Klingt eher nach der Angst, das eigene Metalsein abgelaufen zu bekommen, als an künstlerischer Kritik...
Oder die Erkenntnis alt geworden zu sein kam noch nicht
2014 Haare abgeschnibbelt, 70% meiner Bandshirts verkauft, Tarnjacke und Lederhose in den Keller verfrachtet. Mit dem meisten Zeugs kann ich mich einfach nicht mehr identifizieren. Musikalisch und thematisch (damit meine ich Texte) wurde es mir mit Mitte 20 schon irgendwie zu öde. Ich kann keine erwachsenen Leute mehr feiern, welche auf der Bühne die Zähne fletschen, böse gucken und meinen sie wären die Obermacker aus der Hölle , nur weil sie ein mit Draht bespanntes Stück Holz in den Fingern haben. Ist mir einfach zu doof geworden. Gehe ich doch mal schwer von aus, dass es am Alter liegt.
Applaudieren und bejubeln würde ich jemanden, der eine andere Person aus 'nem brennenden Fahrzeug zieht. Aber Musiker...geht einfach nicht mehr. Und schon gar nicht die Art von Musiker, die einfach nicht erwachsen werden möchte.
Habe durchaus noch Tage, an denen ich mir Gebolze gebe. Aber überwiegend ist der Zug doch abgefahren.
Mich überkommt die Fremdscham, wenn ich auf Foren Kerle jenseits der 30 sehe, welche oberkörperfrei vor der Poco-Wohnwand posieren, auf jedem zweiten Kackbild mit der Gitarre posieren (damit meine ich nicht dich, iwan) oder wahrhaftig mit der Hand eine Klaue bilden und augenverdrehend böse in die Kamera gucken. Ich meine...die sind doch in ihrer geistigen Entwicklung irgendwo stehengeblieben. Als Jugendlicher in der Selbstfindungsphase absolut legitim. Aber irgendwann muss doch mal gut sein.
Sie verstellen sich. Oder sie haben den Absprung wirklich nicht geschafft und sich die letzten Gehirnzellen weggesoffen. Sie sind die Pendants zu den Hoppern, die neben ihrem tiefergelegten BMW Knien oder Mädels, welche sich im Netz in Unterwäsche präsentieren.
Ich persönlich muss und möchte auch keiner speziellen Szene mehr angehören. Das reizt nicht mehr.
Dabei war ich schon 'ne Hartwurst. Ich hatte einen sicheren Job gekündigt, weil ich die Haare kürzen sollte, ich war auf zig Konzerten und Festivals hier und im Ausland, ich kannte in nahezu jeder Stadt im Umkreis Leute. Kein Shoppen ohne mal meinen Namen irgendwo gehört zu haben und auf'n Bier eingeladen worden zu sein. An jedem Metalschuppen mit Handschlag an der Security vorbei. Mädels, Saufen, Heavy Metal. Aber irgendwann ist halt Schluss. Man kann ja nicht Jahrzehnte lang am gleichen Käse Spaß haben.
Also ich jedenfalls nicht.
War 'ne geile Zeit. Aber ich mag nicht mehr.
Ich will auch kein "Metaller" mehr sein. Total unwichtig geworden.
Ich bin ich und das am liebsten ganz ohne Schublade.
Musikalisch bin ich natürlich geprägt. Wäre ich 20 Jahre jünger würde ich wohl auch ganz andere Bands mögen.
Wobei ich musikalisch gar nicht so festgefahren bin. Ich mag AOR, Melodic Rock, Death Metal, Thrash, Richard Marx, Michael Bolton, völlig unrockiges Zeugs wie Little Dragon und ich habe mich nie dafür geschämt auf 'ner Party Step By Step oder If You Go Away von den New Kids On The Block aufzulegen. Geile Songs.
Konnte ich mir auch in Kuttte geben.
Aber im Metalbereich wurde es einfach zu "schwarz". Ne Zeit lang konnte man ja kein Festival mehr besuchen, auf dem nicht überwiegend Melodic Death, Death und Black Metal Gruppen auftraten und sich jeder zweite Affe den Bart geflochten hat. Wie öde.
Und heutzutage ist es überhaupt nicht mehr so schön intim. Nur noch Partyvolk, das nicht mal den Sänger von Iron Maiden nennen könnte, weil die Lieblingsmusikrichtung ja eigentlich "Charts" ist.
"Wir haben einen Beitrag vom Wacken im TV gesehen und fanden das voll witzig. Wir verkleiden uns jetzt auch ganz lustig und fahren immer auf Metalfestivals."
Ich muss sagen: damals war es, unabhängig vom Alter, einfach geiler. Heutzutage ist eine Band- und Reizüberflutung da.
Ich habe auf dem Schulhof noch Kassetten getauscht und im Plattenladen Vinyl durchwühlt. Zwei bis drei Platten im Monat. Dann war das Taschengeld verbraucht.
Mit fremden Typen im Vorbeigehen abgeklatscht, weil man ein Metalshirt getragen hat. Oder ins Gespräch gekommen, weil man eben nicht auf Foren zurückgreifen konnte und sich über jeden Metal-Bruder gefreut hat. Das war ja eine Rarität.
"Cooles Shirt alter. Kommste heute Abend mit in Stadtpark saufen?" - "Ja sia, geil!"
