Der heutige Musikgeschmack ...

Ich bin auch der Meinung, dass der Musikgeschmack in der heutigen Gesellschaft sich in einer musikalischen Primitivität verändert hat. Es hat alles schon mit der musikgeschichtlichen Epoche des Salons begonnen. Das Bürgertum versuchte die aristokratischen Konventionen zu kopieren, um in einen Schein des Wohlstandes zu leben. Genau so war es mit der Musik. Die Töchter des Hauses spielten in den Salons irgendwelche einfachen Stücke, damit man sich auf die Art des Spielens konzentrieren kann. Diese Primitivität ist im Musikgeschmack auch übergegangen, da jene gesellschaftliche Schicht nicht musikalisch gelehrt war. Deshalb konnte dann auch ein Lied wie "Gebet einer Jungfrau" von Tekla Badarzewska ein Welthit werden. Eine weitere bestimmte Funktion hatte aber solch in Einfachheit gestrickte Musik noch. Nämlich um in den Salons abschalten zu können. Bei zu komplexer Musik kann der normale Bürger nicht einfach "weghören" und sich mit jemandem unterhalten, bei einfacher schon.
Die Trivial- und die Kunstmusik haben ihre Funktionen in unserer Gesellschaft. Schade ist es aber, dass sich die Trivialmusik in der Gesellschaft durchsetzt, selbst innerhalb der Kunstmusik (viele Themen und Motive sind in der Klassik beispielsweise einfach gehalten, deshalb kennen auch die meisten nur das anfängliche Klopfen von Beethovens 5. Sinfonie, oder Chopins Nocturne Thema in Opus 9). Wirklich ausgeglichen sind diese Musikformen heute nicht. Alle wollen wohl nur was "nebenbei" hören in unserer Leistungsgesellschaft, die voller Hektik und Stress ist. :rolleyes:
 
Also, du darfst das sicher nicht verallgemeinern.
Du sagst, die Trivialmusik ist dadurch entstanden, weil das Publikum Kunstmusik als zu intensiv wahrnimmt und eben "Beschallung" will, bei der man sich aber noch unterhalten kann.
Das mag ja auf die meisten zutreffen. Aber glaubst du wirklich, Trivialmusik ist dadurch entstanden? Ich meine, heutzutage gibts eine handvoll Produzenten, die wenig bezug zu Musik haben und eben viel Geld machen wollen, mehr nicht. Da lohnt es sich nicht, irgendwelche wahnsinnigen Künstler hochzuziehen. Man nimmt sich ein paar einigermaßene Sänger/innen, baut irgend ein Arrangement mit möglichst eingänglichen, aber flachen Melodien drunter. Dadurch kann man in einem Jahr was weiß ich wie viele Stücke produzieren und der breiten Masse gefällts eben, weils eben so flach ist. Miles Davis oder Mos Def kann gefallen oder nicht, aber sie machen für sich wirklich geniale Musik. Und dass es nicht jedem gefällt, ist doch ein Indikator dafür, dass es nicht flach ist.

Aber im letzten Punkt hast du leider recht.. Deswegen: Was dagegen tun .. Mehr Platten hörn, die sind nämlich eine dermaßene entschleunigung.. Yeah!
 
Ich finde dass seit den 80igern die Mainstreammusik immer Platter wird. Damals ging das los mit synthesizern und es wurde immer einfachere, immer eingängigere Musik. Heute sehen wir dann Rapper die über einen Standard Beat ihren Unsinn herunterbeten und neben dem Beat gibt es nichts! Ein leichtes klackern und seltsame Klingelgeräusche. Und der Masse gefällt es. Musik an - Kopf aus.

Oder ich gehe in eine Bar, einen kleinen Club: Bumm bumm bumm bumm. Minimal! Früher war minimal noch etwas ganz anderes! Inzwischen wird die gleiche Phrase immer und immer wieder wiederholt. Errinnert mich langsam an Hinduistische Mantren: Hare Krishna, Hare krishna, Krishna Krishna, Hare Hare, Ja!

