Ein Trip in die Welt der irisch-schottischen Musik

Man muss nicht auf Gedeih und Verderb versuchen, irgendeine Verzierung einzubauen
Auf Gedeih und Verderb nicht, daß sehe ich genauso. Allerdings ist die Kunst der Verzierung ein wesentlicher Bestandteil der Irischen Musik. Ich habe Iren auf YT gesehen und gelegentlich auch gelesen, die aufgrund der Art und Platzierung der Verzierungen die regionale Herkunft des Musikanten bzw. Komponisten erkennen konnten. Seitdem weiß ich daß die Verzierungen nicht wahllos je nach Lust und Laune eingesetzt werden sondern schon gewissen Regeln folgen. Ausnahmen gibt's natürlich zuhauf,und Traditionen lösen sich auf bzw. verändern sich. Leider habe ich die Quellen nicht festgehalten, falls jemand mal etwas dazu findet wäre ich dankbar für Info.
 
Für mich klingt das so eher osteuropäisch
Hallo @Wil_Riker, du beziehst Dich auf "What shall we do with the drunken sailor", oder? Ich kann nicht ausschließen, dass es osteuropäisch klingt, wie Du sagst. Ich bin nicht in dem irischen Kulturkreis beheimatet, guck nur so ein bisschen spazieren, schau, was ich mitnehmen kann und mach halt meine Fassungen. Ich weiß, dass Du Dich mit Volksmusik und Volkstanz beschäftigst und kann darum nicht ausschließen, dass Deine Ohren hier besser sind als meine. Aber wahrscheinlich ist das ein wichtiges Thema. In welchem Umfang kann man ein Stück erfassen und nachspielen? Kann man sich selber so aufgeben, dass man den eigenen musikalischen Akzent nicht mehr hat?

Anbei meine "Britches full of Stiches"-Übung, wieder mit einem Haufen Verzierungen. Ich hab halt einfach mal drauflos gespielt:



Die Frage ist auch hier, ob ich dem Stück gerecht werde. Ich hab etwas Merkwürdiges bemerkt. Die Noten zu dem Stück stehen ja weiter oben, sie werden immer so in dieser Art tradiert. In meinem Kopf allerdings sieht das Stück so aus:

BT-Britches full of Stiches.JPG

Für mich hat das Stück einen Auftakt. Und ich fühle mich durch den Text bestätigt: "All the Britches full of Stiches." Das betont man doch auch im Englischen auf Britches, oder? Ich bin mir sicher, dass die Iren mir mit ihrer Notation etwas sagen wollen, was ich tun soll aber nicht kann, weil meine musikalische Mentalität, mein musikalisches Vorurteil dem entgegen steht. Wahrscheinlich gibt es so etwas öfter als man denkt. Mit @Balgseele's Weihnachtsländler habe ich jedenfalls ähnliche Erfahrungen gemacht. Und das ist ein Ländler, ich sollte also wissen, was das ist und wie das geht. Kannst Du mir folgen?
Beitrag automatisch zusammengefügt:

aufgrund der Art und Platzierung der Verzierungen die regionale Herkunft des Musikanten bzw. Komponisten erkennen konnten
Wow, spannend. Die Quelle würde mich auch interessieren.
 
Diese ganzen Verzierungen sind ja nicht gerade für das Akkordeon erfunden worden. Die allermeisten irischen und schottischen Dudelsäcke und Flöten haben ja die geschlossene Griffweise. Das hat u. a. den Effekt, dass man durch einzelne ganz kurze Fingertips nicht nur, wie bei uns, einen Ton spielt (Ton an, Ton aus) sondern immer einen doppelten Tonwechsel, also vom Ausgangston zu einem anderen und wieder zurück. Dadurch kann man mit wenigen Bewegungen sensationell schnelle und und komplizierte Triller, mehrfache Vorschlagnoten und andere Verzierungen spielen. Soweit weiß ich das aus eigener Erfahrung. Was ich nur vermuten kann, ist, dass auf Violinen, Akkordeons usw. in der irischen Musik gern versucht wird, dieser Spielweise möglichst nah zu kommen. Das funktioniert und klingt immer dann gut, wenn man es an ein paar wirklich geeigneten Stellen wirklich sauschnell tut, also z. B. eine 8tel oder sogar 16tel in ein triple zerlegen o. ä.
Einen halben Takt für eine Verzierung zu verwenden ( jetzt nur mal als extremes Gegenbeispiel) , ist wahrscheinlich nicht ganz so irisch, außer zum Üben natürlich.
 
