funktionieren und oft Funktionen bieten, die konzeptionell unmöglich sind. Man stößt also permanent an Grenzen des Instruments (und der eigenen Fähigkeiten) und man stößt auf spezielle Eigenschaften mit denen man sich arrangieren muss. Somit determiniert das Instrument ganz wesentlich die Interpretation und Punkt 3 ist praktisch immer stärker als Punkt 2.
:good_evil:


Natürlich kann ein Guter immer mehr wie ein Anfänger,
aber das klanglich ästheitische, der "Eigengenuss", hängt sehr davon ab,
dass man nicht gegen das Instriument spielt,
wie man auch nur mit Krampf &Kraft gegen das Board gleiten kann,
sondern dass man dieses "kraftlose" Ausbalancieren erfühlt.


Diese Worte erinnern mich an eine oft erlebte Situation:
Ein völlig mit seinem Instrument ausballancierter Spieler mit erfühltem Eigengenuss und "kraftlos" austariertem Stil, gibt sein Schätzchen bei einer Session einem anderen Spieler, der völlig anders geprägt ist. Dieser holt mit seiner Art im positiven Sinne plötzlich Klänge aus dem Instrument, die der Besitzer nie für möglich gehalten hätte.
Wie erklärt ihr Euch das? Er spielt doch offenbar nicht "mit dem Instrument" sondern versucht etwas auszudrücken, was er von ganz woanders hernimmt. Das Instrument "tut dann nur noch, was es kann".
 
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Wie erklärt ihr Euch das?

Das Thema , das sich da gerade entwickelt finde ich hochinteressant ( und interessiert mich) und würde dem gerne einen größeren Rahmen geben, als hier in dem Instrumentenvorstellfaden.

-> Einverstanden, wenn ich das als eigenes Thema auslagere?

(Dann können wir nach Herzenslust weiter über diese Punkte diskutieren):)
 
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Ja - lieber Klangbutter, das wäre natürlich ooch ´ne Variante, nicht von der Hand zu weisen..........
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-> Einverstanden, wenn ich das als eigenes Thema auslagere?

Hallo Maxito,

Ja, Ich stimme zu!
Ich freue mich auf die Ansichten und Erfahrungen anderer Akkordeonisten!
Viele Grüße,
Vladimir
 
völlig mit seinem Instrument ausballancierter Spieler mit erfühltem Eigengenuss und "kraftlos" austariertem Stil

man kann im positiven Sinne "mit seinem Instrument" spielen und trotzdem kraftlos spielen. Das eine schließt das andere ja nicht aus. Der Spieler kann , obwohl ohne besonderen Ausdruck, trotzdem mit den Eigenschaften spielen, die das Instrument von sich aus aufgrund der Bauart anbietet.

Er spielt doch offenbar nicht "mit dem Instrument" sondern versucht etwas auszudrücken, was er von ganz woanders hernimmt. Das Instrument "tut dann nur noch, was es kann".

Er nimmt das ja schon auch aus dem Instrument, aber er nutzt dessen gegebene Eigenschaften stärker aus und das Instrument tut freilich nur was es kann.

Man kann z.B. mit dem Akkordeon auch Musik machen, indem man die Töne durch die Dynamik, wie man auf die Tasten klopft erzeugen und die Lautstärke und Phrasierung durch den Tastenanschalg machen, wie beim Klavier. Beim Akkordeon wird sich das positiv formuliert maximal "interessant" anhören - aber so richtig abgehen wird das mit dem Akkordeon erst, wenn man die Tonbildung mit dem Balg macht , während das Klavier mit differenziertem Tastenanschlag überhaupt erst richtig Leben bekommt.

