THE RAID 2:
Um Gottes Willen, was für ein Reinfall.
Also, wenn man den Film *nicht* mit dem ersten Teil vergleicht, dann geht es noch.
Aber alles, was den ersten Teil gut gemacht hat, fehlt im zweiten Teil.
Ich dachte es mir schon am Anfang, dass das nichts wird. Um nicht zu spoilern, sag ich mal, es gibt den Alien 3 Effekt.
Die erste Fightszene startet wirklich klasse und ist von der Idee so super, wie die Fights in Teil 1. (Wie sich langsam die Schraube löst und so). Aber dann schon bei den ersten Schlägen dachte ich: "Moment mal...die halten sich aber wirklich zurück." Wo beim ersten Teil jeder Schlag aussieht, als wär wirklich Kraft dahinter, sind die Schläge hier ziemlich lasch. Es sieht aus, als hätten die Darsteller im zweiten Teil viel mehr wert darauf gelegt, dass es keine Verletzungen gibt als im ersten Teil. Nun, das ist löblich, aber zieht sich durch den ganzen Film und macht die Fights in Kenneraugen wirklich lahm. Mein Kumpel, der kein Martial-Arts Fan ist, meinte, ihm wäre das nicht direkt aufgefallen, dass es an den Schlägen liegt, aber auch er meinte, dass die Fights zwar schön anzuschauen sind, aber nicht so hart gewirkt haben, wie in Teil 1. Das allein hat mir den Film schon versaut.
Dann noch ganz schlimm: Im ersten Teil gab es ja so gut wie keine Handlung. Und das war hervorragend. Es war eine reine Gut gegen Böse-"Story". Weil der Film gekonnt Action mit Survival Horror gemischt hat, kam sogar Spannung auf und man hat mit den Guten mitgefiebert. Das passiert mit wirklich selten, seit ich kein Kind mehr bin.
Das gibts aber in Teil 2 nicht mal im Ansatz. Die Hauptperson arbeitet hier ja undercover und schleust sich in eine Gangsterfamilie ein. Im Laufe des Films geht es eigentlich nur um Schlachten zwischen verschiedenen Verbrecher-clans. Das bedeutet so gut wie ALLE Kämpfe sind eigentlich "Die Bösen gegen die Bösen". So ist es einem völlig egal, wer die Kämpfe gewinnt. Es kommt keine Spannung auf.
Es wird aber noch schlimmer. Der Protagonist schleust sich wie gesagt in die Gangsterfamilie ein und ist daraufhin immer an der Seite eines Gangsters, der im Schatten seines Vaters steht und plant, selber an die Macht zu kommen. Dieser Handlungsstrang wird derart betont, dass dieser Gangster zur eigentlichen Hauptfigur wird, und der Protagonist zur Nebenfigur degradiert. Das halte ich für einen unverzeihlichen Fehler. Das gehört doch eigentlich zum Handwerk, dass man als Filmemacher den Protagonisten auch wirklich in den Mittelpunkt stellt.
Der erste Teil war vor allem deshalb gut, weil er anders war als andere Kampfsportfilme. Wie gesagt, die Mischung aus Action und Survival-Horror war etwas Neues. Außerdem war alles "realistischer"...(naja pseudorealistisch natürlich). Aber die Action war *direkt und hart*. Und es war ein Einsatzkommando gegen Kleinkriminelle. Nachvollziehbar. Aber im zweiten Teil gibt es jetzt überdrehte Charaktere wie in "Kill Bill", die mit ungewöhnlichen Waffen kämpfen und akrobatisch kämpfen, wie es in Echt nie möglich wäre und vor allem...wie es sie schon in zig überzogenen Martial-Arts Spektakeln gegeben hat. Gegen Ende wird das immer schlimmer, und ich hab die Direktheit des ersten Teils so sehr vermisst.
Am Ende nehmen zwei Kämpfer sogar eine dämliche Bruce Lee mäßige Kampfstellung ein, die man eher in einem alten Shaolin-Film erwarten würde. Ich bin mit Facepalm im Sessel versunken. Sowas darf in einem The Raid Film nicht vorkommen.
Das alte Problem der Martial Arts Filme "Warum benutzen die nicht einfach Handfeuerwaffen? Warum nimmt niemand Knarren mit?", war in Teil 1 ja echt gut gelöst. Die Jungs vom Sondereinsatzkommando haben nach und nach ihre Waffen verloren und die Kleinkriminellen in dem Gebäude hatten halt nur Messer und Macheten. Im zweiten Teil denkt man sich die ganze Zeit: "ALTER!! Warum haben die jetzt keine Feuerwaffen am Start?"
Ich verstehe wirklich nicht, warum der Film von Fans und der Kritik so hochgelobt wird. Es gibt vereinzelte Szenen, die gut gemacht sind und wirken...aber die retten den Film nicht.
Ich hatte mir vor Filmbeginn an der Kasse ein original Kinoplakat gekauft. Nach dem Film zurückgegeben. "Warum?"..."Weil der Film scheisse war." Wollte nichtmal das schmutzige Geld dafür zurückhaben.
Ich hatte vor Enttäuschung und Zorn über den Film danach wirkliches HERZRASEN. Nach "Taken 2" war ich ja so enttäuscht, dass ich danach beim Frustsaufen fast ne Schlägerei angefangen hätte. (EDIT: Oje...das muss ich klarstellen! Ich verurteile sowohl Frustsaufen als auch sinnlose Gewalt im Reallife aufs Schärfste! Ich wollte hier überspitzt den Frust von damals darstellen. Das "Frustsaufen" war genau
ein Colaweizen. Und das "fast ne Schlägerei angefangen" war, dass mich jemand wirklich blöd angestresst hat, und statt dass ich einfach drüber gelacht habe, wie ich es sonst gemacht hätte, hab ich ein klares "sorry, heute nicht!" gebracht. Danach haben wir uns sofort vertragen).
Nach The Raid 2 hatte ich überhaupt keine Lust mich zu prügeln. Ein SEHR schlechtes Zeichen für einen Film dieses Genres.
Also, wenn der Film keine Fortsetzung wäre, hätte ich gesagt, okay 5 von 10 Punkten. Guter Durchschnitt für zwischendurch, kann man sich anschauen, ist ganz gut gemacht. Aber als Nachfolger eines jetzt schon Kultklassikers ist der Film ein absoluter Reinfall in meinen Augen.