Ich würde niemandem Vorwerfen ein Idiot zu sein solche musik zu hören. Vielen Menschen ist musik einfach nicht so wichtig wie uns musikern und sie begreifen und fühlen die Musik ganz anders. Ja ich höre selbst auch mal Hiphop jedoch nicht diesen Mainstream mist! Ich steh auf hiphop mit mehr Flow und Groove und mit weniger Schimpfwörtern.
Die Musik ist heute einfach Profitgier - was soll da anderes machen als weniger erfolgreiche, dafür qualitativ hochwertigere musik zu hören?

Peace ja
 
Also, du darfst das sicher nicht verallgemeinern.
Du sagst, die Trivialmusik ist dadurch entstanden, weil das Publikum Kunstmusik als zu intensiv wahrnimmt und eben "Beschallung" will, bei der man sich aber noch unterhalten kann.
Das mag ja auf die meisten zutreffen. Aber glaubst du wirklich, Trivialmusik ist dadurch entstanden? Ich meine, heutzutage gibts eine handvoll Produzenten, die wenig bezug zu Musik haben und eben viel Geld machen wollen, mehr nicht. Da lohnt es sich nicht, irgendwelche wahnsinnigen Künstler hochzuziehen. Man nimmt sich ein paar einigermaßene Sänger/innen, baut irgend ein Arrangement mit möglichst eingänglichen, aber flachen Melodien drunter. Dadurch kann man in einem Jahr was weiß ich wie viele Stücke produzieren und der breiten Masse gefällts eben, weils eben so flach ist. Miles Davis oder Mos Def kann gefallen oder nicht, aber sie machen für sich wirklich geniale Musik. Und dass es nicht jedem gefällt, ist doch ein Indikator dafür, dass es nicht flach ist.

Aber im letzten Punkt hast du leider recht.. Deswegen: Was dagegen tun .. Mehr Platten hörn, die sind nämlich eine dermaßene entschleunigung.. Yeah!

Naja, die Salonmusik war schon eine Urform der heutigen Popularmusik, also ja.

Einer der größten Probleme ist wohl der Kapitalismus, der die Musik diskreditiert. Es muss einfach und schnell gehen, damit das Geld schnell fließt. Traurig, traurig...:rolleyes:
 
ich glaube du verwechselst da Ursache und Wirkung... bzw Angebot und Nachfrage... ;)

cheers, Tom
 
Wobei das ganze nicht bedeutet, dass es keine "gute" Musik mehr gibt.. Bzw. dass sie langsam ausgerottet wird. Das ist zum Glück noch nicht so.. Man muss nur lange genug suchen.
 
Auch eine einfache gehaltene Musik kann eine passende und gute Atmosphäre schaffen. Was jetzt genau gute und schlechte Musik ist, ist aber eine andere Frage, weil eben jede Musikform eine bestimmte Funktion besitzt. Der Überdruss an diese Trivialmusik macht den erfahrenen Musiker zu schaffen. :gruebel:
 
Ich finde dass seit den 80igern die Mainstreammusik immer Platter wird. Damals ging das los mit synthesizern und es wurde immer einfachere, immer eingängigere Musik. Heute sehen wir dann Rapper die über einen Standard Beat ihren Unsinn herunterbeten und neben dem Beat gibt es nichts! Ein leichtes klackern und seltsame Klingelgeräusche. Und der Masse gefällt es. Musik an - Kopf aus.

Oder ich gehe in eine Bar, einen kleinen Club: Bumm bumm bumm bumm. Minimal! Früher war minimal noch etwas ganz anderes! Inzwischen wird die gleiche Phrase immer und immer wieder wiederholt. Errinnert mich langsam an Hinduistische Mantren: Hare Krishna, Hare krishna, Krishna Krishna, Hare Hare, Ja!


