(Ebay) Kleinanzeigen - Netiquette, Anekdoten, (Un-)Erfreuliches

[Gast286013]

Aber ich will die doch gar nicht.

 

[gitarrero!]

[...] die Gitarre nur erworben hatten, um sie dann teurer weiterzuverkaufen - was auch legitim ist.

Scalping ist zwar nicht verboten, aber trotzdem moralisch verwerflich, wie ich finde.

 

[DirkS]

Kommt etwas darauf an, ich kenne eine Studentin, die finanziell recht mau aufgestellt ist und sich ihr Studium durch Unterricht und eben nebenbei den Kauf und Verkauf von Gitarren verdient.
Zur Aufbesserung einer schlechten finanziellen Lage finde ich es absolut okay. Warum nicht das mühsam angeeignete Fachwissen auch einmal nutzen? Allerdings bei ihr auch hart an der Grenze zur gewerblichen Tätigkeit, das ist nicht frei von Risiken.

Mich ärgert es allerdings, wenn das offensichtlich vor reinem gewerblichen Hintergrund geschieht, also wenn etwa ein Händler eine ganze Charge aufkauft, um sie teurer weiter zu verkaufen. Es gab mal bei MusikProduktiv eine Sonderposten-Serie von SGs für unter 500€. Davon hat ein mit bekannter Händler über Bestellungen seiner Freunde gleich 6 Stück abgegriffen, später tauchten sie für um 900€ auf. Mit dem Verhalten wird die Gitarre den normalen Käufern vorenthalten, so etwas nervt mich.

 

[KickstartMyHeart]

Ich habe mir eine ganze Zeit lang die Faulheit von Verkäufern zu Nutze gemacht und Gitarren zum reinen "Flipping" (Scalping ist mir hier zu hart als Begriff) gekauft. Viele Leute investieren keine Zeit in die Fotos, reinigen ihre Schätzchen nicht und lassen auch beim Text extrem zu wünschen übrig. Hier lässt sich mit ein wenig TLC aus einem hässlichen Entlein ein schöner Schwan machen und man erhält einen schönen Return on Investment. Vollkommen legitimer Vorgang. Rechtlich und auch moralisch einwandfrei.

 

[gitarrero!]

Hier lässt sich mit ein wenig TLC aus einem hässlichen Entlein ein schöner Schwan machen

Dagegen habe ich nichts. Im Gegenteil, manche Instrumente haben das wirklich verdient und erhalten durch TLC ja auch einen Mehrwert, der sich dann zurecht im Preis niederschlägt. Mir geht's um die Giersocken, die gezielt limitierte Neuware aufkaufen, um sie mit gehörigem Aufpreis weiterzuverticken (Playstation, Sneaker, Grafikkarten usw.).

Beitrag automatisch zusammengefügt: 27.07.22

Mit dem Verhalten wird die Gitarre den normalen Käufern vorenthalten, so etwas nervt mich.

Genau das nervt in der Tat.

 

[KickstartMyHeart]

Neuware

Ooooookaaaay, da bin ich 100% bei Dir. Sorry, das hatte ich dann falsch verstanden. Diese Giersocken gehen aber auch vollkommen "wertfrei" vor. Hauptsache limitiert, wie z.B. auch Konzertkarten etc. Da könnte ich auch das Kotzen bekommen. Das sind in der Hauptsache Bots, die solche Märkte brutal leerfegen und in der Sekunde der Eröffnung direkt massiv die Bestellportale abfischen. Das ist etwas, wo Künstliche Intelligenz (zumindest in den schwachen Ausprägungen, die man hier nutzt) keinen positiven Beitrag leistet.

 

[exoslime]

oder Konzertkarten, usw..sowas nervt einfach

dabei fällt mir gerade ein (weil ich deine Captain Future Gitarre denke mußte) ich hab mir vor vielen vielen vielen Jahren 2x Captain Future DVD Boxsets, im Digipak mit Schuber gekauft. Ich hatte eine ziemliche Grosse DVD und CD Sammlung und habe gerne gesammelt. Vieles geschaut, aber nicht alles davon. Letzendlich waren die beiden Captain Future Boxsets noch eingeschweisst. Als ich vor einigen Jahren dann angefangen habe meine Sammlung zu reduzieren, staunte ich nicht schlecht, und ich konnte die beiden Boxsets um das 10x fache des Einkaufspreis wieder verkaufen. Das war aber eine Ausnahme, denn die allermeisten meiner DVDs die ich veräussert habe, gingen zu einem Spotpreis weg oder habe ich sogar verschenkt, nur ganz wenige Special Editions blieben einigermassen wertstabil.

