Erfahrungen mit Ken Tamplin - How To Sing Better (Than Anyone Else)?

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Hi zusammen,

broeschies hatte mich in einem anderen Thread auf das Programm von Ken Tamplin mit dem (typisch amerikanisch) effektheischerischen Titel "How To Sing Better (Than Anyone Else)" aufmerksam gemacht. Angebliche Wundermethoden gibt's ja zuhauf, allerdings muss sich wohl auch jeder dieser DVD-Gesangslehrer irgendeinen reißerischen Slogan überlegen ("If I can't teach you how to do it, it can't be done. I guarantee it!"), weil die ja nicht nur die Lehrer sind, sondern ihr Machwerk auch selbst vermarkten müssen. Da trifft sich also die Schnittmenge aus gleich zwei Gruppen von im Allgemeinen recht selbstbewussten Leuten (Sänger und Marketing-Menschen).

Hat jemand von euch Erfahrungen mit dieser spezifischen DVD-Reihe?

Ich habe mir jetzt erstmal eine Reihe von YouTube-Videos von ihm angeguckt, und ich muss sagen, dass der Mann im Gegensatz zu vielen anderen mir bekannten Vertretern von DVD-Gesangsschulen (Robert Lunte, Melissa Cross oder auch, was ich von CVT gesehen habe) einen recht großen Vorbildcharakter hat in dem Sinne, dass sich für mein Ohr auch das, was er selbst singt, ziemlich gut anhört, während viele andere zwar gut erklären könnten, aber selbst für das unparteiische Ohr nicht so toll klingen.

Bei Melissa Cross hatte ich immer den Eindruck, sie hat zwar ihren Schülern gezeigt, wie man alle Arten von verzerrtem Gesang (angezerrt bis Death Metal Growl) "gesund" herangeht, aber diese ganzen berühmten Nasen, die auf den DVDs ständig ihren Senf dazugeben, wussten halt schon, wie man das Ganze grundsätzlich anpackt.

Bei Robert Lunte bewundere ich immer wieder, wie reibungslos der Mann von der Vollstimme in die Randstimme geht, und das hat mir auch schon ein ganzes Stück geholfen, wenn ich mich an Power Metal-Stücken versuche, für die ein relativ frühes Wechseln in die Randstimme meist unvermeidbar ist. Allerdings denke ich nicht, dass das immer angebracht ist, vor allem, wenn die höchsten Töne eines Songs gerade mal so im unteren bis mittleren Passagio liegen und gebeltet doch deutlich dramatischer klingen. Imho hat Lunte seinen Randstimmen-Ansatz perfektioniert, aber das Thema Belting auch für sich selbst ziemlich vernachlässigt (eb' ist sein letzter Vollstimmen-Ton, da würde ich noch nicht von Belting sprechen). Davon abgesehen sind viele Übungen im Endeffekt doch nur Variationen seiner heiß geliebten "Octave Sirens" auf "mäh". Und seine eigenen Songs, wie das häufig erwähnte "Souls of Silence", ist imho doch eher Musik für Musiker als für die Allgemeinheit, technisch sicherlich anspruchsvoll, aber irgendwie nicht so das, wohin man selbst will.

Ich bin zwar auch ein Power Metal-Hörer, aber in meiner eigenen Musik baue ich den dafür typischen, hohen Randstimmen-Gesang immer nur dosiert ein. Genau wie bei übermäßig hohem Gebrauch von Double Bass und Double Time Feel auf dem Schlagzeug (andere typische Power Metal-Merkmale) finde ich, dass der Reiz davon irgendwie verloren geht, wenn man sowas die ganze Zeit macht. Davon abgesehen passt eine dauerhaft so hohe Stimme imho nicht so richtig in den meist mittelalterlichen bis fantasy-mäßigen Kontext der Texte, das würde sonst unglaubwürdig.



Deshalb habe ich gerade bei meinen eigenen Liedern doch eher die Tendenz zum hohen Vollstimmen-Gesang. Das heißt nicht, dass ich jetzt gleich vorhabe, wie Tamplin selbst irgendwelche Bruno Mars-Sachen zu covern, mir würd's ja schon erstmal reichen, wenn ich mich sicher im Bereich der Töne bewegen kann, von denen ich weiß, dass ich sie schonmal getroffen habe ^^, die ich aber noch nicht alle komplett im Griff habe (so locker bis gis' wär schonmal was, bis ais' ideal). Und dann mal sehen, ob noch was mehr drin ist.

Ich habe mir gerade mal den Wikipedia-Artikel über den Mann durchgelesen, und mir ist schon klar, dass er mit 4 Oktaven Stimmumfang eine ziemliche Ausnahme ist. Allerdings hat mir mein Gesangslehrer auch mal gesagt, dass ich von einer ähnlich großen Range nicht weit weg bin (großes Eb unten, c''' oben, an guten Tagen ^^). Und die meisten Sachen, die er in den Videos macht, liegen ja eher in der hohen Vollstimmen-Lage als bei diesen absoluten Extremen in der tiefen Brust- bzw. der hohen Kopfstimme.

Was mich davon abgesehen ein wenig ermutigt, ist, dass er in einem seiner Kommentare auf YouTube geschrieben hat, er wäre als hoher Bariton anfangs über fis' nicht hinausgekommen (bzw. mit Quetschen bis a' gekommen) und hätte erst mit 19 angefangen, sich ernsthaft mit seiner Stimme zu beschäftigen (obwohl er natürlich vorher schon gesungen hat). Das ist bei mir ziemlich ähnlich, dieser "Problembereich" liegt bei mir mittlerweile sogar schon einen Halbton höher (eben g' bis bb').

Natürlich könnte man jetzt glauben: "Der behauptet das nur, damit er bodenständiger wirkt und seine Schüler glauben, jeder könnte das erreichen, was er geschafft hat. In Wirklichkeit ist er einfach ein Ausnahmetalent und fertig." Andererseits hat er ja wohl, wenn man dem Wiki-Artikel Glauben schenkt, in seiner Jugend nicht nur Sachen gemacht, die der Stimme bzw. dem HNO-Trakt allzu gut tun (Koks & Co... :rolleyes: ). Und trotzdem beltet er heute noch in ziemlich krasse Höhen und spricht danach mit einer glasklaren Stimme weiter, als sei nichts gewesen.