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Die allermeisten irischen und schottischen Dudelsäcke und Flöten haben ja die geschlossene Griffweise.

Bei Dudelsäcken sind diese Verzierungen sogar notwendig und unverzichtbar, weil man dort (je nach Bauart) einen durchgehenden Ton erzeugt, der nicht ohne weiteres "angehalten" werden kann.
Somit ist es nicht (!) möglich, Tonwiederholungen zu spielen und man muss (!) stattdessen notgedrungen einen kleinen Praller spielen, um gleiche Töne voneinander absetzen zu können.


Das hat u. a. den Effekt, dass man durch einzelne ganz kurze Fingertips nicht nur, wie bei uns, einen Ton spielt (Ton an, Ton aus) sondern immer einen doppelten Tonwechsel, also vom Ausgangston zu einem anderen und wieder zurück. Dadurch kann man mit wenigen Bewegungen sensationell schnelle und und komplizierte Triller, mehrfache Vorschlagnoten und andere Verzierungen spielen.

Bei den Whistles gibt es noch die schöne Möglichkeit, durch "langsames" Öffnen der Löcher einen Ton stufenlos ändern zu können.

Bei diatonischen Akkordeons (Meldeons oder wie auch immer) wird es oft und deutlich hörbar praktiziert, dass bei einem Tonwechsel der Knopf nicht einmal losgelassen wird, sondern der Tonwechsel alleine durch Wechsel der Balgrichtung vonstatten geht.
Das ist typisch, wichtig und gewollt und kann mit einem chromatischen Akkordeon natürlich nicht imitiert werden.

Im Gegensatz zur "deutschen" Volksmusik und alpenländischen Musik bleibt man bewusst gern innerhalb einer Reihe und spielt viele schnelle Balgwechsel statt langer Bögen ohne Balgwechsel unter Zuhilfenahme zusätzlicher Reihen.

Zum weiter oben erwähnten Thema der "nicht ausreichend kräftigen Bässe" (oder ganz ausgebauten Bässe) kann ich nur sagen, dass irische Musik vor allem in Gesellschaft im Pub gemeinsam mit anderen stattfindet, so dass man die Bass-Seite eigentlich nicht oder kaum braucht. Im Gegenteil - zu mächtige Bass-Abteilungen machen das Instrument nur unnötig träge und weniger leichtfüßig.

In Deutschland scheint man lieber alleine für sich im Keller zu musizieren und braucht dann natürlich auch dringend eine Bass-Seite. Notfalls sogar mit MIDI-Sounds, um Mitspieler mit anderen Instrumenten zu simulieren.

Ich glaube aber, dass die wesentliche Spielfreude vom gemeinsamen Musizieren mit anderen kommt.

Nochmal gaaanz zurück zu Shepherd's Hey
Ich bin der Meinung, dass sich dieses Stück hervorragend für die ersten "gälischen" Schritte auf einem Diatonischen Instrument eignet, weil sich die Melodie mit nur drei direkt benachbarten Knöpfen einer Reihe spielen lässt.
Das geht auf allen (!) Instrumenten, egal, ob Wiener, Diatonisch, Irisch B/C, Club oder Steirisch usw.
Da kann jeder zunächst für mit seinem verfügbaren Instrument experimentieren, ohne sich eigens eine Spezial-Box anschaffen zu müssen. Einfach machen.
Die Iren und Schotten nehmen auch, was sie haben.
Hohner ist vor allem extrem verbreitet und günstig verfügbar. Welcher irische Feierabend-Pub-Musikant kann oder will sich denn eine der modernen Luxus-Kleinodien für viele tausend Euro leisten?

Da muss man sich nicht auf die Finger konzentrieren, sondern kann die für uns ungewöhnlich häufigen, aber wichtigen und charakteristischen schnellen Balgwechsel üben.
Das ist meiner Meinung nach ein extrem wichtiger Einstieg, der noch vor dem Hinzufügen von Embellishments bis zur Geläufigkeit geübt werden sollte.

