Effiziente Übung(en) für jeden Tag?

MusikBert
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Hallo Klavierspieler,

ja, das Klavierspielen lebt von täglichen Übungen, aber ist jede Übung an jedem Tag sinnvoll?

Natürlich hat jeder seine Methode, das Instrument zu erlernen, Stücke einzustudieren und die Finger fitzuhalten, aber ich frage mich, und jetzt die Erfahrenen unter Euch, ob es praktische Übungen für jeden Tag gibt, die jeden Klavierspieler voranbringen, die das Klavierspiel im Laufe der Zeit tatsächlich verbessern?
Dabei geht es mir nicht um methodisches Vorgehen bei einem bestimmten Stiel, Genre oder gar Stück, vielmehr suche ich kurze Übungen, die das musikalische Gefühl/Verständnis unterstützen und die Fingerfertigkeit (das praktische Klavierspiel) verbessern.

In der Musikschule waren bei meiner KL diese Komponenten "in Stein gemeißelt", und die sollte ich jeden Tag üben (habe ich auch jahrelang brav gemacht):
  1. Tonleitern (beidhändig, parallel, gegenläufig, rhythmisiert)
  2. Gebrochene Akkorde als (schnelle) Läufe über vier Oktaven (beidhändig, parallel, gegenläufig, rhytmisiert)
  3. Hanon (Schnelligkeit) u/o Czerny (Präzision)

Ich will diese Übungen nicht infragestellen, und schon gar nicht diskutieren, aber ich habe das Gefühl, daß es nicht der Weisheit letzter Schluß sein dürfte, denn weder mein musikalisches Verständnis noch mein praktisches Spiel zeigen eine stetige/fortschrittliche Entwicklung, und wenn ich ein neues Stück anfange, habe ich das Gefühl, immer wieder am Anfang zu stehen, es fließt nichts aus den jahrelangen täglichen Übungen in diese Stücke ein - zumindest nicht sichtbar/hörbar (... und bin so klug, als wie zuvor ...). Das ist eigentlich auch OK, ich nehme mir für das Stück die Zeit, die ich brauche.

Dennoch suche ich nach "universellen" Übungen für etwa 20-30 Minuten, die beim täglichen Spielen die Fingerfertigkeit u/o das musikalische Verständnis tatsächlich verbessern. Gefragt sind hier erfahrene Klavierspieler u/o -lehrer, die in ihrer Spiel- u/o Unterrichtspraxis konkrete Fortschritte/Fertigkeiten durch bestimmte Übungen an sich selbst oder an ihren Schülern beobachten.

Mit bestem Dank und Gruß,
Bert
 
Eigenschaft
 
Bin kein erfahrener Klavierspieler, erfahre aber konkrete Fortschritte und eine Meinung zum Thema habe ich auch: deine KL-Vorgabe ist total einseitig auf technisches Üben beschränkt.
Du hattest das schon Verschiedentlich angesprochen und meine Empfehlungen sind aus Überzeugung die gleichen. Bei Interesse kann ich genauere Auskunft zu dem geben, wenn dich etwas ganz speziell interessiert.

Für den leichten bis mittleren Schwierigkeitsgrad mit mehr musikalischen Gehalt in thematischen Kapiteln mag ich die Zusammenstellung (teilweise auch technischer) Etüden von Gerhard Kölbl, die 100 wichtigsten Etüden.

Du kennst natürlich Burgmüller op. 100 mit Arabesque und L'hirondelle, aber hast Du auch schon auch seine beiden anspruchsvolleren Ausgaben op. 109 und op. 105 gespielt?
Gute Etüden der großen Lehrer des 19. Jahrhunderts findest Du auch in den fortgeschrittenen Bänden von Dorothy Bradley (Hours with the Masters, Tuneful Graded Studies).
https://www.alle-noten.de/Klavier-Orgel-Akkordeon/Klavier/Stunden-mit-den-Meistern-5.html
https://www.alle-noten.de/Klavier-Orgel-Akkordeon/Klavier/Tuneful-Graded-Studies-Vol-4.html

Gruß Claus
 
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(...) Etüden von Gerhard Kölbl, die 100 wichtigsten Etüden. (...)

