Ich gebe dir Recht, daß die Hörgewohnheiten sich radikal geändert haben. Ich denke aber eher, daß das etwas mit der Allgegenwart der mp3 und den Loudness-Wars zusammenhängt. Die Achtziger waren in der Hinsicht tatsächlich eine Zäsur, weil man vieles, was bis dahin funktionierte, über Bord geworfen und aus Kostengründen ( oder, um sich abzuheben - oder, weil es sich halt verkaufte ) vor sich hin dilletiert hat.
Die Technik, Mixe über die Betonung ausgesuchter Mittenfrequenzen zu gestalten, geht aber auf Motown zurück. Wir reden nicht von den Achtzigern, sondern von den Fünfzigern. Die haben damals gezielt bei verschiedenen Instrumenten unterschiedliche Mitten betont, weil eben DAS das Frequenzband ist, in dem Menschen detailliert hören. Deshalb kann man da auch sehr effektiv mit dem EQ arbeiten. Insofern gehst du von völlig falschen Voraussetzungen aus: Anders als du denkst ist der Mittenscoop nicht "modern" oder "digitaler" Sound, sondern einfach unsinnig. Einige Top-Studios gehen übrigens wieder dazu über, analog aufzunehmen; viele haben ihre alten Bandmaschinen nie abgeschafft.
Was Schallplatten und Lagerfeuer angeht: wenn du zufällig jemanden kennst, der noch eine hochwertige HiFi-Anlage und einen guten Plattenspieler besitzt und gegebenenfalls Schallplatten sammelt, dann bitte ihn mal, dir das vorzuführen. Wenn du dann keinen Unterschied hörst zu der Drecksbeschallung, mit der man üblicherweise heututage vollgeplärrt wird, lohnt sich die weitere Diskussion allerdings auch nicht mehr.