Eurovision Song Contest 2017 in Kiew

Ich denke nicht, dass das etwas mit Wegducken zu tun hat.

Es ist für mich nur etwas ermüdend, mich mit Themen befassen zu müssen, die - so ich das zumindest - nur ganz am Rande etwas mit dem Wesen des ESC zu tun haben. Ich habe den Eindruck, bei Dir und anderen hier geht es in erster Linie um Gesangstechnik, und danach um "Staging", Marketing usw..

Du hättest vielleicht sogar in meinen Augen Recht, wenn der ESC ein Wettbewerb wäre, bei dem es um diese Dinge ginge.

Für mich ist er das aber nicht so.

Ich hänge da eher dem ursprünglichen Namen "Grand Prix.....de la Chanson", also ein Wettstreit um das beste Lied.

Und dabei ist es mir, man mag das kritisieren oder für unprofessionell/ unwissend halten, mir nicht so entscheidend wichtig, ob der Sänger oder die Sängerin jetzt technisch hochwertige, absolut fehlerfreie Arbeit abliefert, ob es eine professionelle Marketingkampagne gab, ob das Bühnenbild beeindruckt......

Für mich zählt, wir reden hier nach wie vor von Musik, das "Lied".

Interessant fand ich in diesem Zusammenhang die Zugabe des Siegers, bei der seine Schwester Passagen des Songs sang. Und siehe da: dieses wunderbare Lied funktionierte auch, wenn sie es interpretierte (ich weiss, sie hat es ja auch geschrieben und bei den Proben auch gesungen). Und zwar weil der Song einfach so stark ist, dass er wahrscheinlich sogar jemand anderem gesungen (es gibt übrigens bei YT ein Cover von einem ehemaligen ESC - Sieger, das auch funktioniert, obwohl der meiner Meinung nach dem Portugiesen gesangslich ud interpretatorisch nicht annähernd das Wasser reichen kann) gut sein würde.

Vielleicht gibt es ja im nächsten Jahr 'mal einen deutschen Beitrag, der hier Anklang findet.
 
Ich habe den Eindruck, bei Dir und anderen hier geht es in erster Linie um Gesangstechnik, und danach um "Staging", Marketing usw..

Du hättest vielleicht sogar in meinen Augen Recht, wenn der ESC ein Wettbewerb wäre, bei dem es um diese Dinge ginge.

Mittlerweile tut es das jedoch, zumindest zu einem großen Anteil, da der Gesang das einzige ist, was noch live ist. Früher, als man noch mit Live-Orchester antreten musste, da konnte man auch Instrumental-Künstler bewundern ;) . Da aber mit der heutigen Anzahl an Teilnehmern es in der kurzen Zeit nicht machbar wäre, die ganze Bühne alle drei Minuten umzubauen für ein komplett neues Ensemble, kommt eben jetzt alles bis auf die Vocals vom Band. Dadurch rücken neben dem Gesang eben andere Merkmale wie die Bühnenshow mehr in den Vordergrund.

Das ist der Punkt, wo der ESC sich momentan noch von einem "The Voice of Europe" unterscheidet. Da würde man die Kandidaten ja erstmal blind hören und die Bühnenshow wäre egal :D . Aber zum Glück ist der ESC kein The Voice- oder X-Factor-Format, wo es wieder nur darum ginge, den größten Stimmakrobaten zu finden. Nichtsdestotrotz ist die Gesangstechnik auch bei netten kleinen Liedchen ohne Angeber-Anspruch relevant - selbst so einen banalen Beach-Reggae wie das spanische Lead kann man ohne sie eben immer noch ruinieren ;) .

Alle anderen Instrumentalisten hingegen können auf ihren Gitarren oder Keyboards irgendeinen Unsinn greifen und es hat nicht die geringste Auswirkung auf den Klang :D .

Ich hänge da eher dem ursprünglichen Namen "Grand Prix.....de la Chanson", also ein Wettstreit um das beste Lied.