Viele Grüße
Torsten
 
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Bei Dudelsäcken sind diese Verzierungen sogar notwendig und unverzichtbar, weil man dort (je nach Bauart) einen durchgehenden Ton erzeugt, der nicht ohne weiteres "angehalten" werden kann.
Ich habe irgendwo gelernt (aufgeschnappt) - möglicherweise beim Balkan-Workshop mit Franka Lampe damals im Wirtshäusle - dass diese "Verzierungstechnik" sich überall da entwickelt hat, wo Dudelsack und ähnliche Instrumente zum Einsatz kamen. Und da das sowohl in Irland wie auch auf dem Balkan der Fall war, ist die Ähnlichkeit
Für mich klingt das so eher osteuropäisch
durchaus nachvollziehbar.

Und deshalb
Somit ist es nicht (!) möglich, Tonwiederholungen zu spielen und man muss (!) stattdessen notgedrungen einen kleinen Praller spielen, um gleiche Töne voneinander absetzen zu können.
finde ich (obwohl ich weder Irland- noch Balkanspezialist bin) hier die Verzierungen unirisch (aber auch unbalkanesisch)
gleich in Takt 17: der Vorschlag dürfte auf jedem Ton liegen, nur nicht auf a oder h. Ebenso das triplet im Takt 19: auf keinen Fall alle 3 Töne g, mindestens der mittlere sollte wechseln, genauso die zwei im Takt 20.
Bei deinen Verzierungen denkst du zu akkordeonistisch - für uns ist es kein Problem, schnelle Repetitionen auf einer Taste zu spielen. Aber andere Instrumente haben diese Möglichkeit nicht.
 
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Wenn ich es so recht bedenke sind Verzierungen wahrscheinlich so alt wie die ältesten (Knochen)Flöten. Beim Blockflötenspiel neige ich auch zum spontanen Einsatz von "Verzierungen" :D
 
Vielen Dank für die vielen Hinweise zum Thema "Verzierungen". Die, die ich im Notentext geschrieben habe, finden sich auf folgender Seite übersichtlich zusammengetragen: https://thecelticroom.org/playing-irish-music/irish-music-ornamentation.html. Dabei handelt es sich um die meisten der gebräuchlichen Elemente. Sie werden von Fiedlern, Flötisten, Melodeon-Spielern und Harfinisten angewendet. Spezifische Dudelsack-Muster sind nicht dabei.

Die Frage ist, was man mit dem Akkordeon erreichen möchte. Aus meiner Sicht gibt es drei Möglichkeiten:
1. Man möchte mit einem Akkordeon eine Diatonische kopieren. Das ist das Projekt, das sich der von mir genannte Schwede vorgenommen hat. Dann sind vielleicht manche Spielweisen, die sich in meinem Notentext finden, nicht charakteristisch. Vielleicht täte man dann besser daran, Balgwechsel und Tonwechsel miteinander zu verbinden. Nichtsdestotrotz nimmt die Verbreitung von chromatischen Pianoakkordeons wohl zu. Wie sich das auf die Gestaltung von Verzierungen auswirkt, weiß ich nicht.

2. Man möchte einfach mal alle Spielweisen ALLER gebräuchlichen Instrumente auf dem Akkordeon ausprobieren. Dazu gehört dann insbesondere die dreifache Wiederholung eines Tons wie es die Fidler gerne machen, indem sie mit dem Bogen flott dreimal hin und her streichen. Oder die Vorschläge von oben und unten, die die Fidler aber auch die Tin Whistler, aber auch die Gitarristen, Bouzouki- und Banjospieler machen. Interessanterweise sind die Vorschläge aller genannten Instrumentalisten völlig anders. Die Fidler rutschen z.B. manchmal mit dem Finger auf der Saite, so dass sich ein kurzer Slide ergibt. Die Tin Whistler ändern die Tonhöhe mit dem Luftstrom, so dass man nicht mehr von großen oder kleinen Sekunden sprechen kann, sondern von Vierteltönen, die ziemlich charakteristisch für die in Irland beheimatete Musik sind. Bei den Saiten-Spielern gibt es verschiedene Spielweisen: Man hämmert den Vorschlagston auf das Griffbrett. Es gibt auch ein Bending des Vorschlagston, so dass sich ähnliche Effekte wie bei den Flötisten ergeben. Die einzige Gemeinsamkeit: Die Vorschläge haben einen Abstand von etwa kleinen oder großen Sekunden. Imitiert man das auf dem Akkordeon, ergeben sich in der Tat andere Möglichkeiten als auf der Diatonischen.

