Hier einmal die ersten Eindrücke:
Hardware
Das Teil erfreut mit seinen kompakten Maßen. Es passt Millimeter genau in meinen Gator Koffer in dem neben dem PC3K6 noch Platz für ein bißchen Kleinkram war. Ich habe jetzt etwas mehr zu tragen, kann den Forte aber immer noch samt Koffer auf der Rücksitzbank meines Autos platzieren. Gut finde ich auch die Taster, eine Neuentwicklung wahrscheinlich, die man schon im Artis trifft. Die Taster wirken fester. Das Dial dreht sich allerdings etwas leichtgängiger als beim PC3.
Das Bildschirm ist eigentlich gleich groß wie das alte welches Kurzweil immer noch einbaut. Die Resolution macht den Trick aus. Ich finde es schade, dass Kurzweil an solchen Dingen spart. Es hätte absolut nicht ein 9" Display sein müssen, aber wenigstens eins, wo die Soft Buttons so platziert sind, dass im Display dargebotenen Funktionen direkt über den Tasten stehen und nicht - wie jetzt (sieht man auf jedem Foto) - wo die 4 von 6 Tastern schief zur auszuwählenden Funktion stehen. Dann hätte auch die Fontgröße besser sein können. Die jetzige Darstellung ist nicht wirklich größer als jene auf unseren derzeitigen Handys, wobei wir ein Handy doch näher an unsere Augen halten, als wir beim normalen Programmieren vor dem Forte sitzen. Etwas wertiger fühlen sich auch Pitch- und Modulationsräder an. Mir fehlte an den alten (PC3) nichts, aber ich hoffe auf jeden Fall, dass die neuen vor allem beim Pitch langlebiger sind. Ganz, ganz toll das Vorhandensein von Favorite Tastern. Das tolle ist eben dass man sich dabei die 10 wichtigsten Sounds (egal ob Program oder Setup/Multi) abspeichern kann und sofort abrufen kann. Somit kann man sofort bei Bedarf losjammen oder improvisieren wenn es die Situation erlaubt. Inzwischen wurde die Funktion auch per Update erweitern und nun hat man - wenn ich mich nicht irre - bis zu 50 Banken a 10 Favorites zur Verfügung. Damit lässt sich diese Funktion sehr gut als Setlistenfunktion gebrauchen, um so mehr da im Display die Belegung der Taster durch die entsprechenden Sounds angezeigt werden kann. Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, aber ich glaube durch die Banken bewegt man sich mit den Channel Up/Down Taster. Dieses unglückselige Durchsteppen durch 50 Banken hat absolut nichts mit Ergonomie und Bühnenfreundlichkeit zu tun. Das hat man sich von Roland oder gar Nord (ebenfalls zwei Taster für 20 Banken - ein krasser Gegensatz zur Produktsphilosophie, jede noch so unwichtige Funktion sofort erreichbar ist) abgeschaut.
Ein bißchen zur Kritik:
Absolut unwichtig, aber das Teil sieht irgendwie klobig aus. Da fehlt mir einfach ein bißchen die Liebe zum Design. Da gibt es Teilweise scharfe Ecken, Kanten, Plastikende, a propos Plastikende, sehr schade, dass Kurzweil hier kein Holz benutzt. Irgendwo habe ich gelesen, dass man dem Plastikteil Vorrang gab, weil manche Leute ihr Keyboard hochkantig an die Wand anlehnen und dabei könnten Kratzer auf dem Holzteil entstehen. Die jetzt verbaute Plastik dürfte mMn ebenso Kratzer mit Freude annehmen. Mein Geschmack ist es auch nicht, dass der hintere Teil nach oben gezogen ist. Ein leichter Knick den auch die Bodenplatte verfolgt. Macht einen unstabilen Eindruck auf dem Ständer obwohl das Keyboard in der Praxis stabil wie andere auch ist. Wie gesagt, absolut kein entscheidendes Argument für irgend etwas, aber schade dass man bei der Konzipierung von Stage Pianos auch designerisch von einem Piano ausgeht.
Etwas unglücklich gelöst finde ich teilweise die Beschriftung, ganz besonders beim Zahlenblock.
