Moin, das Jazz III war auch mal mein Standard.
Hatte lange Zeit immer das Standard Dunlop 1.0 mm gespielt. Wichtig ist für mich, dass es nicht nachgibt, so dass man bei Speedpicking immer noch den Anschlag spürt, die Kontrolle hat. Diese Voraussetzung erfüllt das 1.0 mm.
Dann hat mir jemand das Jazz III empfohlen: Das sei dicker. Er meinte, je dicker das Plec, desto dicker ist der Ton. Und Jazz Gitarristen brauchen nun mal einen dicken Ton. Während Rock-Gitarristen das mit dem Amp ausgleichen können, würde das bei Jazz Gitarristen nicht so einfach gehen, weil der Ton unbeeinflusst vom cleanen Amp übertragen wird.
Ich bin natürlich sofort in den Laden gerannt und hab mir das Ding gekauft...
Leider klang das Jazz III total dünn. Man konnte es nur schlecht in der Hand halten, weil es so dick und klein war. In der Hand fühlte es sich wie 4.0 mm an, aber die Spitze des Plecs war dünner als die des Dunlop 1.0 mm. Das war der Grund, warum es sich so dünn anhörte. In dem Moment brach eine Welt für mich zusammen. Bislang dachte ich immer, Jazz-Gitarristen hätten ein feines Gehör.
Die Aussage, "je dicker das Plec, desto dicker der Ton" beeinflusste mich trotzdem. Also kaufte ich mir das dickste Dunlop, das erhältlich ist. Das ist das 2.0 mm.
Tatsächlich, das klang wesentlich besser als das 1.0 mm. In der Handhabung ist das 2.0 mm allerdings etwas langsamer als das 1.0 mm, weil man die Hand mehr bewegen muss (bzw. die Finger).
D. h. es ist etwas langsamer als andere Plecs, dafür klingt es besser. Ist halt Geschmackssache, was man bevorzugt - und ob man das über den Amp überhaupt hören kann?
Anders als andere Gitarristen hier im Forum wechsele ich nicht zwischen den Plecs, sondern ich nehme nur eins, weil die Umgewöhnung zu groß ist.
Erst sehr viel später habe ich erfahren, dass die Yngwie Malmsteen die selben Plecs spielt. Bei ihm sind sie aber nicht dunkellila, sondern weiß. Ansonsten das selbe. Das ist aber Zufall und von mir nicht so gewollt.
Nun spiele ich in einer Band den Bass - mit dem selben Plektrum, das ich auch auf der Gitarre verwende!
Das Interessante ist: Mein Gitarrist in der Band hat mir erzählt, er hätte bisher auch das 2.0 mm Dunlop gespielt, aus dem gleichen Grund wie ich auch. Aber er meinte, das Plec sei ihm immer aus der Hand gerutscht, weil es so glatt ist. Nun gebe es das gleiche Plec in einer geriffelten Variante. Ich habe die Version probiert. Vom Klang her kein Unterschied, aber es hält besser auf den Fingern. Die geriffelte Variante stört mich, weil ich das Geriffelte spüre. Deswegen bleibe ich bei den normalen Dunlops, zumal ich das Problem des Wegrutschens nicht habe. Wollte nur darauf hinweisen, dass es so etwas gibt.
Da ich nicht nur E-Gitarre spiele, sondern auch Konzertgitarre, kenne ich das so, dass ich meine Fingernägel pflege und glatt feile. Indem ich die Nägel feile, bekomme ich 1. einen schönen Ton und 2. gleiten die Nägel schnell über die Saite. Die Idee habe ich auch auf das Dunlop Plec übertragen. Da die Dunlop Plecs maschinell hergestellt sind, haben sie scharfe Kanten. Die Kanten werden vor Benutzung von mir mit feinem Schmirgelpapier abgefeilt. Dann liegen sie gut in der Hand und gleiten elegant über die Saiten. Bereits abgespielte Plecs kann man so wieder benutzbar machen.
Um den optimalen, schönsten Klang zu bekommen, habe ich viel, viel Geld für Plectren ausgegeben. Ich bin im Besitz der teuersten Plektren der Welt.
Die Materialien sind unterschiedlich: Spezielle Plastiksorten, Silber, Ebenholz usw.
Was mir aufgefallen ist, ist: Alle teuren Plectren waren sehr dick in der Spitze. Die meisten haben für die Finger eine Vertiefung, damit es sich angenehmer anfühlt. Also genau umgegekehrt wie beim Jazz III, das dick in der Hand liegt und die Spitze ist dünn! Viel besser ist: Dünnes Plektrum, dicke Spitze!
Und: Die Nachbearbeitung des Plecs mit dem Schmirgelpapier per Hand ist hier offenbar schon vorgenommen worden: Alle teuren Plektren haben keine Ecken und Kanten, sondern sind überall schön glatt. So wie meine Fingernägel.
Letztendlich bin ich dann doch beim Dunlop 2.0 mm geblieben, weil
1. Verliere ich ständig irgendwelche Plecs. Das wäre bei den teuren, guten Plecs einfach zu teuer
2. Durch die Stahlsaiten der E-Gitarre ist der Verschleiß einfach zu hoch, das wäre sonst zu teuer
3. Die teuren Plektren sind noch dicker, also noch schwerer zu bespielen
4. Es ist die Frage, ob irgendjemand überhaupt den Klangunterschied zum Dunlop 2.0 mm erkennen kann, wo sogar Jazzmusiker nicht in der Lage sind zu erkennen, dass das Jazz III dünn klingt.
5. Bei der Akustik-Gitarre machen spezielle Plektren sicherlich einen Sinn, aber bei der E-Gitarre macht der Amp den Sound.
6. Die Nachbearbeitung der Plecs mit dem Schmirgelpapier kann ich durchaus selbst vornehmen. Da brauche ich niemanden, der das für mich erledigt.