Ja, die habe ich schon seit Jahren auf meiner Liste, vorerst aber spiele ich aus den Sammlungen, die ich bereits gekauft hatte (u.a. die Klassik-Sammlungen von Feils und von Kölbel), und mit denen ich regelmäßig arbeite. Aber das sind alles Stücke, die für mich eine komplexe Arbeit für mehrere Wochen (ein Stück) bedeuten, wobei ich den musikalischen Gehalt nicht wirklich erfasse/verstehe. Vor allem aber - ich vergesse die Stücke nach einiger Zeit, wenn ich dann andere Stücke spiele.

Das, was ich an Übungen meine, ist eher das technische Werkzeug, das man in den Händen hat, ohne in die Noten zu schauen.

Wie beschämend das auch für viele klingen mag, ich übe immer noch jeden Tag die verrufenen Tonleitern (und ich verstehe ihren musikalischen Sinn immer noch nicht), und ich habe sie um Kadenz-Läufe erweitert, weil ich dabei das Gefühl habe, die Finger zu trainieren und auch das Gehirn musik-theoretisch zu beschäftigen. Es ist nicht viel, aber es ist etwas, was ich dann wirklich verstehe und gleichzeitig höre bzw. mit dem Ohr kontrolliere.
Vor allem aber bringt mich das weg von den Noten ins freie, wenn auch geregelte Spiel, und da will ich ja hin. Mir fehlt aber dazu die Fingerfertigkeit, Erfahrung, Spielpraxis.
Bem.: Mit den Kadenz-Läufen meine ich dies: Heute war die Tonleiter E-moll harmonisch dran, dann spiele ich die dazu "passenden" zerlegten Akkorde; Em LH: I V VIII, RH III V VIII weiter wieder LH ... (das als Lauf über 3 Oktaven), das Gleiche dann mit G-Dur, C-Dur, Am, Em, H-Dur, C-Dur, Am, Em. Alles ohne Noten, aus dem Kopf; gleichmäßiger Anschlag. Die Tonarten wechseln reihum, so daß ich sie nach einigen Monaten alle durchspiele.

Leider habe ich keine Ahnung, was mein musikalisches Verständnis erweitern würde, aber so eine Art von sinnvoller (der Sinn sind hier die Kadenzen) Fingerfertigkeitsübung habe ich gedacht. Eine technische Übung, aus der auch ein ungeschultes Gehirn die praktische Anwendung erkennt.

Gruß, Bert
 
Mir ist das Ziel noch nicht so ganz klar.

Wenn man ohnehin so viel übt wie du offenbar, dann reicht es m.E. aus, die technisch schwersten Stellen der Literatur, die man gerade macht, sinnvoll zu üben. Dabei kann man sich ja Übungen ausdenken, die den benötigten Aspekt sinnvoll hervorheben.

Verständnis hingegen erlangt man, indem man die Literatur, die man gerade spielt, analysiert.

Das, was Du übst (Dreiklangsbrechungen) kommt ja am ehesten im klassischen Bereich (damit meine ich jetzt Klassik im engeren Sinne, also Wiener Klassik) vor, also Klaviersonaten etwa. Was hast Du da bisher gespielt?

Dass man jetzt alle Tonleitern (auch noch beidhändig) und alle Dreiklangsbrechungen in allen Tonarten und allen Varianten perfekt kann lohnt m.E. nur, wenn man Profipianist werden will und darauf angewiesen ist, dann neue Stücke sehr sehr schnell lernen zu können bzw. vom Blatt spielen zu können.
 
Den Königsweg habe ich noch nicht gefunden beim Üben. Ich finde aber für mich selbst sind kurze Einheiten über den Tag verteilt sehr sinnvoll. Natürlich übe ich auch mal lange Einheiten und dann können auch gerne mal 3 Stunden ins Land streichen.

Wenn ich aber etwas habe das einfach nicht klappen will weil es etwas ganz neues ist, dann spiele ich diese Stelle ein oder zweimal langsam durch und höre auf. Und immer wenn ich während den Tagen am Instrument vorbeigehe setze ich mich kurz hin und spiele diese Stelle wieder einmal oder zweimal. So lerne ich durch regelmäßiges wiederholen doch besser als wenn ich mich jetzt fünf Stunden hinsetze und mich das in die Finger quäle.