Hat da jemand etwas mehr Einblick in die DVDs gehabt und kann mal urteilen? Ich habe nämlich hier im Bord ausgerechnet über diese Methode noch nichts gefunden.
 
Eigenschaft
 
Ich habe die DVD selbst nicht kenne aber aus dem TMV-Forum einige Leute, die sie verwenden und die auch schon mit ihm persönlich trainiert haben.

Generell kann ich dir sagen, dass die Programme von:
- Tamplin
- Rob Lunte
- Catherine Sadolin (CVT)
- Kevin Richards
- Jamie Vendera

alle im Wesentlichen in Einklang stehen, was den "Stoff" angeht, der unterrichtet wird (und im Wesentlichen auch in der Nomenklatur, also "Twang", "Belt" etc.). Es wird nur jeweils von einer etwas anderen Seite herangegangen.

Zum Programm von Tamplin:

Tamplin baut sein Programm im Wesentlichen auf den Konzepten "Appoggio" (tiefe, starke Stütze aus dem Rücken), "Open Throat" (bezeichnet im Wesentlichen eine Zungenposition, die maximale "Breite" der Pharynx bewirkt) und "Bright Resonance" (im Wesentlichen Twang und Weitung des entsprechenden Resonanzraumes).

Das Programm wird häufig als Gegensatz zu "Pillars" von Rob Lunte gesehen, v.a. im Bezug auf "early bridging" vs. "late bridging", aber im Grunde genommen wird nur "von der anderen Seite" herangegangen. Tamplin setzt von Beginn an auf heftiges Stützen und ein Mitnehmen von Masse in die Höhe. Lunte beginnt zunächst mit kleinstmöglicher Masse (im Falsett), um die Koordination und Resonanzeinstellung zu lernen. Das Hinzufügen von Masse ist dann "Stoff für Fortgeschrtittene". Aber generell findet man die og. Grundpfeiler von Tamplin auch bei Rob Lunte, nur eben in den hinteren Kapiteln. Die ewigen "mäh"-Sirenen von Lunte werden bei Tamplin durch ewige "läh"-Sirenen ersetzt :D. Das liegt schlicht und einfach daran, dass "ä" ein extrem guter Übungsvokal ist und Sirenen einfach irre gut sind, um das Überbrücken des Passaggio zu erlernen.

Unterschied letztendlich ist vielmehr das präferierte Klangbild des Lehrers als das, was man im Programm lernt. Lunte singt halt mit weniger Masse und einer "geschlossenen" Zungenposition, Tamplin hingegen mit mehr Masse und "offener" Zungenposition.

Was das Thema Belting angeht, wird das auch bei Tamplin in gewisser Weise "vernachlässigt", denn obwohl er auf mehr Masse setzt, beltet er nicht wirklich heftig (schöne Erklärung dazu in seinem "Smells Like Teen Spirit"-Cover). Der Grund dafür ist einfach: Belten ist ungünstig für Gesangsanfänger. Wenn du einen Mix mit sauberem Bridging kannst, ist belten recht leicht zu lernen (Rob Lunte kann, genau wie Tamplin, bis etwa h' in der Vollstimme belten, er tut es nur meistens nicht). Umgekehrt ist es sehr schwer einen Mix zu lernen, wenn du von Anfang an beltest. Inhalt der meisten Lern-Programme ist es den Schülern zunächst mal das Belten in der Höhe abzugewöhnen denn die meisten (insbesondere Männer) belten so, wie sie im normalen Leben rufen, was im Wesentlichen dem CVT-Modus "Overdrive" entspricht, der aber von der Höhe limitiert ist (Sadolin gibt c'' als Grenze für Manner an) und in der Höhe nur auf zwei Vokalen funktioniert (nämlich "ä" und "oh").

4 Oktaven sind im übrigen ein üblicher Stimmumfang für einen Mann, der aktiv an der Maximierung seiner Range arbeitet, sowohl am unteren als auch am oberen Ende. Dass viele Sänger nur einen geringeren Bereich bedienen hängt vielmehr damit zusammen, dass sie mehr einfach nicht benötigen, um ihren künstlerischen Anspruch zu verwirklichen (oder das Klangbild von Pulsregister, Pfeifregister, manchmal sogar der Randstimme nicht mögen). Die Geschichte mit dem fis' halte ich für absolut glaubwürdig, weil absolut typisch für ungeübte Baritone. (ich selber wäre im Leben nicht bis fis' gekommen als ich noch komplett ungeübt war).

Noch kurz zusammenfassend, was so über das Programm von Tamplin gesagt wird (sowohl positiv als auch negativ):

- Man erreicht schneller einen kräftigeren Belt-ähnlicheren Klang als z.B. bei Lunte
- Das Singen ist stütz-intensiver und anstrengender und die Gefahr die Stimme zu überlasten ist größer
- Nach Aussagen von Leuten, die das Tamplin-Programm durchhaben, denen das Singen mit dieser Masse aber zu anstrengend ist, ist das Umlernen auf "kleinere Masse" schwierig
- Die Übungen von Tamplin fördern frühzeitig eine starke Atemanbindung

Deshalb als genereller Tipp: Die Unterschiede zwischen den Programmen sind viel geringer als die Lehrer (die sich ja von den anderen abheben wollen) einen Glauben machen wollen. Ein wenig eine Sonderstellung hat lediglich CVT von Sadolin, dass dem Namen alle Ehre macht und wirklich nahezu "Complete" ist, d.h. da kann man wirklich so ziemlich jeden Gesangsmodus und jeden Effekt lernen, der so im Umlauf ist. Dafür ist es aber auch eher theoretisch veranlagt im Vergleich zu den anderen und eignet sich vielleicht eher als Nachschlagewerk oder Anschlussprogramm, um wirklich noch die letzten Details der Stimme auszubauen. Die Grundlagen (im Wesentlichen Stütze, Kompression und Kehlkopfeinstellung) sind aber im Prinzip überall gleich.