Oder in einem anderen Extremen Beispiel formuliert, (um Fingertricks´s Beispiel aufzugreifen) Man kann mit dem Surfbrett gegen die Welle paddeln und durchtauchen versuchen - ist extrem anstrengend, spannend und nur einen ganz kurzer Moment lang. Aber wenn man mit der Welle auf dem Surfbrett reitet, kann man die Welle erst voll ausnutzen und die Kraft, die ihr innewohnt für das was man machen möchte mitnehmen.

Und so sehe ich das auch mit den Instrumenten - hier grad eben anhand des Akkordoens. Je nachdem welches Akkordoen ich habe, hat das bestimmte Eigenschaften, die bei diesem Instrument vielleicht etwas stärker ausgeprägt sind - z.B. besonderer Klang in einem bestimmten Register. Und wenn ich schaue, was für Eigenschaften das Instrument hat und wo die gut zur Geltung kommen, dann kann man das in der Musik, die man damit mach berücksichtigen. Und ich meine, dass das das musikalische Gesamtbild positiv unterstützt. wie z. B. ein quirliges Tremolo bei Musettemusik.
 
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man kann im positiven Sinne "mit seinem Instrument" spielen und trotzdem kraftlos spielen. Das eine schließt das andere ja nicht aus.

Habe ich auch nicht gesagt. Es war nur die Beschreibung eines Typs, der alles feinfühlig auscheckt.

Er nimmt das ja schon auch aus dem Instrument, aber er nutzt dessen gegebene Eigenschaften stärker aus und das Instrument tut freilich nur was es kann.

Nein, er hat seinen Stil an einem anderen Instrument geprägt, vielleicht an verschiedenen Instrumenten und kümmert sich nicht um die feingeistige Einfühlung in ein bestimmtes Instrument, um dessen Vorzüge auszunutzen.
Er stülpt seine universelle Gewohnheit jedem Instrument über, was ihm unter die Finger kommt und spielt beeindruckend!

Der Feingeist, der sich vom Instrument beeinflussen läßt hat feinere Qualitäten. Diese Sensibilität ist aber sehr empfindlich, sobald bestimmte gewohnte Voraussetzungen fehlen, fällt eine wichtige Grundlage für die gezüchtete Qualität weg.

Die Sache mit dem Surfbrett klingt natürlich nett, aber ein Beispiel wäre mir lieber.

Das Beispiel, ein Tremolo für ein Musettestück zu benutzen, kratzt nur an der Oberfläche. So etwas liegt ja auf der Hand.

Ich dachte es geht hier um Ballance bei Balgbewegung, Tastenhub und Gewicht in Zusammenhang mit Durchhalten bei endlosen Passagen am Tempolimit, Dynamikballancen mit verschiedenen Registern und so...

Alles Dinge, die mit Training auf einem Instrument funktionieren. Auf einem anderen Instrument ist das selbe Stück plötzlich kaum noch spielbar, oder es läuft dann plötzlich wie von allein.
 
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Ich sehe die Sache so:

Es gibt ja verschiedene Akkordeonqualitäten. Der Einfachheit möchte ich mich mit 3 Typen begnügen:

1. Einfache Instrumente, z.B. Schülerinstrumente, als Vertreter dieser Gattung nehmen wir mal die Hohner Concerto
2. Bessere Instrumente mit Cassotto, z.B. die Hohner Morino
3. Top Instrumente (die Gola)

Wenn nun ein Schüler anfängt zu lernen, fängt er i.d.R aus Preisgründen bei einem Instrument der Kategorie 1 an. Durch die einfache Bauart sind diese Instrumente recht grob in vielen Bereichen, wie Ansprache usw .

Bleibt der Schüler nun dabei und lernt fleißig, wird irgendwann das Instrument der Kategorie 1 durch ein Instrument der Kategorie 2 ersetzt oder erweitert.
Hier sind nun nun neue Techniken, ein feinfühligeres Spiel und anderes möglich.
Die neuen Möglichkeiten erschließen sich aber meist nicht von selbst, sondern bedürfen zum einen der Erkenntnis, zum anderen der Übung.
Viele Akkordeonisten erfahren diese Bewustseinserweiterung aber nicht und spielen auf der Kategorie 2 genau so weiter, wie sie es von Kategorie 1 gewohnt waren.
Das mag an mangelndem Talent, mangelhaftem Unterricht oder anderen Gründen liegen.

