So, das soll jetzt kein Review sein, aber ein paar Worte sollten doch zum Thema v.2 gesagt werden.
Ein halbes Jahr lang habe ich mich mit dem Thema Ampkauf beschäftigt, bevor ich mich für den Mustang III v.2 entschied. Obwohl aufgrund meiner Anforderungen, Blues bis Rock und unkompliziert mit der Möglichkeit in Wohnzimmerlautstärke und mit Kopfhörer spielen zu können und trotzdem einen Supersound zu haben, schon recht bald feststand, dass es ein Modeller werden würde, habe ich noch gewartet, bis die aktuelle 2. Auflage in Sicht kam. Am meisten haben mich die Gerüchte um den legendären "Fizz" bei den III bis V Mustangs gestört.
Nun wohnt seit ein paar Tagen der Mustang III v2 bei mir. Ich zitiere weitgehendst aus meiner User-Bewertung beim Große T:
Das, was mir Sound-mäßig wichtig war, das authentische Modelling von 7ENDER-Amp-Klassikern, bringt dieser Amp in Perfektion. Bei Pegeländerungen über den Volume-Regler der Gitarre hängt der Mustang im angecrunchten Bereich sauber am Gas und wechselt sogar Anschlags-abhängig von Clean zu Crunch, wie man es auch von einem echten 7ENDER Röhrenamp erwarten würde. Nicht nur durch die Auswahl der Ampmodels, sondern auch durch die dazu frei wählbaren Cabsims kann man sich den Sound so zurechtschneidern, wie man möchte. Das SAG- und BIAS-Tuning über die FUSE-Software ist ein erstaunliches, aber außerordentlich wirksames Feature. Die virtuellen Pedale und Modulationseffekte sind wirkungsvoll, wobei die Beschränkung auf den gleichzeitigen Einsatz nur eines virtuellen Pedals mäßig stört - gleichzeitig Overdrive und Compressor geht immer noch nicht. Aber ganz ehrlich, während der Software-Compressor sehr gut funktioniert, vertraue ich lieber auf meinen alten Tubescreamer aus den 80ern und mein Lovepedal Eternity davor. Denn entgegen allen meinen Befürchtungen, nimmt der Mustang III v.2 Overdrive-pedale so selbstverständlich, wie es ein "normaler" Röhrenamp tun sollte. Ans reine Boosten habe ich mich noch nicht rangetraut. Müsste aber auch funktionieren, da sich die Verzerrung, wie oben beschrieben, mit dem Volumenpoti an der Gitarre steuern lässt. Warum also nicht die gemodelte Vorstufe anblasen?
Da ich den Amp erst einige Tage hier habe, bin ich immer noch fasziniert am Soundbasteln. Die neue Version der FUSE-Software ist ordentlich programmiert und nach einigem Probieren klappts auch mit dem Speichern der Presets. Nichts desto trotz sollte man sich die Funktion der Schalter und Knöpfe am Amp aneignen, da die Presets für den Bühneneinsatz mit höherem Lautstärkepegel gegenüber den Übungsraum-, Wohnzimmer-, oder Kopfhörer-Einstellungen erheblich nachjustiert werden müssen und man das dann wohl eher ohne angeschlossenen PC macht. Aber das etwas blasse Display, das ab dem IIIer eingebaut ist, hilft. Ich bin mit dem Preset-Tüfteln noch lange nicht am Ende. Das macht mordsmäßig Spaß und die im Netz von anderen Mustang-Usern angeboteten Presets sind größtenteils extrem gut - zumindestens als Ausgangsbasis zum Selbstverfeinern. In dem Bereich, der mich interessiert, also Von SRV-Little-Wing bis ZZ-Top-Sharp-Dressed-Man, überzeugt mich der Mustang III voll und ganz, selbst wenn "nur" die in Serie geschalteten Strat-Single Coils statt eines "echten" Humbuckers am Start sind. Sehr, sehr geil ist der Super Sonic Burn, der natürlich gemodelt ohne das Rauschen, das ihm allgemein nachgesagt wird, daherkommt.
Der Amp ist erwartungsgemäß brutal laut. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es selbst ein sportlich ambitionierter Schlagzeuger schafft den zu übertönen. Im Moment klingt der eingebaute Celestion noch minimal harsch und muss über die Software, mithilfe der oben erwähnten Cabsims, die an dieser Stelle dann, im Soundgefüge direkt innerhalb des Amps, definitiv Sinn machen, etwas gebändigt werden. Ich bin aber sicher, dass er sich mit der Zeit freispielen wird. Für einen 100Watter ist die Kiste andererseits angenehm leicht.
So und nun etwas ganz, ganz Wichtiges, was mich wirklich geduldig auf den v.2er Mustang hat warten lassen: KEIN FIZZ!!!! ...
Aber, wo so helles Licht ist, ist auch etwas Schatten. Das Gehäuse ist hintenrum etwas sehr offen, die Zusammenfügung der ansich schicken Tolex-Beklebung (gefällt mir besser, als das Carbon-Imitat vom v.1, weils klassischer ist) hätte links und rechts vom Griff etwas dezenter ausgeführt sein können, oder besser noch durch die zwei 7ENDER klassischen Chrohmschienen, wie man sie vom Twin Reverb kennt, kaschiert werden können. Naja, vielleicht Case-modde ich das nachträglich. Was aber erheblich zu bemängeln ist, ist die fragwürdige Qualität der Plaste-Buchsen zum Anschluss von Instrument, Kopfhörer, Aux und USB auf der Oberseite. Gerade statt des popeligen 3,5er Kopfhörer-Ausganges, der den Stecker zudem noch recht wackelig hält, hätte es gern ein 6,3er sein dürfen. Denn im Ernst, wer mag zum Nachbarschafts-freundlichen, nächtlichen Rocken das kleine MP3-Player-Kopfhörerchen nehmen? Hätte man mich gefragt, hätte ich hier gern noch 20 EURO mehr investiert, wenn ich alle diese Buchsen dafür in Metallausführung bekommen hätte. Naja, spätestens, wenn die erste Steckerverbindung den Abflug gemacht hat, wird an dieser Stelle hart durchgegriffen ... oder vielleicht schon vorher - man will ja schließlich nicht mitten im Gig wegen so einem Blödsinn aussteigen müssen.
Dennoch bin ich vom Mustang III dermaßen begeistert, dass ich gnädig über diese AmfalschenFleckSparerei hinwegsehe. Denn einen Amp, der in meinen Augen nur die Ohren eines übersensiblen und unverbesserlichen Röhrenpuristen nicht zufrieden stellen kann und im Blindtest wahrscheinlich nicht einmal von diesem identifiziert werden wird, bringt unterm Strich durch seine Vielseitigkeit soviel Benefit, dass sich ein einmaliger Buchsenaustausch gegenüber des systemimmanenten Handling-Aufwandes von Röhrenamps mehr als rechnet - ich denke da an den obligaten Röhrentausch nebst Neueinmessen, oder Transportempfindlichkeiten.
Da ich vorher keinen v1er hatte, kann ich nur sagen, dass ich den Nachteil einer Mehrausgabe von läppischen 18,-EURO im Vergleich, gemessen am Vorteil zusätzlicher XLR-Stereo-Ausgänge und defintiv nicht vorhandenen Nachzischens, für irrelevant halte. Auf Deutsch, das Ding ist meiner Meinung nach jeden Cent wert und ich würde keine Nacht ruhig schlafen, wenn ich mich wegen 18 EURO Preisdifferenz für den Vorgänger entschieden hätte.