Aber egal wie, man sollte Lust dazu haben. Ohne Lust zu üben wird wohl weniger bringen als mal eine Session auszulassen.
 
(...) dann reicht es m.E. aus, die technisch schwersten Stellen der Literatur, die man gerade macht, sinnvoll zu üben. (...)

Ja, das mache ich, und so habe ich es in der Musikschule gelernt. Doch ich habe nur klassisches Klavier gelernt; klassische Stücke aus dem Notenblatt, Note für Note, Takt für Takt.
Was ich jedoch möchte, ist freies Spielen, ohne Noten; eine Melodie, die ich im Kopf habe, möchte ich nach dem Gehör auf dem Klavier spielen, und dafür fehlt mir das spielerische Werkzeug, sinnvolle Routine-Muster als Bausteine, die man später beim freien Spielen abruft und zusammenlegt.

Da ich von der Musik nichts verstehe, weiß ich auch nicht, welche Übungen mich in diese Richtung bringen würden.

Gruß, Bert
 
Luis Zett hat Etüden geschrieben die herausfordernd sind, nebenbei wird jeweils eine bestimmte Technik geübt.

Gebraucht: "Das Tier im Klavier"
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Fürs Gehör bzw Verstehen wie populäre Kompositionen gemacht sind: Die Pop-Formeln

Wie schon im anderen Thread: Werke von Volker Wiedemann (für freies Spiel, Improvisation)


Für Gehörbildung gibt es eine Tabelle mit Liedanfängen für alle Intervalle.

Wache Finger, Wache Ohren
Technikübungen von Bettina Schwedhelm
 
Zuletzt bearbeitet:
Ok, jetzt ist das klarer. Da würde ich dann aber eher (oder zusätzlich) Gehörbildung üben. Also
a) Melodien, die man hört (vorgespielt bekommt) in Noten aufschreiben
b) Akkordfolgen (also z.B. Kadenzen), die man vorgespielt bekommt, aufschreiben.

Das ermöglicht es einem letztlich, Dinge die man im Kopf hat, dann auch zu spielen (oder, wenn gewünscht, ohne Klavier aufzuschreiben).

Vielleicht gibt es ja bei Dir in der Gegend auch jemanden, der das unterrichtet, Gehörbildung ist ziemlich schwierig alleine zu lernen (Akkorde und Intervalle gehen gut mit dem Computer, aber Melodie, Rhythmus und Harmoniediktate nicht so).
 
Melodien, die man hört (vorgespielt bekommt) in Noten aufschreiben (...)

Melodie, die ich höre, kann ich auf dem Klavier (als Einklänge) nachspielen, ich kann dazu auch die passenden Akkorde aufschreiben, ein sehr einfaches Arrangement für beide Hände entwerfen, auf ein Notenblatt schreiben und dann spielen. Als Beispiel habe ich hier vier Takte ein Intro gemacht und dann geht das Lied los:

Arrang_Beispiel.jpg



Das Ganze dauert halt eine Weile (mehrere Stunden), aber dann kann ich es von dem selbsterstellten Notenblatt spielen lernen.
Was ich möchte, ist diesen Weg ohne den Umweg über die Noten zu gehen.
Melodie im Kopf, musikalische Bausteine in den Fingern (LH: Baßlinien, Begleitmuster, Rhythmen; RH: Akkordfolgen, Umkehrungen, Sprünge, Übergänge ...), ans Klavier setzen, und das Lied spielen.

Die musikalischen Bausteine in den Fingern fehlen mir.

Z.B. ich weiß, jetzt will ich zwei Takte Am spielen, dann F-Dur, also spiele ich (3/4 Takt) RH (punktierte Viertel-Dreiklänge, vom e' aufsteigend): Am/E, Am | Am/C, Am/E | F, F/A. LH spielt die gleichen Akkorde zerlegt in Viertel-Einklänge 1, 5, 8.
Obwohl das sehr einfach gehalten ist (ist ja nur ein Beispiel), werde ich eine Weile brauchen, die Akkorde in der RH flüssig im Tempo zu spielen, da wäre mir schon geholfen, wenn ich diese Folge als Routine-Baustein hätte.
Wäre es nicht sinnvoll, die Akkorde als Folge von Umkehrungen und Kadenzen jeden Tag zu üben?