Der ganz große Sprung, der die Spreu vom Weizen trennt, kommt dann beim Wechsel auf Kategorie 3.
Hier bedarf es nun eines hohen Maßes an Einfühlungsvermögen um die Möglichkeiten eines solchen Instruments zu erfahren und zu nutzen.
Solch ein Instrument erschließt sich i.d.R nicht von jetzt auf gleich, sondern das dauert.

Viele die schon auf meiner Gola gespielt haben, sind hinterher enttäuscht, weil sie wohl etwas erwartet hatten, was das Instrument nicht leisten kann (Spielen muss man schon noch selber)
Ich habe es gerne, wenn mir das Instrument vorgespielt wird, von daher haben darauf schon einige gespielt die zum ersten Mal eine Gola in der Hand hatten. Einigen wenigen hat sich das Instrument sofort erschlossen und sie hätten es am liebsten nicht mehr her gegeben. Andere hatten kein erhebendes Glücksgefühl dabei.

Interessanterweise hängt dieses ich sage mal 'eins werden mit dem Instrument' nicht von der Spielstärke ab.
Ich erinnere mich immer wieder gerne an eine ältere Dame, die technisch kaum ihre Volks- und Wanderlieder zusammengebracht hat, die aber MUSIK auf dem Instrument gemacht hat und die die Vorzüge des Instruments ganz intuitiv genutzt hat.

Umgekehrt ist es dann so, dass ein Spieler, der ein TopInstrument zu bedienen weiß, ein Instrument der Kategorie 1 in die Hand nimmt, auch diesem Instrument Musik entlocken kann, die man ihm nicht zutrauen würde. Aber IMHO geht es nur über diesem Umweg, ein einfaches Instrument so zu spielen.
 
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Könnte so sein. Aber:

Viele Akkordeonisten erfahren diese Bewustseinserweiterung aber nicht und spielen auf der Kategorie 2 genau so weiter, wie sie es von Kategorie 1 gewohnt waren.
Das mag an mangelndem Talent, mangelhaftem Unterricht oder anderen Gründen liegen.

Ich unterstelle nicht , dass Spieler mit vom Instrument unabhängigen Stil irgendwie mangelhaftes Talent haben. Zumindest reden wir hier nicht von diesen.
Im Gegenteil, ich bewundere deren Robustheit und Ausdrucksstärke trotz widriger Umstände.

Der Umweg über ein gutes Instrument wie Du schreibst ist sicher eine wichtige Voraussetzung dazu, aber wahrscheinlich noch mehr ein häufiger Wechsel der Gegebenheiten - Abhärtung. Gleichzeitig ein starkes Inneres und wenig "häusliche Einrichtung" sondern Flexibitität, ohne Ausdruck zu vernachlässigen.

Hier ging es ja um den Widerspruch
- Spiel nicht Instrument sondern...
- spiel mit dem Instrument, nicht dagegen.
 
- Spiel nicht Instrument sondern...
- spiel mit dem Instrument, nicht dagegen.

Ich dachte, das wäre aus meinem Post herausgekommen. Wohl nicht.

Um MIT dem Instrument zu spielen, muss ich das Gefühl haben, mit dem Instrument zu verschmelzen. Dieses Gefühl habe ich aber nur bei manchen Instrumenten, teilweise einfache, teilweise hochwertige. Auch bei vielen hochwertigen Instrumenten habe ich eher das Gefühl, ich hätte einen Werkzeugkasten vor dem Bauch als ein Akkordeon. Das hat viel damit zu tun, wie sich das Instrument an mich anschmiegt und wie weit es links in die Breite geht. Gerade bei vielen Italienern habe ich das Gefühl mein linker Arm wäre zu kurz.

