bevor das jetzt nur mehr zum Tontechniker Bashing abtriftet, will ich da mal ein bisschen der Gegenpol sein. Denn für viele der hier gebrachten Beispiele, wie unmöglich Tontechniker agieren, aus welchen Gründen auch immer, gibt es mindestens ebenso viele Beispiele die belegen, dass das eigenartige Verhalten von Musikern Tontechniker erst dazu bringen, derlei Dinge als Strategien zur Schadensminimierung zu betreiben.
Da ist z.B das Argument, dass Musiker ohnehin schon den bestmöglichen Sound richtung Pult schicken mit bereits ideal abgestimmten Pegeln.
Meiner Erfahrung nach gibts das, aber nur bei ca 1% der Musiker. Da neigt man als Mensch am Pult dann, die Musiker a) zu bitten einem keine komplexen Summen zu senden und b) Effekte auch schon mal separat ans FOH Pult zu senden. Denn letztendlich ist ja nie der Musiker, sondern immer der FOH Mensch der, der den miesen Sound macht. Na dann lasst ihn doch seinen Job machen, den ihr auf der Bühne ohnehin nur sehr suboptimal bis sch...e erledigen könnt.
Versteht das bitte nicht falsch. ich bin der letzte, der an verschiedenen Signalen herumschraubt, nur des Schraubens willen. Meine Strategie ist immer „don‘t fix it, if it is not broken“. Aber die kann ich auch verfolgen wenn ich einzelne Signale aufliegen habe. Bei einer Summe kann ich nichts retten, wenn es denn dann nicht funktioniert, wie es sich der Tasten- oder Saitenakrobat sich so vorgestellt hat. Bei Einzelsignalen schon.
das gilt auch für Main- und Backingvocals. Wenn die Band das drauf hat, dann wird die Balance einmal eingestellt und fertig. da greif ich dann nie mehr hin. Warum auch? Passt ja eh. Nur wenn es dann doch wieder wer aus der 99% Fraktion ist, dann ist halt wieder Vorsicht geboten.
daß die Band ihren eigenen Toni angewiesen hat, alle anderen Bands absichtlich und gezielt scheiße zu mischen
Meiner Erfahrung nach hat sich diese Strategie in den frühen 80er Jahren als nicht zielführend erwiesen. Zumindestens in meinen Breiten.
Und zum anderen gibt's die, die alles besser wissen als die Band. Die haben noch nie Keyboards nach vorne gemischt, in deren Weltbild gehören Keyboards nicht nach vorne, also mischen sie auch weiterhin die Keyboards nicht nach vorne.
ich frage bei mir unbekannten Bands immer nach wie die interne Gewichtung der Instrumente ist. Und nein, es funktioniert praktisch nie wenn immer alle gleich laut und nach vorne gemixt sind.
Generell kann ich auch sagen, dass Bands, die sich wirklich mit dem eigenen Sound auseinander gesetzt haben, dem entsprechende Arrangements mit bringen, sich auch der Mechanismen von Physik und Akustik, und wie ihre Rolle darin ist, beschäftigt haben, schon einen derart guten Grundsound haben, dass man selbst als allergrößter Nurmi vor dem Herrn den nich schlecht machen kann. Allerdings ist bei besagten 99% der Musiker das nur in der Eigenwahrnehmung der Fall, für den Rest gehts mehr in Richtung Dilletantismus.
Wenn Tonis sowas unangekündigt und eigenmächtig machen, das geht sowieso gar nicht. Dagegen hab ich mich auch per Rider versucht abzusichern, falls da ein Toni sitzt, der das noch nicht kennt, daß Keyboards/Synthesizer eingebaute Effekte haben, und gern auf Keys irgendwelche "geilen" Chorus- oder Reverb-Sachen packt.
Ich habe mit genug Bands zu tun, die es wertschätzen dass ich „eigenmächtig“ ihre musikalischen Gerichte mit einigen Effekten würze. und jetzt will ich noch nicht mal das Fass mit der Qualität der von der Band mitgebrachten Effekte aufmachen. Da könnte ich Gruselgeschichten erzählen brrrrrrr.
es geht oft eben auch darum das, was da auf der Bühne an Kreativität, die oft in meinem Tätigkeitsfeld auch spontane Improvisationen bewirken, zu verstärken. Das kann dann oft gar nicht vorher genau abgesprochen werden.
Top 40, Pop, Rock, Metal usw ist dagegen ja recht einfach, da meist extrem klar strukturiert.