 

[Gast53359]

Ich habe mir eine ganze Zeit lang die Faulheit von Verkäufern zu Nutze gemacht und Gitarren zum reinen "Flipping" (Scalping ist mir hier zu hart als Begriff) gekauft. Viele Leute investieren keine Zeit in die Fotos, reinigen ihre Schätzchen nicht und lassen auch beim Text extrem zu wünschen übrig. Hier lässt sich mit ein wenig TLC aus einem hässlichen Entlein ein schöner Schwan machen und man erhält einen schönen Return on Investment. Vollkommen legitimer Vorgang. Rechtlich und auch moralisch einwandfrei.

Kannst du uns Älteren mal das Flipping, Scalping und TLC erklären? Please? ;-)
BTW: Ich hab vor kurzem für 100€ ein komplettes Pedalboard mit einigen Effekten auf EK geschossen... (direkt angeschrieben, ungesehen zugesagt und Termin vereinbart), hatte eigentlich nur Interesse an zwei Effekten darauf (allein die wären 120€ wert gewesen), dann den Rest verkauft und knapp 300€ bekommen (und das mit guten Preisen). War zwar alles verschmutzt, aber nach der Reinigung soweit sehr gut erhalten.
Allerdings fand sich auch ein Horst, der wollte ein 80€ Effekt für 20€ weil ich das ganze ja so günstig bekommen hätte (hat die Anzeige des Sets gesehen).
Ob das jetzt gewerblich oder verwerflich war kann ich nicht beurteilen... ich hab halt einen Schnapper gemacht (auf mein Risiko). Muss es auch mal geben!

 

[gitarrero!]

TLC

TLC = Tender Loving Care. Also das liebevolle Aufpäppeln, Herrichten, Polieren usw. von geschundenen und vernachlässigten Gitarren.

 

[KickstartMyHeart]

Kannst du uns Älteren mal das Flipping, Scalping und TLC erklären? Please? ;-)

Ich weiß nicht, wie alt Du bist, aber ich bin 52.

TLC wird Elvis zugeschrieben, der für Frauen Tender Loving Care empfahl. TLC hat sich im Sprachgebrauch manifestiert, wenn man z.B. etwas aufbereitet oder restauriert.
Flipping ist der Kauf eines vernachlässigten Gegenstandes, den man mittels TLC wieder in neuem Glanz erstrahlen lässt und weiterveräußert - im "schlimmsten" Fall wäre es aber auch der Kauf eines unterbewerteten Gegenstandes zum reinen Zwecke der Weiterveräußerung zu einem "Marktpreis".

Scalping hingegen ist am besten im Deutschen mit "rasieren" zu nehmen: Findige Händler nehmen gezielt limitierte Neuware aufs Korn und fischen so viel wie möglich des Angebots ab, um dann später weit über Ladenpreis mit saftigen Aufschlägen zu verkaufen. Meist machen das heute sogar ausschließlich Bots und keine Menschen mehr - zumindest im Ticketscalping.

 

[Gast53359]

41, kannte den Begriff aber tatsächlich garnicht.

Aber super, jetzt bin ich schlauer.

Hab mit TLC schon einige glücklich machen können und Gitarren vor der Dekodegradierung retten können. Jetzt weiß ich auch, wie das heißt!

 

[KickstartMyHeart]

Hab mit TLC schon einige glücklich machen können

Das hat Elvis auch immer gesagt.

 

[AxlB]

Es ist ja ein Unterschied, ob ich rare Neuware vom Markt wegkaufe, oder Instrumente, die der Händler abverkauft und man bei dem Schnäppchen noch einen Gewinn rausholt (so war das bei den Eclipses doch, oder?).
Bei Zweiterem kauft man anderen ja offensichtlich nichts begehrtes weg. So ein Sale beim Händler hat ja meistens einen Grund.

 

[Myxin]

Mit dem Verhalten wird die Gitarre den normalen Käufern vorenthalten, so etwas nervt mich.

Ist das mit all den limitierten Gibson Sondermodellen und Signature Gitarren nicht auch so?
Wir hatten das Thema ja schon mal im User Thread.
In der Regel ist es kaum möglich für Normalsterbliche ohne "Connections", diese Gitarren zu bekommen.
Und da sind dann auch mal locker Preissteigerungen von ein paar 1000 Euro drin beim Weiterverkauf - und das innerhalb kürzester Zeit, weil der Markt quasi beim Release schon leergefegt ist.

