Von welchem redest du da jetzt? Wirklich dem PC3-ohne-was-dahinter-76-Tasten-Variante?
Ich meine, das war die PC3-ohne-was-dahinter-76-Tasten-Variante.
Ich weiß natürlich dass du einen M3 gewohnt bist, der sicherlich auch bedientechnisch einige Vorteile hat. Aber ich wage mal die These, dass du dich auch da hast einarbeiten müssen
Ist am Ende doch alles Gewöhnungssache.
"Gewohnt" bin ich die kryptische Bedienung einer PMM88, und die Mini-Displays von Motif-Rack, P250, CS1-X, Access Virus, Hammond XK3 ... Oder noch besser: die LED-Kodierten Rückmeldungen der Roland VK8M, weil da gar kein Display eingebaut wurde.
Folge davon: Ohne Rechner hab ich meist überhaupt nix zustande gebracht, außer grauen Haaren, die gefärbt werden müssen. Denn das Wichtigste für mich, wenn ich eine Sache angehe, ist *Übersicht*.
Daher hab ich früher die ganzen Setups immer mit dem Rechner gemacht. Für jeden Synth eine andere Software, wenn überhaupt erhältlich. Und ehrlich gesagt, auf diese Bastelei habe ich keine Lust mehr, und auch keinen Nerv dafür. Ich mag Musik machen.
Ich habe gestern gerade wieder versucht, der Hammond XK3, deren Displays ziemlich sparsam sind, beizubringen, nach extern anschlagsdynamische Werte zu schicken. Die entsprechenden Paramtern hab ich dann im zweizeilen Minidisplay noch irgendwann gefunden. Funktioniert hat es trotzdem nicht. Irgend ein anderer Paramter funkt wohl dazwischen. Na viel Spaß beim Suchen. Neeeeeeee. Auf sowas hab ich keine Böcke mehr. Das vom Kurzweil hat ein paar Zeilen mehr. Aber das ist es dann auch. Wir sind es heute anders gewöhnt, und dass Computer es anders machen, hat einen recht praktikablen Grund.
Ich meine, was können die ganzen Hersteller denn an den Kisten verbessern, wenn nicht das User-Interface? Wenn man bedenkt, wie viel Zeit man darauf verwendet, die man in das Musikmachen investieren könnte, finde ich das ziemlich panne. Heute sind die Kisten halt hochintegriert. Früher gab's auf der Frontplatte alle möglichen Parameter zum Einstellen (und vielleicht ein paar versteckte Schräubchen darunter). Heute steckt man irgendwo ein kleines Kärtchen rein, und das ist dann der Synth. Wenn es dann nicht etwas gibt, das mir *praktisch* und nicht *kryptisch* die Knöpfe wieder an die Geräteoberfläche bringt, dann ist das doof.
Ich komm selbst aus der Unix/Textkonsolen usw.-Ecke. Dennoch kann ich mich der Natur, dass es für das Auge hilfreiche Führung gibt, nicht entziehen, auch wenn es spartanisch aufbereitete Möglichkeiten gibt, die durchaus schlüssig und logisch sind.
Aber wenn wir grade dabei sind, dann würde ich mir noch so einiges anderes wünschen:
- Keyboards sollten am oberen Rand der Tastatur eine Leiste haben, die zeigt, welche Splits gerade aktiv sind, und ggf. sogar noch Informationen über die verwendeten Instrumente, solange das übersichtlich bleibt.
- Der ausgewählte Sound gehört in ein kleines Display *direkt über den Fadern*, dort wo man ihn an und abstellt.
- Jede Performance sollte 4-5 Szenen-Regler haben, die wahlfrei Sounds zu- und abschalten, und vielleicht noch andere Dinge tun (die das Benutzen derselben Master-Setups und Komponenten eben nicht beeinflussen).
- Die Tasten "Oktave rauf" und "Oktave runter" sind irgendwo ziemlich *mittig* in Griffweite nahe der Tastatur. Sie können *nicht* überschrieben werden und werden auch *nicht* im Latch-Modus betrieben.
- Der Knopp "Off" oberhalb eines Faders schält ab, was grade in diesem Kanal eingestellt ist (und wenn es ein externer Sound ist, dann wird eben das Schicken von Midi-Signalen, und nicht der Klangerzeuger abgedreht).
- Jedes Keyboard hat mindestens zwei Midi Ein- und Ausgänge. Die Ins lassen sich wahlfrei auf die Outs mergen (Wahlweise einigt man sich endlich auf einen gescheiten Bus).
- Die Geräte können 44.1 und 48 kHz lesen und schreiben.
- Es gibt eine getrennte Sostenuto-Buchse, und ich muss mir nicht überlegen, über welche Tricks ich beibiege, dass ich den Taster manchmal als Sostenuto und manchmal als Szenen-Wahlschalter benutzen möchte.
- Performances lassen sich grundsätzlich in Playlists zusammenfassen, so dass man im Normalfall nur noch "weiter drücken" und nichts "weiter denken" muss auf der Bühne, so dass man Zeit für die Musik hat.
- Das Keyboard speichert noch Zusatzinformationen zu dem Song, und zeigt sie an (Key, eine einzeilige Kurznotiz). Die Zone, die zuerst gespielt wird, darf gehilited sein.
- Einen Klick mit dem momentanen Tempo auf den letzten Ausgang zu legen ist Standard, und muss nicht jeder Performance einzeln beigebogen werden.
- Ein Pedalboard mit mindestens 10 Tasten und sinnvollen Vorbelegungen für das Instrument ist optionaler Zubehör
- Es belegt nicht einen der oben beschriebenen zwei Midi-Eingänge
- Eine initialisierte Performance hat alle Layer und Klanggeneratoren *ab-* und nicht angeschaltet.
- Das Gerät zeigt mir an, ob zwei Patches, die ich layere, auf verwandten Samples basieren, damit ich nicht zufällig Auslöschungen kriege, wenn ein Effekt mal etwas verdreht wird.
- Patches bringen ihre Effekte grundsätzlich mit, die Master-Effekt-Sektion ist zusätzlich (so dass sie immer gleich klingen).
- Es gibt eine "Studio" und eine "Live"-Version der Effekt-Einstellung für die einzelnen Patches, entsprechend angepasst.
Och, ich glaub ich könnte die Liste ewig fortsetzen. Die meisten Dinge haben überhaupt nix mit Sounds zu tun, sondern mit einfacher Organisation auf der Bühne (und beim Bauen der Setups).
Heut war ich eben schon so weit, dass ich, als ich mich an das Kurzweil gesetzt hab, mir gedacht hab "och nee, nicht wieder dieses Guckloch". Octave+ und Octave- hab ich im übrigen auch vermisst.
Liebe Grüße
Dana