Hmmm.
Ich hab schon teures Equipment. Ich kann damit adäquat umgehen, kann ganz passabel spielen und habe mir das Zeugs mühsam vom selber verdienten Geld zusammengespart.
Mein Gehalt ist jetzt nicht der Brüller, aber ich habe ein recht konservatives Ausgabeverhalten, was Konsumgüter angeht. Ich rauche nicht, ich trinke nicht, ich mache viele ausschweifenden Geldvernichtungsmethoden meiner Altersgenossen nicht mit.
Von diesem Geld wird mein Equipment finanziert. Ohne das andere Sachen zu kurz kommen müssten. Der Punkt ist eben: ich habe Zeit, auf etwas hinzusparen. Wenn sich etwas nicht bis zum Monat X realisieren lässt, dann eben erst ein, zwei Monate später.
Warum ich teures Equipment habe?
Das hat viele Gründe.
Ich bin niemand, der noch Auftritte macht und praktisch einen auf Rampensau macht. Die Zeiten sind vorbei und ich bin froh darüber. Das war nie mein Ding.
Ich kann für mich gut spielen, am Besten allerdings, wenn ich allein und ungestört bin, da ich mich schnell drausbringen lasse. Was das nun aussagt, möcht ich nicht beurteilen. Manche sagen wohl: ein guter Gitarrist spielt auch souverän, wenn Möglichkeiten zur Ablenkung geboten sind. Mir ist das egal. Ich muß mich niemandem beweisen.
Aufgrund dieses Hobbytums kann es mir also erlauben, auch Sachen zu kaufen, die vom Praxiswert nicht allroundtauglich sind und als Allzweckwaffe dienen.
Lieber ein paar One-Trick-Ponies haben, die eine Sache wirklich herausragend beherrschen, als einen Alleskönner, der alles beherrscht, aber nichts richtig gut. Zuhause macht es sich dann klanglich auch bemerkbar.
Ob ich spielerisch mein Equipment rechtfertige?
Was ist hierfür der Maßstab?
Was muß man können oder erreicht haben, um Gitarre X und Amp Y spielen zu dürfen?
Autofahren darf man ja auch mit'm gewöhnlichen Führerschein. Und da spielt es auch keine Rolle, ob man einen Lada oder einen Ferrari fährt. Das muß jeder mit sich selbst ausmachen.
Das hier ist ein Equipment-Forum, in dem es nur um die Sache geht und nicht um die Bewertung der favorisierten Musik des Users oder einen Equipmentpreis/spielerisches Können-Quotienten.
Ich persönlich sehe mich mittlerweile auch als Sound- und Technikliebhaber, der sich nebenher auch gerne mit Details/Geschichten und dem ganzen Drumherum beschäftigt.
Ich habe auch einen ausgeprägten Sammeltrieb und quatsche gerne über Equipment. Meine Intention hier im Board aktiv zu sein, geht darauf zurück, daß ich gerne über Gitarren und Amps quatsche und darüber gerne viel herausfinden will, und nicht, hier einen auf Poser zu machen und den Leuten vorzuknallen: "Schaut her, was ich toller Hecht wieder an Land gezogen habe."
Außerdem: so lange das Zeugs genutzt wird und man sich daran erfreut, hat es eine Daseinsberechtigung. Zu teuer wird Equipment erst, wenn es ungenutzt und unbeachtet rumsteht.
Ich habe früher schon mit meinen damaligen Bandmitglieder ständig über Equipment geredet und bin ihnen damit auf den Senkel gegangen, da gab es noch keine Foren. Jetzt hat man halt eine Möglichkeit, mit Gleichgesinnten zu quatschen. Und es macht Spaß und gehört mittlerweile genauso dazu, wie ins Gitarrenzimmer zu gehen, und eine Runde zu spielen. Oder einfach nur reinzugehen und sich an den Sachen zu erfreuen. Oder ein Buch oder eine Zeitung darüber zu lesen.
Darum geht es doch dabei, daß man für etwas eine Leidenschaft entwickelt. Und sei es an teurem oder viel Equipment. Das tut doch keinem weh.
Nennt es verschroben, nennt es verrückt, ist doch egal...
Es muß keiner den Mist lesen, den ich schreibe. Es wird keiner von meiner Musik belästigt, die ich spiele.
Die Eingangsfrage kann ich für mich nur so beantworten:
Ich fühle mich damit nicht angesprochen. Leute, die mich kennen, beziehen das sicher auch nicht auf mich. Ich kenne Leute, die aus qualitativ weniger guten Sachen mehr rausholen. Aber auch die Gegenseite.
Was ich aber in jedem Fall zugebe:
die Qualitäts-und Preiskurve meines Equipments ist in den letzten 12-14 Jahren definitiv schneller angestiegen, wie die eigene Leistungskurve.
Was ich schrecklich finde, ist Neid. Und der fängt schon da an, wenn jemand lamentiert:
"Boah, der spielt ja sowas von scheiße, hat aber eine PRS und einen Mesa Boogie."
Spätestens da hört der Kritiker schon auf, musikorientiert zu denken, da sich ja einigermaßen rumgesprochen haben sollte, daß niemand deswegen auf der Bühne angenommen wird, bloß weil er einen Mesa spielt.
Ich würde also raten: Bewertet draußen die Musiker danach, wie sie spielen, hier im Board danach, was sie inhaltlich über das Equipment schreiben. Das eine läßt nicht automatisch Rückschlüsse auf das andere zu.