Videorekorder für den Headbanger's Ball programmieren. Und wehe der hat nicht aufgenommen. Weltuntergang.
Im Bus wurde ich von Omas noch doof angeguckt weil ich mit der Matte aussah wie 'ne Transe oder Massenmörder und Prügel bekam man auch noch diverse Male angedroht. "Zecke du. Wie siehst du aus"..."Bis du schwul isch mach disch kapott! blablabla. ^^
Da hatte das alles noch etwas mehr Bedeutung, finde ich. Glaube ich.
Heute bestellste bei EMP 'n Shirt und bist 'n Heavy.
Also die Glanzzeiten habe ich auch nicht mitgemacht. Mit Knapp 40 war ich für die wahren 80er noch etwas zu jung. Aber so Ende 80er / Anfang 90er habe ich noch bewusst mitleben dürfen.
Ich denke nicht, dass es heute noch so schön ist.
Wacken in den 90ern. Was für ein Unterschied. 80% Langhaarige und besser gemischte Bands. Zudem besseres Wetter.
Klingen die Beatles besser mit ner 7 Saitigen? Oder Hendrix?
Musik ist gut, wenn sie gut geschrieben ist. Und 001001000101010110111000010101 gehört für mich einfach, ganz oberflächlich betrachtet, nicht dazu. Da kann ich auch ner tiefergestimmten Eieruhr lauschen.
Jaja...das war jetzt natürlich übertrieben. Aber man muss auch nicht Musik studiert haben um mal motzen zu können. Fachsimpelei ging mir eh schon immer auf die Eier.
Aber wie gesagt...wäre ich 'n paar Jahre jünger würde ich vielleicht auch zu Meshugga schunkeln.
"Künstlerische Kritik"..wozu? Katy Perry macht Scheißmusik und feddich. Da muss man doch nicht bei nem Glas Wein drüber philosophieren.
Und wenn niemand mehr polarisieren möchte und alles mit Samthandschuhen angefasst wird...neee.
Muss doch noch möglich sein einfach mal 'nen fixen Gedanken rauszupfeffern.
So. Metal (mit alllem drum und dran) war geil, aber ich kann lebensstilmäßig mittlerweile auch drauf scheißen und die weitere Entwicklung könnte mich nicht weniger jucken, da ich einfach raus bin. Seit Jahren schon. Musikalisch bin ich vor Jahrzehnten hängengeblieben und das passt so. Meine Omma hat Master Of Puppets auch Pferdegetrampel genannt. So ist das halt. Ich bin manchmal intolerant und festgefahren. Wer nicht?
Meine Gitarrenskills sind wenn überhaupt durchschnittlich. Und es ist völllig egal, da es überhaupt nicht Hobby Nr. 1 ist. Ich habe an manch anderen Dingen viel mehr Spaß.
Ich bin alt geworden. Manchmal erschreckend, was den körperlichen Verfall angeht (die ersten grauen Haare kommen, ohne Rückentraining kommt Aua, rechte Auge nicht mehr HD tauglich, Splitter im Kniegelenk usw) und andererseits stehe ich drauf, wie ruhig es geworden ist. Statt Party am Wochenende einfach mal Webseiten programmieren oder Eierschaukeln, oder höchstens bis 1 Uhr im Biergarten sitzen, weil ich mittlerweile einfach super schnell müde werde. Kommoden streichen, Kumpel im Garten helfen bei 'nem Pils, mit Tochter alte CDs durchgehen...dat is alles viel angenehmer als Halli Galli.
Einen noch, dann ist Heia angesagt:
Ich glaube, dass man auf einer 7, 8 und 9 Saiter super geile Musik machen kann und diese Instrumente in ihren Möglichkeiten selbstverständlich einer 6 Saiter überlegen sind.
Das Problem ist, dass so wenig mit diesen zusätzlichen Saiten gemacht wird.
Es ist doch so, dass man im Metalbereich darauf hauptsächlich ein paar Bassnoten schrammelt und das war es dann. Was mit diesen Instrumenten angestellt wird ist überhaupt nicht innovativ, wenn man von ein paar wenigen Virtuosen wie Tosin Abasi etc. mal absieht, den ich vom Songwriting her übrigens auch total langweilig finde.
"Ich habe runtergestimmt. Jetzt sind wir schneller, tiefer und härter. Lass noch ein paar abgefahrene Tempo- und Taktwechsel einbauen und dann sind wir godlike."
Mehr passiert doch kaum und das ist wie'n Formel1 Wagen zum Einkaufen zu nutzen. Lächerlich. Auf dicke Hose machen. Aber bringt's wat und kann man die Karre voll ausfahren? Nö.
Alles Firlefanz, solange da nicht mal etwas mehr als 00101011101010 Schwanzvergleichsgeschrammel rausgeholt wird.
Aber selbst dannn wäre es für mich wohl nichts, da ich persönlich auf den Sound einfach nicht abfahre.
Ich möchte keine zusätzlichen Saiten unter meiner E haben. Für meinen Musikgeschmack ist die "klassische" E-Gitarre genau dat richtige.
Ne Bassdrum mit 2 Metern Durchmesser braucht auch keine Sau. Aber wäre bestimmt ne tolle neue Metalrichtung. Yey.
Klingt richtig schön hart und agggressiv. *fump* *FUMP* *FUMP*