Ich auch. :) Und wie genau soll eine amerikanische Blaupause von einem Song, der bereits so komponiert wurde, dass er auf möglichst viele Sänger gleichzeitig passt, da mithalten? Mit Songs, die konkret auf einen Interpreten zugeschnitten wurden (egal, ob dieser jetzt aus Portugal, Italien oder Finnland kam)? ;)

Und dabei ist es mir, man mag das kritisieren oder für unprofessionell/ unwissend halten, mir nicht so entscheidend wichtig, ob der Sänger oder die Sängerin jetzt technisch hochwertige, absolut fehlerfreie Arbeit abliefert, ob es eine professionelle Marketingkampagne gab, ob das Bühnenbild beeindruckt......

Was für einen persönlich wichtig ist, muss jeder selbst entscheiden. Was hingegen für Chancen auf eine erfolgreiche Platzierung wichtig ist, hängt ganz von der Gewichtung für den jeweiligen Beitrag ab.

Ein Song wie der von Portugal braucht im Prinzip gar kein Staging. Da ist der Gesang am wichtigsten, und das schließt aufgrund der relativ hohen Lage des Liedes die Technik mit ein.

Der italienische Beitrag hatte wiederum ein wenig zuviel Staging; das Lied an sich wäre eigentlich bereits stark genug gewesen :) . Dafür durfte er auch gerne mal einige Töne verhauen, die Qualität seiner Gesangsleistung musste nur ausreichen, dass man die Melodie erkennt - seine Stimme selbst stand nicht im Fokus der Aufmerksamkeit.

Der deutsche Beitrag hingegen kann den Anspruch auf das beste Lied nur schwerlich erheben, also wäre Staging das einzige gewesen, was es hätte rausreißen können - oder aber eben die Stimme der Sängerin, die ja von unseren Medien im Vorfeld so gelobt wurde. Jegliche positiven Argumente über a) Levinas Stimme oder b) die Bühnenshow verblassen aber sofort, sobald man sie in Relation zum restlichen Teilnehmerfeld setzt :) .

Wir müssen einfach mal echtes Interesse an den Beiträgen der anderen zeigen, wenn wir unsere Chancen realistisch einschätzen wollen, anstatt die deutschen Beiträge ständig nur im Vakuum zu beurteilen. Davon gab es dieses Jahr zum Glück erste Tendenzen im Vorentscheid, aber was soll man an der Stelle dann noch groß machen, wenn man nur zwei Songs zur Auswahl hat?

es gibt übrigens bei YT ein Cover von einem ehemaligen ESC - Sieger, das auch funktioniert, obwohl der meiner Meinung nach dem Portugiesen gesangslich ud interpretatorisch nicht annähernd das Wasser reichen kann

Du meinst vermutlich Alexander Rybak? ;) Der hatte in den vergangenen Tagen ja erst Jamalas "1944" gecovert:



 
Tipp fürs nächste Mal: etwas weniger "Platzhirsch", etwas kürzere Beiträge, auch mal auf die Argumente Anderer eingehen - oder diese zumindest stehen lassen und nicht gleich niedermachen - und dann könnte dieser Thread auch wirklich jemanden interessieren.

8 Seiten für so ein Ereignis hier im Board? Das ist schon seltsam bis armselig.

Und auch wenn es den TE wundert:
Es gibt Menschen, die das Spektakel als Musik-Fans verfolgen, die nicht nur 2 Mal im Jahr aus ihren sonstigen musikalischen Gefilden auftauchen um ESC zu schauen und den Weihnachtsrückblick zu schauen, sondern die durchaus Interesse an den Songs und Interpreten haben und auch bereit sind, die rein musikalisch-künstlerische Leistung anzuerkennen.
 
