Tach
Wollte auch mal noch meinen Senf zu dem Thema dazugeben.
Also ich hab mich vor ungefähr 3 Monaten mal dazu entschlossen Shouten zu lernen. Da ich aber überhaupt keine Ahnung hatte wie ich da anfangen soll bin ich auf meiner suche nach infos dann auch auf dieses Forum gestoßen. Da ich hier ein paar tipps gefunden habe und das shouten mitlerweile klappt dachte ich mir, dass ich einfach mal meine Erfahrungen poste.
Angefangen hab ich mit dem Track von Tony Bullard der hier ja schon gepostet wurde. Ich hab also den kräftigen Seufzer oder wie man das nennen mag als Grundlage genommen, oder wollte das besser gesagt. Ich wollte den Seufzer so üben, dass ich das kontrolliert und sehr lange halten kann. Das erste Mal als ich das probiert hab hat sich das ungefähr so angefühlt, als wenn ich eine laufende Motorsäge verschluckt hätte. Fazit: die ersten 2 Wochen hab ich maximal 5 min pro Tag geübt, manche Tage auch weggelassen, nicht aus Faulheit, sondern um mir meine Stimme nicht zu ruinieren. nach 2-3 Wochen hatte ich dann endlich raus, wie man es nicht machen sollte. Konnte also schon länger shouten üben ohne mich zu verletzen. Ab da hab ich dann immer öfter geübt und immer mehr Kontrolle da rein bekommen. Im Moment bin ich soweit, dass ich in verschiedenen "Höhen" Shouten kann, und das über sehr lange zeit. Ich werd noch nicht mal mehr heiser davon.
Soweit zu mir. Jetzt mal noch ein wenig "Theorie", und ein paarTipps, die ich mir so angelesen oder ausprobiert hab.
- Wenn man anfängt das zu üben, muss man sich dazu zwingen nicht zu lange zu machen, 5 min/Tag sollten da echt die Grenze sein, denn 9999 von 10000 werden es erstmal falsch machen, gibt natürlich auch hier Naturtalente, zu denen ich leider nicht gehöre
- Quasi Grundbaustein des Shoutens ist die BAuchatmung. Wenn ich länger Shoute tut mir nicht der Hals weh, sondern die Bauchmuskeln. Nur mit den Bauchmuskeln ist man in der Lage die Luft kontrolliert durch die Stimmbänder zu bringen, sprichje weniger Luft man fürs Shouten braucht, desto ungefährlicher ist es für die Stimmbänder, und desto länger kann mann einen Shout auch halten
- Mit viel Geduld an die Sache rangehen, wir haben nunmal nur die Stimmbänder, und die Muskeln an den Stimmbändern müssen sich erst nach und nach an diese ungewohnte Belastung gewöhnen. Wenn man ins Fitnessstudio geht legt man sich ja auch nicht gleich alle Gewichte auf sondern fängt langsam an.
- Sehr wichtig ist auch die Erkenntnis, dass man kein Corey Taylor, oder wem man sonst so nacheifern will, ist. Ich hab auch angefangen weil ich klingen wollte wie der. Ich glaube die Techniken die diese Profishouter benutzen kann jeder erlernen, das Problem ist nur, dass die Gleiche Technik bei dem einen Furchteinflößend, bei dem anderen eher wie ein rolliges Kätzchen klingt. Schon minimale Unterschiede ii der Anatomie beeinflussen den Ton extrem. Also muss man sich damit anfreunden die eigene Stimmfarbe zu akzeptieren und gut zu finden. Das Gute an diesem Problem ist ja auch, dass auch ich und jeder andere hier Einzigartige Shouts hinbekommen kann. Außerdem sind die Großen Shoutbands nur erfolgreich weil sie neue Wege mit ihrer Stimme gegangen sind und nicht klingen wie andere
- Also das Seufzen mus im Bauch beginnen. Man kann das üben indem man beim Seufzen die Handflächen auf den Bauch legt, so dass die Fingerspitzen sich berühren. Wenn mann jetzt einatmet müssen die Fingerspitzen auseinandergehen und beim ausatmen wieder zusammenkommen. Ich weiß das ist nervig zu üben, Ich hab das schon vor dem Shouten gelernt, um länger clean singen zu können. Aber schon nach relativ kurzer Zeit geht die Bauchatmung von ganz alleine, und jeder der das kann wird bestätigen, dass es damit besser geht
- Wenn man das Seufzen kräftig, lange und kontrolliert hinbekommt hat man es eigentliich fast geschafft, mann muss halt dann jeder für sich vorsichtig probieren wie man diesen "Ton" verändert damit es wie Shouten klingt. Den Schritt kann man schlecht erklären. Ich hab halt einfach rumprobiert, Kopf hoch/runter, Unterkiefer hoch/runter, Gähnen imitieren, alles was nicht weh tut ist schonmal nicht falsch