Zwei Dinge fallen negativ auf:
1. Beim Forte hat man, anders als noch beim PC3, die Kategorie-, Zahlen- und Buchstabentaster in einer physischen Taste vereint. Eine Taste hat jetzt drei Funktionen und es bereitet mir Schwierigkeiten, mich auf die entsprechende Funktion zu konzentrieren denn die unterschiedlichen Funktionen sind visuell kaum differenziert. Das kann man sich auf Bildern des Zahlenblocks leicht ansehen (findet man sofort über google). Dabei sticht die Beschriftung für die Kategorien hervor, während die Zahlen und Buchstaben in grauer Farbe (auf schwarzer Taste), ohne jegliche weitere visuelle Differenzierung auf der Taste aufgedruckt sind. Das lässt das Gerät etwas "ernsthafter" wirken, ist aber ergonomisch keine gute Lösung. Genauso ist die in blauer Farbe gehaltene Beschriftung auf schwarzem Hintergrund bei den Zonentastern keine wirklich glückliche Lösung.
Noch etwas was eher Erbsenzählung ist: Die zwei Octave Taster oberhalb der Räder. Hier spreche ich ganz für mich selbst: Ich werde einfach nie verstehen, wozu die gut sein sollten? Wer braucht auf einem 76- oder 88-Tasten Gerät Octave Taster. Wer braucht sie überhaupt? Wer kann fokusiert Piano spielen und ganz nebenbei an diesen Tastern herumfummeln? Oder verschwenden die Hersteller Hardware, damit man im finalen Akkord jene Taste erreicht, die in normaler Position nicht erreichbar ist. Wäre dankbar, wenn mir jemand einen Youtube Link gibt, wo eine Person ein Keyboard spielt und dabei diese Taster sinnvoll und effektiv einsätzt. Ich hätte es lieber, wenn ich sie als programmierbare Taster einsetzen kann. Wie gesagt, meine Meinung.
Software
Was mir so gerade einfällt: Gewöhnungsbedürftig ist natürlich die Tatsache, das entsprechende Taster aus der PC3 Serie fehlen und somit eine Tradition für langjährige Kurzweil User umgekrempelt werden muss. Vor allem gibt es keinen dedizierten Edit Taster, das übernimmt jetzt der Favorite 1 Taster. Keine schlimme Sache, nur man muss sich daran gewöhnen. Toll finde ich, dass man beim Programmieren und Speichern von Sounds
ENDLICH auch die Kategorie festlegen kann. Somit werden Sounds automatisch kategorisiert, und wenn man nach Lead Sounds sucht, dann kann man sie entsprechend schnell durch drücken des Kategorie Tasters und dann mit Dial oder mit den +/- Tastern auch entsprechend schnell finden. Ein unmögliches Unterfangen beim PC3. Insgesammt, die Darstellung der Parameter auf diesem neuen Display... da sieht man jetzt mehr auf einer Seite. Die Darstellung ist einfach nur mehr und nicht anders. Nicht ganz optimal gelöst ist die Darstellung des ausgewählten Parameters. Ein ausgewählter Parameter erscheint in einer mat orangener Farbe. Als ich zwei Files von einem USB Stick laden wollte, dann war das eine File in orangener Farbe, das andere File in weißer Farbe. Wenn man nun das Dial (zur Auswahl) dreht, dann wechseln diese zwei Files nur die Farbe und man ist nicht sofort sicher, welche Farbe nun "ausgewählt" bedeutet. Beim PC3 erschien der ausgewählte Parameter in Inversion und Verwirrungen waren ausgeschlossen.
Ich habe mein altes Piano Programm aus dem PC3 importiert. Lief problemlos! Dann habe ich 12 Samples (als Waves, nicht als Keymaps) importiert. Lief ebenfalls problemlos, bis auf die Tatsache, dass nur die ersten zwei Buchstaben erhalten waren und der Rest in scheinbar willkürlichen Buchstaben- und Zahlenkombinationen wiedergegeben wurde. Damit konnte ich nichts anfangen, alles wieder aus dem Speicher entfernt und am Computer als Keymap erstellt; siehe da, auf einmal werden auch die Namen der Wellenformen korrekt dargestellt.
