Meine Story in
Beitrag #1 umfasst ja nur das erste Jahr, das war 1984. Ich greif mal die Frage von
@hoodie auf und gib noch einen kurzen Abriss über das was danach kam.
Ganz typisch und symptomatisch für eine Plattform, die von einem Musikhändler betrieben wird, wurde das Thema »wie ihr zum Bassspielen gekommen seid« auf der Titelseite unter dem Titel
»wie ihr zur ersten Bassgitarre gekommen seid« adaptiert. Hier will ich ansetzen und zunächst mit der Geschichte meiner Bässe beginnen;
The brief story of my basses ... from the beginning till now
Die perfekten Partnerinnen fürs Leben findet man selten über Nacht, hier ist die Kurzfassung meiner Leidensgeschichte auf dem Weg zum »absoluten Bassglück«:
Ich war nicht von jenem Glück gesegnet, dass mich zum Schreiben von romantischen Lyrics im Sinne von »The First Cut Is The Deepest« inspiriert hätte. Ganz im Gegenteil: mein erster Bass war, wie bereits geschrieben, ein Ibanez 2354B, eine Kopie des Gibson EB3. Ich habe den Ibanez 2354B im Frühjahr 1984 gebraucht erworben und seinen Beziehungsstatus bereits im Herbst desselben Jahres neu geregelt. Die mehrmonatige Katastrophenbeziehung war geprägt von unüberbrückbaren soundtechnischen Differenzen und herben Frustrationen über das Handling. Die Bässe knurrten nicht, die Höhen warn nicht knackig, Sustain war dem Bass nicht mal vom Höhrensagen vertraut und zum Slappen war er schon alleine von der Konstruktion her unbrauchbar. Im zweiten Anlauf wollte ich es besser machen. Mit diesem Anspruch bin ich sicher eine herausragende Ausnahmeerscheinung. Ohne viel Erfahrung vertraute ich auf große Namen und versprach mir von einem neuen Fender Precision USA 1984 die Erfüllung meiner jugendlichen Träume. Dass man sich in Beziehungsfragen nicht auf Empfehlungen der Masse verlassen soll, dämmerte mir bereits nach wenigen Monaten. Die Bässe knurrten, das war gut. Aber die Höhen bei einem Preci überzeugen mich nicht mal im Ansatz. Für Slap liegen die Saiten weit auseinander, die Kopflastigkeit ist beeindruckend aber nicht gerade dienlich. Und der Deadspot, den Mr. Fender aus den geheiligten USA auf der D-Saite zwischen 7. und 9. Bund hatte, war eine Meisterleistung des hochpreisigen Bassbaus. 1986 haben wir bei einer Studioproduktion die Pegeldifferenz gemessen, halben Pegel hatte Mr. USA. Die Gurke soff im Mix ab, wie ein Komasäufer. Es zog darum eine coole Zeit ins Land, die vom Anspielen vieler unterschiedlichster Bässe in den abwegigsten und abenteuerlichsten Locations gezeichnet war. Es war eine schmuddelige Zeit der Untreue, begleitet vom schalen Beigeschmack der voranschreitenden Unzufriedenheit mit dem Precision, Made in USA. Im Nachhinein erscheint es mir beinahe übermenschlich, 8 Jahre meines musikalischen Seins mit dieser leeren Versprechung aus dem Westen durchgehalten zu haben. Im September 1992 verkuppelte ich das vielgepriesene USA-Modell schließlich mit jemandem, der dessen unergründliche Vorzüge besser zu schätzen wusste, und sich, so wie ich zuvor, von großen Namen beeindrucken ließ. Ich gönnte mir statt dessen einen nigel-nagel-neuen Yamaha RBX-800A. Der Bass ist dermaßen cool, dass ich im Frühjahr 1993 seine, mich aus dem Katalog anlächelnde, asiatische Schwester bestellte. Haltet Euch mit Euren Vorurteilen hier bitte zurück. Liebe aus dem Katalog mag verachtenswert wirken, ist es aber nicht. Ich schwöre. RBX-800AF wurde im Mai 1993 geliefert. Die persönliche Begegnung der 3. Art übertraf jede Erwartung, die die Hochglanzbroschüre geweckt hatte. Seitdem lebe ich mit beiden asiatischen Schönheiten in einer glücklichen Dreiecksbeziehung, was die tiefen Seiten meines Lebens betrifft. Ja das ist in der Tat tief, aber ich steh dazu. Die beiden liegen unbeschreiblich in der Hand und kennen soundtechnisch keine Tabus.