Gerade bei Minimal geht es nunmal darum durch wenig Abwechslung und eintönig (einprägsame) Beats und Melodien eine Atmosphäre aufzubauen die außerhalb der elektronischen Musik kaum zu erreichen ist.
Muss zugeben am PC daheim oder im Auto kann ich mir sowas (egal ob Minimal,Acid,Techno oder Trance) auch nicht "antun", in einem guten Technoclub aber gibt es wirklich nichts besseres als das.
Muss man aber selbst erleben oder erlebt haben, mein erster Tresorbesuch wird mir jedenfalls für immer in Erinnerung bleiben:great:
 
Ich bin auch der Meinung, dass der Musikgeschmack in der heutigen Gesellschaft sich in einer musikalischen Primitivität verändert hat.
Ich finde dass seit den 80igern die Mainstreammusik immer Platter wird.

Glaub' ich nicht, dass das erst seit den 80igern oder in der "heutigen" Gesellschaft so ist..
Mainstream war schon immer platt und knapp am Schwachsinn balancierend.
Es wird nur jetzt vielleicht anders wahrgenommen durch die ewige Dauerberieselung.
Wenn ich mir vor Augen führe was für Zeugs meine Eltern im Plattenschrank hatten bzw. was da so auf Mittelwelle im Radio ertönte.... **GRUSEL**
 
Popmusik ist wie McDonalds. Billiger Einheitsbrei, der nach nichts schmeckt. Nichtsdestotrotz gibt es Millionen von Leuten, die das Zeug täglich in sich reinstopfen. Aber für Feinschmecker gibts glücklichwerweise auch den Italiener, Chinesen etc. gleich um die Ecke.

So, habe fertig. Muss essen gehen :)
 
Hier muss man meiner Ansicht nach differenzieren zwischen Radiomusik und der Musik, die du auf deinem mp3-Player hast.

Radiomusik kannst du nicht beeinflussen. Das ist die Musik, die du den ganzen Tag über hörst, sobald du das Radio anstellst, meistens Chartmusik, weil diese am leichtesten verträglich ist und im Mittel wahrscheinlich von den meisten Menschen den Geschmack trifft (im Vergleich bspw. mit stark progressivem Metal). Tatsächlich habe ich selbst bei mir festgestellt, dass auch ich neben dem Autofahren her am längsten Radio hören kann. Dies hat sicher auch den Grund, dass die Chartmusik deutlich mehr Abwechslung bietet als wie wenn man die CD einer Band einlegt. Das heißt nicht, dass Chartmusik dadurch besser ist, sie bietet einfach nur mehr Abwechslung. Da mag hier ...
Und genau wegen dem Radio kommt man bei Chartmusik dann auch schnell an einen Punkt, wo sie nervig wird und weswegen wir dann zu der These kommen: "Der heutige Musikgeschmack ist schlecht/die heutige Musik ist langweilig/die heutige Musik bietet uns nichts neues mehr...". So weit kann es doch nur kommen, wenn man Musik tothört. Und genau dieses Tothören geschieht durch das Radio. Da werden einem jeden Tag auf ein neues immer die selben Lieder vorgesetzt (helfen kann man sich im Endeffekt nur, indem man in Bayern bspw. auf Bayern 1 schaltet und klassische Musik hört) und irgendwann ist es dann soweit, dass diese Musik einem tierisch auf den Zeiger geht. Dadurch, dass man sich bei diesen Liedern aber durch so eine breite Palette an Genres hört (das geht von allen Facetten der Elektromusik über deutschen Hip Hop bis R'n'B), gehen einem irgendwann so viele Genres auf die Nerven, dass man zu der oben genannten These kommt und diese verallgemeinert.
Ich habe mir vor Kurzem einen Radio für mein Bad gekauft, weil ich einfach Lust darauf hatte, morgens beim Duschen ein wenig Musik zu hören und eben nicht meine Metal-CDs tothören wollte. Mittlerweile bin ich eben genau da angelangt. Am Anfang dachte ich mir noch: wow, Rihannas "Diamonds" ist eigentlich echt ein schönes Lied, mittlerweile, da ich es seit Wochen jeden Morgen mindestens einmal im Radio gehört habe, kann ich es auf Biegen und Brechen nicht mehr hören. Genauso mit "Fast Car" von Taio Cruz. Am Anfang war das ja noch ganz lustig, mittlerweile hasse ich dieses Lied.
Würde ich jeden morgen während dem Duschen dieselbe Metal-CD hören, die mir vor kurzem noch wahnsinnig gut gefallen hat, dann wäre ich irgendwann auch an diesem Punkt angelangt.