Hierbei fällt mir ein: es wäre langsam letzte Zeit, dass man mit diesen DOSartigen Begrenzungen bei der Namensgebung aufhört. 16 Zeichen für Programme/Multis und noch weniger für Folder, Samples, Keymaps... mit Sehnsucht erinnere ich mich an die Zeit mit Korg wo ich (mindestens) 20 Zeichen zur Verfügung hatte und mir nicht verkrüppelte Abkürzungen ausdenken musste. Hier ist DOS in seiner schlimmsten Form am Leben erhalten, das muss doch 2016 nicht sein.
Übrigens, wenn man auf die Sample-Ebene geht, dann sieht man nicht mehr die Wellenform wie beim PC3K. Auch hält sich die Bearbeitungsmöglichkeit von Samples sehr, sehr in Grenzen und ist überhaupt nicht vergleichbar mit dem, was noch die K-Serie konnte. Sehr schade. Quasi größeres Display, gigantischer Samplespeicher, und ganze drei Funktion für die Bearbeitung von Samples.
Insgesammt: Die Richtung ist definitiv die richtige. Was ich mir in Zukunft wünschen würde wäre dann eine Feinabstimmung und weitere ergonomische Reife. Die Favorites Banken sollte man definitiv über den Zahlenblock wählen können. Alles andere ist ein Bilderbuchbeispiel wie man es nicht machen soll.
Externe Software
Der sagenumwobene Soundtower Editor. Also, Multimode Bearbeitung scheitert schon einmal daran, dass nur vier Zonen dargestellt werden. Da ist die App ein halbes Jahr im Verzug. Brav kündigt man aber dann obendrauf noch eine iOS Version an. Genauso wie beim Artis von man eine iOS Version herausgebracht hat... um eine iOS Version herauszubringen. Sinnloser Lartpourlartismus. Schon beim Entzippen der Datei vor der Installation (die man sich von Kurzweils Seite zieht) hat man eine HTML Datei mit der Bemerkung, man solle sich bei Problemen an Soundtower wenden. Das ist aus meiner Sicht immer noch die schlimmste Machenschaft von Kurzweil, wenn sie es auch gut meinen. Wie ich sehe, macht Soundtower derzeit absolut nichts außer Editoren für Kurzweil zu entwickeln, und dass Eine machen sie unvollständig und schlecht. Wie ich schon erwähnt habe, Multis hätte ich mir gern über den Editor programmiert. Das habe ich so schon beim Fantom G gemacht und bin mit der Maus am großen Bildschirm einfach schneller als auf dem Keyboard. Ich hoffe zumindest auf Besserung und werde den Herrn oder die Herren auch anschreiben.
Noch etwas, was wohl nicht an Kurzweil liegt: Obwohl mein Rechner den Forte sieht (Macbook Air, macOS Sierra), im AudioMidiSetup auch als Midigerät, wird der Forte in meinem Sequenzer Tracktion 7 nicht erkannt, wobei Tracktion den PC3K ordentlich erkennt. Das liegt höchstwahrscheinlich aber an Tracktion und da werde ich die Herren ebenfalls anschreiben müssen.
Und ganz am Ende eine Frage: kann ich die Intensität des Resonanzeffektes bei den neuen Pianos irgendwo etwas zügeln oder gar abstellen? Solo klingt das ja ganz gut und beeindruckend, im Bandkontext aber fürchte ich dass sich das eher negativ auf den Gesammtklang der Band auswirkt und den Pianoklang einfach nur "verklebt".
Und noch etwas!
Habe dann beim gestrigen Kauf auch diese kleinen Monitore von Kurzweil (KS40-A) gekauft obwohl ich schon welche habe. Wenn jemand Monitore kaufen will, diese sollte er nicht kaufen! Ich habe keinen grandiosen Klang alla Genelec/Adam/etc. erwartet, schon wegen der Größe nicht, aber der Klang... die sind eine gute Alternative zu den in Laptops verbauten Lautsprechern, nicht aber viel mehr. Nun, das sagt ja im Grunde schon der Preis.