Das ist hier schon zu einem Blog geworden.
... der anschaulich dokumentiert, wie sich eine Mundharmonikasuche entwickeln kann.
Mit jeder Erfahrung kommen neue Überlegungen und neue Auswahlkriterien hinzu.
Dein Weg ist individuell und zugleich stellvertretend für viele andere, die ebenfalls auf der Suche nach DEM Instrument sind, mit dem sie ihre musikalischen Ziele umsetzen können. Das Thema "
Einstieg: Suche die richtige Mundharmonika für Melodiespiel" ist längst nicht abgeschlossen, wenn die erste empfohlene Harp gekauft ist. Das Erproben und Schildern bzw. Vergleichen von Erfahrungen gehört genauso dazu, wie die Neugewichtung von Auswalkriterien und der nächste daraus resultierende Kauf.
Aktuell besucht bei mir jemand einen Workshop, der in mancher Beziehung eine ähnliche Entwicklung durchläuft. Da keinerlei musikalische Vorkenntnisse vorhanden waren und auch nicht klar war, ob Mundharmonika wirklich das Richtige für ihn ist, sahen wir uns als erstes verschiedene Mundharmonikatypen an. Dabei fanden wir heraus, in welche Richtung es vorerst gehen soll.
Akkordspiel war von untergeordnetem Interesse. Das vom Teilnehmer definierte Hauptziel war das Spiel einstimmiger Melodien, die jemand anderes mit der Gitarre begleitet. Musikalische Stilrichtung? Breit gefächert ... schaun mer mal ...
Bei "Spielereien" auf der mitgebrachten Bluesharp zeigte und klärte sich, dass
- Blues vorerst kein Ziel ist,
- die für Cross-Position typischen Atemschemata derzeit noch viel zu anstrengend sind und dadurch zur Zeit entmutigend wirken; also erarbeiten wir erst einmal ein Repertoire in der Grundposition; (*)
- vor dem Erlernen des Bendings erst einmal das entspannte, saubere Einzeltonspiel geübt werden muss;
- die für das Richterstimmsystem typischen Tonleitersprünge beim Melodiepiel stören können. Deshalb wurde die Richter-Harp gegen eine Solo-Harp ausgetauscht.
- ...
Ich kann in diesem Entwicklungsprozess Möglichkeiten aufzeigen und meine Erfahrungen damit schildern, entscheiden muss sich aber letztendes jeder selbst. Im Einzelunterricht unterliegt man da ja keinem Gruppenzwang. Deshalb darf mir der Teilnehmer anschleppen, was immer er möchte. Ich beobachte dann, gewinne dabei neue Erfahrungen und baue darauf weiterführende Empfehlungen auf, die zur individuellen Entwicklung passen. Im Workshop sind wir jetzt (ganz aktuell) bei der
Solist Pro 12 Steel (Solotuning) und der
C/G Sampler angelangt.
Beide Instrumente waren hier ja bereits im Gespräch.
Die
"Solist Pro 12 Steel" hatte ich zuvor noch nicht in der Hand. Ich schrieb ja bereits, dass ich statt dessen die Alternative von Hohner, die "
Marine Band Soloist" besitze/spiele. Gestern Abend konnte ich die Chassis der beiden Instrumente zum ersten Mal nebeneinander betrachten und beobachten, wie der Kursteilnehmer mit dem Instrument zurecht kam. Das war sehr interessant! Die Seydel liegt völlig anders in der Hand als die Hohner, weil sie flacher gearbeitet ist. Die Ansprache ist (wie aufgrund positiver Erfahrungen mit anderen Seydelinstrumenten erhofft bzw. erwartet) wegen der Dichtigkeit so gut, dass dem WT auch die tiefsten Töne der LowOktave auf Anhieb ganz unverkrampft gelangen. Ja, ihr habt richtig gelesen. Die LowOktave gehört natürlich zur "Soloist Pro 12 Steel - Richter". Der WT hat sich bei der Bestellung vertan. Und ich habe mich gewundert, warum der Ton der ersten Kanzelle eine Oktave tiefer war, als erwartet. :-D Der Fehlkauf wird aber nicht bedauert, da die satte Tiefe begeistert und sich das Instrument wegen der guten Ansprache sehr leicht spielen lässt. Es war eine Wohltat, zu beobachten, wie sich der WT mit diesem Instrument entspannte und die Töne immer sauberer und klarer wurden. Bei einem Instrument, das wegen höherem Luftverbrauch nicht so leicht anspricht, läuft man Gefahr, verkrampft zu ziehen und dabei ein "Krampfbending" zu erzeugen. Das beobachtete ich z.B. wiederholt bei Spielern der "Melody Star", deren Atemtechnik noch ungeübt war. Die Beobachtung der positiven Reaktion auf die gute Ansprache der "Solist Pro 12 Steel" bestätigt die schon von vielen beschriebene Erfahrung, dass sich mit guten Instrumenten leichter lernen und gut spielen lässt.
Mir gefällt die "Solist Pro 12 Steel" so gut, dass sie in Kürze bei mir einziehen wird. Sobald die Seydel eingetrudelt ist, werde ich Vergleichsfotos machen. Dann kann ich auch zeigen, welches Baumerkmal sie von der Orchestra unterscheidet und nach meiner Erfahrung das Erlernen des Einzeltonspiels erleichtern. Dieses Baumerkmal ist auf Produktfotos nicht zu erkennen.
Auch die Qualität der Sampler hatte sehr positive Auswirkungen auf das Spiel des WT. Ich kann mir gut vorstellen, dass er mit der Solist und der Sampler fürs Erste seine Lieblingsinstrumente gefunden hat. Fürs Erste.
Mal sehen wie es weiter geht.
Das mal nur so als Vergleich.
(*) Er brachte das Buch
https://de.schott-music.com/shop/mundharmonika-spielen-mein-schonstes-hobby.html mit und hatte sich daraus ein paar Lieder ausgesucht. Die sind (da das Buch eine Schule für Blues Harp Spiel ist) in Cross-Position notiert und enthalten auch Bendings. Ohne methodische Vorbereitung war das natürlich ein Sprung vom 10 Meter Brett ohne schwimmen zu können. Aber gut. Jeder lernt anders. Also musste ich einen Weg finden, ihm zu helfen, das erste Lied seiner Auswahl zu lernen.
Nachdem ich beobachtet hatte, dass das ziehlastige Atemschema zu einem völlig verkrampften Spiel führte, transponierte ich das Lied in die Grundposition. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Das Spiel wurde entspannter und dadurch auch sauberer ...
Weiterhin viel Erfolg und Freude mit Deinen Mundharmonikas, Moulin!
Lisa