Ich bin eigentlich Tastenspieler. Ich hatte aber den Wunsch, mein musikalisches "Portfolio" um ein paar Kenntnisse und Erfahrungen zu erweitern. Zudem ist eine echte Gitarre selbst für eine "Tasten-Band" eine gute Ergänzung, siehe DM.
Nachdem ich hier nun diverse Testberichte gelesen hatte fiel mir die Entscheidung leicht, als absolut blutiger Anfänger ohne jegliche Gitarren-Erfahrung eine HSS Bullet zu kaufen. Als Fahranfänger kaufe ich mir in der Regel ja auch keinen neuen GTI, sondern fange erst mal mit einem "preiswerteren" Modell an
Diverses Probehören auf YouTube überzeugte mich dann endgültig.
Das Objekt der Begierde war nach wenigen Tagen da und obwohl ich bei der Wahl zwischen Sunburst, Weiß und Schwarz einen echten Kampf mit mir selbst geführt habe, war ich nach dem Auspacken begeistert. Die Optik und Verarbeitung meiner Sunburst ist für mein Empfinden und meine Bedürfnisse ein echter Traum. Einfach nur Schön!
Nach dem Stimmen und Testspielen erster Töne und Chords auf einer "M-Audio Black Box" stieg die Begeisterung ins Unermessliche. Potis, 5-Wege-Schalter etc scheint alles in Ordnung. Sogar die Oktavreinheit ist nach Stimmgerät von Haus aus nahezu perfekt, sodass ich von "Bastelarbeiten" erst mal absehen kann. Da ich wissen wollte, wie das Ding klingen kann, wenn jemand damit spielt der weiß wie es geht, besuchte ich mit einem Band-Kumpel einen Gitarristen in der Nähe, welcher laut Erzählung auf viele Jahre Studio- und Live-Erfahrungen zurückblicken kann.
Ich weiß, dass es im Bereich der Gitarren-Profis die echten Puristen gibt, die eine Gitarre mit einem Wert unter 2000 Euro für Brennholz halten und Qualität gerne über den Preis definieren. Was ich dann aber erleben musste, hat mir quasi die Axt ins Hirn geschlagen.
Die Saiten wurden erst mal bis kurz vorm strukturellen Versagen in die Länge gerissen, dass ich Angst hatte es zerfetzt mir den Steg/Saitenhalter. Das Metall dehnbar ist und sich dadurch über die Zeit immer wieder die Stimmung ändert war mir bewusst. Das ich da aber so ruppig vorgehen muss, muss ich bisher hier im Forum wohl überlesen haben. Nachdem er das Teil dann an einen seiner uralten Amps an geklemmt, die Lautstärke aufgerissen und dann die Saiten verprügelt hatte und dann auch noch im Wechsel zum Vergleich mit einer 70er Jahre SSS-Strato quer spielte war sein Fazit: Scheisse! Dreck! Mist! Die Potis funktionieren angeblich nicht, 5-Wege-Schalter bringt nix, das Teil produziert nur Obertöne, Unsauber, für den Preis taugt das nix und wie kann man nur eine Gitarre kaufen ohne sie vorher im Laden Probegespielt zu haben und es gibt gute Stratos gebraucht schon für knapp 1000 - 1500 Euro …
Ja Ne, ist klar. Als Anfänger ohne Spielpraxis, mit begründetem Interesse aber ohne gesicherte Erkenntnis dass es auch klappt gibt man gerne mal einen 4stelligen Betrag aus. Ich war echt satt! Die Erkenntnis dieses Tages war für mich: Wenn Du Anfänger bist und Du etwas Neues probierst … dann lass Dich nicht von anderen runterziehen. Wenn es für Dich gut klingt und Du damit glücklich bist ist es erst mal gut so. Über Geschmack kann man streiten ... muss man aber nicht.
Soweit ich es beurteilen kann, erhält man für extrem schmales Geld ein wirklich schönes und sauber gearbeitetes Instrument mit dem der geneigte Anfänger gut durch die ersten Monate kommt und sich dann immer noch überlegen kann, ob er mehr investiert oder seinen Fingern eine angenehmere Tätigkeit angedeihen lässt. Weitere "Testerfahrungen" schenke ich mir hier, da wurde aus berufenerem Munde schon alles gesagt und geschrieben.
Gruss Sascha