@peter55: Danke für den Hinweis.
Im Prinzip hat hier nur einer das politische Fass aufgemacht und ich habe nicht vor, weiter auf die USA, Syrien & das ganze Drumherum einzugehen, das hier erwähnt wurde. Ich kommentiere nur das, was sich auf den ESC selbst bezieht.
Danke übrigens fürs Featuren auf der Startseite, welcher Mod auch immer das veranlasst hat!
Wiki ist auch so eine Quelle
Das ein Mädchen von neben an zufällig ein politisches Lied schreibt und damit zu einem Contest geht, wo Politik verboten ist...dann natürlich über Sowjets/Russen...
Diese Information deckt sich auf allen Eurovision-Seiten. Ich wollte dir nur bewusst machen, wie einfach es ist, die Autorenschaft zu überprüfen. Natürlich kannst du Verschwörungstheorien darüber aufstellen, ob in Wahrheit jemand anderes diesen Song geschrieben haben könnte, aber solange du dafür keine Beweise hast, kann man von der Nullhypothese ausgehen, dass die gemachten Angaben der Wahrheit entsprechen. Jamala ist nämlich mitnichten ein "Mädchen von Nebenan", wie manches Casting-Wunder-Sternchen, das dieses Jahr auf uns losgelassen wird, sondern eine ausgebildete Jazz- und Opernsängerin. Ich sehe also keinen Grund, warum man ihr nicht zutrauen sollte, ihr Lied selbst geschrieben zu haben
.
Die "Politik ist verboten"-Geschichte wird beim ESC generell immer wieder mit Füßen getreten, von unterschiedlichen Seiten. Letztes Jahr hat Iveta Mukuchyan im Halbfinale die im Vorfeld explizit gebannte Bergkarabach-Flagge geschwenkt, das gab natürlich eine Verwarnung. Aber ansonsten wird gerne das "wir zelebrieren die Geschichte unseres Landes"-Schlupfloch genutzt, um dann doch politische Aussagen zu tätigen. Der von dir erwähnte Völkermord an den Armeniern etwa wurde gleich zweimal thematisiert, einmal ziemlich direkt im 2015er-Beitrag "Face the Shadow", und einmal symbolisch im 2010er "Apricot Stone". Und natürlich wurden auch Conchita Wursts Auftritt oder Bulgariens "If Love Was A Crime" letztes Jahr irgendwo politisch verstanden.
Das kriegt man beim ESC einfach nie auseinander, Politik und Musik werden immer Hand in Hand gehen. Eine große Amerika-basierte Verschwörungstheorie darum aufzubauen ist also lediglich das andere Extrem davon, den Wettbewerb für eine bloße, harmlose Spaßveranstaltung zu halten. Letzteres halte ich für naiv, ersteres für paranoid.
@DerZauberer hat es ja schon aus erster Hand erzählt, die meisten Amis interessieren sich (bislang) noch nicht für den Contest. Und die, die es tun, scheinen traurig, nicht selbst mitmachen zu dürfen (Overthinking It zum Beispiel
). So fallen dann öfter mal Kommentare à la "Die Ukraine hat nur gewonnen, weil Amerika nicht mitgemacht hat". Manch ein Ami-Musikproduzent mag glauben, er könnte das mit links; ich denke, die würden sich wundern!
Wie gesagt, auch ein Herr Timberlake hat schwedische Hilfe für seinen mMn völlig overrateten Song "Can't Stop the Feeling" gebraucht.
Das ist das, was die deutschen Verantwortlichen nicht zu verstehen scheinen, weil sie wieder und wieder Ami-Komponisten anheuern, um Songs für einen europäischen Wettbewerb zu schreiben
. Deshalb werden wir auch diesmal wieder aufs Maul fallen. Wenn vielleicht auch nicht auf den allerletzten Platz. Es ist doch schon viel beliebiger Mist dabei dieses Jahr, die Anglifizierung und Gleichmacherei wird mit jedem Jahr schlimmer.