Also ich für meinen Teil gehe praktisch immer auf die Argumente des anderen ein, meist sogar am zitierten Wortlaut selbst ;) . Die Zitatfunktion tut's nur am Tablet nicht immer, darum umschreibe ich diesmal.
Das führt dann jedoch zwangsläufig zu längeren Posts. Ich kann nicht auf möglichst alles eingehen, was jemand anderes gesagt hat, und dabei gleichzeitig einen kurzen und knackigen Post schreiben - wie soll das gehen?

8 Seiten? Ich zähle 6 ;) . Und das passt auch, denn dieses Jahr hat die Zahl der deutschen Zuschauer mit 7,76 Millionen ein neues Tief erreicht. Liegt das nun an den eingefleischten Fans, die der Veranstaltung auch weiterhin treu bleiben und sie ein halbes Jahr lang verfolgen, egal was der NDR ihnen vorsetzt? Oder eher daran, dass besagter Sender mit seiner Ratlosigkeit und den daraus folgenden miesen Ergebnissen bereits den Durchschnittszuschauer vergrault hat? :)

Ich kann nur ESC-Fan sein, weil mir die deutschen Beiträge egal sind. Von mir aus könnten wir uns auch von der Teilnahme zurückziehen, solange der Wettbewerb nur weiterhin ausgestrahlt wird. Ich würde hier viel lieber über die anderen Teilnehmer diskutieren, weil die mMn mehr der Rede wert sind.

Aber es gibt eben auch Leute, die offenbar noch für Deutschland mitfiebern, und die werden vom NDR anscheinend vorsätzlich über die Chancen unseres Beitrags misinformiert. Denn da draußen im Netz war das internationale Feedback zum deutschen Beitrag von Anfang an eindeutig schlecht, sogar noch weitaus schlechter als für Jamie-Lee letztes Jahr.


zum Abschnitt "es gibt Menschen, die...": Habe ich irgendetwas anderes behauptet? ;)

Davon abgesehen erschließt sich mir nicht, was es mit Platzhirsch zu tun hat, sich mit seinem Wissen dagegenzustellen, wenn die ewig gleichen Standardparolen unreflektiert bemüht werden, die der Grund sind, warum der ESC seit Jahren in Deutschland einen schlechten Ruf hat.

@emptypockets interessiert sich ja nun jedes Jahr für den ESC; die Leute beim NDR hingegen, die diese "wir werden aus politischen Gründen abgestraft"-Ausrede in die Welt gesetzt haben, und erst recht die deutschen Künstler, die auf der Reeperbahnparty in dieses Mantra mit einstimmen, tun das aber ganz offensichtlich nicht.

Also immer gucken, von wem so eine Behauptung ursprünglich stammt, ehe man sie weiter verbreitet :) .

Kurzer Reminder:
  • Griechenland-Krise läuft seit 2010
  • Deutschland ist von 2010-2012 dreimal hintereinander in den Top Ten gelandet, davon 1 Sieg
  • 2013 war auf einmal die Griechenland-Krise schuld, dass Cascada - der Liebling der NDR-Jury wohlgemerkt - abgeschmiert ist
  • in den darauffolgenden Jahren wurde bereits im Vorfeld die Politikbehauptung in den deutschen Medien gestreut, selbst in den für ESC-Freaks gemachten Songcheck-Sendungen - von Leuten, die sich erkennbar kaum mit dem ESC befasst hatten (z.B. Madeline Juno)
  • falls es jetzt auf einmal an der Willkommenspolitik gegenüber Flüchtlingen liegen sollte: Dann hätte Salvador Sobral ja für seinen offen bekundeten Einsatz für Flüchtlinge auch abgestraft werden müssen, wenn es den Zuschauern tatsächlich darum ginge, gegen diese Haltung zu protestieren. ;)
  • dies ist jedoch umso unwahrscheinlicher, als dass der ESC generell politisch eher links ist: pro-europäisch, großer Fokus auf "diversity", Toleranz, der LGBT-Community und natürlich ganz viel "love, love, peace, peace". Welche Haltung zur Flüchtlingskrise wird also ein Großteil des Publikums haben? :)
  • dass die deutsche Berichterstattung nicht objektiv ist, hat man auch vor 2010 schon gemerkt. Wenn Peter Urban selbst den hörbar schiefen Auftritt der No Angels als "ihren größten Moment und einen sehr guten Auftritt" bezeichnet hat: Wie soll sich jemals etwas bessern, wenn man die deutschen Teilnehmer jedes Mal vor jeglicher Kritik in Schutz nimmt?

