Fear and Trembling (Mit Staunen und Zittern)
"Trat ich ihr entgegen wie man dem Kaiser entgegen trat mit Staunen und Zittern". Fear and Trembling ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans der belgierin Amelie Nothomb in dem sie über Ihre Erfahrung als "gaijin OL" (ausländische Office Lady) in einer großen japanischen Firma berichtet. Von ständiger Unterforderung zu konstanten Problemen mit der Hirarchy, Höflichkeit, dem Lesen von Unterschwelliger Sprache und ihrer fehlenden Kompetenz als Dolmetscherin für die Aufgaben die man ihr gibt, ihre Geschichte soll ein Zeugnis über die schwere Welt der japanischen Büros sein. So oder so ähnlich hat sie sich das wohl zumindest gedacht. Als normal Gucker hätte ich das auch gekauft aber als Japanologie Student trifft der Film viele meiner Schwerpunkte und hat mich schon irgendwo in Rage versetzt. Amelie soll fließend Japanisch sprechen (auch wenn ihre Aussprache so fließend ist wie das English in dem einen gakki no tsukai Video das jeder kennt...das wo der eine mit ten ten ten ten ten bis hundert zählt). Damit nicht genug, sie ist absolut immun für Lerneffekte, absolut blind für jeden Misstritt, jede dumme Situation egal wie offensichtlich sie ist. Trotz ihrer jahrelangen Spracherfahrung, der Tatsache, dass sie in japan aufgewachsen ist, hat sie absolut keine Ahnung von Büro Etiquette oder Geflogenheiten der Arbeitswelt (zum Beispiel Seniorität, das die Zeit in der Firma wichtier ist als alles andere) oder deren geschrieben oder ungeschriebenen Gesetze, obwohl all diese Dinge seit der Entdeckung der Toyota Methode weit und breit gepredigt werden. Darüber hinaus denkt sie sie sei die intelligenteste und kompetenteste und muss shnell feststellen, dass viele Leute um sie herum sie doch irgendwie locker in die Tasche stecken. Ihr Skillset ist doch sehr limitiert, kann sie kaum einen Taschenrechner bedienen, weiß nicht was GMBH und LTD bedeutet (obwohl sie sagte sie hätte all das vorher lange gelernt und sich reingehängt um dort zu arbeiten). Wobei der Film es offen lässt, ob ihre Fehler an dieser Stelle nur Dummheit sind oder beabsichtigt um ihre Chefin Frau Morin dumm darstehen zu lassen. Beide Möglichkeiten lassen sie extrem schlecht aussehen. Das ist das große Problem des Films: wir sollen mit Amelie fühlen, als wäre sie immer im Recht und an allem unschuldig, dabei arbeitet sie in einer Welt die sie für sich gewählt und erkämpft hat aber für die sie aus ihrem eurozentristischen denken absolut kein Verständnis hat. Mag sein, dass sie mit all dem nicht einverstanden ist, das sind selbst die Mitarbeiter dort nicht aber die kulturellen Scheuklappen aufzusetzen und sich zu sagen, ich zeig euch wie es europäer machen, hilft ihr auch nicht weiter. Über ihre Chefin Frau Morin sagt sie, sie sei eine 29 jährige, Modelhafte Schönheit bei gigantischen 1,80 (oder so), die leider das heiratsfähige Alter in Japan überschritten hat. Der Aspekt mit dem Alter wird am Ende mit einer arroganten Genugtuung nochmal hervorgehoben, als hätte sie es verdient. Dabei wäre Mori der viel interessantere Charakter gewesen. Amelie bleibt ein Jahr, kehrt zurück und macht was anderes. Für Mori ist und bleibt die Firma aufgrund der japanische Arbeitswelt diese Firma. Hochzeit scheint eher ausgeschlossen für sie und auch die Karriere ist im Normallfall eher begrenzt für Frauen (dank EEOC). Mori ist ein weitaus tragischerer wenn auch bissiger und sasdistischer Charakter, der von Amelie durch ihre absolute Ignoranz und Unwissenheit tief gedemütigt wurde...oder sich zumindest so fühlt und am Ende doch die größere Frau ist und eine Geste der Versöhnung macht.
Am Ende ist jeder in diesem Film eine Karikatur, das Schlimme ist, während Amelie als etwas neben der Spur und Spleenig daher kommt wirken alle anderen als Boshaft und durch ihre "Ehre" verblendet wobei auch hier der Wahrheitsgehalt eher fragwürdig ist, immerhin sind dies die 90er und nicht die 70er oder 80er.
Empfand den Film als absolut ätzend.