Gruß, Bert
 
Zuletzt bearbeitet:
Das, was ich an Übungen meine, ist eher das technische Werkzeug,...
Ok, dann besteht für dich viellleicht nicht der Zusammenhang, dass Du m.E. allein mit noch mehr rein technischen Übungen deinem Anliegen nicht näher kommst.
Ich bin felsenfest aus meiner Erfahrung mit der angeleiteten Ausbildung auf Kontrabass und Trompete der Überzeugung, dass mehr Etüden bei deinem Fall das "missing link" darstellen.
Wenn Du den Aufwand gering halten willst, achte z.b. im Kölbl erst einmal auf die "leicht"-Einstufung, spiele erst aus Burgmüller op. 100 oder die ersten beiden Bände der leider immer mehr vergriffenen Etüdensammlug von Dorothy Bradley, Tuneful Graded Studies (dt. Ausgabe: Von Stufe zu Stufe).

Natürlich kannst Du noch die Minimalübungen von Aloys Schmitt oder die Geläufigkeitsübungen von Theodore Lack oder sonstwas aus dem umfangreichen Werk von Isidor Philipp spielen, nur nutzt es meines Erachtens so viel weniger als die zurecht bewährten Etüden des 19 Jahruhunderts.

Kosten sie zu viel Zeit der Erarbeitung, wählt man besser leichtere, denn offensichtlich gibt es dann an dem Punkt eine Baustelle, selbst auch wenn man bei (auch über lange Zeit erarbeiteten?) Spielstücken schon bei höheren Anforderungen gelandet ist,
So gehe ich die Dinge an und blebe (meist) frohen Mutes über die kleinen Fortschritte, denn die läppern sich.

Akkordfolgen haben bei mir jetzt monatelang auf Eis gelegen, weil ich das Üben des polyphonen Spiels aus dem Notenbüchlein A.M.B. oder Kleine Präludien und Fughetten mehr für meine Eintwicklung brauche und es ist ja auch so schöne Musik.
Davor habe ich das für meinen bevorzugtes Genre immer gern akkordisch geübt, z.B. die Jazzkadenzen in Dur und Moll IIm7 - V7 - Imaj7 bzw. IIm7b5 - V7b9 - Im7 o Im6.
Typische Folgen durch die Tonarten sind Ganztonschritte oder fallende Quinten (Dm7- G7- Cmaj7- Cmaj7 | Cm7 - F7 - Bbmaj7 - Bbmaj7 usw. // Dm7- G7- Cmaj7- Cmaj7 | Gm7 - C7 - Fmaj7 - Fmaj7 usw). Gespielt wird das zunächst als vierstimmige spread voicings, erst mal liegende Akkorde schön langsam. Wenn die Abfolge durch die Tonarten flüssig klappt, wird das oft im Charleston Rhythmus gespielt. So etwas zu üben ist eine technische Voraussetzung für die Beschäftigung mit Lead Sheets (Melodie plus Akkordsymbole).
spread voicings.jpg

Gruß Claus
 
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Wäre es nicht sinnvoll, die Akkorde als Folge von Umkehrungen und Kadenzen jeden Tag zu üben?
Das kann schon sein. Wenn ich Dich richtig verstanden habe machst Du das ja aber schon. Wenn Du das als Bausteine zum Improvisieren willst, würde ich dann die Übungen vereinfachen (also z.B. nur über eine Oktave oder 1,5 statt über zwei, und auf keinen Fall in beiden Händen gleichzeitig, weil das sowieso doof klingt), dafür aber gleich in mehreren Tonarten.

So, wie ich es jetzt verstanden habe, willst du in Richtung klassische Improvisation gehen. Auch dafür gibt es Lehrer.

Eine andere Möglichkeit wäre es noch, von Stellen aus der Literatur (auch: Etüden, wenn sie schön sind) auszugehen und diese
a) zu transponieren
b) zu variieren
und somit in dein eigenes Repertoire an Bausteinen zu integrieren. Überhaupt ist Variation da sehr geeignet: Ein einfaches Stück mal in Moll spielen, in einem anderen Stil, usw. usf.
 