Diesmal war diese Geisteshaltung sogar ganz offen zu hören: "Wir sind uns einig: Es liegt nicht an uns, es liegt an den anderen." :D Das nennt man dann wohl neudeutsch "groupthink".

Die viel offensichtlichere, weil perfekte Korrelation "Raab --> Top Ten, vor und nach Raab --> Katastrophe" scheint dem NDR hingegen bewusst zu entgehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde einfach die zeiten des eurovision sind schon längst vorbei.Zur seiner hochzeit bestimmt super idee und mutig gewesen.Aber inzwischen ein dinosaurier wo es eigentlich um poltische punkteverteilung geht und nix anderes.

Das ist genau wie mit ,,wetten das" frührer eine tolle sendung.Aber zeiten änderen sich nun mal das war die letzten jahre auch nur noch eine traurige werbung sendung .

Ich brauch den eurovision nicht mehr und vielen geht es ähnlich.

Davon mal absehen der betrag dieses jahr aus deutschland war ein langweiliges mainstream 0815 liedchen und zurecht vorletzter geworden
 
Ich finde einfach die zeiten des eurovision sind schon längst vorbei.Zur seiner hochzeit bestimmt super idee und mutig gewesen.Aber inzwischen ein dinosaurier wo es eigentlich um poltische punkteverteilung geht und nix anderes.

Das ist genau wie mit ,,wetten das" frührer eine tolle sendung.Aber zeiten änderen sich nun mal das war die letzten jahre auch nur noch eine traurige werbung sendung .
Vielleicht ein Mix aus ESC, Spiel ohne Grenzen und Wetten dass?

Die TN müssen ein Lied vortragen, dabei aber auch unter körperlichen und geistigen Anstrengungen andere lustige und aufregende Aufgaben lösen und werden dabei noch veräppelt.

Und am Ende gibt es eine sehr umfangreiche, komplizierte und langwierige internationale Entscheidung aus erzielten Punkten, jury-Stimmen und nationalen televotings sowie einem Lachometer für die Wetten dass? - Wettkämpfe.

x-Riff
 
@Watt83 : Dafür finde ich die seit letztem Jahr übliche Aufdröselung in Jury- und Televotepunkte ja sehr gut! So konnte man nämlich genau sehen, wer dafür verantwortlich ist, dass z.B. Griechenland und Zypern sich gegenseitig 12 Punkte gegeben haben :) . Deshalb wurden diese Juries ja auch ausgebuht. Gut, bei den 12ern waren sich Televote und Jury einig, aber z.B. ein anderer griechischer Freund, Armenien, wurde von den Televotern aus Griechenland mit ganz wenigen Punkten bedacht, von den Juries hingegen mit deutlich mehr.

Vielleicht probieren wir's ja nochmal ohne Juries? Oder aber mit dem Vorschlag eines Rankings von 1-26 bzw. von 1-18 im Halbfinale, um genauer differenzieren zu können zwischen den Beiträgen außerhalb der Top Ten eines Landes, das halte ich durchaus auch mal für eine gute Idee. Eines der wenigen Dinge, bei denen ich Herrn Urban dieses Jahr zustimmen kann :D .
Dann geht halt das charakteristische "12 Points" verloren, aber mal ehrlich, da die 12 Punkte aus der Jury ohnehin die einzigen sind, die überhaupt noch auf diese Weise angesagt werden, macht das den Braten dann imho auch nicht mehr fett :) .
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht ein Mix aus ESC, Spiel ohne Grenzen und Wetten dass?