Ich selbst habe halt "Pillars" und "CVT". In Pillars sind die Grundlagen mMn besser beschrieben (v.a. Twang und Bridging & Connecting) und es eignet sich besser, um diese zu üben. CVT benutze ich für die "Feinanpassung" v.a. in den Höhen, weil man je nach Tonhöhe und Vokal eben etwas anders herangehen muss. Das ist tatsächlich die Stärke von CVT, denn bei den meisten Programmen lernt man nur genau eine Variante von Moduszusammenstellungen. Bei Lunte z.B. wird bis e' "Overdrive" gesungen, danach dann "metal-like neutral" mit sehr starker Resonanzanpassung. Ken Tamplin verwendet nahezu über seine gesamte Range den "Curbing"-Modus. In den absoluten Höhen dann auch "metal-like neutral". Oberhalb von c'' ist die Technik von Lunte und Tamplin nahezu identisch.

BTW: Kritisch beäugt werden von so ziemlich allen o.g. Autoren Programme, die auf SLS (speech-level singing) basieren, wie z.B. SingingSuccess. Das Melissa Cross-Programm gilt bei den meisten als "Spezial-Programm" für Gutturalgesang, bei dem "echtes" Singen nur in geringem Maße unterrichtet wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
Herrlich - wieder ein neuer Name für "Gesangsunterricht".

Ich habe auch neue Methode erfunden: SDS - Singenlernen durch Schmerz. Getestet, funktionert 100%ig. Fehler werden dem Gesangsschüler mit kleinen bis größeren Stromstößen signalisiert. Nach zwei Wochen kann jeder noch so Talentfreie jeden beliebigen Stil singen, als hätte er nie was anderes gemacht.

Ich arbeite auch an einer Online- und Buchversion - die funktionert mit Beschimpfungen statt Stromstößen. Aber den richtigen Erfolg kriegt man nur mit der Vollversion: Buch, DVD und regulierbarer Trafo für € 499,00.

Sorry - aber das musste einfach raus ...;)
 
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Herrlich - wieder ein neuer Name für "Gesangsunterricht".

Ich habe auch neue Methode erfunden: SDS - Singenlernen durch Schmerz. Getestet, funktionert 100%ig. Fehler werden dem Gesangsschüler mit kleinen bis größeren Stromstößen signalisiert. Nach zwei Wochen kann jeder noch so Talentfreie jeden beliebigen Stil singen, als hätte er nie was anderes gemacht.

Ich arbeite auch an einer Online- und Buchversion - die funktionert mit Beschimpfungen statt Stromstößen. Aber den richtigen Erfolg kriegt man nur mit der Vollversion: Buch, DVD und regulierbarer Trafo für € 499,00.

Sorry - aber das musste einfach raus ...;)

Du hast das Extra-Zubehörset vergessen mit iPhone-App und zusätzlichem Adapter für maximale Effektivität auch unterwegs...

Find ich auch total lustig. Dieses Marktschreier-Gehabe scheint ja auf dem amerikanischen Markt absolut üblich zu sein. Tatsächlich kenne ich aber auch Experimente, die andeuten, dass genau das funktioniert. Und dabei ist es egal wie unglaubwürdig die Behauptungen sind, hauptsache viele Superlative und "Wir sind die besten!".
 
Tja - man muss es einfach nur lang genug sagen, dann glauben es alle und es funktionert (bei einigen) auch. :nix:

BTW: Habe ich schon, erwähnt, dass ich der Welt beste Gesangspädagoge bin und meine Methode bisher bei jedem angeschlagen hat? ;)
 
BTW: Habe ich schon, erwähnt, dass ich der Welt beste Gesangspädagoge bin und meine Methode bisher bei jedem angeschlagen hat? ;)

OMG! :eek: *Geldtasche herauskram* reicht das, mehr hab ich leider nicht?

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Naja, 99% von dem Zeug findet man auch über Youtube, wenn man denn wirklich Videos braucht. Wenn die Leute Geld dafür ausgeben wollen, sollen sie es. Schaden wird es garantiert nicht, ein Ersatz für Gesangsunterricht ist es aber auch nicht.
 
Ich kann bei all diesen Dingen vor allem nicht nachvollziehen, wie individuelle Unterschiede mit solchen Programmen angesprochen werden sollen/können.

Das erinnert mich an den Erfinder mit der Rasiermaschine:

Erfinder: Sehen Sie mal, das ist wunderbar einfach. Man steckt sein Gesicht in den ovalen Ausschnitt hier, und die Maschine rasiert einen vollautomatisch.
Kunde: Aber es hat doch nicht jeder die gleiche Kopfform..?
Erfinder: Stimmt. Zunächst nicht....


PS: Ich finde Ken Tamplins Version von Run to the Hills ziemlich zum Weglaufen. Im Vergleich zu Bruce Dickinson hat er immer noch zu wenig Wumms in der Stimme bzw. muss zu früh in die Randstimme wechseln. Das mag technisch alles OK sein und hört sich für sich genommen ja auch OK an. Aber es ist eben NICHT das Gleiche.
 
Zitat 6thfoot


Kunde: Aber es hat doch nicht jeder die gleiche Kopfform..?
Erfinder: Stimmt. Zunächst nicht....


...hihi...
 
Wir geraten etwas OT...

Ich denke, aus meinem Eingangspost wird deutlich genug, dass ich niemand bin, der blind auf irgendwelche Werbeversprechungen hereinfällt. broeschies hatte mir das Programm nunmal empfohlen, da wollte ich nachhaken. Ich hatte das so verstanden, dass er die DVD selbst nicht besitzt. Und weil die ganzen anderen gängigen Programme (Estill, CVT, Melissa Cross, Robert Lunte) schon ihre eigenen Threads haben, kann's ja genauso gut sein, dass einige hier im Forum das Programm von Tamplin kennen / selbst verwenden.

Mein Gesangslehrer kommt eher aus der Klassik (obwohl er sich auch mit Jazz recht viel befasst hat) und macht daher solche Eskapaden wie Tamplin selbst nicht; wie ja schon an verschiedenen Stellen diskutiert wurde, ist ja offenbar ab einer gewissen Tonhöhe das Ganze für einen Bariton oder Bass nicht mehr zu machen, wenn man das klassische Klangideal beibehalten will. Ich werde ihn sicherlich noch einige Dinge zu Kopf- bzw. im Besonderen Nasenresonanz fragen, dass er mal urteilt, wie gut das bei mir klappt, und das kann ich dann als Grundlage verwenden, um eben an Mix und damit dann auch am Belt zu arbeiten. Aber direkt von ihm lernen werde ich das wahrscheinlich nicht.

