jo, hier muss ich auch mal meinen Senf dazugeben:
ich bin beispielsweise von Geburt an hörgeschädigt (vor allem die Höhen), leide auch ein wenig unter Tinitus. Bin daher regelmäßig beim HNO-Arzt, etc. (habe auch einseitig ein Hörgerät.). Und es ist nicht schön, wenn man z.B. das Piepen des Fieberthermometers kaum hört.
Was mir auffällt:
-viele scheinen Tinitus auf die leichte Schulter zu nehmen. ABER: ich kann aus eigener Erfahrung sagen: das ist nicht lustig! Ich hatte so richtig schlimmen immer nur zeitweise (meiner kommt und geht spontant, ist aber warsch. auch angeboren). Wenn ich da gerade eine lautere Phase erwischt habe: man kommt kaum zur Ruhe! Auch ich kenne lärmbedingtes Pfiepen, was noch schlimmer ist: ihr kommt GAR nicht mehr zur Ruhe. Und dann gibts Dauerstress. Und das kann den Tinitus noch verstärken...
-Lauter Sound aus guten PAs mit guter Musik ist schon verdammt geil. Aber das mit einem anständigem Gehörschutz klingt mindestens noch gut und ich finde es besser, oft was gutes zu hören als selten was extrem gutes. Das kurzsichtige denken ist menschlich, was aber keine Entschuldigung ist. Ihr wollt doch in 30 Jahren auch noch schöne Musik hören können.
-Auf der Bühne muss es doch nicht extrem laut sein. Dass ein Schlagzeug keine Zimmerlautstärke kann ist mir klar, und dass auch Amps eine Mindestlautstärke brauchen (er sollte zum abmikrofonieren schon lauter als der Umgebungsschall sein
), ist auch klar, aber warum meinen hier manche, dass es extrem laut sein muss, damit sie gut spielen können? Den Sound mischt doch eh nicht ihr, sondern der Tonmensch, da könnt ihr ihn auch ruhig durch Gehörschutz verfälscht hören. Ihr müsst "nur" sauber spielen und im Idealfall kann man das auch mit einer "unplugged" E-Gitarre.
-Manche Tontechniker sind grob fahrlässig. Ich hab es vor kurzem erlebt, dass bei einem Musical die Band hinter durchsichtigen Stoff spielte, alle mit Kopfhörern. Jetzt mussten die eingestellt werden: alle setzen sich die Dinger auf, Tonmensch sagt dem einen: "Spiel mal was". Bääm! Alle reißen sich schlagartig die Kopfhörer von den Ohren, weils viieelll zu laut war. Der Tonmensch hätte vlt. zu Beginn mal alle Volume-Potis der Kopfhöreramps auf 0 stellen sollen. Und das schlimmste: anstatt daraus zu lernen, ist dem Tonmensch zur nächsten Vorstellung exakt das selbe nochmal passiert. Also aufgepasst: ihr könnt auch die Ohren anderer zerstören (nicht nur so).
-Hinterm Mischpult wird es erst kompliziert: der Tontechniker will unverfälscht hören. Und was ich gelernt hab: auch der Lichttechniker hat es nicht leicht. Als ich vor einiger Zeit mein erstes (und wohl letztes
) Showprogramm am Pult beleuchtete, saß nebenan die Inspizientin. Ich hätte ja Gehörschutz reingemacht, aber dann hätte ich sie nicht verstanden. Dumm gelaufen, einer der Geründe warum es mein letztes bleiben wird. Auf der Bühne ist das ja alles nonverbaler.
-Bei Gehörschutz KANN Geld gar keine Rolle spielen. Vor mir kamen ja schon schöne Rechnungen, dass selbst angepasster Gehörschutz pro Benutzung recht günstig ist. Eine weiter Rechnung: Angenommen ihr macht die ganze Zeit bei voller Laustärke Musik, braucht mit 60 ein Hörgerät, werdet 80 Jahre alt. Also 20 Jahre Hörgerät. Selbst wenn das Hörgerät an sich die Kasse zahlt (ob es so ist kann ich nicht sagen, bin unter 18 und bekomme meins daher kostenlos), für die Batterien blecht ihr. Und gehen wir mal von 2,5 pro Packung aus (günstig). So eine Batterie hält bei mir ca. 2 Wochen, ich hab nur ein Hörgerät (und die Batterien bezahlt bei unter 18 die Kasse), in dem Modellbeispiel brauchen aber beide Ohren eins. Alle 2 Wochen 2 Batterien, also pro Woche im Durchschnitt 1 Batterie. In so einer Packung sind in der Regel 6 Stück, reichen also 6 Wochen.
20 Jahre mit 51 Wochen -> 1020 Wochen. Das durch 6, da eine Packung 6 Wochen reicht: 170 Packungen. Also 170 *2,5 = 425, da sind 2 angepasste Gehörschu/ütze (was bitte is die Mehrzahl von Gehörschutz?) drin. Und mit einem Hörgerät kann man nicht alles ausgleichen, es geht definitiv Lebensqualität verloren.
Und selbst wenn man wie ich als Schüler keine 200 mal so "übrig" hat, die normalen Stöpsel mit musikfähigem Filter (das Oropax verfälscht ist klar, war ja auch eher zum Rasen mähen erfunden worden) helfen auch, und wenn man keine 25 hat, ich hab einfach meine Eltern überzeugt, dass das für mich sinnvoll ist und hab sie bezahlt bekommen
Also: Stöpsel rein und los gehts
Viele Grüße,
kaf