Wisst Ihr, einerseits kann ich jene verstehen, die alles Erdenkliche versuchen, um die Originalität des Metaldaseins zu wahren, wenn sich Kinder, die zu Limp Bizkit herumhüpfen, als Metalheads schimpfen (obwohl ich auch zu denjenigen gehöre, die in sehr jungen Jahren mit Metallica&Co. angefangen haben, insofern bin ich schon vorsichtig, wenn es um die Verallgemeinerung der sogenannten "Kiddies" geht). Doch andererseits frage ich mich in letzter Zeit auch immer häufiger, was aus dem Metal geworden ist (folgende Kommentare spiegeln nur meinen Geschmack und meine Meinung wieder
). Ich war vorgestern in einem kleinen Club im nahegelegenen Nachbarort, in dem abends 3 Metalbands spielen sollten, die von all meinen Metalkumpels als absolute Killergruppen bezeichnet wurden. Da ich allerdings schon in der Vergangenheit mit solchen Statements meiner langhaarigen Freunde schon miese Erfahrungen gemacht hatte, war ich dieses Mal etwas skeptischer. Nun, wie auch immer...die erste Band legte mit einem Gitarristen/Sänger, einem weiteren Sänger, einem Bongoschlagzeuger (kein Witz), einem normalen Schlagzeuger und einem Bassisten los. Was sich beim Soundcheck schon total kacke angehört hatte, gab's hier 40 Minuten lang auf die Ohren. Die Band war rotzeschlecht, der "Gesang" war möchtegernböses Gegrunze und der Sound war so dermaßen unerträglich laut, dass man selbst in der durch eine Trennwand abgegrenzten Bar am Eingang die Lautstärke kaum aushielt, wenn kurz die Tür zum Bandsaal geöffnet wurde. Letztlich gab's dort selbst mit Gehörschutz nicht mehr als das Schlagzeug und den Bass zu hören. Vom Gesang her konnten nur wenige Passagen den Soundmüll durchbrechen, während man von der Gitarre rein gar nichts höre. Der Gitarrist hätte ebenso gut totalen Scheißdreck spielen können (was er eigentlich auch getan hat); das wäre keinem dort aufgefallen. Nun, die nächste Band war technisch gesehen eigentlich das Highlight des Abends. Zwar gab es hier einen melodischen Kontext in den Soli (die allerdings derbst unsauber gespielt wurden...ich war natürlich wieder der einzige, dem das aufgefallen ist), komplexe Riffstrukturen, und der Sound war auch etwas besser, aber auch hier gab es wieder nichts anderes als übelstes Geknüppel am Schlagzeug (war zwar verdammt schwer zu spielen, aber dadurch hörte sich jeder Song gleich an) und Rumgekreische/Gegrunze. Die letzte Band bestand eigentlich nur aus Freunden von mir, wodurch sie natürlich einen gewissen Sympathie-Bonus erhielten, aber auch hier gab es nichts anderes als Gitarren auf C-Tuning, 3 Powerchords pro Lied und Gegrunze, das mehr an eine Schweineschlachtung erinnerte. Diese Bands sind aber kein Einzelfall...egal, auf welchem Metalkonzert ich bis jetzt war, überall gab's nur diesen Kram zu hören, der in meinen Augen rein gar nichts mehr mit dem "true" Metal gemeinsam hat. Es ist ja kein Problem, wenn man sich musikalisch weiterentwickelt, aber dann sollte man sich nicht als "true" bezeichnen, wenn man solche Musik macht (Meine Einstellung dazu....andere sehen das wahrscheinlich anders). Auch finde ich, dass sich der Metal in eine absolut miese Richtung entwickelt hat, die es mir umso verständlicher macht, wenn Durchschnittstypen oder Hip Hopper die Begriffe "schlechte Musik" und "Metal" im einen Satz erwähnen.
Metal - das war mal was! Metal konnte man damals in manchen Fällen mit dem Niveau von klassischer Musik gleichsetzen (manchmal war es das auch sogar). Metal war damals ein Sinnbild von absolut tightem Rhythmusspiel, raffinierten Passagen, geilen Soli mit Technik und Melodie UND gutem Gesang. Wenn ich mir die alten Scheiben von Megadeth, Metallica und Testament anhöre, gehe ich dabei nicht ab....nein, ich sitze da, verschrenke die Arme, schließe die Augen und höre der Musik zu. Heutzutage hat Metal meines Erachtens nur noch etwas mit Moshpit-Ich-Hau-Dir-Aufs-Maul-Superprimitiv-Riffing und schlechten Sängern zu tun, die eigentlich nur aus dem simplen Grund ins Mikro kotzen, weil sie es nicht besser können (in 99% aller Fälle hat das bestimmt nichts damit zu tun, dass diese Sänger damit wirklich ihre Gefühle ausdrücken).
Es gibt etliche Menschen, die das anders sehen, und ich weiß, dass es sinnlos ist, über die Qualität dieses Metals zu streiten, da Musik im Grunde eine höchst individuelle Sache ist und es so etwas wie allgemein schlechte und gute Musik gar nicht gibt. Nur für den individuellen Geschmack gibt es eine solche Differenzierung, und daher respektiere ich ebenso jeden, der diese Musik gerne hört. Aber wenn dann einer von denen behauptet, dass der Metal heutzutage komplexer und more true als der Punk-Rock ist, den all die Kiddies hören, klingt das für mich eher wie ein Witz. Songs von Blink 182 sind 10 mal schwerer zu spielen und musikalisch reifer, als das, was ich in den letzten 2 Jahren auf diversen Festivals gesehen habe.
Naja, soviel zu meinen Vorstellungen zu guter Musik und der in meinen Augen traurigen Entwicklung des Metals.