Mein Ebay Kauf von Samstag ist gerade gekommen. Was soll man sagen, ich bin nicht enttäuscht, obwohl es eine eher "merkwürdige" Strat ist. Zunächst einmal sind der Hals, die Lackierung und die Verarbeitung absolut top.
Vor allem das Griffbrett ist der wahre Traum. Hier kann man wirklich glauben, dass die Koreaner Ende der 80er die Reste aus der Fender Japan Produktion aufgebraucht haben. Nachdem ich es sofort frisch mit Lemonöl behandelt und neue 10er Saiten aufgezogen habe, flitzen meine Finger nur so darüber, dass es eine Freude ist. Das Profil es eher oldschool, ein flaches, schmales D. Man kann schön Hendrix-mässig den Daumen obendrauf legen.
Das Finish des Halses ist dick und glänzend. Anders als bei den heutigen Squiers erinnert es doch eher an das große F.
Die Tuner haben eine Trapezform, sind recht schwergängig aber halten die Stimmung bis jetzt gut.
Bei Öffnen des Schlagbrettes traten erste kleine Ernüchterungen ein: Der Korpus ist aus einer Art Schichtholz, das nannte man damals laut Fender "laminated" nannte, heute würde man dazu auch "Sperrholz" sagen, obwohl man jetzt nicht an Spanplatten aus dem Baumarkt denken sollte, aus solchem Material ist der Korpus sicherlich nicht.
Ungewöhnlich leicht ist es noch dazu. Ich hatte bei dieser Art von Holz eher an einen schweren Prügel von Korpus gedacht.
Würde sagen, die Strat ist leichter als meine Agathis Squier und meine Erle Mexico Fender.
Die Elektrik besteht aus Stoff ummantelten Kabeln, kleinen 500k Potis und einem doch recht stabilen Schalter, den ich in dieser Form noch nie gesehen habe. Er ist nicht eckig, wie die modernen Billigschalter, sondern rund, wie die teurerem Modelle, wenn auch aus milchigem Plastik - kannte ich, wie gesagt bisher noch nicht.
Der Switch ist recht stabil, nicht leicht aus der Form biegbar und rastet schön in jeder Stellung ein. Also absolut okay.
Jetzt kommen wir zu den PUs. Es handelt sich scheinbar um die damals benutzten Standard Keramik/Balkenmagnet-Tonabnehmer. Sie sind erstaunlicherweise leicht gestaggert, was man von günstigeren PUs ja sonst auch eher nicht kennt und haben einen warmen, mittenreichen Klang, mit relativ viel Output. Beim ersten Anspielen klingt die
die Gitarre schon extrem strattig. Der glockige, drahtige Twang ist ganz klar vorhanden, wenn es auch aufgrund der der Keramik PUs ein bisschen samtig/belegt klingt, was mir persönlich jedoch gefällt.
Ich werde heute Abend ein paar Soundbeispiele aufnehmen und sie hier einfügen.
Trotz der Schwächen würde ich sagen, dass es sich um eine gute Gitarre handelt, auf der es Spaß macht zu spielen. Ganz klarer Pluspunkt ist der wirklich richtig gute Hals und das hochwertige, haptisch einfach traumhafte Griffbrett.
Ich habe ja zunächst überlegt die Gitarre zu verbasteln, werde es aber aufgrund des Alters und der guten Bespielbarkeit wohl doch lassen.
Man merkt schon, dass diese Stratocaster während einer Umbruchzeit bei Fender/Squier entstanden ist, als die Mexikoproduktion 1989 anlief und Squier von der Qualität her runtergestuft wurde.
Die Koreaner verbauten hier wohl wirklich die letzten guten Komponenten, während mit der Squier II ja kurze Zeit später der Schritt zur Billigstrat vollendet wurde.
EDIT: Mittlerweile bin ich nicht mehr so sicher, ob es wirklich Sperrholz ist oder ob das nur Fräßpuren sind, die ich für die verschiedenen Schichten halte. Zudem innendrin keine Swimmingpool Fräsung vorhanden ist sondern einzelne Kammern und der Korpus, wie gesagt, ziemlich leicht ist.