Und das kann ich auch verstehen. Es gibt da draußen eine Menge Leute, die einem wichtige Grundlagen des Gesangs zeigen können, aber es gibt eben auch ein paar Dinge, die nicht so viele Leute wissen. Warum ist die "Zen of Screaming" z. B. nahezu das einzige Programm, das immer wieder genannt wird, wenn es um Screaming & Co. geht? Offenbar haben sich sonst noch nicht allzu viele Gesangslehrer damit befasst. Mit der Tonhöhe ist es ähnlich: Ich habe ja schon erzählt, beim Vorbereitungskurs für die Musikhochschule wurde ich auch eher zum Tief singen motiviert. Da sagt man dann all den Leuten, die sich für Baritöne halten, sie sollen doch froh sein, dass sie was tiefer runter kommen und sich in dieser Lage einleben. Dann geht man nach dem Kurs raus, steckt sie Kopfhörer ins Ohr und nahezu alles, was man da von seinem iPod kommen hört, wird von Tenören gesungen. :D

Will sagen: Diese "Höher-schneller-weiter"-Attitüde ist sicherlich nichts, was man braucht, um Gesang zu studieren und dann irgendwann Unterricht zu geben. Deshalb darf man halt auch nicht erwarten, dass jeder Gesangslehrer der Welt einem das Belten beibringen kann. Das ist halt nur blöd für diejenigen, die den Umfang tatsächlich erweitern wollen, und ich stimme dir da vollkommen zu, broeschies, dass man dann auch irgendwann auf einen Umfang von 4 Oktaven kommen kann (wie gesagt, bin ja mittlerweile selbst nicht so weit weg davon, aber ich will natürlich die Qualität der einzelnen Töne, gerade zu den Extremen hin, noch weit verbessern).

Kurzum: Da kein Lehrer der Welt einem ALLES beibringen kann, muss man sich das, was einen sonst noch interessiert, eben auch irgendwie anders beibringen können. Man hat ja schließlich nicht Zeit und Geld, bei 5 Lehrern parallel Unterricht zu nehmen. :)

@broeschies: Vielen Dank, das war wie immer sehr aufschlussreich! ;D Mich interessiert das Ganze ja gerade deshalb, WEIL es erstmal nicht um Belting geht, sondern darum, wie man auf gesundem Wege dahin kommt. Bei den Tenor-Stücken sagt er nämlich mWn, dass er die Töne sehr stark ausdünnt, weil man sonst einfach zu schnell "hinüber" wäre. Natürlich ist das mehr Masse als bei Lunte, der solche Passagen wohl komplett in der Randstimme singen würde, aber auch Tamplin versucht offenbar, so viel wie möglich von der Masse rauszunehmen (nur eben ohne in die Randstimme zu wechseln).
 
Natürlich ist das mehr Masse als bei Lunte, der solche Passagen wohl komplett in der Randstimme singen würde, aber auch Tamplin versucht offenbar, so viel wie möglich von der Masse rauszunehmen (nur eben ohne in die Randstimme zu wechseln).

Ja, genau, deshalb hatte ich auch geschrieben, dass das was Tamplin verwendet immer noch nicht das Maximum an Masse ist und 6thfoot hat ja auch schon geschrieben, dass Dickinson (der nebenbei bemerkt allerdings auch ein Belt-MONSTER ist) noch etwas mehr Masse verwendet.

Es ist ein wenig die Frage, was du am Ende haben möchtest. Die Resonanzeinstellung und starke Stütze, die Tamplin verwendet, eignet sich zum Belten in Overdrive oder Edge (die richtig heftigen Sachen) tatsächlich weniger gut, als die, die Rob Lunte verwendet. Denn Lunte verwendet die Resonanzkonfiguration eines heftigen Belts, allerdings mit wenig Masse. Tamplin verwendet eine Mix-Konfiguration und auch eine Mix-Masse. Auch die Vokale, die Rob in den Höhen verwendet sind zum starken Belten besser geeignet als die von Ken. Wenn du also eher in Richtung Bruce Dickinson willst, ist "Pillars" vielleicht sogar die bessere Wahl.
 
Also ich wurde mal von einem Schüler zu Ken Tamplin befragt und hab das, was öffentlich einsehbar ist, mal analysiert. Ich muss sagen, ich halte nicht sehr viel davon. Abgesehen davon, das der geschätzte Kollege außerhalb seiner Range grausam klingt, zeigt er eigentlich nix, was einem nicht auch jeder halbwegs gute Contemporary-Lehrer beibringen könnte.

Das Problem mit solchen extremen Höhen ist einfach, dass sie Arbeit brauchen, weil sie zum Teil auch einfach ein gewisses Maß an Kraft und Koordination voraussetzen.

Da gibt es keine Shortcuts.

Auftragen und polieren, Leute!
 
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Mein Problem ist aber eher, dass ich mit ZU VIEL Kraft an gewisse Töne herangehe - zumindest mit deutlich mehr, als ich wahrscheinlich bräuchte, wenn ich mehr mischen würde. Aber wie gesagt, was diese resonanzbezogenen Dinge angeht werde ich meinen GL mal fragen, sehe ihn ja übermorgen.

@broeschies: Du meinst quasi, wenn ich Robert Luntes "Onset Package" nehme und das auf die Vollstimme übertrage (viel Twang, Apfelbiss-Stellung, Resonant Tracking vorab), dann wäre das eher für die extremen Höhen geeignet? Dann frage ich mich doch: Warum demonstriert Lunte sowas nicht selbst? ^^ Wenn du sagst, er kann bis h' belten (das Video / die Aufnahme würde ich übrigens gerne mal sehen / hören!), dann stellt sich allerdings die Frage, warum er das nicht tut, denn wenn er das für so gefährlich halten würde, hätte er es ja wahrscheinlich nicht selbst so intensiv geübt.