Die TN müssen ein Lied vortragen, dabei aber auch unter körperlichen und geistigen Anstrengungen andere lustige und aufregende Aufgaben lösen und werden dabei noch veräppelt.

Und am Ende gibt es eine sehr umfangreiche, komplizierte und langwierige internationale Entscheidung aus erzielten Punkten, jury-Stimmen und nationalen televotings sowie einem Lachometer für die Wetten dass? - Wettkämpfe.

x-Riff


Weiss ja nicht ob das jetzt spassig oder ironisch grmeint ist.

Meine vergleiche zu wetten das bezogen darauf das der eurovision genau wie wetten das ein veralteter dinosaurier ist deren zeit und format meiner meinung nach schon längst abgelaufen ist .Zeichnen der zeit erkennen.Klar ist der eurovisison concest immer noch besser als dieser DSDS,supertalent ezc. schwachsinn.Aber nur weil der einäugige der könig unter den blinden ist.Macht ihn das nicht automatisch gut.
 
Naja, der ESC geht schon mit der Zeit. Deshalb finden ja viele gerade den portugiesischen Sieg so angenehm, weil der jetzt ein "back to the roots" ist, nachdem der ESC in den vergangenen Jahren mit Effektgeheische und nahezu komplett englischsprachigen, von Schweden produzierten Liedern vielen Zuschauern bereits ZU modern geworden ist :D .
 
Wenn die Verantwortlichen in Deutschland auch nur einen Funken Stolz hätten, würden sie diese Veranstaltung ein für allemal canceln. Musikalisch finde ich das eh pomadig bis unerträglich. Habe es diesmal auch nicht mehr geschaut, nur am nächsten Morgen den Schnelldurchlaufg gehört. Der übliche Kitsch + der obligatorische Flitzer.

Politisch - und so muß man das System wohl verstehen, sonst würde eine nicht europäische Jury abstimmen, am besten ohne das Herkunftsland des Interpreten überhaupt zu kennen - ist es schlicht eine Demütigung. Jedes Jahr wieder führt uns Europa vor, was man von uns hält: Nichts. Da können wir Millionen Menschen aufnehmen, den Griechen ihre Rente ab 40 sichern, völlig egal.
 
Wenn die Verantwortlichen in Deutschland auch nur einen Funken Stolz hätten, würden sie diese Veranstaltung ein für allemal canceln. Musikalisch finde ich das eh pomadig bis unerträglich. Habe es diesmal auch nicht mehr geschaut, nur am nächsten Morgen den Schnelldurchlaufg gehört. Der übliche Kitsch + der obligatorische Flitzer.

Politisch - und so muß man das System wohl verstehen, sonst würde eine nicht europäische Jury abstimmen, am besten ohne das Herkunftsland des Interpreten überhaupt zu kennen - ist es schlicht eine Demütigung. Jedes Jahr wieder führt uns Europa vor, was man von uns hält: Nichts. Da können wir Millionen Menschen aufnehmen, den Griechen ihre Rente ab 40 sichern, völlig egal.


seh ich persönlich ähnlich
 
Wenn die Verantwortlichen in Deutschland auch nur einen Funken Stolz hätten, würden sie diese Veranstaltung ein für allemal canceln.

Das wäre der leichte Weg. Oder aber man stellt sich auf seine Hinterbeine, sucht nach dem Fehler und versucht es besser zu machen. Dafür fehlt aber vielen Köpfen beim NDR die nötige Selbsterkenntnis. Stolz hingegen haben die mMn nach genug, an Selbstbewusstsein mangelt es der deutschen Delegation selten - genauso wenig wie an den damit verbundenen unrealistischen Erwartungen bezüglich der eigenen Platzierung.