Wo sind meine geliebten Balkan-Balladen? Wo die griechisch-zypriotischen Sirtaki-Verschnitte? Und wann schickt Finnland eigentlich endlich noch einmal eine Metalband?
Was mich nur interessieren würde: Wie unabhängig ist das Tele-Voting? Wer kontrolliert das? Wie viele Anrufe gibt es?
Hängt sehr vom Land ab, würde ich sagen
. In Armenien oder Aserbaidschan wurden wohl schonmal Anrufe zurückverfolgt von Leuten, die für den ungeliebten Nachbarn gestimmt hatten, und die mussten sich dann verantworten, warum sie das getan hätten.
In San Marino hingegen etwa leben einfach so wenige Leute, dass gar keine Televoting-Auswertung stattfindet; da zählt die Jury-Wertung einfach doppelt. Das ist generell ein Problem von kleineren Staaten, in einem früheren Contest gab es wohl mal so wenige Stimmen aus Monaco (weniger als 100 insgesamt), dass der Computer angefangen hat, Punkte nach dem Zufallsprinzip zu verteilen
.
Ohne Juries haben, wie du schon erwähnst hast, Länder mit großer, weit verteilter Diaspora einen Vorteil - namentlich die Türkei, Rumänien, Polen, diverse Balkanländer und Russland. So, wie wir vermutlich auch aus Mallorca für Deutschland anrufen würden, einfach, weil wir es können, so fühlen sich all diese Menschen verständlicherweise noch ihrem Herkunftsland verbunden und stimmen dann auch entsprechend.
Fest steht aber auch, wenn ein Land einen wirklich schwachen Beitrag schickt, helfen alle Sympathiepunkte der Welt nichts. Auch Schweden ist 2010 mal rausgeflogen (was mit ein Grund sein dürfte, warum wir dann die Punkte aus Skandinavien kassiert und am Ende gewonnen haben
) . Letztes Jahr hat es Griechenland erwischt. Und selbst die Türkei ist 2011 hier in Deutschland nicht verschont geblieben, die Live-Performance von Yüksek Sadakat war einfach zu schwach.
Mit Juries verlagert es sich ein bisschen: Juries bewerten meiner Erfahrung nach gerne vor allem zwei Dinge gut: Musikalisch Anspruchsvolles / Gewagtes (Rona Nishius "Suus" für Albanien, Aminatas "Love Injected" etc.) oder Super-Radiotaugliches (Mans Zelmerlöws "Heroes"). Trashige, ausgefallene Nummern, die dem Volk Spaß machen, aber in keine der beiden Kategorien passen, schneiden im allgemeinen schlechter bei ihnen ab.
So war ihnen etwa der Pole Michal Szpak letztes Jahr wohl einfach zu banal, aber das Volk wollte mitsingen. Dieses Jahr könnte es dem weißrussischen Folk-Duo oder dem rumänischen Jodel-Team ähnlich gehen
.
Die "Vermainstreamung" des Contest werfe ich allerdings nur zu einem Teil den Juries vor. Denn die stehen ja wie gesagt auch gerne mal auf Experimentelles.
Der Hauptgrund dürften einfach die jüngsten Siege von Schweden mit "Euphoria" und "Heroes" sein. Und der aserbaidschanische Sieger von 2011 war ja auch noch von Schweden geschrieben.
Jetzt will eben jeder seinen eigenen kleinen Privatschweden haben, der ihm einen wettbewerbsfähigen Song schreibt.
Und wenn Länder bemerken, dass alle anderen bereits auf Englisch singen, dann scheint momentan eher Gruppenzwang empfunden zu werden bzw. die Angst, durch Unverständlichkeit einen Nachteil zu haben, als der Ehrgeiz, durch Andersartigkeit herauszustechen
.
Hier ein grauenvolles Beispiel:
Alma... qu'est-ce que tu a fait?
@hair_energizer : Hier, guck's dir an. Geteiltes Leid ist halbes Leid
.