Und ich glaube nicht, dass er aus rechtlichen Gründen einfach Scheu hat, das jemandem beizubringen, weil der-/diejenige sich dabei evtl. verletzen könnte; in der Hinsicht hat er sich ja bereits mit seinem "Legal Disclaimer" abgesichert, wo er jeden Schüler auffordert, sich erst ein Attest vom HNO-Arzt zu holen, bevor er sich mit den "Extreme Singing Techniques" auseinandersetzt (bei der Geschwindigkeit, mit der einen manche Leute verklagen, gerade in den USA, ist das wohl auch nötig).

Wenn du also eher in Richtung Bruce Dickinson willst

Nicht wirklich. ;) Ich wäre erstmal froh, wenn sowas hier klappt:
https://www.youtube.com/watch?v=crKbG4WzxpE (geht einmal bis bb', sonst bis ab')
https://www.youtube.com/watch?v=riVtK4CzOpE
https://www.youtube.com/watch?v=F-lXJAEe0aQ

Liegt alles in meiner Range, geht aber grandios in die Hose, wenn man an die Töne zwischen f' und ab' eben mit ZU VIEL Kraft rangeht (ist halt oberes Ende meiner Tessitur). Schon klar, dass man für die Höhen, die Tamplin nachher anstrebt, im Zweifel auch soviel Kraft braucht, aber hierbei sollte das eigentlich noch nicht der Fall sein. Da scheint also eher Mix das Schlagwort zu sein als Belt oder Edge.

Und wenn DAS dann klappt und wirklich gut sitzt - und mein Stimmumfang mir das noch ermöglichen sollte - wäre ein absolut utopisches Ziel natürlich sowas:
https://www.youtube.com/watch?v=JUGieLM4r7s
https://www.youtube.com/watch?v=jVf4_WglzWA

Da sitzt aber ein cis'' oben, deshalb gehe ich davon nicht wirklich aus. Ich weiß jetzt nicht, wie hoch z. B. Bruno Mars insgesamt singt, aber dem Tamplin würde ich die zwei Songs da noch zutrauen.

Wo ich Kenshi gerade hier im Forum habe: Ich fand deine Demonstration vom c'' aber auch recht eindrucksvoll, dabei hast doch auch du mWn von dir gesagt, du seist Bariton, oder habe ich da jetzt was verwechselt? ;)

Es heißt ja auch nicht, dass man andauernd in dieser Lage singen muss, aber für einzelne Spitzentöne würde sich's ja schonmal lohnen. Wie hast du das denn z. B. geschafft? Konntest du deinen Gesangslehrer gezielt nach Belting-Tricks & Co. fragen, oder hast du dir vieles davon auch einfach selbst beigebracht?

Denn die meisten GLs kommen jetzt nicht unbedingt darauf, mit einem an Tönen um das hohe c zu üben, wenn man sich natürlicherweise eher im Bariton-Bereich bewegt.

Und Shortcuts erwarte ich auf keinen Fall. Ich erhoffe mir ja keine Wunder von einer solchen Lehrmethode, ich will damit nur etwas sicherer gehen, dass ich mir nichts falsch angewöhne, oder zumindest das Risiko dafür minimieren. 100%ig sicher gehen kann man da natürlich nie, wenn man nicht vor dem entsprechenden Lehrer steht, dass ist klar. Da C-Tenöre, die man fragen könnte, aber auch recht rar gesät sind (in meinem Umkreis kenne ich keinen, der so hoch kommt - zumindest keinen, der schon durch den Stimmbruch ist ^^), geht's wohl erstmal nicht anders.
 
Also ich wurde mal von einem Schüler zu Ken Tamplin befragt und hab das, was öffentlich einsehbar ist, mal analysiert. Ich muss sagen, ich halte nicht sehr viel davon. Abgesehen davon, das der geschätzte Kollege außerhalb seiner Range grausam klingt, zeigt er eigentlich nix, was einem nicht auch jeder halbwegs gute Contemporary-Lehrer beibringen könnte.

Das Problem mit solchen extremen Höhen ist einfach, dass sie Arbeit brauchen, weil sie zum Teil auch einfach ein gewisses Maß an Kraft und Koordination voraussetzen.

Da gibt es keine Shortcuts.

Auftragen und polieren, Leute!

Ja, das ist es was ich meinte: Grundlegend ist es immer dassselbe, was einem beigebracht wird. Es gibt keine "magic tricks" oder so, auch wenn einem die Autoren das natürlich jeweils gerne erzählen. Es ist im wesentlichen eine Frage, welche Übungen einem persönlich am besten helfen. Der Klang ist halt Geschmacksfrage: Ich persönlich bin auch kein großer Fan von dem Sound den Tamplin in den Höhen produziert, aber es gibt Leute, die das was er macht wesentlich besser finden als Lunte z.B. oder Bret Manning oder wer auch immer.

Mein Problem ist aber eher, dass ich mit ZU VIEL Kraft an gewisse Töne herangehe - zumindest mit deutlich mehr, als ich wahrscheinlich bräuchte, wenn ich mehr mischen würde. Aber wie gesagt, was diese resonanzbezogenen Dinge angeht werde ich meinen GL mal fragen, sehe ihn ja übermorgen.
Du gehst wahrscheinlich eher mit zu viel DRUCK an gewisse Töne. Das ist etwas anderes. Auch wenn es öfter gerne gesagt wird, aber die Kraft beim Singen kommt nicht aus der Lunge, sondern aus der Kehlkopfmuskulatur. Es ist ja sogar das Gegenteil der Fall: Du musst sogar lernen den Luftstrom, der aus der Lunge kommt, zurückzuhalten (stützen halt).

