Der Support auf Landesebene mag sicher kompetent und gut sein. Unterirdisch ist in der Tat die Art und Weise wie Roland generell mit seinen Kunden umgeht.
Ich habe zwar kein Interesse am JP80 weil das Konzept für mich nicht reicht, habe aber trotzdem mit großem Interesse verfolgt, ob sich am JP80 etwas in positiver Richtug geändert hat. Und je mehr ich in den Handbüchern schaue, desto überzeugter bin ich dass Roland nicht nur an alten Fehlern hartnäckig festhält, sondern passioniert auch neue einführt.
Ich zähl mal Dinge auf, die mir negativ aufgefallen sind:
1. Die Struktur ist unnötig kompliziert und verschachtelt. Registrationen, LiveSets, Solo, Percussion, Parts innerhalb LiveSets, Partials/Tones innerhalb der Parts der Livesets der Registration...
Ich verstehe überhaupt nicht wozu der ganze Unsinn. Zumindest am Fantom G haben sie es richtig gemacht. Liveset, bestehend aus 8 Parts. Da weiß man sofort woran man arbeitet. Beim JP80 muss man Splits sogar auf zwei Ebenen machen, wenn es etwas komplexer hergeht. Da stand der D70 als Vorbild und Roland hat es offenbar verpasst, dass das Teil in Sachen Überschaubarkeit verpönt und nicht gelobt wurde.
2. Das Auswählen von Sounds ist für mich aus der Sicht eines Livekeyboarder eines der wichtigsten Features. Schnell eine Zahl auswählen und mit Enter bestätigen ist am einfachsten und schnellsten. Bei Roland sind es wieder drei Ebenen: Registration Set (1-8), Bank (A-D) und Nummer (1-8). Könnte man noch hinnehmen, wenn die Sets nicht mit nur zwei Tasten (Next/Previous) ausgewählt werden könnten. Um von einem Set zum anderen zu springen muss man also mehrmals denselben Taster drücken um dann noch die Bank und die Nummer zu wählen. Während dessen ist die einzige Funktion der bunten Taster, dass sie einfach nur vor sich hinleuchten.
3. Effektstruktur ist limitierter denn je. Jetzt ist auch noch der zweite Aux Effekt entfallen und somit steht nur noch Reverb zur Verfügung. EQ pro Part ist wieder einmal nicht dabei, und jetzt ist auch noch der Chorus Effekt weg. Insert Effekt ist auch nur einer möglich. Also, Orgel mit Rotary und Overdrive ist einfach nicht drinn. Und das bei einem live orientierten Performance Keyboard welches eine "supernaturale" Tonewheel Orgel mitführt.
4. Filesystem ist nicht einmal gleich geblieben im Vergleich zu einem Fantom G. Bei dem letzteren hat man wenigstens einen Librarian Editor. Beim JP80 geht nur ALLES abspeichern und wieder ins Keyboard laden. Also, Backup und Restore. Da kein Zugriff zu den Einzelsounds, wird auch nichts aus dem gegenseitigen Useraustausch. Selbst neue Sounds von Drittanbietern wird man sich nicht kaufen können, es sei, man ist bereit alle eigenen Sounds zu überschreiben.
Unterm Strich sind es also wieder die "kleinen" Sachen, die man im Laden beim probehören nicht beachten wird, und dann nach dem Kauf die böse Überraschung erlebt. Die meisten Sounds gefallen mir definitiv, aber der Rest wurde mMn wieder von Leuten programmiert, die einen Anti-Nobelpreis in Sachen Ergonomie verdient haben. Ich würde mir wünschen dass dieser JP80 zu einem richtigen Flopp wird. Nur aus dem Grund damit Roland so richtig mal auf den Kopf fällt und sich endlich zu fragen beginnt, wo man die Fehler macht. Schade eigentlich, denn der Sound von Roland gefiel mir immer, aber der Rest ist oft wie aus einem Gruselfilm.