Ist doch im Endeffekt nichts anderes, als wie im Fußball. Vor ein paar Jahren war Leo Messi auch für mich noch der Gott am Fußballhimmel, der einzig wahre Fußballer unserer Zeit. Auch heute ist er mit Sicherheit noch der beste, aber ich kann den Namen Messi nicht mehr hören, weil er allzu präsent ist, weil er von den Medien dauernd so sehr gehyped wird, dass ich einen absoluten Overkill habe und den Namen nicht mehr hören kann.

Die Musik auf deinem mp3-Player hast du dir im Regelfall selbst herausgesucht und bestimmst damit selber, was für Musik du hörst. Hier kannst du je nach Lust und Laune die Musik hören, auf die du gerade Lust hast. Hier besteht eben diese Gefahr des Tothörens bei weitem nicht so sehr.

Dennoch hängt die Qualität der Musik sicher auch damit zusammen, ob mit der Musik das schnelle Geld gemacht werden soll. Ich habe das in den letzten Jahren sehr stark in der Metalcore-Szene beobachten können. Am Anfang war diese Musik noch innovativ, der Sound hart und roh. Recht schnell wurde dann der typische Metalcore-Sound gefunden, fett und kompeltt glattgebügelt und überproduziert. Dieser Sound ließ sich gut verkaufen, hatte nur den Nachteil, dass irgendwann alle Bands so klangen, weil man eben mit diesem Sound Geld machen konnte. Eine Metalcoreband nach der anderen ist aus dem Boden gesprossen und wurde, sobald sie mal eine erste mehr oder weniger erfolgreiche Demo herausgebracht hatte, mit dem Standardmetalcore-Sound versorft und gehyped ohne Ende. Mittlerweile kannst du in diesem Genre eine x-beliebige Band herauspicken, es ist vollkommen gleich, welche, denn sie hören sich sowieso alle unendlich gleich an... :redface:
Und so entsteht dann auch diese austauschbare Musik, die schnell langweilig wird.

Final würde ich sagen: es liegt gar nicht so sehr an uns, dass wir die tolle Musik, die es heutzutage sicher auch gibt, nicht erkennen. Es liegt vielmehr an der Reizüberflutung, die tagtäglich stattfindet (sei es ungewollt im Radio oder auch durch eigenes Verschulden, wenn wir Musik selbst tothören), da es heutzutage so viele Kanäle und Medien gibt, über die man mit Millionen Lieder vollgeschallt wird, dass es einem irgendwann entweder zu viel wird oder die Musik einen langweilt.
 
Ich weiß nicht ob es heute so etwas wie Musikgeschmack gibt :gruebel:

Mir scheint eher, dass die Leute Trends hinterher rennen. Ist wie bei Jungs und Mädels zu beobachten: Findet eine Gruppe von Mädels einen jungen toll, dann finden immer mehr den Jungen toll, meist grundlos.
In der heutigen Musik sehe ich das ähnlich, finden alle eine Künstler toll (weil die Werbung es auch bestätigt ;)), dann rennen alle dem hinterher wie z.B. Guetta.

Früher war es eben Mozart den alle so toll fanden. Die Menschen rennen immer Trends hinterher, mehr ist es nicht in meinen Augen.