- Als das soweit klappte, hatte ich das Problem, dass mir das nicht aggressiv genug rüberkam. Mir hat geholfen mich vor einen Spiegel zu stellen und "böse" Minen beim üben zu machen :screwy: Kam mir auch erst komisch vor, aber es hilft. Dabei vorsicht, denn ich hab es da regelmäßig geschafft mich richtig aggressiv zu fühlen, böses Gesicht zu machen und dann vor lauter Testosteron die Atmung zu vernachlässigen und meine Stimmbänder zu schinden. Ist nix ernsthaftes bei passiert aber für den Tag war das üben dann erstmal gelaufen
- Ach so ich shoute übrigens in normaler Sprechlautstärke!!! So wie ich das gelesen habe machen das so ziemlich die meisten. Der Schrei wird dabei halt nur in normaler Lautstärke imitiert
- Eine gute Übung um das spontan mit Atmung und Aggressivität hinzubekommen: Springen, und jedesmal wenn man wieder auf den Boden "kracht" Shouten, am besten das ABC in der Sprache in der man Shouten will, dann übt man gleich die aussprache mit. Hat mir sehr geholfen
- Noch ein Tipp zur Aggressivität: Es klingt viel aggressiver wenn man die Vokale überdeutlich mit dem Mund formt, oder quasi begleitet. Ruhig auch mal ausprobieren zB ein A zu shouten, dabei aber mit dem Mund ein I formen. Klingt sehr interessant
- so nun noch was zur "Tonhöhe" beim shouten. Einfachste Art das zu variieren ist einfach mal zu shouten und dann den Mund aufzureißeen -> der Shout wird höher, dabei mit der Zunge spielen. Der Rachen und Mund sind nun Mal der Resonanzraum den man durch öffnen/schließen und durch die Zunge beeinflussen kann. beim hohen shouten mach ich meine Zunge meist ganz steif und drück sie nach unten. Wenn man tiefer shouten will macht man am besten das bekannte O mit dem Mund, wobei das O ziemlich klein bleibt, ich kann meinen Zeigefinger gerade noch so durch das O schieben. Mit meiner Zunge mach ich dabei sehr komische Verrenkungen, ich form die wie so ne Art Sprungschanze und zieh die Spitze nach hinten, lass dabei aber nur eine kleine Öffnung zwischen Zunge und Gaumen, kommt mir selbst sehr komisch vor aber es funktioniert. Man muss halt rumprobieren. beim hohen Shout will man halt die hohen frequenzen des Shouts verstärken, und muss dafür die richtige Stellung des Resonanzraumes finden. Ausprobieren, Ausprobieren
Jetzt hab ich doch mehr geschrieben als ich wollte, und hab trotzdem das Gefühl, dass ich da was vergessen habe, naja dann reich ich noch was nach, wenn ich in meinen verkoksten Hirnwindungen noch was finde.
Ach ja: TRINKEN nicht vergessen. Sehr wichtig um seine Stimmbänder weiter zu schonen. Ich hab immer den Eindruck dass ich innerlich austrockne beim shouten, aber auch beim clean singen.
Oh, noch was: Kehlkopf da lassen wo er sich dann befindet, wenn man mal die Klappe hält. Klar bewegt der sich auch ein kleinwenig, aber wenn man den jedesmal hochreist oder runterdrückt ist das Gift für die Stimmbänder.
Ich war nie bei einem Gesangslehrer, das hab ich mir alles selbst beigebracht, wenn also jemand mehr Ahnung davon hat und sich die Haare rauft weil ich hier Unsinn verzapfe, soll man mich aufklären. Ich lerne sehr gerne dazu. Ich gebe auch keine Garantie , dass das was ich hier geschrieben hab für jeden gefahrlos hilfreich ist. Bei mir hat es so funktioniert, vielleicht funzt es nur bei mir so auf diese Weise. Das ist auch nur eine Möglichkeit zu shouten, es gibt auch noch andere, zB die von der ZenofScreaming DVD. Klappt bei mir mitlerweile auch, hört sich bei mir aber selten dämlich an.
Wenn man sich entschließt das zu lernen sollte man wirklich sehr viel Geduld mitbringen und seinen Stimmbändern sehr viele Pausen gönnen. Es besteht ja auch die Möglichkeit, dass man sich die so kapputt macht beim Üben, dass man nicht mehr in der Lage ist überhaupt interessant zu shouten.
So jetzt halt ich den Mund