@broeschies: Du meinst quasi, wenn ich Robert Luntes "Onset Package" nehme und das auf die Vollstimme übertrage (viel Twang, Apfelbiss-Stellung, Resonant Tracking vorab), dann wäre das eher für die extremen Höhen geeignet? Dann frage ich mich doch: Warum demonstriert Lunte sowas nicht selbst? ^^ Wenn du sagst, er kann bis h' belten (das Video / die Aufnahme würde ich übrigens gerne mal sehen / hören!), dann stellt sich allerdings die Frage, warum er das nicht tut, denn wenn er das für so gefährlich halten würde, hätte er es ja wahrscheinlich nicht selbst so intensiv geübt.
Ja, genau. Dieses ganze Setup (Biss-Stellung, Twang etc.) besteht aus Kernelementen der "full-metallic-modes" (Edge, Overdrive). Wenn du da eine höhere Körperspannung hinzufügst (mehr Stütze und so), kommst du in einen Belt. Ich weiß nicht mehr genau in welchem Video Robert beltet. Das müsste ich mal raussuchen. Aber der Grund warum er es nicht tut ist, dass es einfach zu anstrengend ist, v.a. wenn man ständig Songs singt, die sich in großen Höhen befinden. Der Grund warum er es trotzdem übt ist, dass es sehr wichtig ist die Bruststimme zu stärken und sie nicht verkümmern zu lassen, auch wenn man viel in der Kopfstimme singt. Es gibt ein Video von Kevin Richards, in dem er genau diese Problematik anspricht und z.B. auch behauptet, dass Geoff Tate heutzutage Stimmprobleme hat, weil er seine Bruststimme und das Belten (im Training!) zu stark vernachlässigt hat, ich glaube dieses müsste es sein:

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=keving%20richards%20sing%20like%20bruce%20dickinson&source=web&cd=2&cad=rja&ved=0CDwQtwIwAQ&url=http%3A%2F%2Fwww.youtube.com%2Fwatch%3Fv%3Dx2592faY_bY&ei=IX53UZTPA-3v0gXas4A4&usg=AFQjCNGT1th1xvaEY1BfeFCwdMTUOZyZQA&bvm=bv.45580626,d.d2k

Ein weiterer Grund ist natürlich der Klang. Ein wichtiges Element des Stils von Leuten wie Tate und Lunte ist, dass es sich in den Höhen "unangestrengt" aber gleichzeitig kraftvoll anhört (das ist ein Ideal, das gewissermaßen aus der Klassik kommt) und, dass diese Leute eine große Agilität in der Höhe haben. Vergleich mal den Sound von Lunte mit dem, was Kevin Richards in o.g. Video macht oder selbst mit Ken Tamplin. Man hört bei denen deutlich die Anstrengung, die ist nicht mehr zu verbergen.

Nicht wirklich. ;) Ich wäre erstmal froh, wenn sowas hier klappt...
Ich kann die Beispiele grad nicht hören, aber worüber du dir im Klaren sein solltest ist, dass der Bereich zwischen g' und h' eigentlich für jeden Mann (egal welches Stimmfach) der schwierigste ist und oft auch der, der mit der größten Körperspannung und Anstrengung verbunden ist. Wenn du den Bereich wirklich gut drauf hast, sind die noch höheren Bereiche im Prinzip nicht mehr so schwer.

Wo ich Kenshi gerade hier im Forum habe: Ich fand deine Demonstration vom c'' aber auch recht eindrucksvoll, dabei hast doch auch du mWn von dir gesagt, du seist Bariton, oder habe ich da jetzt was verwechselt? ;)
Es war sogar ein hohes d'' glaube ich. Die Koordination war übrigens ähnlich wie die von Ken Tamplin (Curbing im CVT-Jargon), aber mit anderer Resonanzeinstellung und mMn besserem "Airflow".

Die Tatsache, dass bei den meisten Baritonen die Vollstimme "nur" bis ais' geht, heißt übrigens nicht, dass Baritone nicht bis c'' oder höher belten können. Sie hören sich dann nur "kopfiger" an als ihre Tenor-Kollegen. Dabei verschwimmen dann die Grenzen zwischen Randstimme und Vollstimme. Im englischen Sprachraum wird der Begriff "full voice" z.B. oft für im Prinzip alles verwendet, was mit vollständigem Stimmlippenschluss passiert. Ken Tamplin behauptet bspw. seine "Vollstimme" reiche bis h'' :eek:, meint damit allerdings mit Sicherheit nicht die Vollstimme im physiologischen Sinne (die selbst bei Tenören meist nicht höher als dis'' reicht).
 
Hab mir gerade mal die Beispiele angehört. Die hören sich eigentlich alle 5 sehr stark nach Rob Lunte-Technik an. Alles light mass mit viel Kopfstimme drin.

Wichtig ist auch immer sich ein bisschen von den eigenen Klangvorstellungen zu lösen, zumindest solange man sein Stimmfach nicht genau kennt. Ein Bariton klingt z.B. nunmal anders auf einem c'' als ein Tenor. Als Bariton klingt man mit einer light-mass Technik eben eher wie Lunte oder Geoff Tate und nicht wie der Typ von Nocturnal Rites, obwohl die Technik die gleiche ist oder zumindest sehr ähnlich.

Als Faustregel gilt ungefähr folgendes: Bis zur typischen klassischen high note (bei Baritonen so g'/a') klingt der Bariton voller und brustiger. Im Bereich darüber klingt der Tenor allerdings voller und brustiger, weil der Bariton sehr stark verschlanken muss. Die Krux ist nun, dass der Bariton, so er denn oft oberhalb von g'/a' singen will, das Verschlanken auch schon auf niedrigeren Tönen "vorbereiten" muss, wodurch es passieren kann, dass er sogar schon früher weniger brustig klingt als ein Tenor.

BTW, diese Souls of Silence - Challenge gibt einen schönen Überblick über verschiedene Koordinationen und Klangbilder:

1. Robert (Bariton), vornehmlich Fake-Belt: http://www.youtube.com/watch?v=rX_6r2WjtLw
2. Jens (lyrischer Bariton), vornehmlich Overdrive: https://www.youtube.com/watch?v=-okHagBkEDI
3. Felipe (Tenor), vornehmlich Curbing: http://www.soundclick.com/player/single_player.cfm?songid=12240538&q=hi
4. Keith (lyrischer Bariton), Mischung aus Curbing, Fake-Belt und Falsett http://www.soundclick.com/player/single_player.cfm?songid=12269142&q=hi&newref=1
5. George (Bariton), vornehmlich Curbing, in den Höhen Fake-Belt https://soundcloud.com/george-williams-8/souls-of-silence
6. Owen (lyrischer Bariton), vornehmlich Fake-Belt und Falsett https://www.box.com/s/qbp6d2dwdnv10otr6jsp

Ich denke die Unterschiede (v.a. auch was den Fortschritt in der Gesangsausbildung angeht) sind deutlich zu hören.
 