Im "Kopf hoch und erhobenen Hauptes letzter sein" ist Deutschland nämlich super! Deshalb bleiben unsere schlechten Plätze ja so oft ohne Konsequenzen. :D Weil das der Bevölkerung einfach nicht so "wehtut" wie eine Niederlage im Fußball.

Jedes Jahr wieder führt uns Europa vor, was man von uns hält: Nichts.

Beleg? Ich befasse mich ja nun reichlich mit dem ESC und habe im Ausland noch keine einzige Stimme gehört, die Deutschland im Zusammenhang mit dem Contest so sieht. Das halte ich daher für ein rein innerdeutsches Phantom; warum habe ich oben schon dargelegt.

Und wie ich auch schon über das NDR-Team gesagt habe wird dieses Phantom am eifrigsten von jenen aufrecht erhalten, die sich am wenigsten mit dem ESC befassen, ihn im Zweifel nicht mal schauen. Aber eine Meinung haben natürlich trotzdem alle. :D

12 Punkte für Dieter Nuhr an der Stelle ;) .

Würdest du denn umgekehrt für den Song eines Landes stimmen, weil du dessen Politik befürwortest? Hat ganz Europa für Frankreich angerufen, weil viele froh sind, dass sie Macron gewählt haben und nicht Le Pen? ;) Wieso ist Frankreich dann nur im Mittelfeld gelandet?

Ungarn hingegen hat Platz 8 erreicht. Sind Stimmen für den Roma aus Ungarn vielleicht Stimmen für Orban? :) Haben also lauter Flüchtlingskritiker für Ungarn gestimmt? Wie das funktionieren soll, wo Joci Papai und Orban für genaue Gegenteile stehen, müsstest du mir dann ja erklären können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich muss auch sagen, dass ich den diesjährigen ESC auffallend unanstrengend fand. Und meine Prognosen trafen seit langer Zeit nicht nur endlich mal wieder zu - ich war sogar zufrieden. Geschmack und Prognose passten zusammen: Die, die ich ganz gut fand, waren auch ganz vorn.

Das traf auch für die hinteren Plätze zu. DE wieder erwartungsgemäß auf den letzten Plätzen.

MMn hat der NDR das Problem, dass er strukturell noch immer ähnlich träge und starr funktioniert wie eine Behörde. Da wird deligiert, ausgewählt, Aufgaben verteilt, weitergegeben, outgesourced usw. Popmusik vom Reißbrett (vermeintlich) ohne Risiko. Was fehlt, ist jemand, der das alles kanalisiert und zusammenhält. Mit Begeisterung, Leidenschaft, einer gewissen Spürnase, Witz und Ehrgeiz - und auch ein bisschen Eitelkeit. In den besseren Jahren war das Stefan Raab.Unabhängig davon, ob er den Song selbst geschrieben hat oder selbst als Interpret auf der Bühne stand.

Natürlich muss auch Raab irgendwie ersetzbar sein können. Aber der NDR merkt nicht, dass es so einen "Meta-Coach" braucht. Stattdessen erfüllt jeder nur eine kleine Funktion im Getriebe. Und der Kandidat muss es ausbaden.

Soll der NDR doch mal analysieren, wer mit wem in den letzten 20 Jahren gute Plätze für DE erreicht hat. Guildo Horn. Stefan Raab selbst, Max Mutzke, Lena – sogar der etwas farblose Roman Lob konnte noch einen achten Platz erreichen Mitnichten stromlinienförmige Pop-Bachelors mit Model-Attributen, sondern begeisterungfähige Autodidakten, die sich 100%iger Unterstützung und entsprechender Vorarbeit sicher sein konnten: Und zwar nicht von einem unterbezahlten Hipster, der vor Ort als Betreuungsperson zur Seite gestellt wird, sondern von jemandem, der selbst Bock drauf hat und unbedingt (mit)gewinnen will.

