Die Produktion von Born Of Osiris klingt schon fett, das stimmt. Aber trotzdem finde ich nicht, dass die Gitarren durch das tiefe Tuning "härter" klingen.
Die Rhythmusgitarren spielen in vielen Songs irgendwelche Stakkatoriffs, die aber keinen wirklichen Wiedererkennungswert haben. Das was die Rhythmusgitarren spielen ist zwar alles technisch (spielerisch und produktionstechnisch) gut gemacht, aber irgendwie auch "beliebig". Hat man halt schon öfters bei irgendwelchen Core-Bands-Of-Death gehört.
Der Leadgitarrist und der Keyboarder hören wohl gerne mal alte Dream Theater- und Euro-Power-Metal-Scheiben
. Die sollen wohl den Gegenpol zu dem "stampfenden" Rhythmus bilden. Das driftet dann leider manchmal schon etwas in den Kitsch ab. Teilweise hört es sich so an, als hätte man den Soundtrack eines japanischen Super Nintendo-RPG vertont.
Die Band ist halt ein Mix aus Djent, Deathcore und zuckersüßem 90er Jahre-Power-/Symphonic-Metal, dem ein "zeitgemäßes" Gewand verpasst wurde. Technisch ist das alles gut gemacht (soll auch nicht gegen die Band gerichtet sein), aber irgendwie auch zu glatt und "überproduziert".
Das ist meiner Meinung nach aber auch kein spezifisches "Problem" dieser Band, die hier als Beispiel dient, sondern vieler sog. "moderner" Produktionen. Zum einen soll es supertief und -fett klingen, zum anderen muss es auch supersauber und -klar klingen. Da werden Gitarrenspuren unzählige Male übereinander gelegt, "störende" Frequenzen eliminiert und dann alles noch einmal aufgeblasen. Es muss ja schließlich in der Magengrube knallen. Leider klingt dadurch auch alles irgendwie gleich. Viele Bands kann man gar nicht so einfach auseinander halten, wenn man sie nicht genauer kennt (das Phänomen ist aber nicht neu
). Ich finde, dass durch diese Produktionsweise oft auch etwas die "Aggressivität" verloren geht (Bissigkeit gegen Fett). Es wird dann versucht, durch tiefe Tunings und Growls/Shouting diese wieder herzustellen, aber das gelingt nicht immer. Gerade beim Thrash Metal kam viel vom wilden Sound, durch den rohen, ungehobelten Sound, der zwar nicht immer ultratight und definiert war, aber dafür einem ins Gesicht gesprungen ist.
Tightness und Definition hängen nicht vom Tuning ab, sondern in erster Linie von den Spielfähigkeiten und dem Rhythmusgefühl der Band. Wenn es aber zu genau klingt, wird es wieder langweilig und klingt "maschinell". Eine richtig gute Band schafft es zu grooven. Ich habe das Mal bei Audioslave erlebt. Vorher habe ich noch keine Band erlebt, die so gut aufeinander eingestellt war. Das klang dermaßen fett und tight, selbst ohne tiefes Tuning und übermäßig Verzerrung.
Das Tuning kann unterstützend wirken, tut es aber nicht per se. Es gibt genügend Songs in E-Standard, die meiner Meinung nach um einiges "brutaler" sind, als so manche Drop E-Furzarie.
Es gibt aber auch Gitarristen (z.B. Tosin Abasi), die mit >6-Saiten sehr kreativ umgehen können. Das klingt dann aber teilweise nicht mehr nach "klassischer" E-Gitarre, sondern nach einem anderen Instrument. Aber es ist auch gut, wenn die Musik bzw. ein Instrument sich weiterentwickelt. Wäre das bei der E-Gitarre nie geschehen, würde sie wohl schon längst als "Opa-Instrument" abgestempelt worden sein.
Standard E, Falsettgesang und nicht mehr zeitgemäße Produktion
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