Ein gutes Instrument setzt nicht nur das um, was die Finger drücken und der linke Arm an Energie hineinsteckt, sondern auch das, was mein ganzer Körper ausdrücken möchte. Ich möchte an der Stelle fast von einer Symbiose sprechen. Stücke, die ich so auf mein Lieblingsinstrument optimiert habe, sind für mich dann fast unmöglich halbwegs akzeptabel für mich auf einem anderen Instrument zu spielen.
 
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Du spielst also ganz eindeutig nicht gegen sondern mit dem Instrument. Bravo!

Aber bei vielen Instrumenten hast Du das Gefühl, einen Werkzeugkasten vor dem Bauch zu haben, kannst darauf nicht mehr so gut spielen. Das ist objektiv nicht gut und bedeutet, dass Du auf bestimmte Voraussetzungen angewiesen bist.
Wenn Dein Arm auf manchen Instrumenten zu kurz ist, wirst Du bei extrem an die Grenzen der Spielbarkeit ausgereizten Griffen und Sprüngen plötzlich sogar daneben Hauen oder nicht heran reichen.

Was ist nun mit dem Spruch, "spiele Musik, nicht Instrument"? Spiel mal, wenns nicht geht...

Du brauchst also Flexibilität um mal eben Balgwege oder Griffe zu ändern bzw. wegzulassen oder zu vereinfachen.
Oder Du hast auf deinem Symbiosegerät bei der Einstudierung Reserven gelassen, die Dein Körper erst im Ernstfall auf einem anderen Instrument intuitiv ausreizt.

Woher kommt aber diese Flexibilität?
Es gibt Spieler, die den Wechsel vom Instrument kaum zu bemerken scheinen. Auch als Zuhörer fallen zumindest keine Ausdrucksstärkenunterschiede oder Spieltechnikschwierigkeiten auf.

Die spielen offenbar eher "Musik", weniger Instrument. Trotzdem würde ich nicht glauben, dass sie "gegen" ein Instrument spielen.

p.s. noch eine Ergänzung:
Ich hoffe, es ist klar, dass es mir genauso geht wie Dir @morigol.
Die Schwierigkeit besteht darin, ein und das selbe Stück auf allen Instrumenten gleichwertig darzustellen. DAS ist der "Versuchsaufbau" um herauszufinden, wie sehr man "mit" oder "gegen" ein Instrument spielen muss.
Im Gegensatz dazu ist es ganz einfach, jeweils ein geeignetes Instrument für ein bestimmtes Stück zu wählen und darauf zu perfektionieren, ohne es auf andere Instrumente zu übertragen.
 
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Vieles in der Diskussion bleibt mir zu vage, weil mit außermusikalischen Begriffen belegt. "Immer mit Herz" zu spielen - was soll das bedeuten? Konzentriert? mit Ausdruck? Musik zu spielen, nicht Instrument wird im wörtlichen Sinne nicht möglich sein, man kann sich aber denken, was gemeint ist, das sehe ich auch so. Gegen das Instrument zu spielen, d.h. gegen seine technischen Möglichkeiten, kann man nicht, die Formulierung selbst drückt es aus. Würthners Carmen-Fantasie kann man nicht auf Torquemadas Instrument(en) spielen, um so mehr bewundere ich jedoch, was ihm möglich ist. Spiele ich "gegen das Instrument", wenn ich einen Klavierband aufschlage, z.B. Mendelssohns Lieder ohne Worte, und versuche, prima vista was zu adaptieren? Ich habe mit dem Instrument keine Liebesbeziehung, es ist ein Handwerkszeug, in Verbindung mit Notentext meist eine Herausforderung, immer wieder. Was nicht bedeutet, dass ich es nicht genieße.
Akkordeon und Snowboard - naja, nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich :).
Zum Begriff "Eigengenuss": da gibt es tatsächlich den Unterschied, ob man den Focus hauptsächlich auf den "eigenen Genuss" richtet oder den des Zuhörers. Schnittmengen natürlich möglich.
Eine wirklich interessante Diskussion, auch weil die Gründe, dieses Instrument zu spielen, so unterschiedlich sind.

