Hier muss man meiner Ansicht nach differenzieren zwischen Radiomusik und der Musik, die du auf deinem mp3-Player hast.
Radiomusik kannst du nicht beeinflussen. Das ist die Musik, die du den ganzen Tag über hörst, sobald du das Radio anstellst, meistens Chartmusik, weil diese am leichtesten verträglich ist und im Mittel wahrscheinlich von den meisten Menschen den Geschmack trifft (im Vergleich bspw. mit stark progressivem Metal). Tatsächlich habe ich selbst bei mir festgestellt, dass auch ich neben dem Autofahren her am längsten Radio hören kann. Dies hat sicher auch den Grund, dass die Chartmusik deutlich mehr Abwechslung bietet als wie wenn man die CD einer Band einlegt. Das heißt nicht, dass Chartmusik dadurch besser ist, sie bietet einfach nur mehr Abwechslung. Da mag hier ...
Und genau wegen dem Radio kommt man bei Chartmusik dann auch schnell an einen Punkt, wo sie nervig wird und weswegen wir dann zu der These kommen: "Der heutige Musikgeschmack ist schlecht/die heutige Musik ist langweilig/die heutige Musik bietet uns nichts neues mehr...". So weit kann es doch nur kommen, wenn man Musik tothört. Und genau dieses Tothören geschieht durch das Radio. Da werden einem jeden Tag auf ein neues immer die selben Lieder vorgesetzt (helfen kann man sich im Endeffekt nur, indem man in Bayern bspw. auf Bayern 1 schaltet und klassische Musik hört) und irgendwann ist es dann soweit, dass diese Musik einem tierisch auf den Zeiger geht. Dadurch, dass man sich bei diesen Liedern aber durch so eine breite Palette an Genres hört (das geht von allen Facetten der Elektromusik über deutschen Hip Hop bis R'n'B), gehen einem irgendwann so viele Genres auf die Nerven, dass man zu der oben genannten These kommt und diese verallgemeinert.
Ich habe mir vor Kurzem einen Radio für mein Bad gekauft, weil ich einfach Lust darauf hatte, morgens beim Duschen ein wenig Musik zu hören und eben
nicht meine Metal-CDs tothören wollte. Mittlerweile bin ich eben genau da angelangt. Am Anfang dachte ich mir noch: wow, Rihannas "Diamonds" ist eigentlich echt ein schönes Lied, mittlerweile, da ich es seit Wochen jeden Morgen mindestens einmal im Radio gehört habe, kann ich es auf Biegen und Brechen nicht mehr hören. Genauso mit "Fast Car" von Taio Cruz. Am Anfang war das ja noch ganz lustig, mittlerweile hasse ich dieses Lied.
Würde ich jeden morgen während dem Duschen dieselbe Metal-CD hören, die mir vor kurzem noch wahnsinnig gut gefallen hat, dann wäre ich irgendwann auch an diesem Punkt angelangt.
Ist doch im Endeffekt nichts anderes, als wie im Fußball. Vor ein paar Jahren war Leo Messi auch für mich noch der Gott am Fußballhimmel, der einzig wahre Fußballer unserer Zeit. Auch heute ist er mit Sicherheit noch der beste, aber ich kann den Namen Messi nicht mehr hören, weil er allzu präsent ist, weil er von den Medien dauernd so sehr gehyped wird, dass ich einen absoluten Overkill habe und den Namen nicht mehr hören kann.
Die
Musik auf deinem mp3-Player hast du dir im Regelfall selbst herausgesucht und bestimmst damit selber, was für Musik du hörst. Hier kannst du je nach Lust und Laune die Musik hören, auf die du gerade Lust hast. Hier besteht eben diese Gefahr des Tothörens bei weitem nicht so sehr.
Dennoch hängt die Qualität der Musik sicher auch damit zusammen, ob mit der Musik das schnelle Geld gemacht werden soll. Ich habe das in den letzten Jahren sehr stark in der Metalcore-Szene beobachten können. Am Anfang war diese Musik noch innovativ, der Sound hart und roh. Recht schnell wurde dann der typische Metalcore-Sound gefunden, fett und kompeltt glattgebügelt und überproduziert. Dieser Sound ließ sich gut verkaufen, hatte nur den Nachteil, dass irgendwann alle Bands so klangen, weil man eben mit diesem Sound Geld machen konnte. Eine Metalcoreband nach der anderen ist aus dem Boden gesprossen und wurde, sobald sie mal eine erste mehr oder weniger erfolgreiche Demo herausgebracht hatte, mit dem Standardmetalcore-Sound versorft und gehyped ohne Ende. Mittlerweile kannst du in diesem Genre eine x-beliebige Band herauspicken, es ist vollkommen gleich, welche, denn sie hören sich sowieso alle unendlich gleich an...
Und so entsteht dann auch diese austauschbare Musik, die schnell langweilig wird.
Final würde ich sagen: es liegt gar nicht so sehr an uns, dass wir die tolle Musik, die es heutzutage sicher auch gibt, nicht erkennen. Es liegt vielmehr an der Reizüberflutung, die tagtäglich stattfindet (sei es ungewollt im Radio oder auch durch eigenes Verschulden, wenn wir Musik selbst tothören), da es heutzutage so viele Kanäle und Medien gibt, über die man mit Millionen Lieder vollgeschallt wird, dass es einem irgendwann entweder zu viel wird oder die Musik einen langweilt.