3. Man lässt sich einfach von den Stücken inspirieren. Man probiert ein wenig rum, integriert das Repertoire und manche der Verzierungen in das eigene Spiel. Manches wird einem dann einfach von der Hand gehen, manches ist zwar für irische Musik charakteristisch, bleibt einem aber fremd. Mir persönlich geht das vor allem bei den Dudelsack-Spielweisen so. Dazu finde ich einfach keinen Zugang. Ich habe etwa diese Noten einer Dudelsacktruppe gefunden:

BritchesFullOfStichesMitDudelsack.JPG
 
der Tonwechsel alleine durch Wechsel der Balgrichtung vonstatten geht.
Das ist typisch, wichtig und gewollt
Typisch für wechseltönige Instrumente ist es auf jeden Fall, allerdings ist eher notwendig als gewollt, weil es nicht anders geht. In der folgenden Grafik kann man sehen, daß auf der zweiten Reihe nur C und F als Alternativtöne zur ersten Reihe zur Verfügung stehen. Alle anderen MÜSSEN auf der ersten Reihe gespielt werden also zwangsläufig. Das ist dem speziellen Irischen Keyboarddesign geschuldet, bei der üblichen "Wiener"-Tonanordnung ist das schon etwas anders. Das ist ähnlich wie bei den Verzierungen dem nicht chromatischen Instrument geschuldet.
1648200697083.png
 
Typisch für wechseltönige Instrumente ist es auf jeden Fall, allerdings ist eher notwendig als gewollt, weil es nicht anders geht.

Hallo diatoner,

genau dem widerspreche ich mit meinen Aussagen bzw. möchte das einschränken, denn oft hat man die Wahl.
Natürlich hast du prinzipiell recht, aber auch auf wechseltönigen Instrumenten, sofern es keine Einreiher sind, lassen sich Tonleitern wahlweise mit vielen oder wenigen Balgwechseln spielen.

Was ich meine, möchte ich am Beispiel des Anfangs von "Alle meine Entchen" zeigen.
In Griffschrift notiert, damit man sieht, welche Knöpfe konkret gespielt werden und auch die Balgrichtung ist anhand des "Druck-Balkens" zu erkennen:

1648202653042.png


Exakt die selbe Melodie, nur links in einem Zug völlig ohne Balgwechsel gespielt, indem man beide Reihen nutzt.
Rechts wird - wie auf einem Einreiher - nur in der ersten Reihe gespielt, was natürlich viele Balgwechsel erforderlich macht.

Natürlich ist das ein konstruiertes Extrembeispiel, zeigt aber, worauf ich hinaus will: Man hat oft die Wahl und meine Behauptung lautet schlicht und ergreifend, dass "die Kelten" oft so spielen, als hätten sie ein einreihiges Instrument und somit viel häufigere "unnötige" Balgwechsel vorkommen, als wir es aus Hohner-Club- und Steirischen-Szene gewohnt sind.

Slán go fóill (damit in diesem Beitrag wenigsten etwas Irisches ist)
Torsten
 
Ein freundliches Hallo an die Liebhaber der irsch-schottischen Folkmusic,
ich habe gestern einen Musiker kennengelernt, der sich gern mit mir zusammentun möchte um diese Musik zu spielen. Er ist Gittarist, spielt die keltische Bodhran (eine Rahmentrommel) und singt auch noch dazu. Nun meine Frage an euch: Welchen Part soll das Akkordeon dabei übernehmen? Folgende Möglichkkeiten bieten sich m. E. an:
1. Er: Gesang mit Gitarre. Was macht das Akkordeon dabei? Die Melodie mitspielen, oder eine "zweite Stimme" und dazu die Bassbegleitung? Die wird ja schon durch die Gitarre geliefert.
2. Ich: Akkordeon Solostücke rein instrumental. Er dazu die Bodhran als "Schlagzeug", das wäre die sinnfälligste Variante.
3. Ich: Akkordeon (mit Bass?) Er: Gitarrenbegleitung. Ist das sinnvoll? Wie soll das klingen?
Was wäre weitere Möglichkeiten für uns zwei Musiker? Ideen?
Würde mich über Erfahrungen / Tipps freuen.
Schöne Grüße
beltunaplayer
 
Lieber beltunaplayer,

ich habe gestern einen Musiker kennengelernt, der sich gern mit mir zusammentun möchte um diese Musik zu spielen.
Glückwunsch! :great:

Nun meine Frage an euch: Welchen Part soll das Akkordeon dabei übernehmen?
Ich möchte da mit einem Beispiel als Anregung antworten: Sandy Brechin mit seiner alten Hohner Student, im Duo zusammen mit Ewan Wilkinson an der Gitarre.



