Wow, Danke für die wunderbaren Anregungen zu dieser Musik!
Ich für meinen Teil kenne diese Musikrichtungen aus Tanzworkshops, bei denen ich wegen der Tänze dabei war und gleichzeitig von der Musik sehr angetan war. Es wurde immer live gespielt. Die Instrumente waren durchgängig diatonisch und schienen - ähnlich der steirischen Szene auch einer bestimmten Marke/ Stimmung anzugehören, und optisch sehr ansprechend teils in Vollholz.
Zum Beat ist mir aufgefallen, dass viele Tänze sich den Balgwechsel regelrecht zu Nutzen machen, um Betonungen zu erreichen, die auch im Tanz eine bestimmte Bewegung anregen, z.b. Hüpfer, Richtungswechsel,...
Das Ganze ist mittlerweile auch schon 20 Jahre her. Ich erinnere mich, dass ich es mir schwer vorstellen konnte, sowas mit ner Morino mal eben nachspielen zu können, es sei denn, ich treffe halbwegs die Klangfarbe einerseits und mache andererseits an allen relevanten Stellen ebenfalls einen Balgwechsel, um diesen "Hupferle-Effekt" zu haben, der sich ohne Balgwechsel einfach zu "glatt" anhört.
Ich hab auch so ein diatonisches Instrument zufälligerweise - allerdings die alte zweireihige Hohne in C/G. Allein da fiel mir auf, dass es (ähnlich wie wenn man mal ein Bandoneon angefasst hat) einen Sound gibt, der sich aus der kompakten Bauweise heraus ergibt und einfach so nicht übertragbar ist.
Im Fall der Bretonischen Musik äußert sich das, dass der Balg ja im Vergleich extrem leicht ist und dadurch wenig Trägheit besitzt, um auf eben solche beschriebenen Effekte zu kommen. Ich denke aber, dass man das durch Timing mit einem großen chromatischen Akkordeon halbwegs hinbekommen kann.
Auch erinnere ich mich, dass es SEHR viele verschiedene Tänze gibt, die zum Teil unrunde Taktzahlen haben und für das ungeübte Ohr überraschende Wendungen haben. (Z b. 17 - Taktig, der dann kürzer ausfällt, dann Wiederholung, was man - gerade als Tänzer
überhaupt nicht erwartet- sehr reizvoll! - weil einzig in Takt 17 die alles entscheidende neue Bewegung kommt, die man braucht, um nicht komplett aus dem Tanz rauszufliegen
) Also wie so oft: Die Musik dient einzig dem Tanz, selbst die Instrumentcharakteristik ist auf den Tanz ausgelegt und umgekehrt. Das fühlt sich lebendig und authentisch an.
Andere Möglichkeit wie immer: Man passt den Style dem Instrument an und hat dann ein schönes Stück für eben das Akkordeon, was aber den Tanz halt nicht so zum Ausdruck bringt - oder man wählt Stücke, bei denen das weniger relevant ist.
Was mir auch auffällt ist die Fingertechnik, die man benötigt um diese extremen Tonwiederholungen hinzubekommen (ich frage mich, ob und wie die im Notenbild notiert sind?)
Registrierung ist halt ein Kompromiss bei Cassotto-Instrumenten. Das 8` klingt halt wie eine Mischung aus Flöte und Diatonischem, was aber nicht stört, finde ich. Eher im Gegenteil.
Auf jeden Fall: Super Faden, den ich gerne mitverfolge
!