Eine gut zu übende Methode ist für eine Improvisation, von der Melodie auszugehen und diese zu variiereren.
Rhythmische Veränderungen werden auch unter "rhythmic displacement", Diminution & Augmentation oder Notenwerte verlängern und kürzen beschrieben, außerdem könnte man die Artikulationvonn Tönen ändern und Pausen setzen.

Tongeschlechtsänderungen haben Nebenwirkungen, ebenso suboptimal gesetzte Chromatik - ansonsten hält sie, was der Name verspricht.
biggrin.gif

Im Jazz ab Bebop wurde es beliebt, die Melodie gegen die unterliegende Harmonik zu verschieben, das kann bis von der vorgezogen oder verspätet einsetzenden Achtel bis zum halben Takt gehen.

Außerdem gibt es die Möglichkeiten der Skalensubstitution und Reharmonisation, wodurch weitere melodische Mittel auf der Hand liegen.
Einfache Übungen ergeben sich auch aus dem Zusammenhang von Melodie und unterliegender Harmonie, aka Akkordskala. Nummeriert man die Töne einer Akkordskala von 1-8 (Oktavumfang), kann man Zahlenfolgen ausprobieren, sog. "digital patterns", diese lassen sich auf unterliegende Akkorde anwenden.
Die kleinste Einheit der Patterns ist im 4/4 Takt meist halbtaktig, man nennt sie "cell". Ein Beispiel über C Dur: das Pattern 1-2-3-5 entspräche c-d-e-g, über d-Moll entspräche das gleiche Pattern d-e-f-a.

Mir fehlt der Einblick in Improvisationstechniken außerhalb der Popularmusik, @Christian_Hofmann weiß dazu über seine Methoden an der Orgel sicher mehr.
Da Jazz aber nur ein Stil* ist, vermute ich schon, dass sich seine improvisationstechnischen Mittel auch auf tonale nicht-jazzige Vorlagen zur Improvisation anwenden lassen.
*sorry, cats! :embarrassed:

Gruß Claus
 
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Ok, dann besteht für dich viellleicht nicht der Zusammenhang, dass Du m.E. allein mit noch mehr rein technischen Übungen deinem Anliegen nicht näher kommst.
Ich bin felsenfest aus meiner Erfahrung mit der angeleiteten Ausbildung auf Kontrabass und Trompete der Überzeugung, dass mehr Etüden bei deinem Fall das "missing link" darstellen. (...)

Ja, das dürfte stimmen; ich glaube/vermute, daß mir zum freien Spiel die technischen Bausteine fehlen, und der Zusammenhang zwischen den erlernten Stücken und meinem technischen bzw. musikalischen Fortschritt ist mir auch nicht so ganz klar/ersichtlich.
Nach langem Blättern in meinen alten Übungs-/Hausaufgabenheften aus der Musikschule habe ich dann doch ein Stück gefunden, das in diese Kategorie fällt.

Vor vielen Jahren habe ich mit meiner KL das Präludium in C-Dur (von J. S. Bach, BWV 846) einstudiert (und mittlerweile wieder vergessen). Wenn ich mir das aufmerksam anschaue und durchspiele, erkenne ich in der rechten Hand genau die Elemente, die ich zum freien Spiel gebrauchen könnte. Ich bin zwar kein Bach-Kenner (ich kenne/liebe eher die Romantiker), aber das Präludium dürfte eine gute Grundlage für das Ave Maria sein, wenn man die LH ein bißchen modifizieren würde. Auf jeden Fall erinnert mich die RH an meine Übungen von Kadenzen.

Rhythmische Veränderungen (...)

Besonders diesem Aspekt möchte ich meine Aufmerksamkeit widmen; ich schaue mir in den ganzen Notensammlungen die LH an und frage mich, warum wird es so gemacht? Vergeblich versuche ich, einen Zusammenhang zu erkennen; vermutlich fehlen mir auch hier die Grundlagen.