[Edit:] Und noch ein Beispiel mit Bodhrán und diatonischer Box:



Oder im Trio mit O'Mahony, Collins und O'Duinnin


Slán agus beannacht,
Torsten
 
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3. Man lässt sich einfach von den Stücken inspirieren. Man probiert ein wenig rum, integriert das Repertoire und manche der Verzierungen in das eigene Spiel. Manches wird einem dann einfach von der Hand gehen, manches ist zwar für irische Musik charakteristisch, bleibt einem aber fremd.
Das sollte IMMER die bevorzugte Herausgehensweise sein - ansonsten ist man nämlich einfach nur ein "Reproduktions-Roboter", und das hat meiner Meinung nach nichts mit Musik zu tun. Hör Dir unterschiedliche Interpretationen der Stücke an (YouTube, CDs etc.), und irgendwann merkst Du, worauf es ankommt, und es geht in die eigene Spielweise über. Das wichtigste in der Musik steht nicht in den Noten ;)...
 
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Danke für die Video-Beispiele. Beim ersten Video mit Sandy Brechin sieht es ja so aus, als würde das Akkordeon während des Gesangsteils die Melodie nur mit langen Akkordeon rechts untermalen, sozusagen das akkordische Fundament bilden, während die Gitarre den Rhythmus vorgibt.
Im 2. Video fehlt mir etwas "klanglich Füllendes". Die Bodhran klingt da etwas verloren, wie künstlich hinzugefügt. Das liegt vielleicht auch am absolut trockenen Klang der Trommel. Etwas Hall würde da schon helfen ist mein Eindruck.
 
dass "die Kelten" oft so spielen, als hätten sie ein einreihiges Instrument und somit viel häufigere "unnötige" Balgwechsel vorkommen,
Die "keltische Tonbelegung" ist im Prinzip ein Einreiher mit einer zusätzlichen Halbtonreihe. Ausnahme sind bei der C/Cis ausschließlich die Töne F und C,
die gibt es auf Zug und Druck, alle anderen nur entweder auf Zug oder Druck. Das macht, je nach Stück, oft mehr als doppelt soviele Balgwechsel nötig als auf der Wiener. Was ich sagen will: Die überwiegende Zahl der Balgwechsel ist nicht zu umgehen. In der Keyboardgrafik kann der Chromatiker sehen, welche Töne er mit Balgwechsel spielen müßte, um annähernd wie ein Diatoniker zu klingen. Ist aber den meisten nach meiner Erfahrung zu mühsam.
 
Genau. Es ist deswegen mühsam, weil ein diatonisches Instrument vornherein viel leichter/ kompakter ist. Hat ja viel weniger Stimmzungen.
Wenn man nicht das Tonsystem üben möchte, wäre doch zumindest ein entsprechend kleines chromatisches Instrument ganz nice, oder?

Ansonsten wie immer meine Ansicht:
Man muss als Akkordeonist nicht „mit Gewalt“ ständig andere Instrumente zu imitieren versuchen. Das machen andere doch auch nicht bei Akkordeonmusik 🙂
Eher dann eine zum Instrument passende eigene Interpretation finden.
Und die soll dann bitte der geneigte Fidler, Flöterich, Glampher, Dudel etc kopieren 😃
 
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Da muss man sich nicht auf die Finger konzentrieren, sondern kann die für uns ungewöhnlich häufigen, aber wichtigen und charakteristischen schnellen Balgwechsel üben.
Ich habe das probiert. An meinem Konverter fühlt sich das an wie in der Muckibude. Man hält das vielleicht 1 oder 2 Minuten durch, danach ist Schluss und man muss die Arme ausschütteln. Kein Wunder: Das Instrument ist ja vergleichsweise schwer. Oftmaliges Hin- und Herschieben ist für mich keine Option. Jetzt habe ich dieses Video hier entdeckt. Ein Piano-Akkordionist mit einer ruhigeren Balgführung, der Irisches spielt:



Für mich klingt das irisch. Seht ihr das auch so?
 