Schönes Wochenende - W.
 
Grund: Ergänzung, Formulierung
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Die Schwierigkeit besteht darin, ein und das selbe Stück auf allen Instrumenten gleichwertig darzustellen. DAS ist der "Versuchsaufbau" um herauszufinden, wie sehr man "mit" oder "gegen" ein Instrument spielen muss.

Ich bin mir nicht sicher, was es ist, aber ich spüre, dass es einfach Unterschiede gibt und dass die sich auf mein Spielverhalten auswirken.

Ganz klar, wenn ich ein bestimmtes Stück in einer bestimmten Weise spielen will oder soll, dann setze ich mich mit dem Instrument auseinander und schaue, wie ich damit klarkomme. Im Idealfall, bekomme ich das dann auf allen Instrumente so gleich hin, dass auch die Zuhörer keinen Unterschied bemerken. ich aber merke einen Unterschied.

Es gibt Instrumente, auf denen fällt es mir leichter das zu spielen und welche, da fällt es mir schwerer. Und wenn ich nicht ein ganz spezielles Stück spielen will, sondern einfach mich hinsetze und Musik mache, dann merke ich dass das eine Instrument z.B. in den mittleren oder hohen Lagen besonders gut funktioniert und auch besonders gut klingt, das andere dagegen in den mittleren Lagen eher ein "Loch " hat, dafür aber eine sehr satte tiefe Oktave. Und da merke ich dann bei mir, wie ich mich auch (unbewusst) umstelle und auf dem einen Instrument eher eine bestimmte Art von Musik spiele und auf dem anderen eher dazu tendiere andere Stücke zu spielen. Und wenn ich mir dann hinterher anschaue, was ich da gespielt habe, dann war es überwiegend so, dass die Stücke die Vorzüge des jeweiligen instruments gut ausnutzten.

Nicht dass ich die Stücke auf den anderen Instrumenten nicht spielen könnte - das kann ich sehr wohl, aber es macht mich da jeweils nicht so sehr an und es bereitet mir mitunter mehr Mühe. - Um dem Verdacht gleich vorzubeugen: es handelt sich jeweils um sehr hochwertige Instrumente, die man von der Qualität schon auf gleichem Niveau ansiedeln kann. Und drum glaube ich , dass man, wenn man bezüglich Ausdruck frei ist, schon vom Instrument auch etwas gelenkt wird, was man spielt und wie man es spielt.



Im Gegensatz dazu ist es ganz einfach, jeweils ein geeignetes Instrument für ein bestimmtes Stück zu wählen und darauf zu perfektionieren, ohne es auf andere Instrumente zu übertragen.

Und ich möchte behaupten, dass man mitunter auch merkt, auf welchem Instrument ein Stück entwickelt wurde. So kenne ich ein paar nette französische Stücke, die ganz gut klingen, aber auf meinen Tastenakkos nahezu unspielbar sind, oder Notenfolgen haben, die "unmögliche" Fingersätze brauchen, wohingegen die gleichen Notenfolgen auf dem Knopfakko fast schon bequem laufen und von den Fingersätzen her sich fast schon automatisch und von selbst ergeben. Jetzt ist es aber in der Regel so dass die Notenfolgen nicht unabänderlich nur so und nicht anders aufeinander folgen können - da kann man meist sehr wohl auch die Abfolge im Detail anders ablaufen lassen, ohne dass der Ausdruck sich wirklich ändert.