Nur ein Beispiel: Ein Lied/Stück im 4/4-Takt; punktierte Viertel, Achtel, Viertel, Viertel | Viertel, Halbe, Viertel | viermal die Viertel | achtmal die Achtel | und andere Möglichkeiten. Ja, den 4/4-Takt kann man mannigfaltig gestalten, manchmal klingt es in meinem Ohr "schön", manchmal interessant, manchmal langweilig, manchmal nichtssagend, aber ein wirkliches Verständnis für die jeweilige Kombination (wann man sie anwendet) habe ich nicht. Das wird sicherlich noch eine umfangreiche Baustelle werden.

Versuch macht klug; die Tage streiche ich die Tonleitern vom Spielplan (die Kadenzen lasse ich als 5-Minuten-Übung zum Fingerlockern) und nehme mir Burgmüllers L'Hirondelle (habe ich noch nie gespielt, sieht aber vom Notenblatt her sehr interessant aus) und das Präludium BWV 846 (konnte ich mal auswendig, aber auch da muß ich zum flüssigen Spiel wieder lange üben müssen) auf den Tagesplan (15 Minuten pro Stück und Tag). Wenn ich die Stücke flüssig und locker spielen kann, versuche ich, sie auf mich "musikalisch" wirken zu lassen, und schaue, was ich ihnen an "Informationen" entlocken kann.
An dieser Stelle kann mir leider keiner (und auch kein Buch) helfen; entweder ich fühle/sehe/erkenne etwas, oder es bleibt mir verschlossen.

Ein einfaches Stück mal in Moll spielen (...)

Ja, das habe ich auch mal versucht, ist aber eine andere Geschichte.

Gruß, Bert
 
das Präludium in C-Dur (von J. S. Bach, BWV 846)
und frage mich, warum wird es so gemacht? Vergeblich versuche ich, einen Zusammenhang zu erkennen; vermutlich fehlen mir auch hier die Grundlagen.
Die Grundlagen sind: Stufendreiklänge, Kadenzen, Sequenzen, Sekundärdominanten etc. in allen möglichst vielen Tonarten. Dann das Präludium WTK 1 analysieren (die 1. Hälfte ist leicht verständlich, die 2. Hälfte mit dem Orgelpunkt ist schwieriger).

manchmal klingt es in meinem Ohr "schön", manchmal interessant, manchmal langweilig, manchmal nichtssagend
Es kommt nicht darauf an, was Du spielst, sondern wie Du es spielst. Wenn es langweilig klingt, liegt es an Dir. Man kann auch Tonleiter- und Kadenzübungen musikalisch so spielen, daß sie interessant klingen und Spaß machen: Crescendo, Decrescendo, Agogik etc. Mein Lehrer sagte mir seinerzeit bei den Arpeggienübungen über 3 Oktaven: "Stell Dir einfach vor, es sei eine Passage aus einem Rachmaninov-Klavierkonzert." Seit diesem Tag machen mir technische Übungen Spaß. Rein mechanisches Üben bringt nichts.

Dann schaust Du bei Bach, Elton John, Beethoven, Billy Joel, Mozart, Beatles, Schumann, Queen etc., wie sie die Begleitfiguren machen, suchst Dir andere Akkordfolgen und baust die abgekupferten Begleitfiguren in neue Akkordfolgen ein. Dabei kommt es nicht darauf an, eine Begleitung bis ins Detail auszuarbeiten, sondern darauf, möglichst viele auszuprobieren und möglichst viele verschiedene Akkordfolgen auszuprobieren. Du kannst z.B. auch mal das Präludium WTK 1 mit anderem Pattern und in anderen Umkehrungen spielen. Du brauchst Erfahrung.

Ggf. bei Youtube auch mal nach "Begleitpatterns" suchen.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Wäre es nicht sinnvoll, die Akkorde als Folge von Umkehrungen und Kadenzen jeden Tag zu üben?
Kann man so machen, muss man aber nicht. Wenn du alle Kadenzen üben möchtest hast du einiges zu tun wobei du vermutlich einen Großteil der Tonarten nie brauchen wirst in der Praxis. Wichtiger finde ich das du alle Akkorde in allen Lagen greifen kannst. Das ganze dann in eine beliebige Reihenfolge bringen ist einfach.

