'Fake'-Gitarristenvideos: Betrug oder legitim?

Ich kenn' das Ganze (Fakes durch künstliches Speed-Up) vom Klavierspiel. Ich würd' eigentlich gar nichts sagen, wenn solche Leute dann wenigstens zugeben und von sich aus mitteilen würden, dass sie künstlich faken (und nicht auch noch das Gegenteil behaupten). Als jemand, der sehr gut klavierspielt, und auch weiss wie er virtuose Stücke in den Griff kriegt, ärgert mich das dann schon ein wenig. Man sitzt ja normalerweise recht lange an einem schweren Stück, bis man es dann mal zufriedenstellend "draufhat"...

Richtig absurd (!) wird's aber dann, wenn das Ergebnis der ganzen Sache auch musikalisch überhaupt nicht überzeugt.

Dann ist es sozusagen doppelt und dreifach für die Tonne...
 
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Richtig absurd (!) wird's aber dann, wenn das Ergebnis der ganzen Sache auch musikalisch überhaupt nicht überzeugt.
tja -- ich denke zuviel Tempo geht meist eh zu Lasten der Musikalität. Wie schon mal erwähnt, ein klassisch ausgebildeteter Musiktherapeut vertrat die Ansicht, daß schon die alten Sachen, gerade Klavier- und Geigenstücke, seit einiger Zeit (vielleicht seit 150 Jahren) viel zu schnell gespielt werden, ist wohl den "Virtuosen" geschuldet.
Wie schon einige gesagt haben, Musik ist kein Sport:rolleyes:.
 
Wie schon einige gesagt haben, Musik ist kein Sport:rolleyes:.
Ja, absolut nicht... bei der Musik geht es immer auch um den künstlerischen Aspekt, das höher-schneller-weiter ist da weniger von Interesse.

Nebenbei: es kommt immer auch ein wenig auf den Einzelfall an, ob etwas sehr schnell gespieltes sich jetzt gut anhört, oder nicht. Ich kenne schon die eine oder andere Klavieraufnahme, wo ein (Weltklasse-)pianist sehr viel schneller spielt als gewöhnlich - und es sich so sehr gut anhört. Aber das sind eher Einzelfälle.

Es ist nicht nur viel Arbeit, sich ein virtuoses Stück draufzuschaffen, es ist (zumindest beim Klavier) auch immer ziemlich harte Arbeit, so ein Stück dann auch zu spielen: die enorme Konzentration, die man in solchen Augenblicken braucht, auch der körperliche Einsatz zum Teil (fortissimo-Akkordpassagen mit Sprüngen zum Beispiel spielen sich nicht von alleine).

Eben aufgrund dieses Arbeitsaufwands denke ich auch schon seit einiger Zeit darüber nach, mal ein virtuoses Stück durch speed-up usw. zu erstellen. Aber ich würde dann niemals lügen, sondern das dann auch dazu sagen. Die Kunst ist immer, eine gute Musikalität in solche Sachen reinzubringen (bzw. einen guten Klang). Und daran scheiterten bisher alle "Klavier-Faker", die ich so gehört habe.

Es geht für meinen Geschmack geradezu in's Lächerliche, wie sich viele dieser Aufnahmen so anhören...

Trotzdem erreichen solche Leute teilweise mehr Klicks als Weltklassepianisten, die ein virtuoses Stück technisch-musikalisch-klanglich so richtig veredeln können.

Da fragt man sich dann wirklich...
 
Ich hab's für mich jetzt auf folgende Formel gebracht:

Wenn jemand technische Hilfsmittel wie "speeding up" um der künstlerischen Idee Willen nutzt und um mal "etwas anderes" auszuprobieren, finde ich das ok. Man denke nur an die Beatles: Schneller abgespielte Stimmen bei z.b. "Lucy In The Sky With Diamonds" oder "Magical Mystery Tour", langsamer bei "Strawberry fields forever" u.v.m. - alles so live nicht exakt reproduzierbar...

Auch auf einem meiner Lieblingsalben, "Ommadawn" von Mike Oldfield, laufen einige der schnellen Legato-Läufe der Solo-Gitarre eindeutig zu schnell ... Live konnte er das auch nur so gerade eben nachspielen (siehe "Live in Montreux"). Das geht für mich aber ok, muss der Mann ja wirklich bzgl. seiner Fähigkeiten nix beweisen.

Doof ist aber, wenn sich jemand auf Youtube hinstellt und mit einem Fullplayback absichtlich suggeriert, er habe das so in Echtzeit eingespielt - da steckt dann schon der Wille dahinter, jemanden zu täuschen.

Was uns aber trösten sollte:
Solche Narzissten betrügen doch zuallererst mal sich selbst ... Was sie mir dann doch eher bedauerns- als beschimpfenswert erscheinen lässt.
 
wenn du das machst, kannst du mich ja vielleicht über "PN" darauf hinweisen, wo ich das finde, würde mich interessieren.
Ja, das kann ich gerne dann machen. Ich hätte auch kein Problem damit, so eine Arbeit hier dann öffentlich zu stellen.