Zuletzt bearbeitet:
dass es einfach zu anstrengend ist, v.a. wenn man ständig Songs singt, die sich in großen Höhen befinden

Wie gesagt, erwartet ja auch keiner, dass er auf diese Art und Weise Power Metal singt (wie etwa der Sänger von Nocturnal Rites), der ständig so hoch geht. Aber für einzelne Money Notes könnte er das doch machen (wie etwa bei "Nessun Dorma"), wenn der Rest verhältnismäßig tief ist.

Alles light mass mit viel Kopfstimme drin.

Dafür ist es ja jetzt zur Abwechslung mal gut, dass wir gelernt haben, die Begriffe zu unterscheiden. ^^ Also: Wenig Masse, viel Kopfstimme, schon klar, aber trotzdem alles in der Vollstimme gesungen, nicht in der Randstimme, oder? Bei Gary Hughes, dem Sänger von Ten, höre ich nämlich eigentlich recht gut raus, wenn er wirklich in die Randstimme wechselt (macht er so gut wie nie, nur auf den alten Alben was häufiger).

das Verschlanken auch schon auf niedrigeren Tönen "vorbereiten" muss, wodurch es passieren kann, dass er sogar schon früher weniger brustig klingt als ein Tenor.

Passiert das zum Beispiel im Refrain von "When Only Love Can Ease The Pain" (drittes Beispiel)? Klingt ja so alles recht leicht und luftig, obwohl der Mann bei anderen Songs ein f' oder fis' gerne auch mal reinschmettert.


Kurze Frage mal zur Biss-Stellung: Dass die im Bereich der Randstimme mit Twang viel hilft, ist klar, die Erfahrung habe ich auch schon gemacht. In der Vollstimme teilen sich aber die Meinungen: Es gibt Leute, die sagen, man solle den Mund grundsätzlich nicht in die Breite öffnen, weil dadurch mehr Luft durch den Mund austrete, der Klang heller werde und das nebenbei auch noch mehr Anstrengung in der Kehle verursachen würde, weil sich der Kehlkopf dabei anhebe. Andere wiederum propagieren das "Lächeln" beim Singen, nicht nur, weil man "das auf der Aufnahme hört und es positiver klingt", sondern einem auch gewisse Dinge erleichtern soll.

Ich persönlich habe aber die Erfahrung gemacht, dass man damit etwas leichter in die Höhe kommt, als wenn man nach unten öffnet (wobei sich der Kehlkopf ja absenkt). Fühlt sich auch so an, als würde die Resonanz damit mehr in den Kopf gehen. Ken Tamplin schlägt ja z. B. auch vor, "have a smile in your face", eben zugunsten der Resonanz, und Lunte ist ja sowieso ein ewiger Vertreter von "lift and bite" (Apfelbiss-Stellung).

Gibt's da ein "richtig" und "falsch", oder zumindest ein klares: "Das schlägt mehr auf die Stimmbänder, das weniger?" Gibt ja auch immer so Kompromislösungen und Tipps wie "stell dir vor, du würdest lächeln, aber tu's nicht!", oder "habe ein 'inneres Lächeln'", dass sich also der Rachenraum weitet, die Mundwinkel aber nicht hochgehen.
 
Also ich singe sehr häufig in der Apfelbiss-Stellung. Mit der Coverband spielen wir so 4 Stunden, wovon ich sicher 2 1/2 bis 3 singe, davon sehr viel hohe Backing Vocals. Die typischen Rocksongs, Here I go again, Living on a prayer, hier kommt Alex sind ja alle relativ hoch, ich singe aber noch ÜBER der Hauptstimme. Die Gefahr bei mir ist, dass ich bei den Lead Vocals zu viel Power reinstecke und dann blockiere, wobei das nicht vorkommt, wenn ich gesund und fit bin. Passierte mir neulich bei Pretty Fly von The Offspring, aber das ist ein bisschen ein Sonderfall, weil man das schon bissig singen MUSS, um der Attitüde gerecht zu werden.
Bei Backing Vocals ist der Klang weniger wichtig, da muss der Ton sauber da sein, von daher halte ich mich da mit dem belten und dem "Röhren" zurück. Das kostet einfach viel Kraft, also gehe ich früher ins Passagio und singe etwas kopfiger, lasse auch bewusst die Stimme mal umschlagen, weil sich dadurch etwas die Anspannung löst. Auf die Stimmbänder schlägt mir glaube ich eher der Qualm, die Nebelmaschine und alle sonstigen Begleiterscheinungen eines Liveauftritts. Mit in ear singe ich aber wenigstens nicht lauter als gut für mich ist und drücke auch nicht. Das sind so die Erfahrungen, die ich dahingehend habe. Ich singe fast jedes Wochenende und probe 2x die Woche und solange ich gesund bin, macht meine Stimme alles mit. Der Schlüssel für mich liegt aber auch in der Stimmruhe - ich halte dann halt einfach mal 12-24 Stunden den Mund ;)
 
Ich finde, soweit das anhand seiner Youtubevideos beurteilbar ist, dass Tamplin geradezu grausam "schiebt"; die Stimme wird zwar von unten her ziemlich gepusht, das Ansatzrohr gibt aber gar nicht die nötige Weite her. Für mich klingt das daher alles angestrengt und künstlich eng. Das ist genau das, was "Abchlanken" nicht sein sollte, denn die Stimme wird erst am Ende der Wirkungskette "klein" gemacht wird, findet keine Entlastung statt.
 
Dafür ist es ja jetzt zur Abwechslung mal gut, dass wir gelernt haben, die Begriffe zu unterscheiden. ^^ Also: Wenig Masse, viel Kopfstimme, schon klar, aber trotzdem alles in der Vollstimme gesungen, nicht in der Randstimme, oder? Bei Gary Hughes, dem Sänger von Ten, höre ich nämlich eigentlich recht gut raus, wenn er wirklich in die Randstimme wechselt (macht er so gut wie nie, nur auf den alten Alben was häufiger).
Wie gesagt, der Unterschied Vollstimme/Randstimme ist bei so einer Singweise marginal und es hängt halt auch vom Stimmfach ab, wo der Wechsel ist. Die Technik ist halt sehr ähnlich zu der von Lunte (und weniger ähnlich zu der von Tamplin).