Ich habe da eine schöne Übung die ich immer ein oder zweimal mache. Ich spiele im ersten Durchgang alle Dur Akkorde von c ausgehen. Also c-Dur, cis-Dus, d-Dur und so weiter bis ich wieder beim c ankomme. Dann das selbe in Moll. Dann in allen anderen Lagen.

Da kann man auch schon schön etwas mit spielen. Du fängst mit der linken Hand an mit dem c-Dur spielst diesen z.B zweimal dann spielst du mit der rechten Hand den selben Akkord eine Oktave höher und so weiter. Nach einigen Wochen kannst du alle Akkorde in allen Lagen und hast auch beim Blick auf eine Taste gleich alle Akkorde vor Augen. Langfristiges Ziel ist das ganze auf Tempo zu bringen.

Aber auch das ist nur eine Methode von vielen. Bei mir hat es geklappt.
 
Zum C-Dur-Präludium: Zentral für dieses Stück sind Septakkorde und die zugehörigen Stimmführungsregeln.
Beispiel: Beginn C-Dur (Tonika).
Dann d-Moll mit 7 im Bass. Entsprechend muss die 7 im Bass nach unten aufgelöst werden zum h, der nächste ist
G-Dur-7 mit Terz im Bass. Die Terz muss dann nach oben, die 7 nach unten.
Es folgt a-Moll mit Terz im Bass, dann D-Dur mit 7 im Bass (was hier die Doppeldominante ist), usw.

Sagt Dir das was? Also Harmonielehre, Septakkorde, Stimmführungsregeln. Man muss sich nicht immer sklavisch dran halten, sollte sich dessen aber bewusst sein.

Zum 4/4 Takt: Betonte und unbetonte Taktzeiten, Vorhalte, Durchgangsnoten, Synkopen - sagt Dir das was?

Zu "was klingt gut, was nicht" wäre im Bereich Klassik auch noch Halbschluss, Ganzschluss, Trugschluss, mus. Periode wichtig (oder Kadenzen und ihre Erweiterungen allgemein).

Es kann gut sein, dass ich eine harmonische Analyse des C-Dur-Prälludiums irgendwo rumliegen habe, bei Interesse lade ich Dir das hoch.
 
Es kann gut sein, dass ich eine harmonische Analyse des C-Dur-Prälludiums irgendwo rumliegen habe, bei Interesse lade ich Dir das hoch.
Er würde 3x soviel lernen, wenn er die Analyse selber macht.
 
... Man kann auch Tonleiter- und Kadenzübungen musikalisch so spielen, daß sie interessant klingen und Spaß machen:...
Ja, unbedingt, Arkuliation und kleine rhythmische Veränderungen seh ich da als ersten Schritt, "digital patterns" sowie An. und Umspielungen von Zieltönen als weitere.
Es ist für mich ein zeitintenives, aber auch spannendes und befriedigendes Übungsgebiet.

Ich muss in Bezug auf die Diskussion noch einmal auf popularmusikalische Beispiele verweisen, weil ich das besser kenne als Improvisation in der klassischen und Kirchenmusik:
Beispiel zu Begleitfiguren, m.E. Alberti-Bass, part II :D Ich übe das selbst zurzeit, auch mit Blick auf die Übertragung auf weitere Akkordfolgen: youtube.com/watch?v=BIk6YKopApw
Beispiele zu Akkordskalenübungen: youtube.com/watch?v=X5WxJLdK7uM youtube.com/watch?v=BHJJpacLmSA youtube.com/watch?v=YGcx6aeWZkg
Der YT Kanal "Piano with Jonny" ist proppenvoll von Ideen und Übungen, u.a. sind auch seine Stride und Ragtime Arrangements "unpassender Stücke" hörenwert.

Die folgende Grundübung könnte @MusikBert besonders gefallen, sie ist gut in "seine" musikalische Welt übertragbar: www.youtube.com/watch?v=HyNArzaPK2s

Er würde 3x soviel lernen, wenn er die Analyse selber macht.
BWV 846 fängt jedenfalls gleich gut an mit seiner Jazz-Kadenz...:whistle:
I ,/; | IIm7 ./. | V7 ./. | I ./. |
VIm7 ./. | II7 ./. | V ./. | Imaj7 ./. |
...