Wann ich so eine Einspielung mal erstelle, das weiß ich allerdings noch nicht. Auch so etwas wird sicherlich einiges an Arbeit erfordern, man muß ja an allem genauso viel und genauso gut feilen, auch wenn das zeitaufwendige Üben dann entfällt.

Übrigens, wen es interessiert, ich habe hier im Forum auch eine meiner Aufnahmen eingestellt, die ich "per Hand" in Echtzeit gemacht habe:

https://www.musiker-board.de/threads/einspielung-der-la-campanella-von-liszt-spezialversion.702046/

(wie gesagt, nur für die Interessierten)
 
Hmm. Also wenn ich mal ein Video oder Cover hochlade, beziehungsweise eine eigene Komposition aufnehme, dann dopple ich auch gerne mal die Gitarren für einen netteren Sound und spiele das Video dann quasi als "Plackback" ein. Schon allein deshalb, weil ich eigentlich nur über Kopfhörer E-Gitarre spiele und sich das logischerweise schlecht aufnehmen lässt. Ob das Kabel bei der Videoaufnahme eingesteckt ist oder nicht, macht dann eigentlich keinen Unterschied. Dann sind Sound und Video unter Umständen freilich nicht perfekt synchron, aber ich könnte den Song genauso gut live vor Freunden vorspielen.

Ist das "Fake"? Ich denke nicht. Auf Instagram habe ich auch schon die Erfahrung gemacht, dass trotz live-Aufnahme (also Video und Sound etwa mit der Kamera aufgenommen, kein Playback) teilweise Ton und Video nicht synchron abgespielt werden. Da liegt der Fehler dann nicht beim Gitarristen, sondern bei der Social-Media-Plattform.
 
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Jeder Musiker, und vor allem PROFIMUSIKER, sollte in er Lage sein, alles auch Live spielen zu können - Alles andere ist für mich lächerlich
 
Ich zitiere mal einen Auszug aus dem Eröffnungsbeitrag:
Manche Gitarristen erhalten durch ihre bearbeiteten und damit unauthentischen Vorspiel- und Playthrough-Videos natürlich nicht wenig Gefolgschaft. Die Gitarristen, die aufgrund ihrer verfälschten, nachbearbeiteten Technik als virtuos gelten, erreichen auch i.d.R. ein größeres Publikum, als diejenigen, die ganz menschliche und natürliche Spielfehler machen (und damit schneller das süße, süße Youtube-Geld). Zugleich werden von Herstellern Wettbewerbe ausgeschrieben, die mit Preisen und Preisgeldern dotiert werden, an denen 'redliche' Gitarristen teilnehmen und verlieren und 'unredliche' Gitarristen teilnehmen und höhere Plätze einstreichen. Perfektion vortäuschende Gitarristen bieten Online-Kurse an, damit andere 'auch bald so spielen können', gegen teilweise doch recht hohe Entgelte, obgleich nichteinmal sie selbst 'so spielen können', ohne tief in die Trickkiste der digitalen Bild- und Tonbearbeitung zu greifen.
Es wurde ja schon mehrfach angesprochen das vieles erlaubt ist wenn es dem Song bzw. der Idee an sich dient. Da wurde und wird auch bei den Profis im Studio viel getrickst und nachbearbeitet. Aber ich denke es geht garnicht darum ob man jetzt Nachbearbeitung jeglicher Art an sich gut oder schlecht findet, sondern darum wenn man
sich durch "digitale Nachhilfe" gegenüber anderen einen Vorteil verschafft indem man eben etwas "abliefert" was man garnicht abliefern kann und sich dann dafür auch noch feiern lässt. So zumindest entnehme ich das dem zitierten Abschnitt des TE.

Natürlich kann man sich Beispiele in der Musikgeschichte suchen um zu zeigen das auch früher schon nachgeholfen wurde um einen bestimmten Sound oder Effekt zu erzeugen. Aber da diente es ja der "Kunst" an sich.
Ebenso kann man sagen das einige Sänger/Sängerinnen mit Playback oder zumindest halb Playback auftreten und es da ja auch alle wissen und keinen stört.
Gott, was bin ich alt, dass es mir so unglaublich wurschd ist, was irgend jemand irgendwo postet. Da nutze ich meine Zeit doch besser zum Üben ... oder in der Nase bohren :confused::prost:
Oder für einen Beitrag hier im thread um uns zu sagen wie egal dir das alles eigentlich ist.:evil::rolleyes:
 
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Ich verfolge das ganze auch schon seit einer Weile, Anfangs war es noch unterhaltsam (von den ganzen erwähnten Gitarristen hatte ich vorher noch nie gehört), aber seitdem in den Videos explizit Namen genannt werden bekommt das ganze schon ein 'Geschmäckle'. Die vermeintlichen 'Detektive' liegen auch mal daneben - Levi Clay hat z.B. ein Video innerhalb von 2 Stunden wieder von YT genommen weil seine Analyse falsch war.