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Ja, klingt echt gut!
Er benutzt Sehr spezielle Anschlag-Techniken und setzt diese dosiert ein. Rechts wie links.
Denke dass man das durch vieeeeles Hören mit der Zeit ein wenig ins Gefühl bekommen kann.
Für mich ist es weniger eine Frage des „Spielen Könnens“ als eher eine des Gefühls für die entsprechende Musik.
Und das entwickelt sich durch Hören, Hören, Hören …

Ich hab auch grad was gefunden…

Hier bin ich mir sogar ganz sicher, dass ich persönlich diesen Groove überhaupt nicht umsetzen könnte. Es ist superschön… aber sowas spielen, damit es auch irisch rüberkommt? … uff
(Mal von der Technik abgesehen)

 
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Er benutzt Sehr spezielle Anschlag-Techniken und setzt diese dosiert ein. Rechts wie links.
Genau darum geht es. Ich habe mich heute morgen mit diesem Video beschäftigt. Warum klingt es so wie es klingt? Was passiert da? Mir fällt folgendes auf:

Das Tempo ist durchweg schnell. Die Finger recht bleiben nicht auf der Tastatur liegen sondern hüpfen etwas. Wie lange sie die Tasten drücken, ist Gefühlssache. Schwierig richtig zu bemessen. Die Hand links macht auf den Bassknöpfen Rhythmus. Die Grundbässe sind sparsam registriert, manchmal bleiben manche Basstöne länger liegen. Akkorde sind durchweg kurz. Der Oberkörper und Instrument machen den Viertelsrhythmus mit, wahrscheinlich, weil der Mann mit relativ stetigen Wums den Takt auf den Boden klopft. Mir fällt auf, das es relativ wenige Verzierungen gibt. Wie @Wil_Riker sagte: Weniger könnte mehr sein. Der Balg ist relativ ruhig. Irgendwas vergessen?

Es hilft alles nichts. Ich möchte rauskriegen, was da passiert und schauen, ob ich es hinkriege. Also:

Tutorial 5: The Maid behind the Bar

MaidBehindTheBar.JPG

Der/Die/Das? Reel ist relativ populär. Er taucht in mehr als 3500 Zusammenstellungen laut www.thesession.org auf. Meine Noten beruhen auf dem Youtube-Video. Eine zweite Variation in der ersten Zeile fehlt aber. Weil das Stück flott ist und rauf und runtergeht, ist das nichts für Anfänger. Zuerst langsam, dann schnell probieren. Vielleicht kriegen wir den Groove raus.
 

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Die Bodhran klingt da etwas verloren, wie künstlich hinzugefügt. Das liegt vielleicht auch am absolut trockenen Klang der Trommel. Etwas Hall würde da schon helfen ist mein Eindruck.
Das liegt eher an der (auch klanglich) ungünstig gewählten Besetzung. Neben der Quetsche ist die Bodhran viel zu dominant. Das kann man mal für ein einziges Stück machen, aber als Dauerbesetzung werdet ihr so wahrscheinlich nicht glücklich. Zwei so furztrockene Instrumente nebeneinander, und dann noch auf großer Bühne, das geht nicht. Schon gar nicht, wenn die Bodhran so trocken ( von hinten mit der Hand auf dem Fell gedämpft) gespielt wird. Es fehlt eindeutig ein klangliche Unterbau, also sowas wie Gitarre und Bass. Zum Beispiel drei, also das Trio, hätte eher noch eine Bodhran gepasst.
Nachdem ich schon viel mit Soundtechnik zu tun hatte, würde ich sagen, dass, wenn der Klang schon wegen der Auswahl der Instrumente Mist ist, mehr Hall da nicht viel besser macht. Lieber gleich und auf Dauer eine sinnvolle Kombination von Instrumenten wählen, die euch auf Dauer mehr Freude macht. Deshalb finde ich eure Überlegungen dazu jetzt ganz am Anfang genau richtig.
 

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