Und grade bei diesen Stücken glaub ich, dass die Noten so niemals von einem Tastenspieler so notiert worden wären. Der gleiche Lauf hätte im Detail sicher andere Notenffolgen gehabt, weil die einfach auf dem Instrument flüssiger gelaufen wären.

Das Stück nun komplett und notengetreu auf Taste gespielt geht schon - gibt sich aber ziemlich sperrig und macht einem das Leben erstmal ziemlich schwer. Das ist dann das, was ich "gegen das Instrument spielen" nennen würde.
 
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"Immer mit Herz" zu spielen - was soll das bedeuten? Konzentriert? mit Ausdruck?

Ich ergänze noch den vielzitierten Spruch "Wenn Du den Balg nicht begriffen hast, kannst Du es total vergessen".
Ziemlich populistisch und eine irgendwie abwertende Formulierung.
Viel besser wäre doch:

"Balg ist Luft und Luft birgt Leben und Seele..."

Das sagt eigentlich auch nichts, klingt aber viel positiver. :)

@maxito, das kann ich alles nur bestätigen.

Es hängt vom grad der "Einlassung" auf das Instrument ab. Wenn man wie ein Verrückter die Macken und Vorzüge eines Instruments nutzt, geht es zunehmend nicht mehr auf einem anderen Instrument.

Ich hatte letztes Jahr so einen Fall in der Hochschule. Ein Komponist schrieb ein Stück für ein zerfallendes Akkordeon und Live Elektronik. Das wurde in Karlsruhe bei einem internationalen Kompositionsfestival aufgeführt. Das Akkordeon hatte starke Schäden - wie eine ganz persönliche Mischung verschiedener Krankheiten bei einem Menschen, was ihn unverwechselbar macht. Es war so desolat, dass sogar von Aufführung zu Aufführung extreme Änderungen in der "Komposition" gemacht werden mussten. (Ja es war alles notiert!)

Du nennst die Wechselwirkungen, die das Instrument auf den Spieler gibt und dessen Feedback zurück aufs Instument. Wenn dieses Verhältnis innig und monogam ist, formen sich beide und das ist ziemlich spannend. Hat aber auch die von mir erwähnten Nachteile.

Dein letzter Absatz stimmt auch perfekt.
Du glaubst garnicht wie offensichtlich mir die Prägung des Komponisten oder Arrangeurs entgegenschlägt, wenn ich neue Noten bekomme.
Nicht nur Tasten/Knopf Schreibweise, sogar B Griff/C Griff Herkunft ist oft klar erkennbar.
Und noch klarer wie @klangtaucher sagt, extrem wenn auf dem Klavier oder Gitarre komponiert wurde.
Allein die Stimmenverteilung ... da sehe ich 3 Stimmen in der linken Hand, wovon die obere im wesentlichen rhythmisch an die rechte Hand gekoppelt ist.
Das ist links (so wie da steht) nur schwer spielbar. Hat man aber kapiert, dass es beim Klavier keine Rolle spielt, in welcher Hand man es greift, schiebt man schnell mal eine Stimme aus der linken Hand in die rechte und schon macht alles Sinn und klingt auch besser.
Aber es ist offensichtlich, dass der Komponist oder Arrangeur nicht selbst Akkordeon spielt, ein Akkordeonspieler würde nie auf die Idee kommen, so zu notieren!


Spiele ich "gegen das Instrument", wenn ich einen Klavierband aufschlage, z.B. Mendelssohns Lieder ohne Worte, und versuche, prima vista was zu adaptieren?

Genau. Man muss sich annähern. Prima vista wird das erst einmal nicht so gut gelingen - je nachdem.
Aber wenn man es alles verstanden hat, findet man Lösungen, die fürs Akkordeon und für sich persönlich passen. Der Annäherungsprozess.