Gruß Claus
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann das Präludium WTK 1 analysieren (...)

Analysieren kann ich molekulare Strukturen oder Interaktionen, denn das habe ich gelernt, aber ein Musikstück kann ich mir nur anhören (gefällt mir oder nicht), wenn's auf meinem Spielniveau ist, dann auch spielen (und sagen, wie leicht/schwer es mir fällt), aber mehr nicht. Eine Analyse eines Musikstücks übersteigt meine Fähigkeiten, selbst das Lesen der Analyse eines Musikstücks würde mich überfordern, weil ich dem Gelesenen keinen Sinn entnehmen könnte.

Es kommt nicht darauf an, was Du spielst, sondern wie Du es spielst. Wenn es langweilig klingt, liegt es an Dir (...)

Ja, wenn ich das spielen würde, dann hättest Du sicherlich recht, aber ich höre mir das von der beigefügten CD an, betrachte das Notenblatt und versuche, aus dem Spiel der LH (dem Begleitmuster) etwas an Wissen/Zusammenhang herauszuhören bzw. zu erkennen.
Ansonsten ist es so, daß ich viele Stücke bzw. Kompositionen langweilig/nichtssagend finde, weil mein musikalisches Gefühl/Geschmack von der Komposition nicht angesprochen wird, und es spielt keine Rolle, wer das Stück spielt.

Du brauchst Erfahrung.

Ja, davon kann man nie genug haben, und in meinem Fall geht es nur durch eine gezielte/sinnvolle Übung, deshalb dieser Thread.
Einige Bücher mit Begleitmustern habe ich hier, manche auch mit CDs, damit will ich aber anfangen, wenn die RH weiß, wie sie das, was das Ohr hört, sicher und zu meiner Zufriedenheit spielen kann.

Sagt Dir das was? Also Harmonielehre (...)

Nein. Zwar habe ich zu Harmonielehre etliche Bücher, die diese Themen in unterschiedlicher Weise behandeln, aber ich kann damit nichts anfangen; vermutlich nutze ich viele/einige der Elemente/Zusammenhänge intuitiv nach dem Gehör, aber wenn ich die Bücher dazu lese, sagt mir das nichts.

Wichtiger finde ich das du alle Akkorde in allen Lagen greifen kannst.

Alle Akkorde kann ich nicht greifen, aber Akkorde (Grundakkord, Tonika, Dominante, und ihre Umkehrungen) in allen Tonarten habe ich etwa sechs Jahre lang täglich geübt. Wobei ich immer nur eine Tonart an einem Tag geübt habe.

Ich habe da eine schöne Übung die ich immer ein oder zweimal mache. Ich spiele im ersten Durchgang alle Dur Akkorde von c ausgehen. Also c-Dur, cis-Dus, d-Dur und so weiter bis ich wieder beim c ankomme. Dann das selbe in Moll. Dann in allen anderen Lagen.

Das müßte ich ausprobieren. Meine Befürchtung ist jedoch, daß ich bei solchen "Läufen" nicht mehr wahrnehme, welchen Akkord ich gerade spiele; deshalb habe ich bisher nur mit einer Tonart (an einem Tag) und den entsprechenden Kadenzen gearbeitet. Am nächsten Tag (oder nächste Woche) kam dann die nächste Tonart dran.

(...) spielst du mit der rechten Hand den selben Akkord eine Oktave höher (...)

Ja, das kann ich, wobei ich beim Hochgehen die Umkehrungen variiere. Mit Dreiklängen, die nicht über eine Oktave gegriffen werden, geht es ganz gut (im mäßigen Tempo auch flüssig, nur selten greife ich daneben), problematisch wird es, wenn ich ganze Oktaven (und noch 1-2 Töne dazwischen) greifen soll. Manche solcher Griffe schaffe ich allein aus anatomischen Gründen nicht; dann nehme ich nur die Oktave (zwei Finger) oder einen "kürzeren" Dreiklang.

Die folgende Grundübung könnte @MusikBert besonders gefallen (...)

Die gucke ich mir später an.

Gruß, Bert
 
Ich versuche täglich einen Standard in möglichs vielen Tonarten aus wendig zu spielen. Meist werden es aber nicht mehr als 6 oder 7...
 

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