 

[C_Lenny]

Ich glaube, wir laufen so langsam Gefahr, uns ein bisschen zu sehr vom eigentlichen Thema zu entfernen ?

LG Lenny (für die Moderation)

 

[Lum]

Ich muss hier mal eine schockierende Geschichte, meine heute gesammelte Erfahrung, aus der willhaben.at Plattform berichten.

Ich hatte eine, von mir sehr gesuchte, Gitarre entdeckt und auf Anfrage auch per MMS (jaja.. ich nutze kein WhatsApp; Signal hatte e2e encr früher) und Mail Fotos & Video der Gitarre bekommen.
Nachrichten waren sehr freundlich, ausformuliert, der Preis so fair dass ich lediglich um das "inkl. Versand" gebeten hatte.

Alles sah super aus, ich hatte ein gutes Gefühl: PayPal an Freunde. Meine Menschenkenntnis hatte mich noch nie verraten, hat bisher immer geklappt und ich bin ja nicht untätig auf ebay-KA.
Was mich erwartete, hatte ich aber in all den Jahren noch nie erlebt.

Ich fragte den Verkäufer nach seiner PayPal-Emailadresse und er gab sich etwas naiv.
Kurz darauf blinkt mein PayPal auf, meine Handy klingelt, der Verkäufer rief an, doch die Notifiaction sagte mir schon alles über das anstehende Gespräch aus.

Der Horst (Horst ist ein fiktiver Charakter mit absichtlich stereotypisch tollpatschiger Konnotation; der Verkäufer möchte bestimmt anonym bleiben) hat tatsächlich statt "Geld anfragen" "Geld Senden an Freunde" rausgehauen und mir 2000€ überwiesen

All der Text könnte ersetzt werden mit einem Satz und einem Bild:

tl;dr:

"Ich wollte eine Gitarre auf willhaben.at kaufen, doch ich wurde fast reverse-gescammed"

 

[frankpaush]

...aha ...

 

[Niki]

Nur zur Info: Auf willhaben.at tauchen die letzten Tage auch immer wieder FM3 zu Spotpreisen auf - sind natürlich alles Fakes, habe mich mit einem der Anbieter ein wenig unterhalten, er hat sich aber nicht besonders schlau angestellt Profilname war "Jörg", ist mittlerweile abgetaucht.

 

[Real-JJCale]

In den letzten ca. 8 Wochen folgende - für mich neue - Erfahrung gemacht:

Auf fünf verschiedene Anzeigen melden sich 5 "Käufer" und machen mir einen Preisvorschlag, den ich jeweils ohne Mucken akzeptiert habe.

Anstatt dann die Deals mittels Austausch der Daten abzuschließen, absolute Funkstille.

Das Phänomen der immer stärker um sich greifenden "Unverbindlichkeit" der jüngeren Smartphone-Generation bei Verabredungen, scheint nun auch eigene Kaufentscheidungen infiziert zu haben.

Nach dem Motto: "Ich weiss gar nicht was ich will, agiere aber trotzdem, um dann doch nichts zu tun..."

Diese Unfähigkeit eine eigene klare Entscheidung zu treffen, finde ich ziemlich bemitleidenswert.

Was mich dabei aber ärgert, ist die völlig abhanden gekommene "Erziehung" und der Mangel an minimaler Grundhöflichkeit im Umgang miteinander.

Dass ein Deal nicht zustande kommt, ist völlig ok. (obwohl faktisch auch ein rechtsverbindlicher Vertrag abgeschlossen wurde...)

Eine kurze Mitteilung, dass man es sich anders überlegt hat, wäre allerdings eine nette Geste (besser gesagt: normales Grundverhalten), zumal der Nicht-Käufer, dem Anbieter ja die Zeit gestohlen hat...

(oh tempora, oh mores...

)
RJJC

 

[frankpaush]

zumal der Nicht-Käufer, dem Anbieter ja die Zeit gestohlen hat...

...mh, also, den Rest finde ich ja nachvollziehbar, aber Zeit stehlen? Das gehört doch zu den Vorleistungen, die ein Anbieter im Verkaufsverlauf erbringt. Auch eine Absage spart übrigens keine Zeit in diesem Sinne