Yamaha RBX-800A und Yamaha RBX-800AF habe ich bis heute.
Mein Fazit: viele lassen sich manipulieren von großen Namen und manche checken es nie. Aber wer seinen Weg geht und sein eigenes Ding macht, der findet seine Bestimmung, die oft auch weit abseits vom Mainstream liegen kann.
Was ist aus dem Bassspielen, eigentliches Topic, geworden?
The brief story of my bassplaying ... from the beginning till now
Wie schon Eingangs geschrieben, hatte ich großes Glück, gleich zu Beginn mit herausragenden Musikern in Kontakt zu kommen. Einige wurden Berufsmusiker und spielten später mit bekannten Größen. Profimusiker zu werden, stand bei mir nie am Horizont. Zu Schul- und Studienzeiten spielte ich in abwechselnden Besetzungen und Bands. Neben dem Bassspielen brachte ich mir auch Gitarrespielen und Singen bei.
Die für mich prägendste Band war ein Trio bei uns in der Gegend, das in der Besetzung Schlagzeug, E-Piano und Fretless-Bass spielte. Kein Gesang, ausschließlich Eigenkompositionen. Sehr jazzig, mit einem affengeilen Fretless-Leadbass. Ich hörte mir einigeihrer Konzerte an. Einige Jahre später spielte ich mit dem Bassisten - er Geige, ich Bass - auch eine Zeit lang in einer Soulformation zusammen. Und lernte dabei eine Menge.
Ende 1993 fing mein Arbeitsleben an. Eine Band hatte ich seither nebenbei fast durchgängig bis heute, einmal die Woche Probe zum Ausgleich, gelegentlich Auftritte, ohne Zwang. Meine coolste Band hatte ich zwischen 1994 und 1997, wir spielen ausschließlich Eigenkompositionen, vorwiegend Progressive Rock. Eigenkompositionen blieben auch danach lange im Fokus. Meine aktuelle Band entstand 2002. Wir hatten zu Beginn einige Wechsel der Leadinstrumente. Irgendwann riss uns der Faden und wir verzichteten auf Leadgitarre und Synth. Das Erwachen der Macht des Fretless-Leadbasses in Kombination mit Rhythmusgitarre und Schlagzeug! Nach wie vor haben wir viele Eigenkompositionen, kombinieren sie jetzt aber mit eigenen Interpretationen bekannter Songs. Lead-Gitarre und -Synth werden durch Fretlesspassagen ersetzt. Auch Live entspringt mindestens ein Drittel unseres Programms nach wie vor aus eigener Feder. Und einige davon kommen sensationell gut beim Publikum an, zwischen sogenannten Welthits saufen sie nicht ab.
Meine große Tochter spielt mitterlweile sehr gut Klavier. Die kleine spielt Gitarre und hat eine sensationelle Stimme. Sie hat regelmäßig Auftritte, ihre Stimme begeistert.
Fazit: Musik hat nicht nur mein Leben geprägt, sondern auch das meiner Familie und meiner Kinder. Sie hören ganz andere Musik, zumeist, Gemeinsamkeiten gibt es auch, aber sie machen ganz klar ihr Ding. Das ist für mich das Wichtigste.
Mein persönliches Konlusio nach 23 Jahren Bassspielen: mach Dein Ding am Bass und es bleibt immer cool, abwechslungsreich und spannend.