Mein erfreulichstes Schnäppchen war eine billig-Les Paul.
Ich wollte als Anfänger unbedingt mal ausprobieren, ob mir eine Les Paul liegt, wollte aber zunächst nicht viel Geld dafür ausgeben.
Ich habe mich also in der Bucht ein wenig umgesehen und bin über ein recht hübsch aussehendes Instrument von einem gewerblichen Anbieter gestolpert, welches nagelneu ab 1 Euro eingestellt war. Einen Markennamen besaß diese Gitarre gar nicht, was eine Einschätzung umso schwerer machte. Jetzt sehen die auf den Bildern ja immer gut aus und trotz fehlender Erfahrung war mir klar, dass es sich höchstwahrscheinlich um übles Sperrholz handelte.
Dennoch waren Versuchung und Hoffnung zu stark und tatsächlich konnte ich sie für etwa 90 Euro ergattern, wobei ich Selbstabholung vereinbarte, weil es nicht weit von meinem Arbeitsweg entfernt lag.
Also bin ich dort frohen Mutes aufgekreuzt und fand eine alte Lagerhalle vor, die vollgestopft war mit Kartons aller Formen und Größen und mit den unterschiedlichsten Inhalten, also offenbar ein Händler, der massenweise Restposten aller Art auf- und wieder verkauft. Das verstärkte meine Befürchtungen umso mehr. Dann traf ich jedoch in den Weiten der Halle auf einen ältlichen Mitarbeiter, der sich gleich meiner Annahm und mich in eine kleine Gitarren-Fachsimpelei verstrickte. Er erzählte mir, dass sie die Gitarren aus Restbeständen beziehen würden, wobei er mir jedoch die Quelle nicht nennen wollte. Auf jeden Fall seien sie auch bei ein paar Insidern sehr beliebt, da die Qualität nicht schlecht sei. Diese würden sie öfter günstig kaufen, die Hardware noch ein bisschen aufrüsten und sie dann erfolgreich zu weit höheren Preisen weiterverkaufen. Naja gut, wenn der Verkäufer so etwas behauptet, ist das ja mit Vorsicht zu genießen.
Jedenfalls durfte ich mir dann von zwei Farbgestaltungen noch eine aussuchen und entschied mich für eine weiße, namenlose Hübsche.
Eine nähere Begutachtung ergab dann, dass der Lack ein paar kleinere Fehler aufweist, jedoch an Stellen, die man kaum sieht. Das war aber auch schon alles, was ich an Kritik üben konnte. Ansonsten ist sie gut verarbeitet, Hals, Bünde, mechanische Teile, alles Tip Top und nach etwas Einstellarbeit zwar nicht perfekt, aber angenehm zu spielen. Die Stimmung hält auch noch nach längerem Spielen gut. Ein Test am Verstärker brachte dann die nächste Überraschung. Sie klingt wirklich gut, ob clean oder verzerrt und hat ein anständiges Sustain.
Mein Erstaunen war also entsprechend groß, dass ich für so wenig Geld eine doch sehr anständige Paula erhalten hatte.
Später habe ich in einem Musikladen eine gleichfarbige Epiphone für deutlich über 200 Euro begutachtet und eine große Ähnlichkeit zu meiner Paula bemerkt. Ich habe daher die Vermutung, dass es sich bei meiner um eine Art Mängelexemplar aus der Fernost-Herstellung einer renommierten Marke handelt, beispielsweise wegen der Lackierfehler, die aussortiert und dann noch ungebranded verkauft wurde, um sie nicht wegwerfen zu müssen.
Der größte Unterschied war, dass sich meine für knapp ein Drittel des Preises zumindest unverstärkt gespielt noch besser anhörte, als die Epi.
Es hätte genauso gut sein können, dass ich mein Geld für eine teure Deko zum Fenster rausgeworfen hätte, aber ich hatte da wohl gehörig Glück, dass ich eine solide Paula ersteigert habe, auf der ich immer noch gerne spiele.