Hallo,
ich habe mir gedacht, ich schreibe mal etwas über den TT und wie man aus dem gute Sounds locken kann.
Also, er hat ja nur eine einfache Klangregelung. Im Prinzip werden die Höhen bei 0 vor der Endstufe signaltechnisch kurzgeschlossen. Wird der Tone-Regler auf 10 aufgedreht, liegt ein 500 KOhm Widerstand dazwischen, die Höhen werden voll durchgelassen. Der Schaltungstechnische Aufbau davor definiert, wie groß der Höhenanteil an sich ist. Meines Erachtens hat Orange da einen guten Kompromiss gefunden.
Die Volumen- und Gain-Regler sind Doppelpotis, d.h. Vorstufe und Phasenumkehrstufe werden getrennt ausgesteuert. Das hat den Vorteil, dass man die Volumenstufe, also die Phasenumkehrstufe, voll ausfahren kann, ohne dass das Brummen und Rauschen lauter wird. Erst die Vorstufe, die durch den Gain-Regler gesteuert wird, bringt die Power rein. Sie verstärkt das Eingangssignal und liefert die Power, die zur Übersteuerung der Vorstufe selbst und der nachfolgenden Verstärkerstufen führen - ab einer gewissen Aussteuerung versteht sich. Bei mir verzerrt Gain so ab ca. 3-4, je nach Klampfe. Nun, genau der Sachverhalt bildet die Grundlage für die Soundvariationen.
1. Clean
Hier heißt es, den Volumen-Regler voll aufzudrehen. Die Phasenumkehrstufe und die Endstufe ist damit offen, hat mehr Headroom. Jegliche Spieldynamik kann sich so entfalten. So gespielt, kommen auch die meisten Höhen rüber. Das ist Schaltungstechnisch bedingt, da die Höhen am Gain-Regler vorbei geleitet werden. Der Gain-Regler definiert bis zu einem gewissen Grad die Lautstärke ... bis die Zerre anfängt und verliert dann, je weiter man ihn aufdreht, die Höhenanteile. Für Clean ist jetzt die maximale Lautstärke erreicht - mehr geht nicht.... und der Nachbar klopft schon an die Tür
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2. Crunch
Jetzt haben wir den Gain-Regler soweit aufgedreht (ca. 10 - 13 Uhr), das erste Verzerrungen sich klar und deutlich durchsetzen. Der Höhenanteil ist immer noch recht hoch, kann aber mit dem Tone-Regler abgeschwächt werden. Noch atmet die Endstufe, hat Raum für Dynamik. Das ist der klassische Bereich alter Amps, wenn sie ca. halb aufgedreht wurden.
Aus meiner Sicht ist das der optimale Bereich für Clean und Crunsh, nur gesteuert über die Regler an der Gitarre. Jetzt kann sich die Spielkunst voll entfalten. Allerdings ist die Lautstärke gewaltig und nur auf Bühne oder im Übungsraum erträglich.
3. Gain/Zerre
Ich brauche dazu nichts sagen, einfach Gain-Regler nach Wunsch aufdrehen und mit dem Tone-Regler die Höhen regeln. Spätestens jetzt kommt die Mietkündigung
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4. Ok, wie spielt man denn jetzt leiser?
Ganz einfach, der Volumen-Regler regelt die Lautstärke, Gain die Verzerrung. Und Tone nach Wahl einstellen - fertig.
- Clean: es gilt den Volumen-Regler soweit wie gewünscht aufzudrehen und den "Biss" mit dem Gain-Regler einzustellen. Tone: keine Änderung
- Crunch: echte Künstler können hier einen tollen Sound rüberbringen, Stümper gehen hier baden ... und drehen gleich den Gain-Regler auf. Also Volumen-Regler zurücknehmen, Gain mehr rein. Tone: keine Änderung
- Gain/Zerre: Gain rein, der Volumen-Regler regelt jetzt die Lautstärke und Tone nach Wahl. Der TT klingt wie er klingen soll, frech, rotzig und temperamentvoll. Tolle Sounds sind möglich.
5. Tone
Nun, die einfache Tone-Regelung vereinfacht den Umgang mit dem Amp. Kein nerviges Einstellen. Einfach anstöpseln, loslegen und die Höhen mehr rein oder raus - das war es. Habe ich Single Coil Pickups, die Höhen etwas raus. Mit Humbucker Pickups, den Tone-Regler mehr aufdrehen. Spiele ich ganz leise, Tone-Regler voll aufdrehen ... Keep it simple.
Fazit
Das Prinzip ist genial. Die Doppelpotis in der Lautstärkeregelung bieten eine Variationsmöglichkeit für leises und lautes Spielen, das man zuerst so nicht erwartet. Der Höhenanteil wird einfach festgelegt, kein unnötiges Einstellen ist erforderlich. Dabei ist die Endstufe hinten immer offen, bietet also genug Headroom. Kein Wunder, das ich immer nur mit der 7 Watt Einstellung spiele, das reicht.