Ich würde Musik nicht anhand minimalistischer Melodien als schlecht bewerten, denn dann wäre auch klassische Musik schlecht, was es ja nicht ist. In Klassik gibt es meist ein Thema das dann abwechselnd von anderen Instrumenten gespielt wird in teilweise abgeänderter Form, aber das Thema zieht sich meist durch.

Ich denke der Einfluss von Trends (alle finden es gut, also muss es gut sein) ist der Grund für die heutige besch.ssene Musik und Fernsehen.
 
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Ich würde Musik nicht anhand minimalistischer Melodien als schlecht bewerten, denn dann wäre auch klassische Musik schlecht, was es ja nicht ist. In Klassik gibt es meist ein Thema das dann abwechselnd von anderen Instrumenten gespielt wird in teilweise abgeänderter Form, aber das Thema zieht sich meist durch.

Ob eine kompositorische Einfachheit jetzt gut oder schlecht ist, ist doch eine andere Frage, auch wenn diese sich mit der Thematik irgendwann überschneidet. In der Klassik ist es ja gerade nicht so einfach gehalten. In der heutigen Popularmusik zieht sich das Thema durch das gesamte Stück durch, z.B. werden in der Harmonie gleiche Akkordabfolgen gespielt. Was du meinst nennen sich Inventionen oder Fugen, dabei wird das Thema größtenteils aufgegriffen und verarbeitet, was aber immer noch viel komplexer ist als die moderne Musik.
 
ich sehe da (vom Anspruch her) ehrlich gesagt keinen Unterschied zu einem Step-Sequencer...
hatte nicht Mozart eine mathematische Methode entwickelt und war begeistert von der Idee, Musik automatisch produzieren zu können ?
von Wagner kenne ich ein Zitat, dass sinngemäss etwa: heute keine Einfälle, konnte nur instrumentieren... geht
mit anderen Worten: er hat einen Remix gemacht :D
manches wird vielleicht ein wenig heisser gekocht, als es dann auf den Tisch kommt.
eigentlich hat sich gar nichts (fundamental) geändert
ist schon ok, einen elitären Anspruch ausleben zu wollen, aber dazu sollte man dann auch ohne wenn und aber stehen ;)

cheers, Tom
 
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Es ärgert mich immer wenn Leute darüber reden wie "stumpf" die Musik von heute geworden ist im Vergleich mit der Musik der 60er-90er Jahre und den riiiiesigen Rückschritt im Vergleich zur klassischen Musik des frühen 20. Jahrhunderts nicht bedenken. Abgesehen davon ist dieses Jahr so viel orginelle Musik rausgekommen die mMn alles was die "classic rock" Fans als Meisterwerke bezeichnen in den Schatten stellt. Die meisten die über die schlechte moderne Musik meckern haben kaum neuen Alben eine Chance gegeben. Und das vom Radio nicht viel zu erwarten ist sollte eh klar sein, das ist doch grade die Musik für die unmusikalischen Leute und damit nicht wirklich repräsentativ für den Stand der heutigen Musik.

Das einzige was mich stört ist das sich 'Party' Musik durch das Radio immer mehr zur Einheitsmusik durchsetzt. Diese Lieder die nur davon handeln das man in der Disko ist und seine Hände in die Luft tut und Spaß hat. Die gehören in die Disko aber warum müssen sie auch in Einkaufzentren, im Auto, oder auf Baustellen laufen? :redface:

In Klassik gibt es meist ein Thema das dann abwechselnd von anderen Instrumenten gespielt wird in teilweise abgeänderter Form, aber das Thema zieht sich meist durch.

