Servus in die Runde,
ich habe eben einen alten Thread in einem anderen Forum gesehen, wo es um die Beratung für einen Metal-Amp ging. Der User hatte einen JVM und wollte eher ein 6505 Voicing haben, woraufhin 10 Leute sofort meinten: JVM verkaufen, 6505 kaufen. Der JVM könnte kein Metal wie der 6505.
Das hat mich eben zu einem Test inspiriert:
Ich habe leider keinen 6505 mehr, sondern einen Bugera 6262 mit anderen Röhren. Wir hatten den Bugera mit den geänderten Röhren vor 10 Jahren mal mit einem 6505 Plus ausführlich verglichen und darauf hin den 6505 wieder zurückgeschickt, da die Amps zu 90% identisch klangen. Zumindest im Lead-Kanal. Gibt ja auch mehr als genug YT-Videos, bei denen die Amps verglichen werden und sie sind bis auf ein paar kleine Details vom Voicing her unfassbar ähnlich.
Also habe ich eben ein kleines Experiment gewagt. Ich habe erst den Bugera 6262 per Reaktiver Loadbox und DI ans Interface angeschlossen und dann ein Impulse Response von Ownhammer draufgeladen (SM57 und Royer 121 gemischt). Ein wenig am EQ des Amps herumgespielt, bis der Sound gut war und dann ein kleines Riff aufgenommen. Dasselbe habe ich mit dem JVM mit meinen Rock/Metal-Settings wiederholt. Übrigens habe ich eine EC-1000 mit Seymour Duncans benutzt. Das Maxon OD 808 habe ich
nicht verwendet, auch wenn das bei diesem Genre fast schon Standard ist...
Verglichen habe ich das Frequenzspektrum nach der Impulse Response mit dem Match-EQ von Ozone. Diesen habe ich erst mal angewendet, um zu sehen, ob der JVM von der Zerre her überhaupt an das Bild des Bugera ran kommt. Das tat er dann auch, der JVM klang mit Match EQ fast identisch wie der Bugera. Die Zerre war recht roh und rotzig. Also waren die wesentlichen Unterschiede eher im Voicing vom Equalizer.
Selbstverständlich will ich ja nicht einfach einen Match-EQ auf die Aufnahme hauen und sagen: "Jawoll, JVM klingt wie ein Bugera". Also habe ich den EQ deaktiviert und nur verglichen, welche EQ-Settings ich am Marshall ändern muss, um das Voicing richtung Bugera zu bewegen. Anschließend habe ich immer wieder neue Aufnahmen gemacht, wieder per Match-EQ das Frequenzspektrum verglichen, wieder am EQ nachgeregelt. Das ganze wurde so lange wiederholt, bis der Match-EQ von Ozone fast nichts mehr anpassen musste. Hier die recht extremen Settings vom JVM:
Resonance: 0
Presence: MAX
Bass: MAX
Mitten: 12 Uhr
Treble: 9:30 Uhr
Kanal: OD1, Orange Mode
Gain: 9:30 bis 10 Uhr
Zwei Unterschiede, die im Frequenzbild jetzt noch bestehen:
1. Der Marshall hat unter 60 Herz noch Dampf, den nich nicht rausgeregelt bekomme, selbst mit Resonance auf 0 Uhr. Der Bass-Regler greift etwas häher ein als Resonance, darum bringt der mir da nicht viel. Der Marshall hat untenrum einfach Druck, auch wenn man das oft dem 6505 zuschreibt.
2. Der Bugera hat bei 7000-10000 Herz noch mehr Topend, den ich mit dem EQ am JVM nicht reingeregelt bekomme. Allerdings ist dieser "Hizz" vom Amp gerade etwas, was mich beim Bugera und damals auch beim 6505 ziemlich gestört hat. Es klang immer harsch und "Fizzelig" in den Höhen. Der JVM ist da etwas "smoother".
Mit den Settings oben klingt der JVM jetzt ziemlich wie der Bugera. Klar, es ist immernoch ein Bugera, kein 6505. Aber das Voicing ist fast identisch.
Anbei zwei Aufnahmen. Ist schlampig gespielt, da es eigentlich nur für mich ein schneller Test sein sollte. Bin aber Baff, wie nah der JVM an ein 6505-Voicing ran kommt, ohne die Aufnahme zu Manipulieren. Wie gesagt, ich habe ausschließlich den Amp eingestellt. Der Match-EQ wurde NUR verwendet um herauszufinden, wo genau die Unterschiede im Frequenzbild liegen. Dieser ist bei den Aufnahmen wieder deaktiviert.
Zu den Dateien:
Bugera RAW ist natürlich der Bugera, komplett ohne Nachbearbeitung.
Marshall JVM RAW ist der JVM, wobei ich den Amp nur eingestellt habe, dass er wie der Bugera oben klingt. Ebenfalls komplett ohne Nachbearbeitung.
Bei JVM High-Shelf habe ich die Höhen ab 6kHz geboostet, weil ich das nicht mit dem JVM EQ einregeln konnte.
Ich finde, die beiden klingen verdammt ähnlich.
(Ja, ich weiß... die Regler vom Bugera haben noch Luft. Bass, Resonance und Presence am JVM sind hingegen am absoluten Limit...)
Was meint ihr? Kann der Brite Amerikanisch, oder nicht?
Edit: Was mich stark gewundert hat: Landen alle Regler auf 12 Uhr, ist der JVM vom Grundsound her deutlich gescoopter, hat bei 500 Herz bestimmt an die 6 db weniger Mitten als der Bugera im Grundsound. Den Vergleich habe ich am JVM im OD1 Kanal gemacht, nicht im OD2-Kanal mit modernerem Voicing.