Der NDR sieht solch eine Person nicht vor: Es gibt Personal, die die Songs komponieren, es gibt Betreungspersonal, es gibt eine Promi-Jury, die ihre Anwesenheit überwiegend als Eigen-Promo nutzt und ihr Urteil leider zu oft aus rein akademischer Sicht fällt (hat am besten gesungen / kein Ton daneben). Und das (notfalls an allem schuldige) Publikums-Voting, was aus der mauen Auswahl das kleinere Übel wählt. Oder sich eben - wie im Fall La BrassBanda 2013 - trotz höherer Stimmzahl nicht gegen die Jury durchsetzen konnte.

... und alle gehen nach getaner Arbeit wieder nach Hause. Job erledigt, nächster. So bringt man keine Kandidaten nach vorn. Eine ESC-Teilnahme ist kein Verwaltungsakt, den man nach Schema F durchführen kann. Aber genau das tut der NDR.
 
Du musst Dich nicht künstlich dumm stellen. Du weisst es ganz genau.
Nein, ich habe immer noch keine Idee. Und da ich – da hast Du recht – Deine Beiträge stets schätze und es auch allgemein nicht meine Art wäre, war die Frage nicht despektierlich gemeint.

Dass die kurze Phase vorbei ist, in der Deutschland ein anderes Image hatte und 2010 der Sieg von Lena möglich war, kann ich als Erklärung für den Verriss der deutschen Beiträge aus dem Ausland nachvollziehen.

Wo der Bezug der "internen" Verrisse deutscher Beiträge zu "Political correctness" sein soll, verstehe ich nicht. Da würde ich Dich wirklich gerne noch einmal bitte, mir auf die Sprünge zu helfen.

Wenn Du lieber etwas per PN dazu sagen willst, gerne!


Ich hänge da eher dem ursprünglichen Namen "Grand Prix.....de la Chanson", also ein Wettstreit um das beste Lied.

Für mich würde eine ganz einfache Regel die Akzeptanz des "ESC" sofort herstellen:

Der Künstler muss den Song selbst geschrieben haben.



Dann wäre es ein hochinteressanter Nachwuchswettbewerb. Es gab in der Historie ja auch mal Beispiele, wo Künstler sogar mit eigenen Songs gewonnen haben, Udo Jürgens oder ABBA fallen mir spontan ein.

Wenn es – so wie im Augenblick, und das kritisierst Du ja selbst – vor allem um Vermarktbarkeit, Show, "die Geschichte drumherum" gehen soll, dann würden mir als Instrument des Wettbewerbs die Charts genügen ...

... und da ist es ja sogar so, dass ESC-Beiträge nach dem Wettbewerb sang- und klanglos im Nirvana verschwinden. ESC als Startschuss einer (internationalen) Karriere? Wann zuletzt geschehen? Celine Dion, Abba?

Für mich haben die Beiträge teils nicht mal Radioqualität, und da ist Niveau ja schon schlimm.

Bitte nicht falsch verstehen: Für mich hat jede Musik, die irgendjemandem ein gutes Gefühl verschafft, ihre Berechtigung! Ich will da niemandem seinen Spaß nehmen, wie auch.

Aber für mich ist der ESC (mittlerweile, bzw. zumindest mehr denn je) eine aufgeblasene Geschichte, in der Kunstprodukte von Produzententeams dargeboten werden, die eine Halbwertzeit von wenigen Wochen haben.

In einem anderen Modus (siehe Regel oben) fänd ich das spannend und auch "künstlerisch wertvoll", im Moment sehe ich aber keinen Bezug mehr zur Ursprungsidee. Teilweise werden die Songs ja sogar aus dem Ausland eingekauft "(siehe "Satellite"), wo ist da noch der Bezug zu "Europa stellt sich gegenseitig landestypische Songwriting-Kunst vor und kürt einen Sieger"?
 
Der Künstler muss den Song selbst geschrieben haben.

