Hat eigentlich jemand von euch mal zwei Modelle aus der selben Serie, die es in beiderlei Griffweise gibt (z.B. Rondo von Moeck) mit einem guten Stimmgerät miteinander verglichen, insbesondere die höheren Töne? Ich habe lange gedacht, dass die deutsche Griffweise schlecht sein muss, weil die Blockflöten in meiner Kindheit alle nicht besonders klangen, von meiner mit Hühnerfrikassee imprägnierten (Danke, kleiner Bruder!) Moeck Sopran bis zu den Alt-Tujus der älteren Mädchen oder die große braune Bärenreiter-Tenor, die eine aus der 10. Klasse spielte: Ich habe keine positiven Erinnerungen an sie. Dabei hängt es ja auch vom Spieler ab, und von der Erwartung, die man hat. Auf amazon frequentiert eine Frau, die förmlich über Blockflöten in deutscher Griffweise giftet, sie spricht von "unbrauchbar" und "verdirbt das Gehör" — das hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich besitze mehrere Tin Whistles, die allesamt wie eine Blockflöte in deutscher Griffweise funktionieren, mit der Ausnahme, dass es nur sechs Löcher für die Finger und kein Daumenloch gibt. Aber die Grundtonleiter wird nach dem selben Prinzip gespielt: Ein Finger weiter hoch und es erklingt der nächsthöhere Ton, bis dann für den letzten Ton der Oktave umgegriffen werden muss. Die zweite Oktave wird exakt genauso gegriffen wie die erste, allerdings muss man in Ermangelung eines Daumenlochs schärfer blasen. Auf der "deutschen Blockflöte" verwendet man unten das Daumenloch, oben bleibt es gleich. Und nun das, worauf ich hinaus will: Ich besitze kein Stimmgerät, aber ich bin mir sicher, dass mindestens zwei meiner Whistles so tonrein sind, wie man es mit bloßem Gehör überprüfen kann. Beide Whistles sind handgearbeitet und wurden an den Löchern und am Labium nachbearbeitet. Ich spiele sie aber nur in D, G, und ab und zu mal in A — ein halb zugedecktes kleines Loch kann dieses Instrument verkraften. Das C für G-Dur mache ich mit einem Gabelgriff. Eine Whistle ist kein wirklich chromatisches Instrument, und die wenigsten Whistle-Spieler streben dies überhaupt an. Ich könnte mir vorstellen, dass die Blockflöte in deutscher Griffweise nach dem Vorbild der Whistle konzipiert wurde. Peter Harlan hielt sich zeitweise in England auf, und seine Blockflöten wurden nicht nur in C oder F gebaut: Paul Hindemith verlangt in seinem Werk für den Plöner Musiktag nach Harlan-Blockflöten in C, D und A. — Das, was Peter Harlan selbst gesagt hat, oder gesagt haben soll, widerspricht sich immer wieder. Und obwohl Peter Harlan natürlich nichts für seinen Bruder konnte, musste ich doch gerade sehr an Veit denken. Der verstand es definitiv, die Verantwortung auf andere abzuschieben. Wobei Filme für die Nazis zu machen ein Verbrechen ist, fragwürdige Blockflöten zu entwerfen eher nicht.