Der Unterschied ist vereinfacht dargestellt:
Klassik = Verarbeitung
Rock/Pop = Wiederholung

Die Themen einer Brahms Sinfonie sind nicht der Grund warum sie so unsterblich sind, sie sind an sich nicht komplizierter als manche Pop Melodie. Aber sie werden entwickelt und zu etwas gemacht was weit über rein klangliche Ästhetik hinausgeht.
Das Problem der Popularmusik ist dass die Idee an sich schon fast das ganze Stück ist. Da ist es natürlich blöd wenn 2 Lieder die gleiche Melodie haben, während eine klassische Komposition individueller ist, es ist nicht schlimm wenn zwei Komponisten das selbe Thema benutzen, da jeder eine andere Philosophie der Durchführung hat. Für einen "ungebildeten" Hörer hören sie sich natürlich trotzdem gleich an, aber was will man machen... :D
 
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Ich denke, hier werden zwei unterschiedliche Dinge in einen Topf geworfen:

Klassische Musik wird und wurde immer ganz anders konsumiert als das, was wir heute Popularmusik nennen.
Das fängt damit an, dass das Vergnügen, klassische Werke zu hören bzw. live zu erleben, nur die wenigsten gehabt haben dürften. Und die Betuchteren, die damit ihre Langeweile zerstreuten, waren auch die besser Gebildeten, die sich - wenn es gut kam - mit der Musik auseinandersetzten. Wobei Bildung weniger das Problem ist, ich denke, dem normalen Fußvolk fehlte es vor allem an genug Freizeit, sich dem langatmigen Erlebnis eines musikalischen Werkes hinzugeben.
Trotzdem gab es auch immer das, was der heutigen Popularmusik am nächsten kommt: Volksmusik.
Die war für jedermann mal eben zwischendurch verdaubar und verständlich.
Im Laufe der Zeit rückte immer mehr dieser kurzfristige Unterhaltungscharakter in den Mittelpunkt, dessen Auswüchse wir heute täglich ertragen müssen.
Gepaart mit den heutigen Möglichkeiten, überall und jederzeit Zugang zu Musik zu haben und damit Musik erschöpfend vermarktbar zu machen, fokussierte sich die kommerzielle Musik in den letzten Jahrzehnten auf schnelle und durchschlagende Erfolge, die schnellstmögliche Kostendeckung und maximale Gewinnspanne sicherstellten.
Das gleiche kann man in der Fernseh- und Filmbranche ebenfalls feststellen. Abwenden vom künstlerischen Aspekt hin zum schnell und leicht Konsumierbaren, um eben die maximale Anzahl von Konsumenten zu erreichen.

Und nein, die populäre Musik der 50er, 60er, 70er... war nicht per se besser, eher im Gegenteil. Es gab nur deutlich weniger Auswahl und Verfügbarkeit.
Und es gab immer wieder Sachen, die es so vorher nicht gab. Das wird heute zunehmend schwerer.
 
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Ich muss sagen, dass es für mein Empfinden heute eine recht große Auswahl an verschiedenen Stilen gibt. Wurde noch bis in die späten 80er der Musikgeschmack oft von großen Acts geprägt, die durch Radio und das aufkommende MTV gehypt wurden, gibt es diese alles beherrschenden Supergroups heute so nicht mehr.

Klar gibt es noch Acts, die Stadien füllen oder hunderttausende Scheiben (oder Downloads) verkaufen. Die sind aber längst nicht mehr so relevant wie früher. Heute ist das Besondere wieder mehr denn je gefragt, man möchte sich von der Masse abheben, statt bloß hinterherzulaufen. (Siehe einige Beiträge in diesem Forum)

Die freie Musik im Internet und auch die Möglichkeiten, die sich unbekannten Künstlern dadurch bieten, lassen eine Vielfalt zu, die bis vor Kurzem undenkbar waren.

Wenn man sich also nicht gerade den x-ten Aufguss einer beliebigen Casting-Show ansieht, in der die Musik der ewig gleichen Komponisten und/oder Produzenten von möglichst massenkompatiblen Interpreten dargeboten wird, findet man schon Sachen mit Tiefgang und Attitüde.