Ich weiß, das Beispiel wird Euch weniger gefallen, aber man kann auf dem Digitalakkordeon durchaus so ein Klavierstück mit anschlagdynamischen Klaviersound, Sustainpedal und Melodiebass probieren.
Das tut dem Stück plötzlich überhaupt keinen Abbruch mehr. Alles ist wie am Klavier.
Man braucht nicht einmal das Instrument wechseln, sondern nur den Sound auf Akkordeon zurück stellen, auf Standardbass runterschalten und auf das Sustainpedal verzichten. Dann hast Du plötzlich eine Menge Arbeit und weißt auch sofort, was zu tun ist ;-)
 
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Da habe ich ja was angestellt................
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ich ziehe hiermit meinen Surf-Beitrag zurück :)
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..´ne - im Ernst, dieses besondere Akko-Feeling - das gibt es schon,
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wenn der Musiker, das Akko, die Tänzer, die Sänger, der ganze Saal, das ganze Gebäude sich rhythmisch heben & senken, grösser & kleiner werden,
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gemeinsam atmen-singen-schunkeln-schwingen-drehen&lachen, so dass die Zeit auch im Dreivierteltakt vorwärts-und-rückwärts geht,
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sogar die Uhren machen mit "
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Habt ihr denn schon mal was vom sog. S C H L A N Z gehört ?
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das ist (für alle dies das noch nie gehört haben sollten)
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DAS Qualitätskriterium für alpenländisch-wienerischen Akkordeon-Sound
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S C H L A N Z - ist die Antwort ! :great:
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Israel und ich waren einer Meinung (er war überrascht, wie ich das sagte, da er es von niemandem sonst bisher gehört hatte, aber auch so empfand), als wir sagten, daß das Instrument zu uns spricht und wir es aber auch verstehen lernen müssen. Je einfühlsamer man ist, um so besser geht das. Ich möchte den Vergleich zur Orgel ziehen. Wir hatten uns dafür auch Zeit genommen: Ein und das selbe Stück klingt auf einer Barockorgel ganz anders als auf einer romantischen, da auch das Klangideal anders ist. Wir waren uns auch einig, daß manche barocke Stücke auf der romantischen Orgel nicht klingen, ebenso umgekehrt.

Ebenso verhält es sich beim Akkordeon. Es hat lange gedauert, bis ich "mein" Akkordeon gefunden habe, bzw. es mich gefunden hat. Auf diesem Akkordeon klingen manche Stücke einfach genial, andere wiederum nicht - egal, wie ich das zu interpretieren versuche. Das ist da einfach eigenwillig. Es sagt mir auch, was es will und was nicht. Deshalb gebe ich meinem Akkordeon auch nur das, was es will. Es darf halt dann nicht beleidigt sein, wenn ich mir noch ein zweites hole, das seine Stärken da hat, wo meines seine Schwächen hat.
Genauso habe ich eine alte Serie 90 als Ersatzteilspender geschenkt bekommen, bei der viele hier im Forum die Nase rümpfen dürften: Frühe 60er Jahre, Serienakkordeon, Klapperkiste, einfachste Stimmplatten, verstimmt, überholungsbedürftig und die Hälfte geht nicht. Aber das, was ging, war so charmant und anziehend (z.B. für Tango), daß ich es mir wieder herrichten werde und dann wird es ebenfalls ein treuer Begleiter werden.

Viele Grüße

Ippenstein
 
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Um MIT dem Instrument zu spielen, muss ich das Gefühl haben, mit dem Instrument zu verschmelzen...

Zu einem ähnlichen Thema habe ich auf "Akkordeon lernen mit 50+" bereits einen Link gepostet: Ein Videoclip auf youtube eines Interviews mit Lydie Auvray. Passt auch prima hierher. Sie veranschaulicht mit ihrer Körpersprache genau das, was du hier mit Worten beschreibst; eine nahezu erotische Beziehung zum Instrument. Mich würde interessieren, ob Spieler anderer Instrumente ein gleiches Gefühl für ihre Instrumente entwickeln, trotz des weniger engen körperlichen Kontaktes zu ihnen.

 
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