Kurze Frage mal zur Biss-Stellung: ...

Das ganze Thema Mundöffnung muss man sehr differenziert betrachten. Was auf jeden Fall stimmt ist, dass man den Mund nie aktiv in die Breite ziehen sollte. Sowohl die "Lächelstellung" als auch die Biss-Stellung öffnen den Mund nicht aktiv in die Breite, sondern passiv, und zwar durch ein Anheben der Wangen. Sind die Wangen angehoben, öffnet ein Absenken des Unterkiefers den Mund auch nochmal etwas in die Breite. Aber man sollte nie den Mund aktiv in die Breite ziehen (was quasi ein "nach außen bewegen" der Wangen bedeutet).

Dieses Anheben der Wangen erzeugt auch den "Biss", denn dadurch wird auch die Oberlippe etwas angehoben und die Zähne kommen zum Vorschein, man nennt das auch "vordere Weite", im Gegensatz zur "hinteren Weite", die durch das Absenken des Unterkiefers erzeugt wird.

In der Höhe braucht man fürs Belting eigentlich beides, sowohl hintere als auch vordere Weite. Der Curbing-Modus kommt auch mit weniger vorderer Weite aus, klingt dann aber sehr "klassisch" dunkel.

Die Schwierigkeit ist nun, dass zu viel vordere Weite die hintere Weite blockiert. Eine bewährte Vorstellung, um nicht zu viel vordere Weite zu benutzen ist das "offene Gesicht", d.h. du darfst die Wangen nur so stark anheben, dass deine Augen nicht schmaler werden.
 
Ich finde, soweit das anhand seiner Youtubevideos beurteilbar ist, dass Tamplin geradezu grausam "schiebt"; die Stimme wird zwar von unten her ziemlich gepusht, das Ansatzrohr gibt aber gar nicht die nötige Weite her. Für mich klingt das daher alles angestrengt und künstlich eng. Das ist genau das, was "Abchlanken" nicht sein sollte, denn die Stimme wird erst am Ende der Wirkungskette "klein" gemacht wird, findet keine Entlastung statt.

Ja, das ist denke ich auch der Grund, warum sein Klang nicht so richtig mein Ding ist. Wobei ich nicht unbedingt glaube dass es schädlich ist, aber es ist glaube ich schon so wie du sagst, dass seine Ansatzrohr-Einstellung nicht (oder zumindest nicht immer) zu seinem Atem-Management passt. CVT-Schüler merken öfter an, dass er auf bestimmten Vokalen das Atemmanagement des Curbing (das im Wesentlichen auf einer Art "Stöhnen" beruht) zusammen mit der Ansatzrohreinstellung von Overdrive oder Edge benutzt. Das geht glaube ich in die gleiche Richtung.
 
Also das mit dem Hochsingen als Bariton ist ne komplizierte Sache. Tatsächlich ist es bei mir so, dass ich ohne Belt bis etwa g' komme, wenn ich nicht in die Randstimmenfunktion wechseln will.

Wenn ich Belte benutze ich einen anderen Atemansatz. Mit dem schweren Ruf-Belt komme ich sauber bis c.a. g', danach verzerrt der Klang, was nicht unbedingt gut für die Stimme ist.
Hier misch ich dann die Taschenfalten hinzu und komme so etwa bis c'', wobei der Kehlkopf tief bleibt. Die Taschenfalten bremsen dabei den Luftfluss ab, sodass die Belastung für die Stimmlippen geringer wird.
Ich komm mit ein bisschen Gewalt auch noch höher, aber das wird auf Dauer unangenehm.

So singt z.B. Chris Cornell.

Die andere Alternative ist der Mixbelt der von der Randstimmenfunktion her geführt wird. Der Ton ist schneidender, aber noch deutlich als Vollstimmig (bzw. Bruststimmig) zu Identifizieren. Hier gehe ich wesentlich mehr in die Breite. Hier komm ich sogar bis f'' oder gar g''. Das höchste was ich in einem Song benutze ist ein d#''.
Hier ermüdet die Stimme weniger durch die Tonhöhe, sondern eher durch den ständigen wechsel in diesen Modus und wieder heraus. Folglich bietet sich also an, wie Broeschies schon sage, die meisten Passagen mit Early Bridging zu singen.

Die Schwierigkeit besteht weniger darin, diese Töne zu singen, sondern präzise zwischen diesen Modi hin und her zu hoppen. Das muss man dann von Song zu Song üben, wirkliche Faustregeln gibts da nicht.

Wie ich gelernt habe, so hoch zu singen?

Zunächst mal mach ich das jetzt fast 10 Jahre, das ist vielleicht der erste Faktor. Allerdings hatte ich auch viele grottige Lehrer und hab da viel Zeit (und Geld) verschwendet. (Einer von denen war auch CVT Lehrer, Hochschuldozent und leider pädagogisch 'ne ziemliche Niete, was die Technik betraf.)

Ansonsten hab ich einfach Spaß dran gehabt Songs aus vollem Leibe hoch mitzusingen.

Vielleicht hier mal was aus meiner Anfangs-Zeit:

http://www.myspace.com/cagesymphony

Quali und Gesangstechnik ist - nach bis dato 4 Jahren Unterricht - natürlich ziemlich grottig. Es versteht sich von selbst, dass ich mittlerweile besser bin. ;)

Allerdings ist hier in Ansätzen schon zu hören, dass die hohe Lage zwar vorhanden war, ich aber in der Mittellage mit viel zu viel Kehldruck arbeite und die beiden Sachen deshalb nicht gescheit verbinden konnte.

Zum Thema Kraft:

Hoch und kraftvoll singen kostet jede Menge Kraft - virtuoser Gesang ist Leistungssport. Man kann den Krafteinsatz zwar optimieren (wie man z.B. beim Boxen auch eine bessere Schlagtechnik lernen kann), aber ohne ein gewisses Mindestmaß gehts eben nicht.
 
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