Ich glaube, dass ein Hauptproblem darin liegt, dass viele Menschen einfach nicht in der Lage sind angemessen zu kommunizieren.
Das liegt zum Teil aber auch daran, dass man auf schriftliche Weise kommuniziert (noch nicht mal handschriftlich) und sich nicht direkt gegenüber steht. Vieles kann man auf diesen Weg einfach nicht gut rüberbringen, da Mimik und Gestik fehlen. Ich glaube, dass so manche Nachricht gar nicht so "schroff" und "dreist" gemeint ist, wie vielleicht vom Empfänger empfunden.
Wenn man jemanden aber unangemessen findet, muss man mit ihm keine Geschäfte machen. Es gibt kein Gesetzt, dass uns zwingt, mit dem Erstbesten eine Geschäftsbeziehung einzugehen. Obwohl ein "professioneller" Verkäufer da auch keine Skrupel hat. Da geht es aber um den Lebensunterhalt und die Provision, hier steht der Privatverkauf im Vordergrund, der doch hoffentlich nicht zwingend notwendig ist, um seine Rechnungen bezahlen zu können.
Ich finde es auch immer krass, wie pikiert manche Leute sind, wenn ihnen jemand ein Angebot macht, dass nicht ihren Vorstellungen entspricht. Vielleicht wollen manche auch nur ein Verhandlungsgespräch anregen. Ist jemand zu dreist oder frech, kann man ihm von mir aus auch einen Spruch reindrücken oder einfach ignorieren. Manche bekommen aber schon einen cholerischen Wutanfall, wenn jemand ein Angebot macht, welches nur knapp unterhalb der angestrebten Summe liegt. "Wie kannst du es wagen, mein mickriges Ego so zu verletzten? Ich habe schon mal zu einer Jimi Hendirx-LP gejammt und muss mir so etwas nicht gefallen lassen."
.
Vielleicht liegt es auch daran, dass in unseren Breitengraden das Feilschen nicht mehr (wie z.B. im Mittelalter
) verbreitet ist. Wir sind einfach "feste" Preise gewöhnt. Ich habe auch schon öfters erlebt, dass es vielen Menschen peinlich ist, den auf dem Preisschild aufgedruckten Preis in Frage zu stellen. Von wegen: "Das sieht so aus, als könnte ich es mir nicht leisten. Was sollen denn die Nachbarn denken?". Dabei sind die Leute mit den dicksten Scheinen in der Tasche die, die "preisbewusst" sind.
Wenn ich z.B. für einen Artikel 1000€ haben möchte und ihn auf Verhandlungsbasis reinstelle, dann schreibe ich doch nicht 1000€ in die Anzeige, sondern z.B. 1200€. Ist doch klar, dass niemand die 1000€ zahlen möchte, wenn jemand suggeriert, dass er verhandlungsbereit ist. Möchte ich 3000€ Gehalt aushandeln, sage ich auch nicht, dass ich 3000€ verdienen möchte, sondern 3200€ oder 3300€. Dann kann der Chef das "letzte Wort" haben und beide gehen ohne "Gesichtsverlust" aus dem Gespräch raus. Klappt natürlich nicht immer, aber ein gutes Geschäft ist meiner Meinung nach eins, bei dem beide Seiten zufrieden sind.
Einfach mal locker bleiben und Geduld haben. Wenn sich jemand durch sein Verhalten schon vorher ins Aus katapultiert, ist es sein Problem. Und nicht unter Druck setzen lassen, wenn jemand behauptet, dass man die '59er Gibson Les Paul bei Alibaba für 200€ bekommt.
Was mich aber verwundert, sind die ganzen "Alta, was letzte Preis"-Anfragen in diesem Segment. Bei Smartphones, Spielekonsolen hätte mich das nicht verwundert, aber gibt es wirklich so viele "spezielle" Mitbürger unter uns Gitarristen?