Ich sehe positiv in die Zukunft. In letzter Zeit besuche ich hin und wieder Konzerte von Undergroundbands, die in keinem konventionellen Radio über den Äther gehen oder höre mir Spartenradios im Inet an. Was sich da so alles tummelt, gibt mir Hoffnung, dass es auch in Zukunft viel zu entdecken gibt.
 
Preci55ion schrieb:
Ich würde Musik nicht anhand minimalistischer Melodien als schlecht bewerten, denn dann wäre auch klassische Musik schlecht, was es ja nicht ist. In Klassik gibt es meist ein Thema das dann abwechselnd von anderen Instrumenten gespielt wird in teilweise abgeänderter Form, aber das Thema zieht sich meist durch.

Ja und Nein. Da reduzierst Du die Klassik, wie aber viele, auf Thema und Harmonie.
Wo ist denn das Eingangsthema bei der Sonate Op. 81a Es-Dur 3. Satz Ludwig v. Beethoven.
Das ist ein Werk, welches sich hauptsächlich Läufen unterschiedlichster Gattung bedient. Kaum eine andere Musikrichtung, erst Recht keine
Pop-Musik, bedient sich solchen Figuren. Man kann klassisch interessante Stücke spielen und komponieren mit ganz karger Harmonie, ohne
dass sie "wertlos" oder weniger komplex werden. Mittel des Ausdruckes in der Klassik ist vor allem "Technik", .. das Aufpuschen
der Sinfonien oder Sonaten mit schnellen "prozeduralen" Abläufen, die sich teils nur einer einzigen Harmonie bedienen und das Thema
gar nicht vorkommt. Oder ganz anders: Mozarts Klavierkonzerte: Es Scheint so, als wenn Themen gar nicht verarbeitet werden, sondern
sofort neue Themen kommen, die nie wieder auftauchen (Bsp. Klavierkonzert Nr. 8. KV 248 C-Dur 1. Satz, Min. 3:03 Malcom Bilson-Interpretation) Takt
weiß ich jetzt nicht. Es muß langsam mal mit dem Eindruck Schluß gemacht werden, Musik nur auf Harmonien zu untersuchen.

Nachtrag zur Op. 81a:
Natürlich findet sich das Thema verspätet im 11. Takt, wo es mit einer recht "simplen" Harmonie vorgestellt wird.
(Es-Dur, B-Sept, Es-Dur, C-Sept... dann kommt da noch ne f-moll-Umkehrung drin vor... nicht viel mehr als in einem Pop-Thema.
Trotzdem ist es unvergleichbar qualitativ viel höher anszusiedeln, welches durch die Sonatenform und den übrigen klassischen
Figuren entsteht.) Wir haben aber in Takt 29 ff. reine dietonische Es-Dur-Läufe, die auch über mehrere Takte einfach mit
Es-Dur-4-Klängen (geschlossene Akkorde) begleitet werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Analog dazu: Jazz
Miles Davis - So What:
2 Akkorde, die Melodie ist nicht besonders schwer und wiederholt sich.
Trotzdem: Einfach genial, wenn Miles darüber improvisiert. Qualität von Musik hat nicht nur etwas mit der Komplexität der Melodik oder Harmonie zu tun, sondern mit vielen kleinen Merkmalen. Ausdruck ist z.B. extrem wichtig in Musik.
Solange "Pop"-Musik jemandem gefällt, kann man nicht sagen, dass derjenige einen schlechten Musikgeschmackt hat.
Jedem ist es selbst überlassen. Aber viel wichtiger ist, dass man andere Stile voll akzeptiert und vor allem Klassik und Jazz akzeptiert, was wohl vielen jüngeren Musikkonsumenten schwer fällt. Aber wenns die nicht gäbe, würds Musik ganz anders sein..
 
naja so schlimm ists nicht bestellt um die musik würde ich sagen.
Grade wenn man auch n genaueren Blick auf manche Club-DJs wirft und was die so auflegen oder produzieren geht schon in ne interessante Richtung finde ich :

 

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