Ich habe mir jetzt einige der Videos und die Reaktionen der Künstler darauf angesehen. Deshalb bekomme ich ehrlich gesagt mehr und mehr den Eindruck, dass wir hier über ein Problem diskutieren, das von gewissen "Youtube-Detektiven" mehr oder weniger konstruiert wurde und so schlichtweg nicht existiert. Insofern ist die ganze Frage des Threads vielleicht auch einfach falsch gestellt. Fake-Gitarristenvideos: Is it actually a thing? scheint mir besser zu passen...
 
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Jeder Musiker, und vor allem PROFIMUSIKER, sollte in er Lage sein, alles auch Live spielen zu können - Alles andere ist für mich lächerlich

Keine Ahnung, ob Du mal alte Liveaufnahmen von epochalen Bands wie Boston oder Queen gesehen hast. Die konnten nur so halbwegs reproduzieren, was sie im Studio aufgebaut haben. Die Beatles habens gleich ganz gelassen.

Eine Menge großer Musiker (Foreigner, Rolling Stones, The Who, Dixie Chicks, Eagles) greifen heute auf 2 bis 5 Hilfsmusiker zurück. Die neuen Stars sind häufig in Bigbandstärke auf der Bühne. Eine Songwriterlegende wie Mick Jones kann kaum noch spielen. Sänger wie David Coverdale, Lou Gramm, Steve Perry und Billy Idol können die alten Sachen kaum noch singen. Was findest Du, sollen die machen, Glühwein verkaufen?

Interaktive Musik findet bei großen Acts gar nicht mehr statt, weil alles "wie auf Platte" sein soll. Don Henley lässt sich an den Drums meistens vertreten. Leiste mal, was er geleistet hat, dann kannst Du groß rumtönen.
 
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Eine Menge großer Musiker (Foreigner, Rolling Stones, The Who, Dixie Chicks, Eagles) greifen heute auf 2 bis 5 Hilfsmusiker zurück. Die neuen Stars sind häufig in Bigbandstärke auf der Bühne. Eine Songwriterlegende wie Mick Jones kann kaum noch spielen. Sänger wie David Coverdale, Lou Gramm, Steve Perry und Billy Idol können die alten Sachen kaum noch singen. Was findest Du, sollen die machen, Glühwein verkaufen?
Ich denke wenn man aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr das darbieten kann was man in den besten Jahren konnte ist das doch eine ganz andere Problematik.
Darüber,wann man lieber nicht mehr auftreten sollte, kann man sicher in einem anderen Thema diskutieren.
 
Ich denke wenn man aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr das darbieten kann was man in den besten Jahren konnte ist das doch eine ganz andere Problematik.
Darüber,wann man lieber nicht mehr auftreten sollte, kann man sicher in einem anderen Thema diskutieren.


Deine Differenzierung ist schon mal ein anderer (besserer) Ansatz als der von OliverT.
 
Ich denke das @OliverT seine Aussage rein darauf bezogen hat das es "angeblich" einige Youtube Gitarristen gibt die mit technischen Hilfsmitteln arbeiten um Sachen zu spielen die sie nicht spielen könnten.
Denn darum ging es ja in diesem Thema.
 
Das denke ich nicht. Da steht völlig eindeutig: "Jeder Musiker, und vor allem PROFIMUSIKER, sollte in er Lage sein, alles auch Live spielen zu können - Alles andere ist für mich lächerlich." YT-Gitarristen spielen imo sowieso seltenst live. Leute wie Danish Pete und Pete Thorn sicher, aber die meisten sind eine reine homerecording-Spezies.
 
Naja....werden wir ja sehen. Er sollte ja mitbekommen das dir die Aussage nicht gefällt.
Ich persönlich bin halt immer irgendwie ein Fan davon auch etwas allgemein klingende Aussagen halt unter den Rahmenbedingungen des Themas zu betrachten und mir dann nicht den Sonderfall oder die Ausnahme von der Regel zu suchen um einen anderen zu wiedersprechen.
Ganz ehrlich, wenn dich das interessiert dann mach ein neues Thema dazu auf,ist sicher auch nicht uninteressant. Und da wird es sicherlich die in oder andere hitzige Diskussion geben.
 
Wäre dann der Delay-Effekt auch Betrug ? Immerhin gibt der ja vor, dass da “zeitverzögert“ die Gitarre angeschlagen wird, ggf. von mehreren Instrumentalisten. Oder div Halleffekte, die vorgeben, der Musiker befindet sich im Badezimmer, in Wirklichkeit steht er aber auf der Bühne. Was machen wir da nur?
 
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..oder der Gebrauch von DAWs.
Ich meine, zum Betrug gehören immer zwei. Man muss ja auch berücksichtigen, für welche Zielgruppe solche Videos gemacht werden. Wer sich verar..en lassen will, wird es auch.
 
Viel Rauch um Nichts .... noch mehr Rauch um gar nichts :D
Wer glaubt denn wirklich, das in YT-Videos Realität gezeigt wird? Das ist ein künstliches Produkt und ist dazu so produziert worden.
Ich weiß, verrückte Vorstellung, aber Thanos aus den Marvelfilmen gibt es auch nicht wirklich.
Da sitzen ein paar YT-Freaks, die einen Aufregen brauchen, um Clicks zu generieren, die andere aber bekommen usw. usf.
 

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