Weil für dich ein XP-80 vielleicht das beste der Welt ist?
Nein. Als ich das erste Mal "Jupiter-80" las, dachte ich:
Jupiter-8 = Legende = echtanaloger Polysynth.
Jupiter-80 = Rückkehr der Legende = Vollblut-VA. Wenn nicht gar echtanalog mit originalen Jupiter-8-Analogfiltern, aber funktional aufgebohrt.
Zum Mitschreiben: Ich hatte nie und habe auch jetzt nicht GAS auf ein Gerät namens Jupiter-80. Ich wollte nur, daß der Name Jupiter einem Gerät gegeben wird, das dieses Namens würdig ist.
In dem Fall hätte mich auch der Preis nicht gestört. Jupiter-80 als Viruskiller-VA für 2800 €? Hätte ich kein Problem mit. Jupiter-80 als neuer Jupiter-8, so wie der Voyager ein neuer Model D ist, mit drittem Oszillator, MIDI, mehr Speicherplätzen und ein paar anderen Extras für 4000 €? Hätte ich kein Problem mit.
Jetzt wird er wohl fast 4000 € kosten. Aber er wird nichts, aber auch gar nichts mit seinem Namenspaten Jupiter-80 gemeinsam haben. Statt dessen knallt uns Roland einen 1800-€-Rompler hin und verlangt 100% Preisaufschlag dafür, daß er angeblich die Reinkarnation der Synthesizerlegende Jupiter-8 ist, als die er seit der Musikmesse angepriesen und vermarktet wird.
Aber was rede ich mir den Mund fusselig. Hier dürfte sich auch keine Sau daran stören, wenn Fender ein Rhodes Mk Haumichtot auf den Markt bringt, es als die Rückkehr und Reinkarnation des legendären, unerreichten Mk 2 oder Suitcase vermarktet, entsprechend den Preis auf 75% des Niveaus eines originalenFender Rhodes Mk 2 in Mint Condition ansetzt und dann eine auf Samples und 600 Presets basierende Stagepiano-Klangerzeugung à la Roland RD-700NX reinzimmert, die zufällig ein halbes Dutzend Rhodes-Presets enthält. Außer vielleicht, daß das Teil teurer ist als ein Yamaha S90XS, das außerdem bessere Flügelklänge hat.
Genau - der Name ist doch Schall und Rauch.
Für den leistungsorientierten Berufscovermucker ja. Für den traditionsbewußten Synthesizerspieler nicht.
Die Jüngeren wissen doch eh nicht was ein Jupi 8 (nicht verwechseln mit Jopi Heesters) ist.
Die Kiddiez, die Hardwaresynths allgemein für ein Ding der Vergangenheit halten, nicht. Berufsmucker, die ihr Gerätewissen zwecks Leistungsoptimierung schön
lean auf die Geräte und ausschließlich die Geräte optimiert haben, die für sie in ihrer konkreten Situation in Frage kommen, auch nicht.
Aber an vielen anderen Stellen des Internet erinnert man sich sehr wohl noch an den Jupiter-8. Und ist entrüstet darüber, was Roland aus dem Jupiter-80 gemacht hat.
Oder wie würdet ihr euch das erklären, daß ein 30 Jahre alter, eigentlich theoretisch schon komplett ausgelutschter und völlig veralteter Synthesizer mit 8 Stimmen, 16 Oszillatoren, 4
Multisamples Wellenformen, insgesamt nur 64 Speicherplätzen, zweifachem Multimode, keinerlei überschreibbarem Samplespeicher und ohne MIDI, von USB ganz zu schweigen, für das Drei- bis Vierfache einer Yamaha Motif XF, also 7000-8000 US-Dollar, gehandelt wird?
Ich verfolge die Diskussion analog und digital schon lange. Ich kann den großen Unterschied nicht ganz nachvollziehen. Ich habe mir vor ca. 25 Jahren
den Juno 106 als meinen ersten Synth gekauft nach vielen Jahren auf der Orgel weil er gut klang und es nicht viele andere gab. Ich hab ihn immer noch mit defekten Soundchips und 9 abgerissenen Slidern was mir damals nach einem Gig mit meiner Rockband passierte. Er klingt gut. Seit 5 Jahren besitze ich ein Roland Varios und spiele oft den VA Varios8 als erweiterte Jupiter8 Emulation. Er klingt oft besser und stellt von der Ausstattung ein verbessertes Original dar.
Juno-106 != Jupiter-8
Der Juno-106 spielt klanglich nicht mal in derselben Liga wie ein Juno-60, geschweige denn in der eines Jupiter-8. Der Jupiter hat pro Stimme zwei Oszillatoren und ist durch und durch spannungsgesteuert, der 106 hat pro Stimme nur einen Oszillator und ist durch und durch digital gesteuert. Der Jupiter ist ein Soundschlachtschiff, das sich leicht mit einem CS80 oder Memorymoog messen kann, der 106 ist eine 80er-Jahre-Plastiksynthpop-Hupe.
Wenn überhaupt, dann mußt du VariOS-8 gegen einen Jupiter-8 antreten lassen.
Nach dem, was ich bisher in Erfahrung bringen konnte, hört sich das anders an:
"Why would the Jupiter have a Tone Edit screen where you can select "VA" waves and PCM waves on diferent parameter settings if it was all made out of PCM waves?"
"Basically he says it's a new VA engine with modeled oscillators, and an option to use a PCM sample instead if and osc waveform."
"Actually - I must correct my last post for accuracy. The Roland (employee and not distributor) I spoke to said that the oscillators are virtual analogue. He did not say that the whole engine is Virtual Analogue."
Für mich klingt das nach DSP-generierten Wellenformen. Aber das Marketing scheint bei Roland derzeit eh der Pförtner zu machen, von daher...
Da frage ich mich: Wenn der Jupiter-80 angeblich eine komplette, ernstzunehmende VA-Einheit hat...
- ...wieso erwähnt Roland das bei seinen offiziellen Präsentationen usw. nicht?
- ...wieso hat noch niemand bisher den Jupiter-80 als puren VA vorgeführt?
- ...wieso hat selbst Howard Jones das Ding mit offensichtlichen Rompler-Showsounds vorgeführt, die zwischen den Zeilen suggerierten, daß der Jupiter-80 mit sinnlos übermodulierten Werkspresets die Schwachstellen der Syntheseengine zu überspielen versucht?
Martman