Amen! :)
Zum Glück waren da dieses Jahr schon einige dabei. Im Prinzip teilte sich das Feld in die durchproduzierten Nummern Bulgarien, Schweden, Mazedonien, Serbien, Griechenland etc. und die selbstgeschriebenen bzw. von einem aus der Familie, wie u.a. bei Portugal, Moldawien, Holland, Italien, Ungarn, Dänemark und Finnland der Fall.

Und die fünf erstgenannten der Selbstschreiber sind auch alle in den Top Ten gelandet. Hoffentlich ein Trendsetter für nächstes Jahr! :)

@antipasti : Wow, super umschrieben, kann dem uneingeschränkt zustimmen! :)
 
Naja, komponiert und arrangiert+produziert sind zwei paar Schuhe. Das Dilettantische scheint manchmal durch. Oft auch im Arrangement / in der Produktion, wenn nicht von wirklichen Profis gemacht oder halt Low-Budget. Mir sind professionell komponierte, arrangierte und produzierte Beiträge viel lieber als infantiler Dilettantismus. Muss nicht zwangsläufig 08/15-Einheitsbrei werden.
 
@antipasti : Wow, super umschrieben, kann dem uneingeschränkt zustimmen! :)
Dito!
Der Künstler muss den Song selbst geschrieben haben.
Dito!
Und das (notfalls an allem schuldige) Publikums-Voting, was aus der mauen Auswahl das kleinere Übel wählt.
Ja ... aber: Aus meiner Sicht war die Entscheidung, der Sängerin den Titel aufzudrücken, den sie dann beim ESC vortrug, schon falsch: Sie hat eine klasse Stimme, die super zu dem ersten song von ihr paßte - wenn ich´s recht in Erinnerung habe: bißchen funky, bißchen soul, bißchen rock: super.

Der zweite song ist gut und professionell, aber letztlich hat - aus meiner Sicht - song und Sängerin nicht zusammen gepaßt.
Halt für: kann sie achtbar rüberbringen hat´s gereicht.
Aber für: WOW eben nicht.

Da hat dann eben auch der Mut zum Durchstarten gefehlt und es wurde die vermeintlich sichere Karte gezogen.

x-Riff
 
@Michael Burman : Ich wäre für den Kompromiss zu haben "selbst geschrieben, professionell produziert". Viele "Kreative" sind nicht unbedingt so technisch versiert, dass sie ihren Song auch selbst gut abmischen und mastern könnten, und ja, das kann dann schnell dilettantisch klingen. Der Zuhörer von heute hat eben einen hohen Anspruch an den Sound, gerade beim ESC, wo die Musik bis auf den Gesang vom Band kommt, die Qualität der Studioaufnahme also für den Liveauftritt relevant ist. Deswegen wollen wir aber nicht unbedingt, dass der Song selbst auch von der Industrie geschrieben wurde.

Der Italiener wäre hier wieder ein Positivbeispiel für mich: Klar ist der Beitrag immer noch überproduziert, mit Autotune und allem. Darauf sind viele Hörer leider heute schon konditioniert, und die Industrie verwendet Melodyne daher gerne in vorauseilendem Gehorsam. Der Sound ist also "professionell", im Guten wie im Schlechten. Aber der Song ist maßgeblich von ihm und seinem Bruder geschrieben worden.
 
@Michael Burman : Ich wäre für den Kompromiss zu haben "selbst geschrieben, professionell produziert".
Klar - es geht um die künstlerische Leistung und darum, dass so eigene Leistungen gewürdigt werden.
Es geht nicht darum, dass die erst mal Tontechnik studiert haben müssen.
 
Klar - es geht um die künstlerische Leistung und darum, dass so eigene Leistungen gewürdigt werden.
Es geht nicht darum, dass die erst mal Tontechnik studiert haben müssen.
Nicht nur die Tontechnik. Das beginnt schon bei der Melodie, die ein Profi noch korrigieren muss, damit Dilettantismus raus ist. Darauf folgend das Arrangement, die Instrumentierung. Tontechnik ist nur ein Bestandteil der Produktion.
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben